Diskussion:Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus

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Der Artikel Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus hat im Laufe der letztlich erfolgreichen KLA vom 07. bis 14. November 2008 Anlass zu umfangreichen und kontroversen Diskussionen gegeben. Um Verbesserungen des Artikels zu erreichen, muss auf sehr verschiedene Interessen Rücksicht genommen werden. Dazu ist eine sachlich ruhige Vorgehensweise hilfreich. Es hat sich gezeigt, dass es zu Edit-Wars kommen kann, wenn umfangreiche Textänderungen direkt im Artikel gemacht werden. Deshalb sollten die Änderungswünsche (abgesehen von kleineren Änderungen wie Typo-Korrekturen, Wikilinks etc.) zunächst vorgestellt und diskutiert werden. Um die Diskussionsseite hier übersichtlich zu halten, wird gebeten, die Alternativ- oder Erweiterungstexte auf der Text-Vorschlagsseite einzustellen. Der Textvorschlag kann dann von der Diskussion aus verlinkt, diskutiert und gegebenenfalls verbessert werden, ehe er in den Artikel wandert. Vielen Dank für Eure Kooperation.

Stolp 23:00, 27. Nov. 2008 (CET)
Diese Diskussionsseite dient dazu, Verbesserungen am Artikel „Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus“ zu besprechen. Persönliche Betrachtungen zum Thema gehören nicht hierher. Für allgemeine Wissensfragen gibt es die Auskunft.

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Alltag der Bevölkerungsmehrheit vor dem Krieg 2

Hallo Stolp. Gibt es für folgende Darstellung der Stimmungslage in Württemberg auch einen Beleg? Oder ist das nur eine Übertragung einer allgemeinen Stimmung im gesamten Deutschen Reich?

Die Stimmungslage der Bevölkerung steigerte sich mit Hitlers außenpolitischen Erfolgen von 1935 bis 1938 und erlebte 1938 mit dem Anschluss Österreichs einen Höhepunkt. Dass mit Hilfe des Münchner Abkommens ein Krieg abgewendet werden konnte, steigerte die Popularität des „Führers“, die jedoch bei Kriegsausbruch am 1. September 1939 einen gehörigen Einbruch erfuhr.

Gruß --Holder (Diskussion) 08:50, 11. Jan. 2022 (CET)

Hallo Holder, vielen Dank für die Frage. Die Antwort lautet, wie Du wahrscheinlich vermutest, dass das keine spezifische Stimmungslage für Württemberg war, sondern die allgemeine Stimmungslage im gesamten Deutschen Reich widerspiegelt. Das hätte ich an der Stelle erwähnen können, und habe zwei Einzelnachweise inzwischen hinzugefügt. Vielleicht dachte ich damals, da es ja in der Einleitung wie folgt schon festgestellt wurde (siehe Einleitung „Die Zustimmung der Württemberger für Hitlers Person und Politik wuchs wie im übrigen Reichsgebiet stetig an und erreichte mit dem Anschluss Österreichs im März 1938 und dem Sieg über Frankreich im Juni 1940 ihren jeweiligen Höhepunkt“), dass ich es an der von Dir genannten Stelle nicht nochmals betonen müsste?
Inwiefern die Stimmungslage in Württemberg bezogen auf die genannten Ereignisse vom Reichsdurchschnitt abwich, darüber liegen mir leider keine Zahlen vor. Dass ich bei dem Satz auf Belege verzichtet habe ist ein Indiz, dass es mir beim Bearbeiten des Themas (vor etwa 14 Jahren) so evident erschien, dass ich wohl meinte, darauf verzichten zu können. Was die allgemeine Stimmungslage zum Anschluss Österreichs anbelangt, so darf ich aus dem Wikipedia-Artikel zum Anschluss folgenden Abschnitt zitieren:
Der „Anschluss“ wurde als weiterer persönlicher Erfolg Hitlers angesehen, der dem Führermythos erneute Nahrung gab und Hitlers charismatische Herrschaft weiter legitimierte. Hitlers Popularität reichte nun an die Begeisterung heran, die Otto von Bismarck nach der Reichseinigung genossen hatte, die von dem Erfolg, alle deutschsprachigen Menschen in einem Staat versammelt zu haben, in den Schatten gestellt zu werden schien. Die Deutschland-Berichte der Sopade berichteten, viele Deutsche seien nun zu der Überzeugung gekommen, dass „der Führer alles kann, was er will“. Das ist belegt bei Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949, C.H. Beck, München 2003, S. 622, 651 (hier das Zitat) u. 675.
Hitler hat ja dann diese überwältigende nationale Stimmungslage auch ausgenutzt, um sich in einer Volksabstimmung (verknüpft mit einer Reichstagswahl) seine Politik bestätigen zu lassen und erhielt dafür pro forma 99,71 % Zustimmung, was jedoch keine freie und faire Wahl war. Der Politikwissenschaftler Otmar Jung zitiert die Einschätzung der Deutschland-Berichte der Sopade, wonach auch in einer freien Abstimmung etwa 80 % für den „Anschluss“ gestimmt hätten, was indes nicht gleichbedeutend mit einem Bekenntnis zum Nationalsozialismus gewesen sei. Auch der Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler vermutet, dass die Abstimmung bei freien Bedingungen unter internationaler Aufsicht nicht wesentlich anders ausgegangen wäre.
Perfide war es, dass man seine Zustimmung für den Anschluss Österreichs in der Volksabstimmung nur mit der Zustimmung für die Liste der Neuzusammensetzung des Reichstags verknüpfen konnte. Das hat dann zu dem geführt, was man auch in dem Artikel Württemberg zur Zeit des Nationalsozialismus über das Verhalten von Bischof Joannes Baptista Sproll lesen kann:
Wegen der andauernden Angriffe der Nationalsozialisten auf die katholische Kirche blieb Sproll am 10. April 1938 der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs fern, da er der damit verbundenen Wahl für die Einheitsliste der NSDAP zum Großdeutschen Reichstag nicht zustimmen wollte.
Also, es gab Kritik am Regime, denn mehr als rund 80 % mehr oder weniger unkritische Hitlerverehrer waren es wohl selbst zu den für das Regime besten Zeiten nicht, aber offen kritisch zu sein war lebensgefährlich.
Und nun auch noch eine Anmerkung zu der in der Einleitung erwähnten Begeisterung vom Sommer 1940: Da findet sich im Artikel Westfeldzug folgender Satz: „Der deutsche politische Widerstand, der ein Scheitern des Westfeldzuges prognostizierte, erlitt einen schweren Rückschlag, da auch die Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Politik stieg.“ Hier habe ich auch einen konkreten Beleg für die Begeisterung in Württemberg. Am 3. Oktober 1940, einem Donnerstag, zogen die aus Frankreich heimkehrenden siegreichen Truppen durch Stuttgart und der Jubel der die Parade säumenden Bevölkerung war groß. Ein Foto dazu befindet sich auf Seite 336 (Bild 108) im Buch von Paul Sauer über Württemberg in der Zeit des Nationalsozialismus, erschienen in Ulm 1975. Dort findet sich auf den Seiten 325 bis 329 auch manches zur Stimmungslage speziell in Württemberg, die auch einzelne kritische Sichtweisen beinhaltet, aber generell betont auch Sauer, dass Hitler auch in Württemberg (wie im übrigen Reich) insbesondere von 1935 bis 1938 in weiten Kreisen der Bevölkerung eine uns heute kaum noch verständliche Verehrung genoss und lange Zeit (auch noch im Krieg) Fehlschläge und Krisen nicht ihm, sondern höchstens dessen Befehlsempfängern angelastet wurden.
Auf Seite 329 schreibt Sauer, dass eine überwältigende Mehrheit 1939 nichts sehnlicher wünschte als die Erhaltung des Friedens. Deshalb gab es bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 keine Begeisterung, ganz anders als im August 1914 (bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs), als die Bevölkerung von allgemeiner Kriegsbegeisterung erfüllt war und an einen schnellen Sieg glaubte, der bekanntlich nicht eintrat. Deshalb beflügelte der Sieg über Frankreich im Sommer 1940 noch einmal diese uns heute schwer vorstellbare nationale Begeisterung und Führergläubigkeit. --Stolp (Disk.) 10:43, 12. Jan. 2022 (CET)
Vielen Dank! --Holder (Diskussion) 12:05, 12. Jan. 2022 (CET)
Gerne :-) --Stolp (Disk.) 23:57, 13. Jan. 2022 (CET)