Verbindungstechnik
Die Verbindungstechnik umfasst Methoden des Zusammenfügens von Einzelteilen und Baugruppen zu technischen Bauelementen, Geräten, Maschinen, Apparaten und ganzen Anlagen. Bewegliche Verbindungen werden als Gelenke bezeichnet.[1]
Der Vorgang des Verbindens wird als Fügen bezeichnet und ist Teil der Fertigungstechnik. Vorgänge des Zusammenbaus werden allgemein auch als Montage bezeichnet. Im Bauwesen wird von Befestigungstechnik anstatt von Verbindungstechnik gesprochen.
Verbindungen können sein:
- lösbar, wenn sie ohne Beschädigung der Bauteile wieder gelöst werden können (z. B. Schraubverbindung oder Klettverschluss)
- nicht lösbar, wenn die Bauteile zerstört werden müssen (z. B. Schweißverbindung)
- bedingt lösbar, wenn nur die Hilfsfügeteile zerstört werden müssen, aber nicht die Bauteile (z. B. Lösen eines Klebstoffs oder Abschlagen der Niete einer Nietverbindung).
Viele in der Verbindungstechnik gebrauchte Bauteile wie Niete oder Schrauben gehören zu den einfachen und in großen Stückzahlen gebrauchten Maschinenelementen.
Die Einteilung nach physikalischen Wirkprinzipien lautet: formschlüssiges, kraftschlüssiges und stoffschlüssiges Verbinden.
Formschluss
Formschlüssige Verbindungen entstehen durch das Ineinandergreifen von mindestens zwei Verbindungspartnern. Dadurch können sich die Verbindungspartner auch ohne oder bei unterbrochener Kraftübertragung nicht lösen. Anders ausgedrückt ist bei einer formschlüssigen Verbindung der eine Verbindungspartner dem anderen im Weg. Bei Betriebsbelastung wirken Druckkräfte normal, das heißt rechtwinklig zu den Flächen der Verbindungspartner. Solche „Sperrungen“ kommen in mindestens einer Richtung vor. Ist ein zweites homogenes Flächenpaar gegenüber angeordnet, ist auch die Gegenrichtung gesperrt (siehe Abbildung, Prinzip-Darstellung und Spundung). Besteht das Paar aus zwei zueinander koaxialen Zylinderflächen, so besteht Formschluss in allen Richtungen der zur Zylinderachse senkrechten Ebene. Beispiel ist der in ein Loch gesteckte Stift, der wieder herausnehmbar ist. Das Loch ist vorteilhaft ein Sackloch, damit der Stift nicht durchfallen kann. Dabei kommt ein einseitiger Formschluss in Axialrichtung hinzu. Stiftartige Verbindungselemente sind auch Niete und Schrauben, wobei Schraubenverbindungen in der Regel sowohl form- als auch kraftschlüssig sind.
Primär sind nur zwei Bauteile formschlüssig miteinander zu verbinden, was aber oft mit Hilfe eines dritten Teils – des speziellen Verbindungselements – verwirklicht wird. Beispiel ist die Verbindung zweier sich überlappender Blechränder mittels Niete oder Schrauben. Der Formschluss ist außer in der Blechebene auch senkrecht dazu herzustellen. Die Bleche sollen aufeinander gehalten werden, und die Verbindungselemente sollen nicht herausfallen. Zu diesem Zweck haben die Niete beiderseits Köpfe. Die Schraube hat ihren Kopf, und gegenüber befindet sich die Mutter (falls die Schraube nicht ins Blech geschraubt ist).
Bei dünnen Blechen oder großen Kräften zwischen den Blechen in Richtung ihrer Ebenen besteht die Gefahr plastischer Verformung oder Zerstörung an den Lochrändern der Bleche (Lochleibung) und der Scherung in den Stiften. Blechverbindungen werden in der Regel zusätzlich mit Kraftschluss versehen oder sogar ausschließlich so ausgelegt, dass der Kraftschluss allein der Beanspruchung widersteht. Die Niete und Schrauben werden axial elastisch gedehnt, was durch Schrumpfen nach dem Warmnieten beziehungsweise durch festes Anziehen der Schrauben geschieht.
Weitere Beispiele:
lösbar:
- Nut-Feder-Verbindung
- Passfeder
- Reißverschluss
- Klettverschluss
- Schwalbenschwanzverbindung
- Verbindungsbeschlag
- Zahnkupplung
- Ineinandergreifende Verzahnungen, z. B. Zahnrad und Zahnstange
nicht lösbar:
Kraftschluss (Reibschluss)
Kraftschlüssige Verbindungen setzen eine Normalkraft auf die miteinander zu verbindenden Flächen voraus. Ihre gegenseitige Verschiebung ist verhindert, solange die durch die Haftreibung bewirkte Gegen-Kraft nicht überschritten wird:
mit
- tangentiale Last-Kraft (blau)
- tangentiale Haftreib-Kraft (rot)
- Haftreibungskoeffizient
- Normalkraft (grün).
Der Kraft- bzw. Reibschluss ist verloren und die Flächen rutschen aufeinander, wenn die tangential wirkende Last-Kraft größer als die Haftreibungs-Kraft ist, z. B. zwischen Rad und Schiene oder Straßenbelag bei Fahrzeugen mit eigenem Antrieb:
In der Reibungskupplung eines Autos wird der Kraftschluss unterbrochen, wenn sie getreten wird; wird sie nur teilweise gegen die Feder getreten, welche die Normal-Kraft bewirkt, so schleift sie.
Kraftschluss ist die Ursache für die Selbsthemmung von belasteten Keilen oder Schrauben: die Haftreibung zwischen den Wirkflächen verhindert, dass der Keil herausrutscht oder sich die Schraube zu drehen beginnt. Schrauben werden deshalb fest angezogen, auch wenn ihre Vorspannung nicht zur Erzeugung eines Kraftschlusses zwischen den von ihnen verbundenen Teilen benötigt wird (z. B. in einer Blechverbindung, siehe oben). Damit sind fest angezogene Schraubverbindungen auch kraftschlüssige Verbindungen.
Das Klemmen ist ebenfalls ein Kraftschluss: Etwas zwischen Daumen und Zeigefinger oder mit einer Federklemme halten.
Zwei miteinander verknotete Seile übertragen eine Zugkraft nur über Kraftschluss, wenn man vernachlässigt, dass die Seile eine Reststeifigkeit gegen Verbiegen haben, also Formschluss in geringem Maße ebenfalls beteiligt ist.
Stoffschluss
Stoffschlüssige Verbindungen werden alle Verbindungen genannt, bei denen die Verbindungspartner durch atomare oder molekulare Kräfte zusammengehalten werden. Sie sind gleichzeitig nicht lösbare Verbindungen, die sich nur durch Zerstörung der Verbindungsmittel trennen lassen.
Stoffschlüssige Verbindungen:
Literatur
- Gottfried W. Ehrenstein: Handbuch Kunststoff-Verbindungstechnik. 1. Auflage, Hanser Verlag, München 2004, ISBN 978-3-446-22668-5.
- Manfred Neitzel, Peter Mitschang, Ulf Breuer (Hrsg.): Handbuch Verbundwerkstoffe. Werkstoffe, Verarbeitung, Anwendung, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage, Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-43696-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Volmer: Getriebetechnik: Leitfaden. 1. Auflage. Vieweg, 1978, ISBN 978-3-528-04096-3, S. 24–27. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)