Egerbecken

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Physische Karte des Vierländerecks Bayern-Thüringen-Sachsen-Tschechien, mit dem Egerbecken, umgeben vom Fichtelgebirge, Elstergebirge, Kaiserwald und Oberpfälzer Wald.
Das Egerbecken innerhalb der Geomorphologischen Einteilung Tschechiens
Naturreservat Soos bei Skalná

Das Egerbecken oder Egerer Becken (tschechisch Chebská pánev) ist ein nach der etwa in seiner Mitte liegenden Stadt Eger (tschechisch Cheb) benannter und 271 km² großer Naturraum in Tschechien. Sein höchster Punkt ist der Doubravský vrch (Taubrather Berg bei dem Ort Taubrath, 534 m), sein tiefster Punkt die Eger bei Kynšperk nad Ohří (Königsberg a. d. Eger, 431 m).

Südlich und östlich von Schönberg am Kapellenberg erstreckt sich der Naturraum Egerbecken auch auf das Territorium des Freistaats Sachsen. Dieser nur 3,56 km² große Anteil wird in der sächsischen Naturraumgliederung als Mikrogeochore „Schönberger Rücken- und Teichgebiet“ beschrieben.

Geologie

Das Egerer Becken ist ein Teil des Egergrabens. Die Sedimentgesteins-Formationen des Egerer Beckens wurden während des Jungtertiärs und des älteren Quartärs zwischen etwa 2,7 Millionen und 850.000 Jahren am Grund von Seen abgelagert, die längst verlandet sind. In diesen ausgedehnten Seen entstand durch Vulkanismus vor 720.000 Jahren der heutige Schlackenkegel des Kammerbühl. Das Grundgebirge des Beckens, auf dem diese Sedimente abgelagert wurden, besteht größtenteils aus Granitoiden der Böhmischen Masse.

Geschichte

Das Egerer Becken wurde erstmals nachweisbar in der Bronzezeit besiedelt (bronzezeitliches Urnenfeld von Sirmitz, heute ein Ortsteil von Franzensbad). 1835 bis 1842 wurde eine Höhle in Untermarxgrün bei Oelsnitz/Vogtl. vom Schutt der letzten Eiszeit freigeräumt, dabei gab es weitere Forschungsergebnisse zur Besiedlung des Einzugsgebietes der Eger und der Beckenlandschaft am Oberlauf. In den ausgedehnten Moorsümpfen am Schladabach und zwischen dem Soosbach und dem Fonsauerbach gab es Pfahlbausiedlungen. Paul Cartellieri (1807–1881) erforschte als Erster diese Moorgebiete um den sich bildenden Kurort Franzensbad. Sein Sohn Josef Cartellieri (1849–1909) setzte die Forschungen fort mit Funden, die bis in die Steinzeit zurückreichen, ergänzt durch die Funde bei Dölitz. 1883 wurde in einer Kalksteingrube in Trebendorf ein fast vollständige Skelett eines Deinotherium (heute im Naturhistorischen Museum Wien) und Skelettreste eines Mastodon, Vorläufer der heutigen Elefanten gefunden.

Zur Zeit der Illyrer, die burgartige Wallanlagen bauten, ihre Toten einäscherten und in Friedhöfen bestatteten, war das Egerbecken dicht besiedelt; 70 Fundplätze aus dieser Zeit sind bekannt.

In der folgenden Hallstattperiode (ältere Eisenzeit) und der La-Tène-Zeit ging durch eine Klimaveränderung die Bevölkerungsdichte zurück. Der Heimatforscher Josef Oskar Steidl sicherte die Funde dieser Zeit im Egerbecken, die sich im Museum Cheb befinden. Nach dem Beitrag von Ernst Schwarz Sprache und Siedlung in Nordostbayern, Nürnberg 1962, erreichte der Volksstamm der Narisker auch Westböhmen.

Den Kelten, denen der Fluss Eger seinen Namen verdankt und deren Lebensspuren bescheiden sind, folgten etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung die germanischen Stämme der Hermunduren, der Vandalen und Markomannen, die in der Völkerwanderungszeit neue Siedlungsräume erreichten.

Ab etwa 500 n. Chr. besiedelten slawische Stämme, vermutlich Angehörige der Sorben (siehe: Limes Sorabicus) das Gebiet und errichteten an der Eger eine Burganlage, bei der sich die Stadt Eger, das heutige Cheb entwickelte. Der Archivar Karl Siegl sicherte um 1900 die Lage, zahlreiche Funde und veröffentlichte die Forschungsergebnisse.

Geographie

Begrenzt wird das Egerbecken von Elstergebirge und Erzgebirge im Norden, Falkenauer Becken und Kaiserwald im Osten, Vorland des Oberpfälzer Waldes im Südosten, Oberpfälzer Wald im Süden und Fichtelgebirge im Westen.

Literatur

  • Johannes Baier: Die Mofetten von Soos. Fossilien 39(2), 33–39, 2022.
  • Lorenz Schreiner (Hrsg.): Heimatkreis Eger. Geschichte einer deutschen Landschaft in Dokumentationen und Erinnerungen, Amberg in der Oberpfalz 1981, dort: Franz Jahnel: Vorgeschichtliche Siedlungen im Egerer Becken, S. 80 ff. mit einer Übersichtskarte der Fundstätten, einer Bebilderung und weiteren Literaturhinweisen. ebenda: Josef Hemmerle: Die Besiedlung des Egerlandes, S. 85–91, mit einer Siegeltafel von Egerländer Ministerialen Leuchtenberg; Paulsdorf; Notthafft und Hertenberg.
  • Anton Stiefl: Die Braunkohle und das Egerer Becken. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. Band 19, 1978, S. 309–320 (Digitalisat).

Koordinaten: 50° 7′ 0″ N, 12° 22′ 0″ O