Deutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer

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FÖV-Anbau

Das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) in Speyer wird von Bund und Ländern gemeinsam getragen und ist das nationale deutsche Verwaltungsinstitut. Es ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit der gesetzlichen Aufgabe der Forschung und Beratung im Bereich der Verwaltungswissenschaften, insbesondere im Rahmen interdisziplinärer Forschung. Besondere Berücksichtigung finden die praktischen Aufgaben und Bedürfnisse der öffentlichen Verwaltung auf allen nationalen und internationalen Ebenen. Das FÖV ist Teil eines weltweiten Wissenschaftsnetzwerkes und kooperiert mit nationalen und internationalen Organisationen. Der Direktor des FÖV und Leiter des Bereichs Politik- und Verwaltungsberatung ist der Rechtswissenschaftler Jan Ziekow. Am Institut gibt es die Forschungsschwerpunkte „Transformation des Staates in Zeiten der Digitalisierung“ und „Europäischer Verwaltungsraum“. Zu den Beratungseinheiten des FÖV gehören das Institut für Gesetzesfolgenabschätzung und Evaluation (InGFA), das Institut für Verwaltungsreform (InVR) und das Institut für Verwaltungskommunikation (InVK). Ergänzt wird das Angebot durch die Forschungsstelle öffentlicher Dienst (FÖD).

Rechtsform und Organisation

Das Institut ist eine rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Es untersteht der Aufsicht des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Das Institut wird aufgrund einer Verwaltungsvereinbarung von Bund und Ländern im Rahmen von Art. 91 b GG von den Vertragsschließenden gemeinschaftlich finanziert.

Wissenschaftler aus dem In- und Ausland können zu Fellows am Institut berufen werden. Sie arbeiten mit wissenschaftlichen Referenten an interdisziplinären Projekten in Forschung und Beratung.

Begleitet wird die Arbeit des FÖV durch den Institutsverwaltungsrat.[1] Dieser wahrt die Interessen der Institutsträger und besteht aus 21 Vertretern des Bundes und der Länder. Des Weiteren bewertet der Beirat,[1] bestehend aus Wissenschaftlichen Beirat und dem Nutzerbeirat, die Arbeit des FÖV.

Geschichte

Datei:Schachbrunnen vorm Forschungsgebäude - nördliches Drittel des Gebäudes die FÖV-Büros.JPG
Schachbrunnen vorm Forschungsgebäude – im nördlichen Drittel des Gebäudes die FÖV-Büros

Vorgeschichte

  • 1956: Der Gedanke der Errichtung eines Instituts für Verwaltungswissenschaften geht zurück auf einen Vorschlag des Bundesministeriums des Innern in Zusammenhang mit der Begründung der Deutschen Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften am 20. Januar 1956. Aufgrund der damals positiven Einschätzung der Leistungen der Hochschule in Aus- und Fortbildung, und weil sie vom Bund und allen Ländern (damals mit einer Ausnahme) gemeinsam getragen wurde, sah man Speyer als „idealen Ort für den als dringend notwendig betrachteten Ausbau der verwaltungswissenschaftlichen Forschung und der zusammenfassenden Planung von Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Verwaltung und des Verwaltungsrechts“ in Deutschland an.
  • 1961 stellte der Senat der Hochschule Grundsatzüberlegungen an zur Einrichtung eines Instituts für „Forschung und Information“.
  • 1962 folgte der hochschulinterne Errichtungsbeschluss mit Zusammenfassung der Forschungsassistenten-Stellen. Einer dieser Forschungsassistenten war Niklas Luhmann.
  • 1965 folgte der Errichtungserlass des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz vom 31. Januar 1965 als Einheit innerhalb der Hochschule. Der Rektor der Hochschule war zugleich Geschäftsführender Direktor des Instituts; Finanzierung und Sachmittel stammten aus dem Hochschulhaushalt.

Ausgliederung aus der Hochschule

  • 1976 wurde das FÖV eigenständig durch die Errichtung des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer mittels Anordnung des Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz vom 31. Mai 1976 [GVBl. S. 184]: Damit erfolgte die organisatorische und finanzielle Verselbständigung des Instituts als selbstverwaltete Forschungseinrichtung, die unmittelbar dem Ministerpräsidenten – Staatskanzlei – des Landes Rheinland-Pfalz unterstand.
  • 1977 folgte der Erlaß der Institutsordnung des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer vom 27. August 1977 (Staatsanzeiger Nr. 50 vom 27. Dezember 1977, S. 922), die Bestimmungen über die interne Ordnung des Instituts enthält.
  • 1978 erfolgte die Verankerung im Landesgesetz über die Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer – Verwaltungshochschulgesetz (- VHochSchG -) vom 21. Juli 1978 (GVBl. S. 568), dessen § 60 die gesetzliche Grundlage des Forschungsinstituts bildete.
  • 1982–1984 folgte die Planung und Errichtung des Institutsgebäudes, welches am 29. Juni 1984 eingeweiht wurde.
  • 1991 erfolgte der Beitritt zur "Arbeitsgemeinschaft Forschungseinrichtungen Blaue Liste" (heute Leibniz-Gemeinschaft).
  • 1991/1992 erfolgte der Beitritt der fünf neuen Länder zum Institutsverwaltungsrat.
  • 3. November 1995 erfolgte der Beitritt zur neuformierten Wissenschaftsgemeinschaft Blaue Liste.
  • 2004 erfolgte die Umwandlung des FÖV von einer nichtrechtsfähigen Anstalt des öffentlichen Rechts unter Aufsicht der Staatskanzlei in eine rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts.
  • 2007 folgte die Umressortierung von der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz zum Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.
  • 2014 empfahl der Senat der Leibniz-Gemeinschaft, die "gemeinsame Förderung des FÖV ... zu beenden".[2]
  • 2015 schied das Institut zum Jahresende aus der Leibniz-Gemeinschaft aus.[3]
  • 2016 trat die Neufassung der Landesverordnung über das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Kraft.
  • Zum 1. Januar 2019 trat die Verwaltungsvereinbarung von Bund und Ländern über die (Weiter-)Förderung des FÖV in Kraft.

Direktoren

Rechtsgrundlagen

Rechtsgrundlagen[4] sind die §§ 67-70 des Verwaltungsuniversitätsgesetzes DUVwG[5], die Landesverordnung über das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung[6] vom 10. Dezember 2015 (GVBl. RLP, 531) und die Institutsordnung des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung[7] vom 22. Juni 2017 (StAnz RLP,673).

Forschungsschwerpunkte

Das Forschungsprogramm des FÖV wird regelmäßig überarbeitet und für 3 Jahre verabschiedet. Die Forschungsthemen werden in Programmbereichen bearbeitet. Derzeit gibt es zwei Programmbereiche[8] zu den Themen „Transformation des Staates in Zeiten der Digitalisierung“ und „Europäischer Verwaltungsraum“. Leiter des Programmbereichs „Transformation des Staates in Zeiten der Digitalisierung“ ist Mario Martini, Leiter des Programmbereichs „Europäische Verwaltungsraum“ ist Ulrich Stelkens.

Beratungsschwerpunkte

Neben der Forschung bietet das FÖV verschiedene Beratungsleistungen für Politik und Verwaltung an. Zu den Beratungseinheiten des FÖV gehören das Institut für Gesetzesfolgenabschätzung und Evaluation (InGFA), das Institut für Verwaltungsreform (InVR) und das Institut für Verwaltungskommunikation (InVK).

Institut für Gesetzesfolgenabschätzung und Evaluation (InGFA)

Durch das InGFA[9] werden Folgen und Auswirkungen von Gesetzgebungsvorhaben und politischer Maßnahmenpakete analysiert und bewertet. Zum InGFA gehört auch das Kompetenzzentrum Jugend-Check (KomJC) mit Sitz in Berlin. Aufgabe des KomJC ist die Durchführung und Weiterentwicklung des Prüf- und Sensibilisierungsinstruments „Jugend-Check“.

Institut für Verwaltungsreform (InVR)

Das InVR[10] berät Politik und Verwaltung zu Themen der Verwaltungsmodernisierung wie bspw. Verwaltungsprozessmanagement, Bürgerbeteiligungsverfahren, Verwaltungsstruktur- und Gebietsreformen.

Institut für Verwaltungskommunikation (InVK)

Projekte zur Vereinfachung der Verwaltungssprache stehen im Fokus der Tätigkeit des InVK.[11]

Veröffentlichungen

Die Arbeitsergebnisse des Instituts werden in Fachzeitschriften publiziert, erscheinen bei externen Verlagen.[12] oder in den hauseigenen Publikationsreihen „Speyerer Forschungsberichte“[13] bzw. „FÖV Discussion Papers“[14] Alle Publikationen sind auch auf dem Dokumenten- und Publikationsserver (DoPuS) des Forschungsinstituts und der Universität Speyer zu finden.

Mit Stand Januar 2019 sind insgesamt 291 Forschungsberichte und 86 Discussion Papers erschienen.

Netzwerk und Kooperationen

Das FÖV ist Mitglied in Netzwerken, so des International Institute of Administrative Sciences (IIAS), European Group for Public Administration (EGPA), International Association of Schools and Institutes of Administration (IASIA), International Association of Centers for Federal Studies (IACFS), Transatlantic Policy Consortium (TPC) und DeGEval – Gesellschaft für Evaluation e.V.[15]

Das Forschungsinstitut unterhält zudem Kooperationen zu Einrichtungen wie Accademia Europea di Bolzano (EURAC, Europäische Akademie Bozen) in Südtirol, Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung beim Präsidenten der Russischen Föderation (RANEPA) in St. Petersburg, Bahrain Institute of Public Administration (BIPA) in Seef, China Society of Administrative Reform (CSOAR) in Beijing, Escola d’Administració Pública de Catalunya (EAPC, Schule für öffentliche Verwaltung von Katalonien) in Barcelona, Korea Institute of Public Administration (KIPA) in Seoul, Korea Legislation Research Institute in Sejong-si, Wirtschaftshochschule Moskau, School of Public and Environmental Affairs (SPEA) der Indiana University Bloomington in den USA, Staatliche Juristische Universität in Taschkent in Usbekistan, Universidade Federal Fluminense (UFF) in Rio de Janeiro.[16]

Gebäude und Standort

Das FÖV befindet sich in Speyer in der Metropolregion Rhein-Neckar.

Das Gebäude steht auf dem Campus der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer an der Freiherr-vom-Stein-Str. 2 in zweiter Reihe westlich hinter dem Gebäudekomplex von Sep Ruf. Das Treppenhaus des 1984 als Anbau zum Lehrstuhlgebäude der Universität errichtete Bürogebäudes ist mit Fresken von Paul in den Eicken geschmückt.

Literatur

  • Heike Amos: Zur Geschichte des Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung bei der (Deutschen) Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 1956/1962-2001 (Speyerer Forschungsberichte 228), Speyer 2002.
  • Franz Knöpfle: 25 Jahre Hochschule für Verwaltungswissenschaften, in Schriftenreihe der Hochschule Speyer Band 50

Weblinks

  • Dokumenten- und Publikationsserver Speyer (DoPuS). Schriften der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer und des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung Speyer (FÖV); im Januar 2019 3579 Dokumente. In: dopus.uni-speyer.de.
  • Universität Speyer. offizielle Website der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. In: uni-speyer.de.

Einzelnachweise

  1. a b Organe. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  2. Stellungnahme zum Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) Speyer. (pdf) Senat der Leibniz-Gemeinschaft, 17. Juli 2014, abgerufen am 16. Februar 2021.
  3. Geschichte. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.
  4. Rechtsgrundlagen - Institut. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  5. Verwaltungsuniversitätsgesetz. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  6. Landesverordnung. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  7. Institutsordnung. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  8. Forschung. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  9. Institut für Gesetzesfolgenabschätzung und Evaluation. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  10. InVR. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  11. InVK. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  12. Externe Veröffentlichungen - Publikationen. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  13. Speyerer Forschungsberichte - Publikationen. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  14. FÖV Discussion Papers - Publikationen. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  15. Association. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
  16. Kooperationen. In: foev-speyer.de. Abgerufen am 1. Oktober 2020.