Gold-Schwingel
Gold-Schwingel | ||||||||||||
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Gold-Schwingel (Festuca paniculata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca paniculata | ||||||||||||
(L.) Schinz & Thell. |
Der Gold-Schwingel (Festuca paniculata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Schwingel (Festuca paniculata) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie kommt unter anderem in alpinen Wiesen der Ostalpen vor, den nach ihm benannten Goldschwingelrasen. Er wird von manchen Autoren als Patzkea paniculata (L.) G.H.Loos in die Gattung Patzkea gestellt.[1]
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Gold-Schwingel ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 120 Zentimetern. Sie wächst dichthorstig und bildet keine Ausläufer.
Die Blattscheiden haben an der Basis der Halme eine zwiebelähnliche Verdickung. In der unteren Hälfte sind die Blattscheiden verwachsen und nicht gerieft. An den oberen Stängelblättern sind die Blatthäutchen höchstens 3 Millimeter lang. Die Laubblätter haben eine flache Spreite und sind höchstens 3 Millimeter breit. An der Spreiten-Außenseite (der morphologischen Unterseite) befindet sich sklerenchymatisches Gewebe.
Generative Merkmale
Der eher dichte, zusammengezogene rispige Blütenstand ist 8 bis 12, selten bis 15 Zentimeter lang. Die Ährchen sind 10 bis 12 Millimeter lang und goldgelb, zur Fruchtreife braun. Die Deckspelzen besitzen fünf deutlich vortretende Leitbündel und sind nicht begrannt. Der Fruchtknoten ist kahl. Die Blütezeit reicht von Juli bis August.
Der Gold-Schwingel ist eine diploide Sippe. Die Chromosomenzahl ist 2n = 14.[2]
Taxonomie
Synonyme für Festuca paniculata (L.) Schinz & Thell. sind Festuca spadicea L. und Festuca aurea Lam.[3]
Vorkommen
Der Gold-Schwingel kommt innerhalb Österreichs in Kärnten und Osttirol vor, in Salzburg nur in der Goldberg-Gruppe, in der Steiermark nur auf der Koralpe. Weitere Vorkommen gibt es in Südtirol. In Nordtirol fehlt die Art, ebenso in der Schweiz mit Ausnahme des südlichen Tessins.[3] Der Gold-Schwingel wächst in der subalpinen und alpinen Höhenstufe auf sonnigen Bergwiesen und auf steinigen Weiderasen. Er ist kalkmeidend.
Außerhalb der Ostalpen kommt der Gold-Schwingel in den Südalpen, in den Gebirgen Süd- und Südosteuropas und in Nordafrika (Marokko) vor. In Slowenien kommt er nur im Karst auf der Vremščica vor. In Südosteuropa kommt er im Balkangebirge, Rila- und Pirin-Gebirge vor und wächst auf steilen, eher skelettreichen Hängen der unteren alpinen Stufe.[3]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]
Goldschwingelwiesen
In den Ostalpen bildet der Gold-Schwingel eine eigene Pflanzengesellschaft, das Hypochoerido uniflorae-Festucetum paniculatae Hartl in Theurillat 1989. Der Goldschwingelrasen gehört zum Verband des Festucion variae (Hangwarme Urwiesen der Silikatalpen) innerhalb der Festucetalia spadiceae (Bodensaure Wildheumähder, Weiden und Lawinarwiesen). Einzige Kennart ist Festuca paniculata, Trennarten sind Dianthus barbatus und Knautia longifolia.[5]
Die Wiesen kommen an der Tauernsüdabdachung, auf der Koralpe und in den Karnischen Alpen vor. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im subalpinen Bereich zwischen 1800 und 2000 m[3], die Höhenverteilung reicht aber insgesamt von 1500 bis 2500 m. Es sind artenreiche Wildheumähder mit durchschnittlich 45 Arten[3]. Die Wiesen wachsen auf Hängen mit meist 30° Neigung (10 bis 40°), mit Schwerpunkt auf Süd-, Südwest- und Südostlagen.[3] Die Bodenreaktion ist meist sauer (pH-Wert 3,5 bis 5,6), im Grundgestein ist dennoch immer auch Calciumcarbonat vorhanden. Der Großteil der Wiesen wurde zumindest in der Vergangenheit regelmäßig gemäht, einzelne Bestände wurden aber nie genutzt.[5]
Die Artengarnitur der Goldschwingelwiesen zeigt nicht nur die Verbindung zum Festucion, es kommen auch etliche Arten der Seslerietea, der Molinio-Arrhenatheretea, Vaccinio-Piceetea, Calluno-Ulicetea sowie der Festuco-Brometea vor.[5]
Die Wiesen kommen auf sauren bis mäßig sauren Böden vor. Das Vorkommen von Kalk- und Säurezeigern geht auf die Aushagerung durch die teils jahrhundertelange Nutzung zurück. Die Wiesen sind recht vielfältig. Die Vielfalt wird von der Seehöhe, dem Gesteinsuntergrund, dem Mähregime und der Bewässerung verursacht. Heute werden viele Wiesen nicht mehr gemäht, über die dadurch bedingten Sukzessionsvorgänge ist sehr wenig bekannt.[5]
Der Goldschwingelrasen ist auf etlichen Standorten sicher eine autochthone, d. h. natürlich vorkommende, Dauergesellschaft, und zwar auf Standorten der subalpinen Stufe, die für Wald zu ungünstig sind. Entwaldung und beginnende Mahd haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich der Goldschwingelrasen sekundär ausgebreitet hat, vor allem auf Hängen, die aufgrund der Steilheit vom Vieh gemieden werden. Beweidung wird vom Goldschwingelrasen nicht vertragen, obwohl der Gold-Schwingel selbst aufgrund der steifen Blätter vom Vieh eher verschmäht wird.[3]
Pflanzengesellschaften außerhalb der Ostalpen
In den Südalpen kommt das Centaureo-Festucetum spadiceae vor, das mit dem ostalpinen Goldschwingelrasen keine floristischen Gemeinsamkeiten aufweist. Gemeinsam sind ihnen eine hohe Artenzahl, die durch den Kalkgehalt des sauren Bodens bedingt ist, der hohe Anteil an Hemikryptophyten und der Mangel an Moosen. Der Boden der südalpinen Gesellschaft ist tiefgründig, schwach sauer bis neutral. Sie kommt nie über reinem Kristallin- oder reinem Kalk-Gestein vor. Sie wächst an warmen, trockenen Hängen in der mittleren und unteren subalpinen Höhenstufe.[3]
In Montenegro und in den Abruzzen auf Sandstein wächst das Genisto-Festucetum spadiceae, im Zentralmassiv eine Festuca spadicea-Chrysanthemum delarbrei-Assoziation, und in den Pyrenäen das Hieracio-Festucetum spadiceae.[6]
Belege
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
Einzelnachweise
- ↑ Rafaël Govaerts (Hrsg.): Patzkea paniculata. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 28. Mai 2020.
- ↑ Tropicos
- ↑ a b c d e f g h Helmut Hartl: Einige ostalpine Vorkommen des Goldschwingelrasens (Hypochoeris uniflora-Festucetum paniculatae HARTL) 1983. In: Carinthia II, 173./93. Jahrgang, Klagenfurt 1983, S. 43–54 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Festuca paniculata (L.) Schinz & Thell. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. März 2021.
- ↑ a b c d Georg Grabherr: Caricetea curvulae. In: Georg Grabherr, Ladislav Mucina: Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Teil II: Natürliche waldfreie Vegetation. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1993. ISBN 3-334-60452-7, S. 343–372, hier 357f.
- ↑ Paul Ozenda: Die Vegetation der Alpen im europäischen Gebirgsraum. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, New York 1988, ISBN 3-437-20394-0, S. 260.