Gawriil Romanowitsch Derschawin
Gawriil Romanowitsch Derschawin (russisch Гавриил Романович Державин; * 3. Julijul. / 14. Juli 1743greg. in Kasan; † 8. Julijul. / 20. Juli 1816greg. im Chutynski-Kloster bei Weliki Nowgorod) war der bekannteste russische Poet vor Puschkin. Obwohl seine Werke der klassischen Literatur zugeordnet werden, sind seine besten Verse voller Antithesen und Widersprüche, die an John Donne und andere metaphysische Dichter erinnern.
Leben
Geboren und zur Schule gegangen in Kasan, stieg er vom einfachen Soldaten zum höchsten Offizier des Staates unter Katharina der Großen auf. Er war Gouverneur von Olonez (1784) und Tambow (1785), persönlicher Sekretär der Kaiserin (1791), Präsident der Wirtschaftsuniversität (1794) und Justizminister (1802). Er trat jedoch bereits 1803 von allen Ämtern zurück und verbrachte den Rest seines Lebens auf seinem Landsitz in Swanka nahe Weliki Nowgorod. Hier schrieb er seine Gedichte und Verse. Er wurde im Chutynski-Kloster nahe Swanka begraben. Während der Sowjetära wurde er in den Nowgoroder Kreml umgebettet und dann nach der Auflösung der Sowjetunion wieder in seine alte Grabstätte verbracht.
Derschawin ist am bekanntesten für seine Oden, die er der Kaiserin und anderen Angehörigen des Hofes widmete. Er schenkte der vorherrschenden Einteilung in Genres keine Beachtung und integrierte des Öfteren elegische, humoristische und satirische Elemente. Als Beispiel ist seine größte Ode zu nennen, in der er beschreibt, wie er Flöhe in den Haaren seiner Frau sucht, und seine eigenen Gedichte mit Limonade vergleicht.
Anders als andere klassische Dichter, empfand Derschawin Freude über sorgsam ausgesuchte Details wie z. B. die Farbe seiner Tapete in seinem Schlafraum. Er glaubte, dass Französisch eine Sprache der Harmonie wäre, während er Russisch für eine Sprache voller Konflikte hielt. Auch wenn er harmonische Alliterationen bevorzugte, nutzte er manchmal bewusst Effekte der Kakophonie. Seine bekanntesten Werke sind:
- Ode an Felicia (1779)
- Gott (1784)
- Der Wasserfall (1794)
- Der Dompfaff (1800)
Im hohen Alter kam es noch zu einer Begegnung zwischen Derschawin und dem jungen Puschkin. Puschkin präsentiert 1815 als Schüler des Lyzeum Zarskoje Selo sein Gedicht Erinnerungen an Zarskoje Selo vor dem Dichterfürsten, der ihn hierfür auszeichnet. Diese positive Erfahrung verarbeitete Puschkin in der letzten Zeile von Eugen Onegin:
- ...
- Der Beifall kam mir froh entgegen
- Mich hob der jung erstrittne Preis
- Derschawin gab mir seinen Segen
- Der grabesmüde Dichtergreis.
Nach Derschawin ist der Derschawin-Gletscher in der Antarktis benannt.
Literatur
- Державин Г. Р.: Анакреонтические песни. 1986 (Литературные памятники 314) - online
Deutschsprachige Ausgaben
- So werd auch ich unsterblich sein. Oden und Gedichte. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Christine Hengevoß. Leipziger Literaturverlag, Leipzig 2021, ISBN 9783866602809
Weblinks
- Gesammelte Werke in Russisch, pdf
- Werke von und über Gawriil Romanowitsch Derschawin in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Derschawin, Gawriil Romanowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Державин, Гавриил Романович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Autor und Dichter |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1743 |
GEBURTSORT | Kasan |
STERBEDATUM | 20. Juli 1816 |
STERBEORT | Chutynski-Kloster bei Weliki Nowgorod |