Diskussion:Brückenbrüder
Brückenbau heute und im Mittelalter
Man muss kein Fachmann sein, um zu wissen, wie schwierig es heutzutage oft ist, ein Straßenbauvorhaben mit Brücke bis zur Ausführung zu bringen. Und wenn die Behörden und Minsterien alle zugestimmt haben, fehlen am Ende doch die erforderlichen Mittel ...
Man muss auch kein Historiker sein, um sich vorzustellen, dass es auch im Mittelalter nicht viel anders gewesen sein wird, bis Son Altesse illustrissime geruhten, die Sache zu genehmigen, nachdem auch das benachbarte Kloster durch Gebete und andere religiöse Zuwendungen bewegt werden konnte, von seinen feudalen Privilegien abzusehen und den Bau des Widerlagers auf seinem Grund zuzulassen. Geld muss ein noch größeres Problem gewesen sein als heute, lange vor den Medici und Fuggern, als Banken und Großkredite noch unbekannt waren.
Jean Mesqui schreibt in seinem Buch Le Pont en France avant le temps des ingénieurs (Picard, Paris 1986, ISBN 2-7084-0322-2), dass die Mittel für Bauvorhaben wie Brücken damals praktisch nur durch Spenden und Almosen, später auch durch Ablassbriefe aufgebracht werden konnten. Dazu bedurfte es der Inititative interessierter Personen, also wohl oft der maßgebenden Handelsherren der Stadt, die sich zu einer "confrèrie" zusammentaten (was sich modern wohl mit Interessengemeinschaft oder einem gemeinnützigen Verein übersetzen ließe), um über die lange Bauzeit hinweg das erforderliche Geld einzusammeln.
Mit einem religösen Orden oder einer klösterlichen Gemeinschaft habe das nichts zu tun gehabt. Wohl seien immer wieder Klöster beauftragt worden, die Mittelverwendung zu kontrollieren, da sie eine der wenigen Institutionen gewesen seien, die dazu überhaupt in der Lage waren. Mit dem eigentlichen Bau seien immer die wenigen Baumeister beauftragt worden, die solche Vorhaben ausführen konnten. Natürlich habe es Regelungen über die Arbeit auf der Baustelle gegeben, die auch religiöse Inhalte gehabt hätten (wie es in der damaligen, religiös geprägten Zeit üblich war), aber sie galten eben nur für die Zeit, die die Leute auf der Baustelle tätig waren.
Die "Frères Pontifes" seien ein Mythos, sie hätten in der heute angenommenen Form nie existiert. Der Titel "Pontifex Avenione / Pontife d'Avigon" sei erstmals 1665 aufgetaucht.
Der Mythos ist wohl von François-René de Chateaubriand (1768-1848) ausgestaltet worden, Eugène Viollet-le-Duc (1814-1879) hat wohl dazu beigetragen, später haben andere den Orden in ganz Europa bis nach Schweden und Großbritannien tätig werden lassen (obwohl es keinerlei Berichte von dieser umfangreichen Tätigkeit gegeben hat).
Man muss weder Ingenieur noch Historiker sein, um sich vorzustellen, dass Brückenbau damals wie heute nicht nur hingebungsvolle Tätigkeit zum Lobe des Herrn erfordert, sondern nun mal erfahrene Leute und sehr viel Material und Gerät erfordert und all das bezahlt werden muss. All das konnte von einer gläubigen Bruderschaft allein sicher nicht geleistet werden.
Es ist ganz erstaunlich, dass dieser Mythos seinen Weg bis in den Brockhaus und in Meyers Konversations-Lexikon gefunden hat und in unserer aufgeklärten Welt bis heute erzählt wird.
Ich werde den Artikel demnächst in die indirekte Rede setzen und ein paar Sätze gemäß Obigem hinufügen. --AHert (Diskussion) 21:09, 25. Okt. 2014 (CEST)
- Habe es umformuliert und ergänzt. --AHert (Diskussion) 12:36, 11. Nov. 2014 (CET)