Transnet

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Logo der ehemaligen Gewerkschaft Transnet

Die Gewerkschaft TRANSNET ging im Jahr 2000 aus der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) hervor und war wie ihre Vorgängerin eine Gewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Sie hatte ihren Sitz in Berlin und Frankfurt am Main.[1] Sie fusionierte am 30. November 2010 mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).[2]

Geschichte

Die Gewerkschaft hat eine lange Vorgeschichte. Am 13. Januar 1897 konstituierte sich in Hamburg der Verband der Eisenbahner Deutschlands, der umgangssprachlich auch als Hamburger Verband bezeichnet wurde. Die staatlichen Behörden bewerteten den Verband als hoch gefährlich. Die Eisenbahndirektion Mainz veröffentlichte in einer Sondernummer ihres Amtsblatts eine Warnung vor dem Hamburger Verband, „der offenbar darauf ausgeht, den Frieden zwischen Verwaltung und Personal zu stören und ordnungsfeindlichen Bestrebungen zu dienen“[3] und bedroht jeden Mitarbeiter, der Mitglied in dem Verband wird oder ihn unterstützt, mit Entlassung.[4] Im Süden Deutschlands entstand am 23. Oktober 1898 der Verband für die bayerischen Eisenbahnwerkstätten und Betriebsarbeiter. Auch in anderen Regionen Süddeutschlands entstanden gewerkschaftlich orientierte Eisenbahnerverbände. Anfang Juli 1908 trat der Hamburger Verband der Reichssektion der Eisenbahner des Deutschen Transportarbeiter-Verbandes an. Im Zuge mehrerer Fusionen mit den süddeutschen Verbänden entstand 1916 der Deutsche Eisenbahner-Verband (DEV). 1925 entstand aus dem Zusammenschluss von DEV und Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten und -anwärter der Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands (EdED). Der EdED kann als wichtigste Vorläuferorganisation der TRANSNET angesehen werden. Der EdED wurde im Zusammenhang mit der Machtergreifung Hitlers am 2. Mai 1933 zerschlagen.[5]

Am 25. März 1948 wurde der während des Nationalsozialismus verbotene Eisenbahnerverband unter der Bezeichnung Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) wiedergegründet. Sie war Gründungsmitglied des DGB.

Anfang 1990 gründeten Beschäftigte der Deutschen Reichsbahn in der DDR eine freie Eisenbahnergewerkschaft außerhalb des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), die Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE). Am 25. Oktober 1990 trat die GdE der GdED während eines außerordentlichen Gewerkschaftstages in Kassel bei. 1990 gehörten ihr 320.000 Mitglieder an. Ende 1993 lag die Mitgliederzahl bei 451.000.[6]

1994 wurden Bundesbahn und Reichsbahn fusioniert. Ab diesem Zeitpunkt hieß das Unternehmen Deutsche Bahn. Die DB wurde als Aktiengesellschaft gegründet und damit formell privatisiert. Zugleich wurde der Schienenverkehrsmarkt auch für andere Anbieter geöffnet. Die GdED öffnete sich dementsprechend auch für Beschäftigte privater bzw. so genannter nicht-bundeseigener (NE-)Bahnen. Nach dem Prinzip „Ein Betrieb – eine Gewerkschaft“ organisiert sie auch Beschäftigte von Unternehmen, die dem DB-Konzern angehören, ohne „Eisenbahner“ im eigentlichen Sinne zu sein.

Um diesem Wandel Rechnung zu tragen, beschloss die Gewerkschaft Mitte Mai 2000,[7] ihren Namen in TRANSNET (Kunstwort aus TRANsport, Service und NETze) bzw. Transnet GdED zu ändern. Der neue Name wurde zum 1. Juli 2000 wirksam.[8] Mitte 2000 zählte die Gewerkschaft 340.000 Mitglieder, davon 50.000 Nicht-Eisenbahner.[7]

Ab 2002 kooperierte Transnet mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA. Im Sommer 2005 wurde diese Zusammenarbeit durch die Bildung einer Tarifgemeinschaft verfestigt. Die Transnet hatte im Oktober 2007 rund 250.000 Mitglieder. Sie gehörte auf internationaler Ebene der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) an.

Im Jahr 2008 ging die Zahl der Mitglieder um 4,9 Prozent auf 227.690 zurück. Als Gründe hierfür wurden der Wechsel des ehemaligen Gewerkschaftsvorsitzenden Norbert Hansen zur Deutschen Bahn und viele Todesfälle unter älteren Mitgliedern genannt.[9]

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Titel der Monatszeitschrift Transnet inform

Für die Mitglieder gab es eine monatliche Informationszeitschrift mit dem Titel Transnet Inform. Diese Zeitschrift erschien im November 2010 zum letzten Mal und wurde von EVG imtakt ab Dezember 2010 abgelöst.

Die Bahngewerkschaft Transnet wurde mit der Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter (GDBA) verschmolzen. Dazu wurde am 30. November 2010 die neue Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gegründet. Die Transnet brachte 230.000 Mitglieder und die GDBA 40.000 Mitglieder in die neue Gewerkschaft ein. Dies war der größte Zusammenschluss unter den Gewerkschaften seit der Gründung von Verdi im Jahr 2001.[10]

Kritik

Transnet stand in der Kritik, weil sie als einzige Gewerkschaft der Eisenbahnbranche für die Teilprivatisierung der Bahn eintrat. Kritiker warfen der Transnet vor, keine eigenständige Gewerkschaft mehr zu sein, sondern lediglich der verlängerte Arm der Deutschen Bahn AG. Die rund 120.000 in Transnet organisierten Mitarbeiter der Deutschen Bahn erhielten zahlreiche Vorteile, die anderen Beschäftigten nicht zustanden. So kam ein spezieller, von der DB finanzierter, Fonds für Sozialleistungen auf. Ein Bericht der Revision der Deutschen Bahn von 2002 kritisierte vielfältige Bevorzugungen für Transnet-Betriebsräte. So hätten Transnet-Betriebsräte unter anderem Löhne bis zu 85 Prozent über dem Tarifniveau erhalten.[6]

Auch der ehemals kapitalprivatisierungsfreundliche Kurs der Gewerkschaft wurde kritisiert. Nach Medienberichten erhoffte sich die Gewerkschaft über eine durch Liquiditätszuflüssige finanzierte Expansion nach einem Börsengang des Unternehmens Mitgliederzuwächse. Im Sommer 2006 traten dabei in Transnet organisierte Beschäftigte in einen Warnstreik für eine Kapitalprivatisierung. Im November 2008, nach dem Weggang von Norbert Hansen, kündigte die Gewerkschaft auf ihrem Gewerkschaftstag an, ihre bisherige Position zur Kapitalprivatisierung überprüfen zu wollen.[6]

Der ehemalige Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen wechselte im Mai 2008 in den Vorstand der Deutschen Bahn. Kritiker warfen ihm danach vor, diesen Wechsel durch seine Befürwortung der Bahnprivatisierung vorbereitet zu haben.[11]

Die Gewerkschaft Transnet hat die Bahn zwischen 1994 und 1998 beauftragt, zu überprüfen, inwieweit Transnet-Mitglieder ihre Beiträge in satzungsgemäßer Höhe bezahlen. Einen weiteren Abgleich hat die Bahn 2008 wegen veränderter Datenschutzrichtlinien abgelehnt.[12]

Vorsitzende der GdED bzw. Transnet

Literatur

  • Gewerkschaft Transnet (Hrsg.): 175 Jahre Beschäftigte bei den Bahnen. Ihr ständiger Kampf zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen 1835–2010. Frankfurt a. M. 2010.
  • Gewerkschaft Transnet (Hrsg.): Transnet. Gewerkschaft bei der Bahn 1945–2008. Frankfurt a. M. 2009.
  • Gewerkschaft Transnet (Hrsg.): Zukunft hat Vergangenheit. 110 Jahre Gewerkschaft bei der Bahn 1896–2006. Hof 2006 und Neuauflage: Frankfurt a. M. 2010.
  • Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (Hrsg.), Einigkeit. Von der Zersplitterung der Eisenbahner zur vereinten Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) 1835-2012. Frankfurt a. M. 2012.
  • Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (Hrsg.), Beschäftigte bei den Bahnen und ihre Gewerkschaften. Der ständige Kampf zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (1835–2017). Frankfurt a. M. 2017.
  • Siegfried Mielke, Stefan Heinz: Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat. Verfolgung – Widerstand – Emigration (1933–1945) (= Gewerkschafter im Nationalsozialismus. Verfolgung – Widerstand – Emigration. Band 7). Metropol, Berlin 2017, ISBN 978-3-86331-353-1, S. 35 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wir über uns (Memento vom 29. Oktober 2007 im Internet Archive), 3. September 2007
  2. n-tv.de
  3. Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter vom 10. Dezember 1902. 6. Jahrgang. Nr. 69. Bekanntmachung Nr. 583, S. 623.
  4. Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Sammlung der herausgegebenen Amtsblätter 7 (1903). Mainz 1904. Amtsblatt vom 8. Dezember 1903. Nr. 60 (Sondernummer). Bekanntmachung Nr. 672, S. 515 f.
  5. Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands. (PDF; 28 kB) Friedrich-Ebert-Stiftung, abgerufen am 16. März 2013.
  6. a b c Christian Esser, Astrid Randerath: Schwarzbuch Deutsche Bahn. 1. Auflage. Bertelsmann-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-570-10036-3, S. 161–171
  7. a b Aktuelles in Kürze. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2000, S. 342.
  8. Erich Preuß: Die zerrissene Bahn, 1990–2000. Tatsachen, Legenden, Hintergründe. Transpress, 2001, S. 152.
  9. Gewerkschaften stoppen Schwund. In: Tagesspiegel, 18. Januar 2009
  10. Bahngewerkschaften Transnet und GDBA verschmelzen. börsennews.de; abgerufen am 30. Oktober 2009.
  11. Transnet-Chef wechselt die Seiten (Memento vom 20. Dezember 2008 im Internet Archive) 8. Mai 2008
  12. Bahn überprüft Gewerkschaftsbeiträge. Heise.de; abgerufen am 17. Mai 2009.