Friedrich Wilhelm Lüdersdorff

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Friedrich Wilhelm Lüdersdorff (auch Lüdersdorf; * 29. April 1801 in Bärwalde[1]; † 26. August 1886 in Baden-Baden[2]) war ein deutscher Chemiker, Politiker und Gutsbesitzer. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Luedersd.

Leben

Friedrich Lüdersdorff studierte Philosophie und promovierte zum Dr. phil. Von 1827 bis 1835 war er Mitarbeiter am wissenschaftlichen Teil der Haude- und Spenerschen Zeitung. Er veröffentlichte verschiedene Arbeiten auf den Gebieten der Biologie und technischen Chemie. Unter anderem erfand er die Lüdersdorffsche Dampflampe.[3][4]

Um 1832 erforschte er in Berlin Kautschuk (auch Federharz).[5] Etwa zeitgleich wie der Amerikaner Hayward beobachtete er zuerst, dass Schwefel dem im Terpentin gelösten Kautschuk die Klebrigkeit nimmt, und legte damit den Grund für Goodyears spätere Erfindung der Vulkanisation (1839).[6]

Lüdersdorff war Landes-Ökonomie-Rat in Berlin und Generalsekretär des Landes-Ökonomie-Kollegiums, später Geheimer Regierungsrat. In den Jahren 1859 und 1860 war er für den Wahlkreis Potsdam 7 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses.

1858 übernahm Lüdersdorff von seinem Onkel Johann Heinrich Leberecht Pistorius das Rittergut Weißensee. Er ließ 1859 das als Schloss Weißensee bekannt gewordene Gutshaus errichten und den dazugehörigen Park am Weißen See anlegen. Im Januar 1872 kaufte ihm der Hamburger Großkaufmann und Bodenspekulant Gustav Adolf Schön das Rittergut für 700.000 Taler ab.

Im Jahr 1882 wurde Lüdersdorff in den preußischen Adelsstand erhoben.[7]

Ein Stück der in Berlin-Weißensee gelegenen Parkstraße trug in der Zeit vor 1890 als Lüdersdorffstraße seinen Namen.

Schriften

  • Das Auftrocknen der Pflanzen für’s Herbarium, und die Aufbewahrung der Pilze, nach einer Methode wodurch jenen ihre Farbe, diesen ausserdem auch ihre Gestalt erhalten wird. Haude & Spener, Berlin 1827
  • Das Wesen der Destillirkunst. Berlin 1827
  • Das Auflösen und Wiederherstellen des Federharzes, genannt Gummi elastikum; zur Darstellung luft- und wasserdichter Gegenstände. Berlin 1832
  • Beschreibung des Pistoriusschen Dampfbrennapparates, nebst erläuternden Bemerkungen. Veit & Comp., Berlin 18362
  • Luedersdorff: Beschreibung des Pistoriuschen DampfbrennapparatesBerlin 1833, Digitalisat PDF-Datei, ISBN 978-3-941919-17-4, Verlag Becker, Potsdam
  • Die Fabrikation des Runkelrübenzuckers erläutert durch eine allgemeine Darstellung der Operationen. Bade, Berlin 1836
  • J. H. L. Pistorius: Praktische Anleitung zum Branntweinbrennen (Zweite Auflage, nach den neuesten Erfahrungen bearbeitet und herausgegeben vom Dr. F. Lüdersdorff). Förstner, Berlin 1841
  • Ueber die Natur der Hefe. In: Ann. Phys. Chem. (Poggendorff)76, 1846, S. 408–411.
  • Der Maisbau mit Rücksicht auf die klimatischen und Boden-Verhältnisse der Mark. Förstner, Berlin 1849
  • (mit P. H. J. Wellenbergh) Erfahrungen und Untersuchungen in Betreff des Einimpfens der Lungenseuche des Rindviehes. Weigandt u. Grieben, Berlin 1853

Einzelnachweise

  1. So z. B. angegeben in: Wilhelm David Koner: Gelehrtes Berlin im Jahre 1845. S. 223 (GBS). Andere Quellen geben als Geburtsjahr auch 1799, 1800 oder (offensichtlich irrtümlich) 1807 an.
  2. Bernd Haunfelder: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1849–1867 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 5). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5181-5.
  3. Zeno.org: Lampe
  4. Die modernen Beleuchtungsmethoden – Auszug aus Hans Kraemer: „Die Urkraft der Erde“, Band 2 – Die Entstehung und Verwertung des Feuers im Dienste der Menschheit, 1911.
  5. Zeno.org: Federharz
  6. Ludwig Darmstaedter: Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, S. 1832 (PDF; 2,3 MB)
  7. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 28.

Literatur