Dorfinstitute

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Die Dorfinstitute, (türkisch: Köy Enstitüleri), waren zwischen 1940 und 1948 gegründete Ausbildungsstätten für Lehrer in der Türkei. Als wesentlicher Begründer der Dorfinstitute gilt der damalige Kultusminister der Türkei Hasan Ali Yücel.

Ziel

Die dort Ausgebildeten sollten in die bis dahin noch kaum mit Schulen ausgestatteten ländlichen Gegenden der Türkei entsandt werden, um dort öffentliche Bildungseinrichtungen für Jungen und Mädchen zu gründen. Auf diese Weise wurde binnen kürzester Zeit eine nahezu flächendeckende Versorgung des Landes mit Schulen erreicht.

Aufnahme und Lehrinhalte

Begabte Bauernkinder im Alter zwischen 11 und 18 Jahren, die bereits Lesen, Schreiben und Rechnen beherrschten, wurden aufgenommen und in landwirtschaftlich nützlichem Wissen, sowie Kenntnissen in Volksmusik, Gesundheitserziehung und türkischer Dichtung unterrichtet. Die Ausbildungspläne orientierten sich stets an der Praxis der zukünftigen in der Landwirtschaft tätigen Schüler und Schülerinnen.[1]

Schließung

Die Dorfinstitute wurden 1954 unter der Ministerpräsidentschaft von Adnan Menderes (DP) geschlossen und in herkömmliche Lehrerausbildungsanstalten umgewandelt. Als Grund wurde die Verbreitung von "hässlichem linken Gedankengut" angeführt.[2]

Liste der Dorfinstitute

Ort Gründungsjahr
Akçadağ / Provinz Malatya 1940
Akpınar-Ladik/ Provinz Samsun 1940
Aksu / Provinz Antalya 1940
Arifiye / Provinz Sakarya 1940
Beşikdüzü / Provinz Trabzon 1940
Cılavuz / Provinz Kars 1940
Çifteler / Provinz Eskişehir 1937
Dicle / Provinz Diyarbakır 1944
Düziçi / Provinz Adana 1940
Erciş / Provinz Van 1948
Gölköy / Provinz Kastamonu 1939
Gönen / Provinz Isparta 1940
Hasanoğlan / Provinz Ankara 1941
İvriz / Provinz Konya 1941
Kepirtepe / Provinz Kırklareli 1938
Kızılçullu / Provinz İzmir 1937
Ortaklar / Provinz Aydın 1944
Pamukpınar / Provinz Sivas 1941
Pazarören / Provinz Kayseri 1940
Pulur / Provinz Erzurum 1942
Savaştepe / Provinz Balıkesir 1940

Literatur

  • Perihan Ügeöz: Erziehung im Aufbruch. Die Dorfinstitute in der Türkei. Hitit, Berlin 1992, ISBN 3-924423-15-6.

Einzelnachweise

  1. Norbert Ricken (Hrsg.): Über die Verachtung der Pädagogik: Analysen – Materialien – Perspektiven. VS, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-14829-8, S. 404 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 12. Dezember 2020]).
  2. Klaus Kreiser: Kleines Türkei-Lexikon. München 1992, S. 99