G. H. Emmerich

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G. H. Emmerich, porträtiert von Alexander Binder

Georg Heinrich Emmerich (* 15. März 1870 in Frankfurt am Main; † 19. Oktober 1923 in München) war der Gründer der ersten Hochschule für Fotografie und der erste Professor für Lichtbildkunst in Bayern.

Vita

Emmerich war gelernter Fotohändler und unterhielt in München seit 1890 ein Magazin für Photographische Apparate und Utensilien mit mehreren Filialen.

Emmerich war ein heißer Verfechter des Piktorialismus, eine Stilrichtung, die beweisen wollte, dass die Fotografie ein vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel sei und nicht nur eine reine Technik zum bloßen Ablichten von Motiven. Stilistisch ist der Piktorialismus z. B. charakterisiert durch Verschwommenheit, sorgfältige Wahl des Ausschnitts, fließende Übergänge, Vorliebe für Nacht- und Nebelszenen, 'künstlerische' Sujets (Landschaften, Porträts, Akte), Bearbeitung der Abzüge oder Negative um malerische Effekte zu erreichen.

Als passionierter Amateurfotograf stellte Emmerich wiederholt auf mehreren Ausstellungen eigene Arbeiten aus, zum Beispiel 1893 auf der Ersten internationalen Ausstellung für Amateurfotografie in Hamburg oder 1902 im Rahmen des Turniers Esposizione Internazionale di Fotografia Artistica.

Emmerich betreute seit 1892 verschiedene fotografische Fachzeitschriften.

Gründung der Bildungsanstalt

Datei:München Fachakedemie für Fotodesign (Schild).JPG
Eingangsschild des Fachbereichs 12 mit Hinweis auf die Fachakademie für Fotodesign

In der Ausgabe vom Mai 1899 der Allgemeinen Photographen-Zeitung bezeichnete Emmerich in seinem Beitrag Photographische Lehranstalten, die Ausbildungssituation deutscher Berufsfotografen als verheerend und forderte mit Nachdruck die Gründung einer fotografischen Lehranstalt in München.[1]

Daraufhin gründete Emmerich 1900 in München die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie. Er war von 1900 bis 1917 Gründungsdirektor der Schule.

Die Schule wurde im Verlauf ihres 102-jährigen Bestehens mehrmals umbenannt, umgewandelt und schließlich 2002 in die Fachhochschule München integriert:

  • 1900: Eröffnung der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie
  • 1904: Umbenennung in Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemie, Lichtdruck und Gravüre
  • 1921: Umbenennung in Staatliche Höhere Fachschule für Phototechnik
  • 1928: Umbenennung in Bayerische Staatslehranstalt für Lichtbildwesen
  • 1945–1947 Unterbrechung des Betriebs aufgrund der Kriegszerstörungen
  • 1954: Umbenennung in Bayerische Staatslehranstalt für Photographie
  • 1990: Umwandlung in die Staatliche Fachakademie für Fotodesign München
  • 2002: Eingliederung als Studiengang Fotodesign in die FH München, Fachbereich 12 – Gestaltung

Privates & Tod

Emmerich ist der leibliche Vater von Walter E. Lautenbacher, der von 1947 bis 1949 an der Lehranstalt studierte, 1969 den Bund Freischaffender Fotodesigner (BFF) gründete und als Begründer des Berufsstands des Fotodesigners gilt.

Emmerich zog sich eine kleine und harmlose Wunde im Nacken zu, welche sich jedoch entzündete. Aufgrund der damals beschränkten medizinischen Möglichkeiten breitete sich die Infektion aus und Emmerich verstarb im Alter von nur 53 Jahren an den Folgen einer Sepsis.

Preise, Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1899: Verleihung der Goldenen Verdienstmedaille des Süddeutschen Photographen-Vereins und Ernennung zu dessen Ehrenmitglied im Rahmen der 4. Ausstellung des Vereins in Stuttgart.[2]
  • 1906: Verleihung des Professorentitels Königlicher Professor[3][4]
  • etwa 1901–1910: Verleihung des Rangs Fellow of the Royal Photographic Society (FRPS). Dies ist die höchste Auszeichnung der britischen Royal Photographic Society, als Anerkennung für „Exzellenz und herausragende Fähigkeiten sowie neuartige und innovative Herangehensweisen“[5] in der Fotografie.
  • <1911: Offizier des großherzoglich toskanischen Zivilverdienst-Ordens[4]
  • <1911: Ritter I. Klasse des Herzoglich Anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären[4]
  • <1911: Ritterkreuz II. Klasse des württembergischen Friedrichs-Ordens[4]
  • <1911: Ehrenkreuz IV. Klasse[4]
  • <1911: Luxemburgischer Militär- und Zivilverdienstorden Adolfs von Nassau IV. Klasse[4]
  • <1911: Lippische Rose für Kunst und Wissenschaft[4]
  • <1911: Große Goldene Toskanische Medaille für Kunst, Wissenschaft und Literatur[4]
  • <1911: Goldene und Silberne bayerische Herzog Max-Medaille[4]
  • 1917: Verleihung des Titels Kgl. Bayer. Wirkl. Rat (Königlicher Bayerischer Wirklicher Rat)[3]

Werke

  • Werkstatt des Photographen. Ein Handbuch für Photographen und Reproduktionstechniker. Otto Nemnich, Wiesbaden 1904
  • Lexikon für Photographie und Reproduktionstechnik. Chemiegraphie, Lichtdruck, Heliogravüre. Wien, Leipzig 1910.

Periodika (Auszug):

  • Photographischer Motivenschatz. Künstlerische Monatsbeilage zur Allgemeine Photographen-Zeitung. V. Jahrgang, Callwey, München 1898/99, ZDB-ID 516929-X
  • Photographischer Motivenschatz. Künstlerische Monatsbeilage zur Allgemeine Photographen-Zeitung. VI. Jahrgang, Callwey, München 1899/1900.
  • Photographischer Motivenschatz. Künstlerische Monatsbeilage zur Allgemeine Photographen-Zeitung. VII. Jahrgang, Callwey, München 1900/01.
  • Photographischer Motivenschatz. Künstlerische Monatsbeilage zur Allgemeine Photographen-Zeitung. VIII. Jahrgang, Callwey, München 1901/02.
  • Jahrbuch des Photographen und der photographischen Industrie. Ein Hand und Hilfsbuch für Photographen, Reproduktionsteckniker und Industrielle. 1903 – 1905, ZDB-ID 310291-9
  • Photographische Kunst. V. Jahrgang, München 1907, ZDB-ID 531918-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Emmerich, Georg Heinrich, Photographische Lehranstalten, in: Allgemeine Photographen-Zeitung, 6. Jg. 1899, Nr. 9 vom 31. Mai 1899, S. 88–90.
  2. o. V., Das Arrangement der IV. Ausstellung des Süddeutschen Photographen-Vereins Stuttgart 1899, in: Allgemeine Photographen-Zeitung, 1899, S. 151–152.
  3. a b Ulrich Pohlmann (Hrsg.), Rudolf Scheutle: Lehrjahre - Lichtjahre : Die Münchner Fotoschule 1900-2000. Schirmer/Mosel, München 2000, ISBN 3-88814-943-6, S. 30.
  4. a b c d e f g h i G. H. Emmerich: Lexikon für Photographie und Reproduktionstechnik, A. Hartleben's Verlag, Wien, Leipzig 1910, S. 169.
  5. Definition FRPS (englisch) (PDF; 974 kB) (Memento vom 30. Dezember 2010 im Internet Archive)