Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

Apfelwein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Ebbelwei)
Apfelwein im „Gerippten

Apfelwein, auch „Viez“, Apfelmost, Saurer Most, regional auch nur Most, im Hessischen Ebbelwoi, ist ein Fruchtwein, der meist aus einer Mischung verschiedener, relativ säurehaltiger Äpfel gekeltert und alkoholisch vergoren wird. Auch Holzäpfel können so verwertet werden. Der natürliche Alkoholgehalt beträgt 5 bis 7 Vol.-%. Apfelwein hat meist einen herben, sauren Geschmack, da zu seiner Herstellung traditionell herbe und sauere Äpfel verwendet werden. Je nach verwendeten Apfelsorten muss der Geschmack deshalb nicht notwendigerweise herb bzw. sauer empfunden werden. Im Verlaufe des Gärprozesses sinken die durch den steigenden Alkoholgehalt abgestorbenen Hefen und Fruchtbestandteile auf den Boden des Gärbehälters.

Die Apfelweinkultur in Hessen wurde 2022 auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes gesetzt.

Name

Im mittelhessischen und im südhessischen Dialekt, etwa dem Untermainländischen und Frankfurterischen wird Apfelwein wie „Ebbelwoi“, „Äbbelwoi“ oder „Ebbelwei“ gesprochen und scherzhaft auch als „Schtöffsche“, „Hoheasthoimer“ oder „Reweblut vom Ebbelbaam“ bezeichnet. Die Bezeichnung „Hessischer Apfelwein“ ist hingegen eine „geschützte geographische Angabe“, die besagt, dass seine Vergärung, Klärung und das Abfüllen in Hessen erfolgen muss.[1] Rund die Hälfte der Äpfel für den Hessischen Apfelwein kommen von außerhalb Hessens. Bei dem in den Medien häufig verwandten Begriff „Äppler“ handelt es sich nicht um eine traditionelle Bezeichnung, sondern um einen Kunstnamen, der in den 1980er Jahren von Großkeltereien zu Werbezwecken eingeführt wurde. In traditionellen Apfelweinschenken wird der Apfelwein meist schlicht als „Schoppen“ (frankfurterisch „Schobbe“) und der Apfelwein- wie der Weintrinkende als „Schobbepetzer“ bezeichnet.

An der Mosel, in der Eifel, im Hunsrück, an der Saar und in Luxemburg trägt Apfelwein den Namen „Viez“, der aus römischer Zeit (lat. vice = der zweite oder stellvertretende Wein, vice vinum = Weinersatz) stammt und andeutet, dass Apfelwein als Ersatz für den echten Wein getrunken wurde.

Im Oberdeutschen ist die übliche Bezeichnung Most, dem in vielen Regionen – u. a. im österreichischen Mostviertel – auch Birnenmost beigemischt wird.

In der Schweiz wird der vergorene Apfelsaft „sure Moscht“ oder „sure Saft“ (von sur/suur = sauer) genannt.

Geschichte

Äpfelweinstube in Sachsenhausen (1865)
Schild der Apfelweinkeltereien mit eigenem Ausschank in Frankfurt am Main

Schon die Griechen und Römer kannten die Herstellung des Apfelweines (lat. vinum ex malis factum), so auch in Augusta Treverorum, dem heutigen Trier. Plinius der Ältere (23/24 bis 79 n. Chr.) berichtet: „Vinum fit e piris malorumque omnibus generibus“ (man macht Wein aus Birnen und allen Sorten von Äpfeln) und führt auch Mostäpfel (mustea) an. Der Ackerbauschriftsteller Palladius beschreibt im 4. Jahrhundert n. Chr. die Zubereitung des Weines aus Birnen. Auch ist belegt, dass die Germanen, bereits bevor die Römer kamen, sich in der Herstellung des Obstweines auskannten (überlieferte germanische Benennung: Ephiltranc). Durch die Niederlassung der Römer kamen dann andere Obstsorten ins Land, die das einheimische Wildobst verdrängten. Es kam zur Belebung der Obstweinproduktion.

In Frankfurt ist der Apfelwein um das Jahr 1600 nachgewiesen. Bereits 1638 wurde per Ratsverordnung eine Reinhaltungsbestimmung festgelegt, an die sich die Apfelweinkelterer noch heute halten müssen.

1754 wurde die erste Schankerlaubnis in Frankfurt erteilt, seit diesem Zeitpunkt wurde das Getränk auch versteuert.

Damals wurde der Apfelwein aber noch nicht als das Frankfurter Traditionsgetränk angesehen, das es heute ist, sondern als schlichtes Alltagsgetränk, das die kleinen Leute im Hauskeller gären ließen. Das wohlhabende Frankfurt trank damals eher den guten Tropfen, der noch heute im Rhein-Main-Gebiet und besonders auch im Frankfurter Stadtgebiet wächst. Als dessen preisgünstiger Ersatz wurde Apfelwein vor allem durch die in den 1860er Jahren in Europa einsetzende Reblausplage populär. Viele der verödeten Rebflächen wurden fortan als Obstgärten genutzt.

Herstellung

Packpresse zur Apfelentsaftung

Apfelwein ist herkömmlich ein reines Naturprodukt. Wie trüb der Apfelwein ist, hängt davon ab, wie lange er ruht und ob er mit Schönungsmitteln behandelt wurde oder nicht.

Bei der frühesten Herstellung des Apfelweins wurden die Äpfel zunächst von Hand in einem großen Trog zerstoßen. In späteren Zeiten zerquetschte ein von Pferde- oder Menschenkraft gerollter Mahlstein die Früchte und presste sie dabei zugleich in einer, aus einem Baumstamm ausgehöhlten Rinne aus. Das Herstellen des Pressgutes erfolgt heute durch Häckseln der ganzen Früchte samt Schale, Stiel, Kernhaus und Kernen zu einem groben Brei. Diesen Brei füllten die Kelterer früher in einen quadratischen hölzernen Rahmen, in über die Ecken darüber gelegte quadratische Tücher, schlugen die vier Tuchzipfel über dem Pressgut zusammen, entfernten den Rahmen und legten einen Rost aus hölzernen Lättchen darüber. Durch bis zu dreißigmaliges Wiederholen dieses Vorgangs entsteht unter dem Pressstempel ein ca. 1 m hoher Stapel. Durch Drehen einer Holzwinde, heute durch einen Hydraulik-Kolben, wurde und wird der Pressstempel auf den Stapel und der Stapel zusammen- und ausgedrückt. Aus der Presse lief nun der aromatische Saft in die Transportgefäße oder direkt in die im Keller lagernden Eichenholzfässer. Dort begann er, häufig nach dem Zusetzen von Hefe, zu gären. Dies wird besonders von Hobbygärtnern genutzt, die nach dem Schreddern der Äpfel und Pressen der Schnitzel den Apfelsaft direkt in Gärfässer (früher Glasballon, d. h. große Glasflaschen) abfüllen. Der natürliche Zuckeranteil sowie die Umgebungshefe lösen den Gärprozess aus, der bis zur völligen Durchgärung etwa drei bis vier Monate dauert. Dabei fallen die Hefe und Reststoffe nach unten aus und die entstehenden Gase entweichen über das Gärröhrchen. Nach Umfüllen, d. h. Trennung der Reststoffe, ist der Apfelwein über Jahre haltbar. Da der Apfelwein somit weder erhitzt noch mit Gärzusätzen oder -stoppern versetzt oder nachträglich gesüßt wird, sind Apfelweinfreunde der Ansicht, dass Apfelwein gesünder sei als Apfelsaft, da letzterer, soll er ungekühlt über längere Zeit haltbar sein, pasteurisiert (z. B. über 15 bis 150 Sekunden auf 82 bis 90 °C erhitzt) werden muss.

Der ausgepresste Trester dient noch als Tierfutter.

Bei der heutigen Herstellung werden die Äpfel meist mit großen Membranpressen gekeltert. Eine Methode ist, die Äpfel in Rinnen, die im Boden eingelassen sind, in die Kelterei zu schwemmen und gleichzeitig zu waschen. Dann gelangen die Äpfel von dort in ein Becken, aus dem sie durch den Elevator (langes und breites Rohr mit einer Kette und Hubförderelementen) an dessen Ende grob gemahlen oder und in einen Bottich befördert werden.

Die Masse aus grob gemahlenen Äpfeln nennt man Maische. Diese darf bei der Apfelweinherstellung nicht zu fein werden, da sie sich sonst nicht optimal auspressen lässt. Die Maische wird durch ein Rohr in die Presse transportiert. Der frisch gepresste Apfelsaft wird direkt in Edelstahl- oder Fiberglastanks gefüllt. Auf diese Weise können mehrere Tonnen Äpfel gleichzeitig verarbeitet werden.

Während des Gärungsprozesses wird der im Apfel enthaltene Zucker von der fruchteigenen und der zugegebenen Reinzuchthefe abgebaut. Bei diesem Vorgang entstehen Alkohol und Kohlendioxid, das als Gärschaum schützend den gärenden Saft abschließt und den im Tank verbliebenen Luftpuffer verdrängt. Dies dauert acht bis zehn Tage und wird „stürmische Gärung“ genannt. Da das in großen Mengen austretende Kohlendioxid ab gewissen Volumenkonzentrationen in der Atemluft zu Bewusstseinsstörungen und zum Tode führen kann, darf in den Herstellungsräumen nur bei laufender Lüftung gearbeitet werden. Bei der privaten Herstellung für den Eigenbedarf lässt man für diese Zeit Fenster und Türen im Keller offen.

Ruht der Apfelwein nur kurze Zeit auf seiner Hefe, schmeckt er nicht besonders aromatisch. Je nach gewünschtem Aroma zieht der Kelterer den Wein entweder früher oder später von der Hefe weg, indem er ihn ohne die Hefe in ein anderes Fass umfüllt. Daher schmeckt der Wein eines jeden Fasses etwas anders.

Bei der industriellen Fertigung wird der naturtrübe Charakter künstlich hervorgehoben, um dem Apfelwein eine Öko-Note zu verleihen.

Die übrig gebliebenen Apfelreste werden Trester genannt. Dieser ist gut als Futtermittel für Schafe und Rinder geeignet. Schweine vertragen diesen Trester nicht, denn sie haben einen für die Obstreste zu empfindlichen Magen. Der Großteil des Tresters wird landwirtschaftlich als Kompost verwertet, da die Menge den Bedarf an Schaffutter bei weitem übersteigt. Eine weitere, aber selten praktizierte Möglichkeit ist das Brennen der abgepressten Obsttrester, nachdem diese einen Gärungsprozess durchlaufen haben. Das Resultat ist ein Obsttresterbrand.

Die Erntesaison beginnt im Herbst. Die Äpfel werden dann kalt ausgepresst, und man erhält den sogenannten Süßen oder Süßen Viez (Mosel-Saarbereich), der in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz oft Most oder Süßmost genannt wird. Nach einigen Tagen wird daraus dann ein Rauscher, also ein gärender Most, der auf der Zunge bitzelt (siehe Kohlensäure) und dem Sauser oder Federweißen beim Traubenwein entspricht. Der Name Rauscher leitet sich offenbar von dem Rauschen ab, das man mit dem Ohr am Glas vernehmen kann. Besonders nach dem Genuss mehrerer Gläser kann der Rauscher unvermittelt abführende Wirkung zeitigen. Auf den Rauscher bezieht sich das Apfelweinlied von der Fraa Rauscher aus der Sachsenhäuser Klappergasse. Im weiteren Verlauf entstehen dann der helle Neue und der Alte. Auf letzteren bezieht sich das erwähnte doppeldeutige Lied ebenfalls.

Einige wenige kommerzielle Apfelweinhersteller erhitzen die Äpfel vor dem Pressen, wodurch eine etwas höhere Saftausbeute erzielt wird, die nach Meinung vieler Apfelweinfreunde jedoch zu Lasten des guten Geschmacks geht.

Eine Variante des Apfelweins wird mit dem Saft der Früchte des Speierlingbaumes versetzt. Diese „Säuerung“ klärt den Wein durch den hohen Gerbstoffgehalt und macht ihn länger haltbar. Weitere weniger bekannte Zusätze sind Quitte, Mispel, Eberesche oder Schlehe, im süddeutschen Raum und Österreich auch die Mostbirne und alle anderen Arten von schnittfesten Birnen.

Manche Hersteller verwenden im südwestlichen Raum meist den so genannten Holz- oder Viezapfel (klein und sehr säurehaltig, eine Mostapfel-Sorte, die nicht mit dem Wildapfel identisch ist) und mischen diesen (aus Mangel an Masse) mit zum Teil eingeführten etwas süßeren Sorten. Das Mischverhältnis wird aber so gering wie möglich zugunsten der Holzäpfel gehalten, damit der urtypische Geschmack erhalten bleibt.

Apfelwein wird normalerweise nicht aus den modernen Tafelapfelsorten hergestellt, da diese auf viel Fruchtzuckergehalt gezüchtet sind. In der Kelterung ist man auf die säurehaltigen älteren Sorten aus dem Streuobstbau angewiesen. Der Konsum von Apfelwein trägt nicht nur zum Fortbestand der alten Apfelsorten bei, sondern auch zum Erhalt der früher landschaftsprägenden Streuobstwiesen. Ferner wird auf Apfelsorten mit einem geringen Pektingehalt geachtet, da dieses im Apfel natürlich vorkommende Verdickungsmittel durch die Hefe zum giftigen Methanol vergoren wird.

Alte Apfelsorten, die für die Apfelweinherstellung wichtig sind, sind z. B. Weißer Matapfel, Viezapfel, Bohnapfel, Erbachhofer Mostapfel, Roter Trierer Weinapfel.

Apfelwein – besonders die schwächeren Qualitäten oder Überschussproduktion – dient zur Herstellung von Apfelbrand. Häufig wird aber die vergorene Apfelmaische zur Brandherstellung verwendet, so spart man sich den Prozess des Kelterns.

Darreichung

Apfelwein wird, da er häufig trüb ist, üblicherweise im Gerippten (Glas mit Rautenschnitt, dessen Schnitte das Licht reflektieren) serviert. Die Größe dieses Glases beträgt häufig 0,25 Liter. Von Großkeltereien in 1-Liter-Flaschen angelieferter Apfelwein wird meistens in Gläsern zu 0,25 Liter (die große Variante fasst 0,5 Liter) ausgeschenkt. Die traditionelle Glasgröße ist jedoch 0,3 Liter. An ihr halten die traditionellen Apfelweingaststätten und deren Gäste fest. Das 0,25-Liter-Glas wird denn auch folgerichtig als „Beschisserglas“ bezeichnet, da es weniger Apfelwein zu meist gleichem Preis mit sich bringt. Der Ausschank von Apfelwein in anderen Glasarten (beispielsweise Longdrinkgläsern) ist absolut unüblich. Ein mit Apfelwein gefülltes Geripptes wird auch als Schoppen bezeichnet. Das gerippte Muster der Apfelweingläser stammt aus der Zeit, als noch vorwiegend ohne Besteck gegessen wurde und die Gläser ohne Musterung leichter aus den dann fettigen Händen glitten als die Gerippten.

In Gesellschaft oder bei größerem Durst bestellt man Apfelwein auch im Bembel, einem Krug aus Ton, der den Apfelwein kühl hält. Das dickbäuchige Gefäß aus salzglasiertem Steingut hat üblicherweise eine graue Grundfarbe mit blauem Muster. Die verschiedenen Größen werden in der Regel nach ihrem Inhalt in Gläsern benannt, beispielsweise 4er- oder 8er-Bembel, dabei sind je nach Verwendungsort die kleinen 0,25-Liter- oder die 0,3-Liter-Gläser zugrundegelegt. (Dementsprechend kann ein 4er-Bembel einen Liter, aber auch 1,2 Liter Apfelwein enthalten). Die Bembel werden traditionell im Kannenbäckerland, einer tonreichen Gegend im Westerwald zwischen Montabaur und Rhein, hergestellt.

Apfelweinwirtschaften, die den Apfelwein noch selbst keltern, sind berechtigt, einen grünen Fichtenkranz mit dem Bembel vor der Tür aufzuhängen (diese Tradition soll aus dem Jahr 1641 stammen), allerdings wird dieses ungeschützte Zeichen oftmals missbraucht.

In Eifel, Hunsrück, Moseltal, am unteren Saarverlauf und Trier ist das Trinkgefäß „Viezporz“ (meist 0,4 l, inzwischen auch als 0,2 l oder Miniatur für Schnaps (4 cl) erhältlich) zu Hause, der aus weißem Porzellan oder Steingut besteht, woher auch der Name „Porz“ abgeleitet ist (gesprochen: „Poarz“ oder „Peerzi“ = moselfränkisch). Beliebt ist hier auch der frisch gepresste so genannte „süße Viez“. In früheren Zeiten bewahrte man den Viez in größeren Steingutgefäßen auf (Viezkrug), ähnlich dem „Bembel“ im Frankfurter Raum.

Apfelwein als Heißgetränk

Als altes Hausmittel gegen Erkältungen oder auch als wärmendes Getränk in der kalten Jahreszeit ist der heiße Apfelwein (in Österreich: Glühmost) beliebt, wobei der Apfelwein erhitzt (aber nicht gekocht) und mit Zimtstange, eventuell Gewürznelken und Zitronenscheibe serviert wird. Bei dieser Variante ist die Beigabe von Zucker ausnahmsweise nicht tabu.

Für „heißen Apfelwein“ benötigt man an Zutaten: 1 Liter Apfelwein, 125 Milliliter Wasser, 60 Gramm Zucker, eine Viertel Stange Zimt, drei Gewürznelken und zwei Scheiben einer unbehandelten Zitrone. Zucker, Zimt und Gewürznelken werden mit dem Wasser aufgekocht, und dann lässt man dieses Gemisch 30 Minuten ziehen. Danach werden die Gewürze aus dem Topf genommen. Anschließend wird der Sud mit dem Apfelwein vermischt und vorsichtig bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt.

Apfelwein als Mischgetränk

  • Die üblichste ist der Sauergespritzte oder auch einfach nur „Sauer“, „Saurer“ oder „G’spritzte“: verschnitten mit Mineralwasser, also eine Apfelweinschorle oder Viezschorle. Wer mehr als die übliche Menge Wasser in seinem Apfelwein wünscht, bestellt einen Tiefgespritzten beziehungsweise einen Batschnassen. Diese Sitte stammt aus der Weinära Frankfurts, in der die herben Sorten üblicherweise mit Wasser verdünnt werden mussten. In Österreich wird diese Variante auch scherzhaft „Feuerwehrmischung“ genannt. Eine weitere Bezeichnung ist das „Spruvi“ (von Sprudel-Viez) aus dem Raum Trier.
  • Ebenfalls verbreitet ist der Süßgespritzte (selten auch Süßer genannt, aber nicht zu verwechseln mit dem nur zur Erntezeit erhältlichen frisch gepressten „Süßen“, einer Vorstufe des Apfelweins; siehe unter Herstellung): verschnitten mit Orangen- oder Zitronenlimonade oder auch mit frischem Apfelmost. Im moselfränkischen trägt die Mischung die Bezeichnung Viez-Limo oder seltener Lim-Viez.
  • Im Schwäbischen gibt es noch „Mostbowle“: Apfelwein, Zitronenlimonade und in Scheiben geschnittene unbehandelte Zitrone, wird im Sommer als Erfrischung getrunken.
  • Im Winter bildet das Getränk die Basis für Heißen Äppler, der außerdem Zucker, Zimt, Gewürznelken und mitunter auch Zitronenscheiben und Honig enthält.
  • Auch beliebt ist das Mischen von Apfelwein und Apfelsaft (Halbe-Halbe). In der Ostschweiz wird diese Mischung auch als „ghürotne“ (Geheirateter) bezeichnet.
  • Besonders von Jugendlichen wird Apfelwein mit Cola gemischt. Diese Mischart nennt sich „Appelwein-Cola“ oder „Zitsch“. Im Frankfurter Raum ist auch die Bezeichnung „Korea“ verbreitet. Im Hessischen Ried hat sich hingegen die Bezeichnung „KE“ (Kola-Ebbelwoi) durchgesetzt. In der Region Trier ist der Begriff „Covi“ gebräuchlich.

Einige Puristen unter den selbstkelternden Wirten verweigern den Ausschank von Süßgespritztem. So gibt es beispielsweise einige Frankfurter Apfelweinlokale, in denen grundsätzlich kein Süßgespritzter ausgeschenkt wird. Bestellt ein Gast ihn dennoch, so werden ihm Apfelwein und Limonade getrennt voneinander serviert, der „Kulturfrevel“ des Mischens wird ihm selbst überlassen.

Um den Geschmack des Apfelweins in der gewünschten Weise zu verändern, geben die Kelterer zu den Äpfeln auch Quitten, Mispeln und Speierling hinzu. Beim Speierling weist manchmal der Name nicht auf die Frucht, sondern auf einen besonders herben Apfelwein hin – echter Speierling ist recht selten und daher teuer. Hinzu kommen die von Kelterei zu Kelterei verschiedenen Bräuche und Herstellungsarten, die oftmals zu sehr großen Unterschieden im Geschmack führen.

Rechtliches

Lebensmittelrechtlich gehört Apfelwein sowie die anderen Gärprodukte des Apfelsüßmostes (Apfel-Perlwein, Apfelschaumwein, Sidre etc.) in die Kategorie der „weinähnlichen Getränke“. Weinähnliche Getränke fallen nicht unter das Weinrecht, sondern unter die allgemeinen Vorschriften des Lebensmittelrechts (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch). Im Speziellen regelt die Verordnung über alkoholhaltige Getränke (AGeV) in ihrem Zweiten Abschnitt Weinähnliche, perlweinähnliche und schaumweinähnliche Getränke und hieraus weiterverarbeitete alkoholhaltige Getränke[2] die Herstellung, Beschaffenheit und Bezeichnung dieser Erzeugnisse.

„Um weinähnliche Getränke deutlich von Produkten des Weinbaus zu unterscheiden, ist eine genaue Kennzeichnung vorgeschrieben. Damit eine Verwechslung mit Erzeugnissen des Weinrechts ausgeschlossen wird, dürfen weinähnliche Getränke als ‚…wein‘ nur mit solchen Wortverbindungen in den Verkehr gebracht werden, die die Ausgangsstoffe kennzeichnen, aus denen sie hergestellt sind, wie z. B. ‚Kirschwein‘ oder ‚Birnen-Schaumwein‘. Dagegen sind Bezeichnungen wie ‚Wein aus Kirschen‘ oder ‚Schaumwein aus Birnen‘ unzulässig.
Ein Zusatz von Schwefeldioxid oder dessen Verbindungen zur Stabilisierung der Erzeugnisse ist üblich. Da dieser Stoff für manche Menschen unverträglich ist, muss ein Restgehalt von mehr als 10 mg/l kenntlich gemacht werden. Auf Fertigpackungen erfolgt dies meist in Form der sogenannten Allergenkennzeichnung ‚enthält Sulfite‘. Bei offen abgegebenen Erzeugnissen muss dagegen der Hinweis ‚geschwefelt‘ angebracht werden.“

Die Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg

Die Apfelweinkultur in Hessen wurde 2022 auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes gesetzt. Der Antrag wurde vom Verein Apfelwein Centrum Hessen gestellt und vom Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützt. Nach dem Kratzputz ist sie das zweite immaterielle Kulturerbe aus Hessen.[3]

Agrarpolitik

Im November 2007 wurden der Bildzeitung Informationen zugespielt, wonach EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel den Begriff Apfelwein verbieten wollte. Demnach sollten nur alkoholische Getränke, die aus Weintrauben gewonnen werden, als „Wein“ bezeichnet werden dürfen. Im beginnenden Landtagswahlkampf versuchte die CDU-Landesregierung von Roland Koch die Empörung zu nutzen und rief eine Initiative »Rettet unseren Apfelwein« ins Leben. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Umbenennungspläne der EU bereits vor Monaten auf massiven Protest zahlreicher EU-Mitgliedstaaten gestoßen und damit faktisch vom Tisch waren.[4]

Verbreitung

Datei:Keltertag2006.ogg

Apfelweinviertel in Frankfurt-Sachsenhausen

Hergestellt und konsumiert wird Apfelwein überwiegend:

Medien

Die ARD-Sendung Zum Blauen Bock mit den Fernsehwirtsleuten Heinz Schenk und Lia Wöhr als Showmastern machte „Ebbelwoi“ und den dazugehörigen „Bembel“ bundesweit bekannt.

Im Januar 2005 wurde das erste Mal der frische Apfelwein des aktuellen Jahrgangs im Rahmen einer Fernsehsendung des hr fernsehens im Beisein politischer Größen angestochen. Diese Veranstaltung wurde 2006 wiederholt und soll als Tradition fortgesetzt werden.

Seit 2005 gibt es in Frankfurt am Main das „Original Frankfurter Apfelweinquartett“. Das Kartenspiel, bestehend aus 32 Spielkarten, einem Stadtplan und einer Regelkarte, präsentiert 32 Frankfurter Apfelweinlokale und stellt einen unterhaltsamen Wegweiser von Schoppen zu Schoppen dar. Kategorien sind unter anderem „Größter Bembel“, „Preis des Schoppens“ und „Gewicht des Rippchens“. Ein Jahr später erschien eine neue, inhaltlich überarbeitete Auflage des Kartenspiels mit neuen lokalen und aktualisierten Kategorien.

Mostarten in Österreich

Da der Most in Österreich bereits lange Zeit in verschiedenen Regionen erzeugt und angeboten wird, wurden auch einige Sorten sowie deren Regionen im Register der Traditionellen Lebensmittel aufgenommen und bekamen unter der Dachmarke Genussregion Österreich auch dementsprechend den jeweiligen Herkunftsregionen Namen, wie die Region Bucklige Welt Apfelmost,[6] die Region Lavanttaler Apfelwein für das Lavanttal, wo der Most auch als Apfelwein bezeichnet wird,[7] oder ebenfalls im Lavanttal die verschiedenen Mostbarkeiten.[8]

Ähnlich dem Apfelmost, der auch in Österreich in verschiedenen Regionen angeboten wird, gibt es diesen auch als Birnenmost. Der Mostviertler Birnenmost wurde von der EU-Kommission im Jahr 2011 in die Kategorie Lebensmittel mit geschützter geografischer Angabe aufgenommen.[9] Ebenfalls im Jahr 2011 wurden Ergebnisse von Verkostungen des Mostes aus dem Mostviertel auch in das österreichische Weinmagazin Falstaff aufgenommen.[10] Dieser Most wurde auch in das Register der Traditionellen Lebensmittel aufgenommen. Außerdem ist der Most Namensgeber für die Region im Rahmen des österreichweiten Projekts Genussregion Österreich.[11]

Apfelwein in anderen Ländern

Alte Saftpresse in Balgach in der Schweiz

Moussierende Varianten des Apfelweins werden Apfelschaumwein oder Apfelsekt genannt. In Frankreich heißt dieses Getränk Cidre, in Großbritannien, Irland, Schweden, Südafrika, USA Cider, in Spanien Sidra, im Baskenland Sagardoa, in Slowenien Jabolčnik und in Finnland Siideri.

Ein dem Apfelwein ähnliches alkoholisches Getränk, das aus Äpfeln und/oder Birnen hergestellt wird, trägt in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich den Namen Most.

In der Schweiz wird unterschieden zwischen Apfelwein (klar, spritzig) und saurem Most (klar oder trüb), das heißt gegorenem Apfelsaft. Saurer Most wird vor allem in der Ostschweiz produziert, wo er der Einfachheit halber „Saft“ genannt wird. Der Kanton Thurgau, der schweizweit am meisten Äpfel produziert, wird auch (scherzhaft) als „Mostindien“ bezeichnet.

Auch in Spanien und Frankreich wird Apfelwein nach diesen beiden Herstellungsarten produziert. Saurer Most (trüb) wird sowohl im französischen als auch im spanischen Teil des Baskenlandes hergestellt und darüber hinaus in der weiter westlich gelegenen spanischen Region Asturien. Der saure Apfelwein, der dem hessischen Apfelwein sehr ähnlich ist, wird in Spanien sidra natural (natürlicher Apfelwein) und in Frankreich cidre basque (baskischer Apfelwein) genannt. Der eher süßliche mit Kohlensäure versetzte Apfelperlwein wird in Frankreich hauptsächlich in der Normandie und der Bretagne gekeltert. In Asturien werden beide Sorten produziert. Er wird in Spanien sidra dulce (süßer Apfelwein) und in Frankreich cidre breton (bretonischer Apfelwein) genannt.

Museen

Es gibt verschiedene Museen, die sich ausschließlich mit Apfelwein und Apfelschaumwein beschäftigen:

In Frankfurt am Main gab es von 1991 bis 2011 das Frankfurter Äpfelweinmuseum. Das maßgeblich von Günter Possmann und Helmut Lenz vorangetriebene Museumsprojekt, zu dem die Gaststätte Historix gehörte, befand sich im Historischen Museum der Stadt. Mit dem Abriss des 1972 errichteten Museumsgebäudes wurde das Apfelweinmuseum geschlossen und die Planungen für den Neubau sehen keine Neueröffnung vor. Im Februar 2012 gründete sich der Trägerverein Deutsches Apfelweinmuseum e. V., der ein neues Apfelweinmuseum in Frankfurt plant.

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Barme: Nacktarsch, Viez und Ledertanga: Ausflüge in die Kulturgeschichte des Mosellandes. Verlag S. MO, Kordel 2012, ISBN 978-3-940760-37-1.
  • Helga Faber: Die Welt des Apfelweins: Vom Stöffche über Cider und Cidre bis zu Sidra und Viez. Naumann, Hanau 2011, ISBN 978-3-940168-94-8.
  • Manfred L. Franz: Vom Streuobst zum Apfelwein. Wittbach, Kreuzwertheim 2005, ISBN 978-3-937100-01-2.
  • Konstantin Kalveram: Hessens Apfelweine – Das Stöffche und seine Macher. B3, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-938783-28-3.
  • Gudrun Mangold: Most. Das Buch zu Apfel- und Birnenwein. 2. Auflage, Silberburg, Tübingen 2004, ISBN 978-3-87407-557-2.
  • Jörg Stier: Vom Baum in den Bembel. Die handwerkliche Herstellung der hessischen Apfelweine. CoCon, Hanau 2000, ISBN 978-3-928100-79-3.
  • Jörg Stier: Apfelwein – in Geschichten und Anekdoten. CoCon, Hanau 2006, ISBN 978-3-937774-29-9.
  • Jörg Stier: Vom Apfel zum Wein. Natur, Herstellung, Genuss. CoCon, Hanau 2013, ISBN 978-3-86314-222-3.
  • Kathrin Zimmermann: Der Stöffche-Führer. Die urigsten Apfelweinlokale in Frankfurt und Umgebung – Odenwald, Rhön, Taunus, Wetterau und Wiesbaden. 2. Auflage, Eichborn, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-1761-5.

Film

  • Geschmackserlebnis Apfelwein – eine genussvolle Reise durch Hessen. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2012, 44:22 Min., Buch und Regie: Astrid Dermutz und Isabelle Stier, Produktion: Hessischer Rundfunk, Reihe: Geschichten aus Hessen, Erstsendung: 15. April 2012 in hr, Film-Informationen von hr und online-Video.

Weblinks

Commons: Cider aus Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Apfelwein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Registerauskunft des DPMA, Az. 305 99 009.8 (seit 2007) ; DOOR-Datenbank der Europäischen Kommission, Dossier-Nr. DE/PGI/0005/0620 (seit 2010); Pressemitteilung (vom 15. Dezember 2010) des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien (Memento vom 28. November 2011 im Internet Archive)
  2. § 10 und Kennzeichnung in § 11
  3. Apfelweinkultur ist Immaterielles Kulturerbe. Abgerufen am 26. März 2022.
  4. Der vermeintliche Held des Stöffchestreits. In: FAZ.net, 8. November 2007
  5. Moschti-Fäscht. OK Moschti-Fäascht, abgerufen am 20. Juni 2016.
  6. 49. Eintrag im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
    49 beim Verein Genuss Region Österreich.
  7. 149. Eintrag im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
    149 beim Verein Genuss Region Österreich.
  8. Mostbarkeiten. Eintrag Nr. 19 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
  9. Mostviertler Most mit EU-Schutz. In: Wiener Zeitung. 19. März 2011. Abgerufen am 25. November 2013.
  10. Falstaff – Mostviertler Birnmost Tasting. (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) In: Mostropolis, 12. April 2011, abgerufen am 21. April 2011.
  11. Mostviertler Birnmost g.g.A.. Eintrag Nr. 20 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
    Mostviertler Birnmost g.g.A. beim Verein Genuss Region Österreich.
  12. Geripptes Museum – Raum für Apfelweinkultur. Abgerufen am 15. April 2022.
  13. Luise Glaser-Lotz: Apfelweinmuseum in Hanau: Trinkgenuss mit Tradition. In: www.faz.net. 14. April 2022, abgerufen am 15. April 2022.
  14. Willkommen im MoMö. Abgerufen am 14. Juni 2019 (englisch).