Hermann Distel

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Hermann Distel (* 5. September 1875 in Weinsberg; † 15. August 1945 in Hamburg-Bergedorf; vollständiger Name: Hermann Christian Distel) war ein deutscher Architekt.

Leben

Distel studierte zunächst an der Technischen Hochschule Stuttgart, dann an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Carl Schäfer und Friedrich Ratzel. Nach dem Studienabschluss im Jahr 1902 sammelte er erste berufliche Erfahrungen in Karlsruhe (im Architekturbüro Curjel & Moser), Zürich, Berlin, Freiburg im Breisgau und Breslau.

Mit seinem Studienfreund August Grubitz gründete er im Jahr 1905 in Hamburg das Architekturbüro Distel und Grubitz, das sich in den 1930er Jahren auf dem Gebiet des Krankenhausbaus spezialisierte.

Das 1910–1911 erbaute Haus in der heutigen Hermann-Distel-Straße 31 im Hamburger Stadtteil Bergedorf entwarf der Architekt als Wohnhaus für sich und seine Familie; er lebte dort bis zu seinem Tod. Ein Teil des ebenfalls von Distel entworfenen Mobiliars blieb erhalten. Das Gebäude ist ein Beispiel für die sogenannte Reformarchitektur nach der Jahrhundertwende und steht unter Denkmalschutz.

Werk

Bauten und Entwürfe (unvollständig)

Hauptgebäude der Universität Hamburg
Villa Distel in Bergedorf
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Montanhof
Ehemaliges Wehrkreiskommando Hamburg
Hospital de Santa Maria in Lissabon
  • Wettbewerbsentwurf 1908, Ausführung 1909–1911: „Vorlesungsgebäude“ (seit 1919 Hauptgebäude der Universität Hamburg), Edmund-Siemers-Allee 1[1]
  • 1910: Villa Prien, Eißendorfer Pferdeweg 34, Harburg
  • 1910: Erweiterung einer Montagehalle für das Eisenwerk G. Koeber in Harburg
  • 1910–1911: Villa Süchting
  • 1911–1912: Verwaltungsgebäude und Werkstor der Werft Blohm & Voss in Hamburg
  • 1911–1912: Landhaus Mahr
  • 1913: Villa Granzin, Hermann-Distel-Straße 15 (damals Bismarckstraße 15) in Hamburg-Bergedorf
  • 1913–1914: Pastorat St. Petri und Pauli in Bergedorf
  • 1914: Wettbewerbsentwurf für die Bebauung der Südlichen Altstadt (wesentliche Teile des Kontorhausviertels) (1. Preis, nicht ausgeführt)[2]
  • um 1916: Nitrozellulosefabrik der Dynamitfabrik Krümmel und Krümmeler Wasserturm, Geesthacht
  • 1919–1923: Neubau eines Schulgebäudes für die Emilie-Wüstenfeld-Schule in der Bundesstraße 78 in Hamburg-Eimsbüttel
  • 1922–1929: Kriegerheimstätten-Siedlung Wensenbalken in Hamburg-Volksdorf
  • 1924–1925: AOK-Gebäude in Hamburg-Borgfelde
  • 1924–1926: Kontorhaus „Montanhof“ in Hamburg
  • vor 1925: Fabrikanlage für die Internationale Galalith-Gesellschaft Hoff & Co. mbH in Harburg
  • 1927: Damen-Altersheim „Stresow-Stift“ in Hamburg-Volksdorf
  • 1927–1928: Erweiterungsbau des Diakonissenkrankenhauses Bethanien in Hamburg
  • 1927–1934: U-Bahnhöfe Stephansplatz und Jungfernstieg[3]
  • 1928–1931: Chirurgische Klinik des Israelitischen Krankenhauses in Hamburg-St. Pauli
  • 1929–1930: Verwaltungsgebäude für die Hamburgische Electricitäts-Werke AG (HEW) in Hamburg (in Zusammenarbeit mit F. Herold)
  • 1930: Seegrenzschlachthof Hamburg, Moorfleet
  • 1936: Standortkommando bzw. Wehrkreiskommando Hamburg in Hamburg-Harvestehude, Sophienterrasse 14
  • Entwurf 1938, Ausführung 1940–1953: Hospital de Santa Maria in Lissabon
  • 1939: Hospital São João in Porto, Portugal[4]

sowie mehrere Villen und größere Gebäudekomplexe in Hamburg-Bergedorf

  • 1940: Luftwaffenlazarett Halle-Dölau, Halle (Saale)

Schriften

  • Bergedorfer Stadtbaufragen. Wagner, Bergedorf 1914.
  • Das hamburgische Kontorhaus. Gebhardt, Leipzig 1926. (= Das Bürohaus, Band 2.)
  • Ausstellungs- und Kongresshallen in Deutschland. Boysen & Maasch, Hamburg 1929. (= Veröffentlichung der Patriotischen Gesellschaft Hamburg.)
  • Rationeller Krankenhaus-Bau. Kohlhammer, Stuttgart 1932.
  • (gemeinsam mit Karl Brandt): 1. Frauenklinik, Universitätsklinikum und Medizinische Institute, Berlin. Einzelbericht zum Ausführungsprojekt vom März 1943. Selbstverlag, Hamburg 1943.

Ehrungen

Die ehemalige Bismarckstraße im Hamburger Stadtteil Bergedorf wurde 1949 in Hermann-Distel-Straße umbenannt.[5]

Literatur

  • Theodor Raspe: Distel, Hermann. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 9: Delaulne–Dubois. E. A. Seemann, Leipzig 1913, S. 331 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Martin Feddersen: Über einige Bauten der Architekten Distel und Grubitz in Hamburg. In: Moderne Bauformen. Jg. 25, 1926, S. 113–138.
  • Carl Anton Piper: Architekt Hermann Distel, in Arbeitsgemeinschaft mit A. Grubitz (= Neue Werkkunst.) F. E. Hübsch, Berlin et al. 1929.
  • Werner Hegemann (Hrsg.): Krankenhäuser. Hermann Distel. Hegner, Hellerau 1931.
  • Distel, Hermann. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 570.
  • Peter R. Pawlik: Von Bergedorf nach Germania. Hermann Distel 1875–1945. Ein Architektenleben in bewegter Zeit. Murken-Altrogge, Herzogenrath 2009, ISBN 978-3-935791-32-8.
  • Peter R. Pawlik: Der Architekt Hermann Distel (1875–1945). Sein Lebenswerk und sein Einfluß auf Bergedorfs Stadtbild. In: Lichtwark-Heft. 63. Jahrgang 2010, Nr. 75, ISSN 1862-3549.

Weblinks

Commons: Hermann Distel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Vorlesungsgebäude in Hamburg. In: Deutsche Bauzeitung. 45. Jahrgang 1911, Nr. 49 f., S. 413–416, 425, 428–433, 437 f.
  2. Manfred F. Fischer: Das Chilehaus in Hamburg. Architektur und Vision. Gebr. Mann, Berlin 1999, ISBN 3-7861-2299-7, S. 19 f.
  3. Friedhelm Grundmann u. a.: Stationen Hamburger Architektur (= 100 Jahre die Zukunft im Blick. Teil 2). Hamburger Hochbahn AG, Hamburg 2008, ISBN 978-3-9812591-0-0, S. 38 ff.
  4. Broschüre des Krankenhauses (PDF).
  5. Hans Kellinghusen: Die neuen Straßennamen in Bergedorf (Teil II). In: Lichtwark, 1. Jahrgang 1949, Nr. 12, ZDB-ID 1123396-5.