Scheuchzers Wollgras

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Scheuchzers Wollgras

Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Wollgräser (Eriophorum)
Art: Scheuchzers Wollgras
Wissenschaftlicher Name
Eriophorum scheuchzeri
Hoppe

Das Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri), auch Alpen-Wollgras genannt, ist eine Pflanzenart, aus der Gattung Wollgräser (Eriophorum) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Es trägt mit seinen weit bis in das Wasser vordringenden langen Ausläufern wesentlich zur Verlandung alpiner Gewässer bei. Das Artepitheton scheuchzeri ehrt den Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer.

Beschreibung

Wollgrasbestand in einem ausgetrockneten kleinen See im Berner Oberland

Scheuchzers Wollgras wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern. Es bildet sehr lange rotbraune Ausläufer. Die Stängel sind rund und gut 1 Millimeter dick.[1] Die einfachen Blattspreiten sind kurz mit glattem Rand. Die Blütenähren sind kugelig.[1] Die Tragblätter haben einen schmalen, scharf abgesetzten Hautrand.[1]

Die Blütezeit reicht von Juni bis September.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 58.[2]

Ökologie

Bei Scheuchzers Wollgras handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet von Scheuchzers Wollgras reicht von Europa bis zum westlichen Himalaja und zur Mongolei und umfasst das subarktische und subalpine Nordamerika.[3] Selten findet man Scheuchzers Wollgras meist in kleineren, gelegentlich auch in größeren Beständen vor allem in den Zentralketten der Alpen mit kristallinem Gestein. In größeren Gebieten Mitteleuropas fehlt es ganz.[4][5]

Scheuchzers Wollgras kommt in Höhenlagen von 1500 bis 2000 Metern in den subalpinen bis alpinen Höhenstufen vor. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil nahe der Hermann-von-Barth-Hütte bis zu 2100 m Meereshöhe auf.[6]

Es wächst auf nassen, mehr oder weniger nährstoffarmen Torfen. Scheuchzers Wollgras gedeiht in Flachmooren, vermoorten schlammigen Tümpeln, Gräben und Seen und Verlandungszonen stehender Gewässer. Es gedeiht am besten auf nicht allzu basenartigen, torfigen oder rohhumushaltigen, nassen Böden. Wo es an Hochalpenseen mit flachen Ufern größere Bestände bildet, trägt es wesentlich zu deren Verlandung bei.[4][5] Es ist eine Charakterart des Eriophoretum scheuchzeri aus dem Verband Caricion fuscae.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 5w+ (überschwemmt aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d Eriophorum scheuchzeri Hoppe In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. März 2021.
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 158.
  3. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Eriophorum scheuchzeri. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  4. a b Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. 11. Auflage. Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07613-X.
  5. a b Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 219.

Weblinks

Commons: Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien