Ernst von Ihne

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Ernst von Ihne, 1900
Gedenktafel auf dem Alten Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde in Berlin

Ernst Eberhard Ihne, ab 1906 von Ihne, (* 23. Mai 1848 in Elberfeld; † 21. April 1917 in Berlin)[1] war ein deutscher Architekt. Als königlich preußischer Hofarchitekt unter Friedrich III. und Wilhelm II. war Ihne einer der bekanntesten Vertreter der wilhelminischen Architektur im deutschen Kaiserreich. Zu seinen bekanntesten Bauwerken gehören das Bode-Museum, der Neue Marstall und die Staatsbibliothek Berlin.

Leben und Werk

Ihne wurde als Sohn des Altphilologen und Historikers Wilhelm Ihne geboren. Nach seiner Schulzeit studierte er an der Bauschule der Technischen Hochschule Karlsruhe, der Berliner Bauakademie und an der École des beaux-arts in Paris. Mit seinem Partner Paul Stegmüller eröffnete er 1877 in Berlin ein „Büro für Architektur und Kunstgewerbe“, das hauptsächlich Landhäuser, aber auch Möbel entwarf. Er war 1879 Gründungsmitglied im Verein Berliner Architekten.

Ihne bevorzugte anfänglich die deutsche Renaissance mit französischen Einflüssen. Seine Hauptwerke in Berlin entstanden im Stil des Neobarock, während die Werke seiner Spätphase (nach 1910) vom englischen Landhausstil beeinflusst sind.

Kavaliershaus in Neudeck (Schlesien)

Erste Aufträge waren

Letztere fand 1888 die Bestätigung des Kaisers Wilhelm I. und in demselben Jahr ernannte ihn Kaiser Friedrich III. nach seiner Thronbesteigung zum Hofarchitekten. Ihne, der sich zwischenzeitlich von Stegmüller getrennt hatte, erhielt von der Witwe des Kaisers, der Kaiserin Friedrich

Für Wilhelm II. plante er in Berlin

Für den Familiensitz des Fürsten Donnersmarck, der stets gute Kontakte zu Wilhelm II. pflegte, entwarf Ernst von Ihne

Prinz Heinrich von Preußen ließ von Ihne

Unweit Remagen entstand nach Entwürfen von Ihne

  • 1906–1908 das über dem Rhein thronende Schloss Ernich, das von 1955 bis 1999 als Residenz des französischen Botschafters diente.

Der Gutsbesitzer Johannes Schlutius (1861–1910) ließ nach Ihnes Plänen

In Frascati bei Rom erfolgte nach seinen Plänen

Gustav Krupp von Bohlen und Halbach ließ von Ihne

  • 1912–1914 die Große Halle der Villa Hügel in Essen umbauen.

Weitere Bauten, die nach Ihnes Plänen errichtet wurden, aber nicht mehr existieren:

  • 1881: Einrichtung des Cafés Keck in Berlin, Leipziger Straße 96 (mit Paul Stegmüller, vor 1917 abgerissen)
  • 1885: Wohn- und Geschäftshaus Schwartz mit Restaurant Löwenbräu in Berlin, Ecke Charlottenstraße / Französische Straße (mit Paul Stegmüller)[2]
  • 1890–1891: Wohnhaus für Robert Dohme in Berlin, Händelstraße 1 (kriegszerstört)
  • 1891: Kraftzentrale der Siemens-Werke in Berlin-Charlottenburg (zerstört)
  • 1893: Schloss Primkenau (kriegszerstört)
  • 1898: Villa für Carl Fürstenberg in Berlin-Grunewald, Koenigsallee 53 (kriegszerstört)
  • 1895–1896: Palais für Fritz von Friedlaender-Fuld in Berlin, Pariser Platz 5a (nach Kriegsschäden 1960 abgerissen)[3]
  • 1901–1903: Denkmal für Kaiser Friedrich III. und Kaiserin Viktoria in Berlin, vor dem Brandenburger Tor (kriegsbeschädigt und nach 1950 abgetragen)
  • 1907–1908: Umbau eines Wohnhauses als Italienische Botschaft in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 36 (kriegszerstört)

Kaiser Wilhelm II. erhob ihn am 27. Februar 1906 in den erblichen Adelsstand und verlieh ihm die Titel Wirklicher Geheimer Oberhofbaurat (am 23. Oktober 1912) und Exzellenz (am 22. März 1914).

Am 26. Januar 1913 kollidierte er mit seinem Automobil mit einer entgegenkommendem Straßenbahn, nachdem er vom Hohenzollerndamm aus in den Fehrbelliner Platz einbiegen wollte. Da er jedoch nur leichte Verletzungen in Form Schnittwunden am Mund erlitt, konnte er später seine Rückfahrt mit einem anderen Automobil fortsetzten.[4]

Ernst von Ihne starb 1917 im Alter von 68 Jahren in seiner Wohnung in der Viktoriastraße 12.[1] Er wurde anschließend in der St.-Hedwigs-Kathedrale beigesetzt. 1956 kam es zur Umbettung seiner sterblichen Überreste auf den St.-Hedwig-Friedhof an der Liesenstraße. Da dieses Grab später im Bereich des Grenzstreifen an der Berliner Mauer lag, wurde es eingeebnet.[5][6]

Ehrungen

  • 1888: Hofarchitekt
  • 1896: Geheimer Oberhofbaurat
  • 1906: erblicher Adelsstand[7]
  • 1912: Wirklicher Geheimer Oberhofbaurat
  • 1913: Große Goldene Medaille für Kunst[8]
  • 1914: Excellenz

Die Ihnestraße im Ortsteil Dahlem des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf ist seit dem 16. August 1928 nach ihm benannt.[9]

Literatur

  • Hans Reuther: Ihne, Ernst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 128 f. (Digitalisat).
  • Christina Schmitz: So ein Bau wie die Staatsbibliothek Unter den Linden, der macht was her. Zum 100. Todestag des Architekten Ernst von Ihne. In: Bibliotheksmagazin, Mitteilungen aus den Staatsbibliotheken in Berlin und München. Nr. 1, 2017, ZDB-ID 2217966-5, S. 43–46 (staatsbibliothek-berlin.de [PDF]).
  • Oliver Sander: Die Rekonstruktion des Architektennachlasses von Ernst von Ihne (1848–1917). Berlin 2000 (Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin 2001).
  • Helmut Caspar: Umstrittener Architekt Kaiser Wilhelms II. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 4, 2000, ISSN 0944-5560, S. 91–95 (luise-berlin.de).
  • Uwe Kieling: Berliner Baubeamte und Staatsarchitekten im 19. Jahrhundert. Biographisches Lexikon. Kulturbund der DDR, Berlin 1986, S. 49 f.

Weblinks

Commons: Ernst von Ihne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Standesamt Berlin III: Sterbeurkunde Ernst von Ihne. Nr. 529/1917.
  2. Wohn- und Geschäftshaus Schwartz mit Restaurant Löwenbräu (mit Foto). Im: Internet Archive. Abgerufen am 12. Mai 2021
  3. Palais Friedländer (mit Foto). Im: Internet Archive. Abgerufen am 12. Mai 2021
  4. Automobilunfall des Geheimrats v. Ihne. In: Berliner Volkszeitung. 27. Januar 1913, abgerufen am 24. April 2021.
  5. Alfred Etzold: Der Dorotheenstädtische Friedhof. Die Begräbnisstätten an der Berliner Chausseestraße. Links, Berlin 1993, S. 179–180.
  6. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, S. 54.
  7. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 150.
  8. Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, Nr. 82 (vom 15. Oktober 1913), S. 547 (Digitalisat bei der Zentral- und Landesbibliothek Berlin)
  9. Ihnestraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)