Antoine Furetière

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Antoine Furetière

Antoine Furetière (* 28. Dezember 1619 in Paris; † 14. Mai 1688 ebenda) war ein französischer Schriftsteller und Gelehrter, vor allem aber ein bedeutender Enzyklopädist.

Leben

Furetière stammte aus kleinbürgerlichen Pariser Verhältnissen, konnte sich aber eine gute Bildung und sogar ein Jurastudium verschaffen und ein kleineres königliches Amt kaufen.[1] Zusätzlich ließ er sich die Niederen Weihen erteilen, um – mit Erfolg – an Pfründen zu kommen, die ihm ein auskömmliches Leben sichern konnten. Als Geistlicher betreute er die Abtei in Chalivoy und die Probstei zu Chuisnes.[1]

Ansonsten verkehrte er in Pariser Literatenkreisen, betätigte sich in verschiedenen Gattungen (z. B. schrieb er, ähnlich wie Paul Scarron, 1649 eine burleske Parodie der Æneis) und war gefürchteter Satiriker und Literaturkritiker. 1662 wurde er Mitglied der

. 1666 brachte er

Le Roman bourgeois

(„Der Bürgerroman“) heraus, eine Persiflage auf den heroisch-galanten Roman à la Madeleine de Scudéry, dem Furetière ein in bürgerlichen Kreisen spielendes realistisches Pendant gegenüberzustellen suchte (das wegen langatmiger Passagen bei den Zeitgenossen auf deutlich weniger Interesse stieß als bei heutigen Literarhistorikern). Furetière sollte aber vor allem als Gelehrter bedeutsam werden: Da ihm die Arbeit am seit 1637 von der

verfassten Wörterbuch, an der er seit seiner Berufung 1662 mitwirkte, zu langsam voranschritt und sich auch zu literaturbezogen entwickelte, erstellte er ein eigenes

(„Universalwörterbuch, allgemein sämtliche französischen, alten und neuen, Wörter, sowie Fachausdrücke aller Wissenschaften und Künste enthaltend“). Nachdem Furetière sein Werk 1684 angekündigt (und das unumgängliche königliche Druckprivileg erworben) hatte, bezichtigte ihn die

Académie

geistigen Diebstahls, verhinderte die Drucklegung und schloss ihn 1685 sogar aus. Furetière starb verbittert und ohne die Erstausgabe seines dreibändigen Werkes zu erleben, das von dem bedeutenden Frühaufklärer Pierre Bayle 1690 in Den Haag und Rotterdam veröffentlicht wurde. Weitere Auflagen: 1691, 1694, 1701, 1702, 1708, 1725, 1727. Den Enzyklopädisten galt und gilt „der Furetière“, der anders als das ab 1694 erstmals erschienene, puristisch und normativ angelegte

Académie

-Wörterbuch auch umgangssprachliche und fachsprachliche Bedeutungen und auch bereits die Etymologie von Wörtern verzeichnet, als wichtige Quelle für die französische Sprache des 17. Jahrhunderts. Sein Werk wurde zum Vorbild vieler späterer Wörterbücher.

Werke

Allegorische Darstellung der Grammatik, ihre Disziplinen als Armeen. Aus Antoine Furetières Nouvelle Allegorique, Ou Histoire Des Derniers Troubles Arrivez Au Royaume D’Eloquence (1659).
  • Antoine Furetière, Wolfgang Tschöke (Übers., Hrsg.): Der Bürgerroman. Stroemfeld/ Roter Stern, Basel/ Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-87877-243-2. dort Verz. der frz. Ausgaben

Literatur

  • Antoine Adam: Histoire de la littérature française du 17e siècle. 5 Bände. Paris 1948–1956 (und Neuaufl.)
  • Fabienne Gégou: AF, Abbé de Chalivoy ou la chute d’un immortel. Ed. Librairie A. Nizet. Paris 1962.
  • Georges Montgrédien: La vie de société aux 17e et 18e siècles. Paris 1950.
  • Nicolet: La condition de l’homme de lettres au 17e siècle a travers l’oeuvre de deux contemporains (Charles Sorel & AF.) In: Revue d’histoire littéraire de la France. No. 63, 1963.
  • Gustave Reynier: Le roman réaliste au 17e siècle. Hachette, Paris 1914.
  • Jean Serroy: Roman et réalité. Les histoires comiques au 17e siècle. Paris 1981, ISBN 2-85210-009-6.
  • F. Wey: AF. Sa vie, ses oeuvres, ses démélés avec l’Académie française. In: Revue contemporaire, Paris 1852.
  • Gunter Berger: Der komisch-satirische Roman und seine Leser. Poetik, Funktion & Rezeption einer niederen Gattung im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Winter, Heidelberg 1984, ISBN 3-533-03372-4.
  • Gerhard Goebel: Zur Erzähltechnik in den „Histoires comiques“ des 17. Jh. (Charles Sorel & AF) Diss. phil. FU Berlin 1965
  • W. Leiner: Der Widmungsbrief in der französischen Literatur 1580–1750. Heidelberg 1965.
  • Kurt Leuschner: AF und sein Streit mit der französischen Akademie. Berlin 1915 (oder: Erlangen 1915 Diss. med.)
  • Alain Rey: Antoine Furetière - Un précurseur des Lumières sous Louis XIV. Paris 2006, ISBN 2-213-63025-9.

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b Er gehörte den „Parlaments-Advocaten“ und den „Fiscal-Procureurs bey der Königl. Abtey zu S. Germain des Prez“ an. Johann Gottfried Walther: Musicalisches Lexicon […]. Wolffgang Deer, Leipzig 1732, S. 268.