Heidelberger Drogenbogen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Drogenbogen)

Der Heidelberger Drogenbogen ist ein Inventar (Fragebogen) zur Erfassung von kognitiven und behavioralen Risiko- und Schutzfaktoren beim Gebrauch illegaler psychoaktiver Substanzen.

Mittels des Inventars (Raab, 2008) sollen bisherige Lücken der Testdiagnostik im Bereich der Suchtprävention abgedeckt werden. Das heißt, es soll die allgemeine Diagnose von Substanzkonsum und – abhängigkeit verbessert werden. Dabei werden die bisher wenig erforschten illegalen Substanzgruppen Cannabis, Amphetamine, Ecstasy, Halluzinogene und Kokain fokussiert.

Das Inventar ist substanzspezifisch aufgebaut und umfasst zehn Module, die die Risiko- bzw. Protektivfaktoren Wissen über und Umgang mit diesen illegalen Substanzen erfassen. Durch den Aufbau in Modulen soll das Inventar je nach Bedarf für einzelne Substanzgruppen eingesetzt werden. Zu jeder der genannten Substanzgruppen wurden zwei Module konzipiert, die Folgendes erfassen: risikorelevantes Wissen bezüglich der entsprechenden Substanz (Wissensmodul) und – wenn bereits Erfahrungen mit der entsprechenden Substanz gemacht wurden – das Konsumverhalten (Verhaltensmodul).

Stand der Forschung

Zurzeit (2009) findet eine zweite Erhebung ab, nachdem der erste Teil des Forschungsprojektes Ende 2007 abgeschlossen werden konnte. Derzeitige teststatistische Ziele des Projektes sind die Standardisierung des Diagnostikinstruments, sowie die teststatistischen Absicherungs- und Qualitätsaspekte (hinsichtlich Retest-Reliabilität, kriteriumsorientierte Validität, Konstruktvalidität). Außerdem gilt es, das gesamte Inventar zu normieren und zu evaluieren.

Potentielle Einsatzbereiche

Möglichen Einsatz wird das Inventar später in primären und sekundären Präventionsprogrammen finden, ebenso in der klinischen Diagnostik im Sinne von Screenings von Substanzmissbrauch bzw. Substanzabhängigkeit und für eventuelle weiterführende Forschungsstudien.

Methodisches Vorgehen

Das Internet wird als hauptsächliche Erhebungsplattform genutzt. Darüber hinaus erfolgt auch eine bundesweite postalische Erhebung. Des Weiteren findet ein Einsatz des Instrumentes in kooperierenden ambulanten und stationären Einrichtungen im gesamten Bundesgebiet statt. Dazu gehören Drogenberatungsstellen, Drogenpräventionsprojekte sowie therapeutische Einrichtungen, bei denen Entgiftung und/oder langfristige psychologische Therapieziele im Vordergrund stehen. Außerdem ist auch eine Erhebung an weiterführenden Schulen in Planung.

Arbeitsgruppe und Forschungsinstitution

Das Projekt wird im Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg von Corina Raab und Jan Weinhold koordiniert. Betreut wird es außerdem von Rolf Verres, dem Leiter des Institutes für medizinische Psychologie am Uniklinikum Heidelberg.

Förderung und Finanzierung

Das Forschungsprojekt wird von der Studienstiftung des Deutschen Volkes unterstützt. Die Befragung wird finanziell von der Fritz Thyssen Stiftung, dem Hogrefe Verlag und dem Institut Medizinische Psychologie des Uniklinikums Heidelberg gefördert.

Projektlaufzeit

Das Projekt läuft seit Oktober 2007 und wird voraussichtlich im Oktober 2011 enden.

Bisherige Ergebnisse

1. Erhebung 2006

Zu Beginn wurde das Ziel verfolgt, die jeweiligen Skalen bzw. Module teststatistisch abzusichern und schließlich auf eine ökonomische Länge zu kürzen. Hinsichtlich praktischer Anwendungen sollte ein standardisiertes und ökonomisches Diagnostikinstrument entwickelt werden.

Eine gleichnamige, aber längere Internetversion des Drogenbogens wurde an 2400 Teilnehmern getestet. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer lag bei 25 Jahren, der jüngste Teilnehmer war 11 Jahre, der älteste Teilnehmer 62 Jahre alt. Knapp über die Hälfte der Teilnehmer waren männlich (51,3 %).

Alle Wissensmodule wurden mehr als 500 mal bearbeitet, alle Verhaltensmodule mehr als 100 mal. Die Fragen zu Cannabis wurden dabei am häufigsten beantwortet (Wissens- und Verhaltensmodul). Die Trennschärfen konnten insgesamt als gut, die Itemschwierigkeiten dagegen insgesamt als niedrig und die Selektionsindizes als mittelmäßig beurteilt werden. Die faktorenanalytischen Ladungen zeigten durchschnittlich hohe Haupt- und niedrige Nebenladungen und unterstützten die Itemselektion. Die internen Konsistenzen verringerten sich infolge der Testlängenverkürzung. Sechs Skalen zeigten mittlere, vier Skalen niedrige Konsistenz-Koeffizienten. Für die fünf Verhaltensmodule wurden jeweils zwei Validitätskoeffizienten ermittelt. Für alle Verhaltensmodule wurden mittlere bis sehr hohe Validitäten beobachtet.

Literatur

  • Corina Raab: Illegale Drogen: Konstruktion eines modularen Inventars zur Erfassung von kognitiv-behavioralen Risiko- und Protektivfaktoren. Vdm Verlag Dr. Müller, 2008, ISBN 978-3-8364-7241-8, S. 348.

Weblinks