FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen
Die FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen GmbH ist eine Reederei mit Sitz im schleswig-holsteinischen Glückstadt, die die gleichnamige Fährverbindung über die Unterelbe betreibt. Die Fähre verbindet einen Anleger im Nordwesten Glückstadts im Kreis Steinburg mit dem Ort Wischhafen im Landkreis Stade im Zuge der Bundesstraße 495.
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1919 vom Kap Hoornier Ernst Sturm gegründet. 1981 wurde das Unternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt. Das Unternehmen gehörte zuletzt Hildegard Both-Walberg, der Enkelin des Unternehmensgründers (in dritter Generation).[1]
Mitte 2020 übernahm die Flensburger Reederei FRS die Fährlinie[2] und führt sie als Tochterunternehmen FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen GmbH mit Sitz in Glückstadt fort.
Route
Die bis zu vier eingesetzten Fähren verkehren zwischen den beiden Fähranlegern in Glückstadt und Wischhafen. Der Anleger in Glückstadt ragt etwa 500 Meter in die Glückstädter Nebenelbe hinein und ist mit Besucherparkplätzen versehen. Der Anleger in Wischhafen ist etwa 500 Meter in den Mündungstrichter der Wischhafener Süderelbe zurückgezogen. Auch hier gibt es Besucherparkplätze sowie etwa zwei Kilometer entfernt ein Gasthaus „Wischhafener Fähranleger“.
Die Elbe ist an dieser Stelle etwa 3½ km breit, die Fährstrecke beträgt etwa 4½ km. Sie bildet einen Teilabschnitt der Bundesstraße 495, der Deutschen Fährstraße sowie der Grünen Küstenstraße. Zum Transport werden vier frei fahrende Fähren (Antrieb am Heck, Wendemanöver beim Ablegen in Wischhafen und beim Anlegen in Glückstadt erforderlich) eingesetzt. Der Taktfahrplan sieht tagsüber beidseits zwei Abfahrten je Stunde vor. Bei hohem Verkehrsaufkommen verkehrt alle 20 Minuten ein Schiff. Die Fahrtdauer beträgt etwa 25 Minuten.
Fährschiffe
Alle vier Schiffe sind beinahe baugleich, jedoch unterscheidet sich die maximale Ladehöhe zwischen 4,9 Meter und 5,5 Meter.
Ernst Sturm
Das Fährschiff Ernst Sturm wurde 1979 bei Hugo Peters mit der Baunummer 571 gebaut und fasst ungefähr 60 Pkw oder entsprechend Lkw. Das Fassungsvermögen entspricht etwa 260 Meter Staulänge vor den Anlegern. Die Durchfahrtshöhe, die durch das über dem Fährdeck angeordnete Steuerhaus bedingt ist, beträgt 5,5 Meter.[3] Namensgebend war der Name des Fährunternehmengründers.
Wilhelm Krooss
Das Fährschiff Wilhelm Krooss wurde 1971 auf der Kremer-Werft in Elmshorn mit der Baunummer 1145 gebaut. Es fasst ebenfalls ca. 60 Pkw oder eine entsprechend geringere Zahl Lkw. Das Steuerhaus ist hier allerdings niedriger angebracht, so dass die Durchfahrtshöhe lediglich 4,9 Meter beträgt.[3]
Glückstadt
Die Glückstadt entstand bereits 1959 bei der Peters Werft mit der Baunummer 495 – sie wurde 1969 und 1973 umgebaut. Ihre Ladekapazität liegt bei ungefähr 60 Pkw. Die Durchfahrtshöhe beträgt 5,1 Meter.[3]
Wischhafen
Die Wischhafen wurde 1988 auf der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde mit der Baunummer 994 und der Typbezeichnung 143 gefertigt. Sie wurde mit 618 BRZ vermessen. Das Fassungsvermögen entspricht ungefähr 60 Pkw. Die Durchfahrtshöhe, die durch das über dem Fährdeck angeordnete Steuerhaus bedingt ist, beträgt 5,5 Meter.[3]
Bedeutung im Fahrradverkehr
Für den Fahrradverkehr ist die Fährverbindung von besonderer Bedeutung. Sie stellt die günstigste Elbquerung dar, um so aus Richtung Niedersachsen an die schleswig-holsteinische Westküste zu gelangen. Die nächste Möglichkeit der Flussquerung besteht erst zwischen Lühe und Wedel (Lühe-Schulau-Fähre) bzw. 13 km flussaufwärts zwischen den Hamburger Stadtteilen Cranz und Blankenese (HBEL).
Zukunftsaussichten
Langfristig soll die Fährverbindung durch eine feste Elbquerung der geplanten Bundesautobahn 20 mit einem rund sechs Kilometer langen Tunnel ersetzt werden. Die Baukosten würden als Doppelröhrenausführung etwa 1,2 Mrd. Euro betragen. Der Tunnel böte jeweils zwei Fahrstreifen und einen verengten Standstreifen. Baubeginn könnte frühestens im Jahr 2021[veraltet] sein, der Bau soll etwa sechs Jahre dauern.[4] Da der Tunnel voraussichtlich für Fahrräder nicht freigegeben werden wird, wäre der Wegfall der Fährverbindung hier eine erhebliche Verschlechterung der Verkehrssituation. Fußgänger und alle Fahrzeuge, deren bauartbestimmte Höchstgeschwindigkeit unter 60 km/h liegt, wären auch betroffen. Eine Möglichkeit, dies abzumildern, wäre der Transport von Fußgängern und kleinen Zweirädern in Shuttlebussen, wie es beim Lübecker Herrentunnel praktiziert wird. Ein allfälliger Weiterbetrieb der Fähre als reine Personen- und Fahrradfähre nach Eröffnung einer mautfreien festen Querung wäre aller Voraussicht nach ohne staatliche Förderung nicht wirtschaftlich.
Literatur
- Heinz-W. Süberling: Die Fährverbindung Glückstadt–Wischhafen von 1900 bis heute. Norderstedt 1988.
- Heinz-W. Süberling: 75 Jahre „Unterelbe-Fährbetrieb Glückstadt–Wischhafen“ 1919–1994, Norderstedt 1994.
Weblinks
- Website der Betreiber
- Elbfähre Glückstadt–Wischhafen auf Metropolregion.hamburg.de (mit Angaben zu den Schiffen)
Einzelnachweise
- ↑ FRS kauft Elbfähre. In: Hansa, Heft 12/2020, S. 42
- ↑ FRS hat Elbfähre übernommen. In: Täglicher Hafenbericht (THB)
- ↑ a b c d Informationen zu den Fähren
- ↑ Simone Pauls: Neues Mega-Bauvorhaben: Dieser Tunnel soll Hamburg retten. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Hamburger Morgenpost. 14. November 2016, archiviert vom Original am 14. November 2016; abgerufen am 9. Dezember 2021.
Koordinaten: 53° 47′ 56″ N, 9° 22′ 29″ O