Waggonfabrik Gebrüder Gastell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Gebrüder Gastell)
Kaiserbalkon an der Chaisenfabrik der Gebrüder Gastell
Fabrikschild
B-Triebwagen 345 von Gastell im Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim

Die Chaisen- und Eisenbahnwagen-Fabrik der Gebrüder Gastell, besser bekannt als Waggonfabrik Gebrüder Gastell (vormals auch Firma Gastell & Harig), war ein Hersteller von Eisenbahn- und Straßenbahn-Fahrzeugen in Mainz. Das Gelände in Mainz-Mombach trägt heute den Namen „Alte Waggonfabrik“.

Geschichte

Die Geschichte des Unternehmens entwickelte sich – wie auch bei anderen Waggonbau Unternehmen in der Frühzeit der Eisenbahnen – aus einem 1820[1] aus der väterlichen Sattlerei begründeten Kutschenbau. Die Waggonfabrik wurde bereits 1845 gegründet und ist somit älter als der erste Eisenbahnanschluss in Mainz. Gründer war Kommerzienrat Otto Gastell. Im Jahr 1848 musste das Unternehmen seine Fabrikation auf ein ländliches Anwesen in Mainz-Mombach verlegen. Thomas Harig trat als Gesellschafter bei und so firmierte das Unternehmen bis 1872 als Firma Gastell und Harig.Mit Aufgabe der Kutschenproduktion ging das Unternehmen in den alleinigen Besitz der Familie Albert Gastell über und firmierte forthin als Waggonfabrik Gebrüder Gastell.

Nachdem dieser am 1. April 1877 aus dem Unternehmen ausschied, übernahm sein Sohn Albert Gastell die Leitung. Später bildeten seine Söhne Josef Gastell, Franz Gastell und Otto Gastell die Geschäftsführung.

Zuerst wurden am Standort in der Nähe des Münsterplatzes Wagen für die Taunus-Eisenbahn gebaut. Hierfür wurden auf der Ludwigsstraße Bahngleise verlegt, die in Richtung Rhein führten.

Die heutigen historischen Gelbklinkerbauten mit Rotklinkergliederung wurden 1896 bis 1910 nach Plänen des Architekten Franz Philipp Gill errichtet und stehen heute unter Denkmalschutz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Phönix-Halle die erste Halle, die wieder aufgebaut wurde. Das Gelände der Waggonfabrik diente danach noch als Sonderfahrzeugwerk (Westwaggon), Omnibuswerk für Magirus-Deutz und Iveco und schließlich nach der Aufgabe des Mainzer Werks durch Iveco bis 1994 als zweites Mainzer Werk der bis dahin nur in Mainz-Gonsenheim ansässigen Mainzer Panzerwerke MIP. Nach dem Scheitern des Konversionskonzeptes und dem daraus resultierenden Konkurs der MIP bzw. deren Muttergesellschaft MIT Mainz Industrie Technologie GmbH wurde das Gelände schließlich an die Trierer Wohnungsbaugesellschaft TRIWO verkauft.

Heutige Nutzung

Haltepunkt an der Bahnstrecke Alzey-Mainz (2018)

Das Areal der Waggonfabrik mit der Phönix-Halle in Mainz-Mombach (zwischen Turmstraße und Am Schützenweg) wurde 2008 von der Berliner BEOS GmbH für eine internationale Investorengruppe erworben und wird unter anderem von verschiedenen ansässigen Künstlern, der evangelischen Freikirche Equippers e. V., Handel, Industrie und Logistikunternehmen genutzt.

Der Haltepunkt Waggonfabrik an der Bahnstrecke Alzey–Mainz erinnert auch heute noch an dieses Kapitel rheinhessischer Industriegeschichte. Bis 2011 wurde er aus Mitteln des Konjunkturpaketes II barrierefrei umgebaut. Auf einer Länge von 170 Metern und auf einer Breite von 2,75 Metern wurde der Bahnsteig um 50 Zentimeter erhöht. Der Haltepunkt wird in beide Richtungen jeweils im Stundentakt von Regionalbahnlinie RB 31 und der Regional-Express-Linie RE 13 bedient.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. siehe "das Deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart, Ausgabe 1923, Band I, Seite 509"

Katalog

  • Wagonfabrik Gebrüder Gastell. Mainz-Mombach. Eisen- und Straßenbahnen. Firmenkatalog der bereits 1845 gegründeten "Chaisen- und Eisenbahnwagen-Fabrik" der Gebrüder Gastell. Dargestellt sind zahlreiche Eisenbahn- und Straßenbahnwaggons, Triebwagen und Interieurs, Technik etc.; 50 Blatt mit 50 Abbildungen in Kupfertiefdruck, 17 × 24,5 cm, Mainz um 1912.

Weblinks

Koordinaten: 50° 0′ 58″ N, 8° 14′ 3″ O