Eigen (Oberlausitz)
Der Eigen oder Eigensche Kreis ist ein Gebiet in der südlichen Oberlausitz um die Stadt Bernstadt a. d. Eigen. Bernstadt war Hauptort des Eigenschen Kreises. Als Gründer von Bernstadt werden die wohl edelfreien Herren von Schönburg vermutet. Der Eigensche Kreis wurde 1403 erstmals als „von dem Eygen“ erwähnt. Hier gab es vorrangig Eigengüter, die also frei von Lehnsverpflichtungen waren. Um 1200 war der Eigensche Kreis durch Schenkung des Kaisers an das Bistum Meißen gekommen. Die Bischöfe verkauften den Eigenschen Kreis um 1240 an das Haus Schönburg. Die Schönburger gaben diesen Besitz an die mit ihnen verschwägerten Herren von Kamenz weiter. Durch Stiftungen und Verkauf gelangte dieser Besitz der Schönburger und Kamenzer Herren an das 1248 durch Bernhard III. von Kamenz, Bischof von Meißen, gegründete Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern bei Kamenz.[1]
Der „Eygen“ (1403) umfasste das Territorium zwischen dem Großen Nonnenwald im Norden, dem Kleinen Nonnenwald im Süden und dem Klosterwald im Osten, in dem sich die sieben Dörfer Altbernsdorf, Schönau, Berzdorf, Dittersbach, Kunnersdorf, Kiesdorf und Neundorf befanden, die alle auch den Namenszusatz „auf dem Eigen“ führen. Anfänglich gehörte auch noch Deutsch-Paulsdorf dazu, dass im 14. Jahrhundert an die Herren zu Gersdorf verkauft wurde.
Alle Dörfer des Eigens sind sogenannte Waldhufendörfer und tragen deutsche Namen, was auf eine planmäßige Besiedlung im Verlauf der Deutschen Ostsiedlung hinweist; trotzdem finden sich auch Anzeichen für eine bereits deutlich früher einsetzende sorbische Besiedlung. So weist das Zinsregister des Klosters St. Marienstern 1374 eine, für Waldhufendörfer untypische, sehr starke Differenzierung der bäuerlichen Abgaben auf. Diese können als Anzeichen einer bereits im 12. Jahrhundert erfolgten Besiedlung durch sorbische Bauern gedeutet werden. Die Bauernstellen mit den höchsten Abgaben können, zumal sie in den Dörfern fast ausschließlich im Dorfkern, zum Teil auch in der Nähe eines Burgwalls liegen, demnach eventuell als erste Besiedlungskerne gedeutet werden. An diese schlossen sich dann weitere sorbische und später deutsche Siedler an, die von den deutschen Grundherren mit immer günstigeren Abgabenverpflichtungen ausgestattet wurden. Die charakteristische Siedlungsform der Waldhufendörfer entstand dann in einem bis ins 19. Jahrhundert andauernden Prozess, in dem sukzessiv die Bauern ihre Höfe auf ihr jeweiliges Flurstück verlegten.
Nach der Gründung des Klosters St. Marienstern erwarb dieses bis 1285 die genannten Erb- und Eigengüter aus dem Besitz der Herren von Kamenz und Schönburg.
Aus dem daraus gebildeten Verwaltungsbezirk, dem Klostereigen, entwickelte sich schließlich die Bezeichnung Eigenscher Kreis. Bis zur Aufhebung der Grundherrschaften im Jahre 1852 unterstand der Eigen dem Kloster.
Die heutige Verwaltungsgemeinschaft Bernstadt/Schönau-Berzdorf entspricht annähernd dem Gebiet des Eigenschen Kreises. Der Ort Berzdorf musste in den 1980er Jahren dem Tagebau Berzdorf für das benachbarten Kraftwerk Hagenwerder weichen. An seiner Stelle liegt jetzt das Tagebaurestloch Berzdorfer See.
Literatur
- Frank Nürnberger (Hg.): Oberlausitz – Schöne Heimat. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2004, ISBN 3-933827-42-6
- Joachim Huth: Die slawische Vorbesiedlung des Eigenschen Kreises. In: Lětopis (B) 9 (1962).
- Joachim Huth: Zu mittelalterlichen Siedelvorgängen in der sorbisch-deutschen Kontaktzone der Oberlausitz, dargestellt am Beispiel von Dittersbach auf dem Eigen. In: Lětopis (B) 11. Bautzen 1964.
- Joachim Huth: Die Meißner Bistumsmatrikel von 1495 – eine Quelle zur Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte der Oberlausitz. In: Lětopis (B) 15. Bautzen 1968.
- Joachim Huth: Slawische Siedlungen und Burgen im Eigenschen Kreise. In: AFB 11/12 (1963).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Autorenkollektiv: Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur. Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–91 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, Kap. Schönburgische Besitzungen im Überblick (Steffen Winkler), S. 14–15.