Grau

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Neun verschiedene Grautöne mit 90 bis 10 Prozent Helligkeit

Das Grau ist eine Nichtfarbe, bzw. eine unbunte Farbe, die keinen oder nur einen geringen farbigen Anteil besitzt. Grau kann aus Schwarz und Weiß gemischt werden. Ist eine buntfarbige Komponente enthalten oder sind ausschließlich bunte Farben gemischt, spricht man von farbigem Grau. Grautöne zeigen damit eine Unmenge an unbunten und bunten Nuancen.[1] Grautöne mit den Bezeichnungen Neutralgrau und Reingrau enthalten keinen Farbstich, Feldgrau, Kaltgrau oder Warmgrau umfassen leicht farbige Nuancen. Abstufungen zwischen reinem Weiß und reinem Schwarz (Schwarz-Weiß-Skala) werden als Graustufen bezeichnet.

Ein Prozent der Deutschen wählt Grau als Lieblingsfarbe. Es sind fast ausschließlich Männer, die von Beruf Steinmetz oder Informatiker sind.[2]

Wirkungen, Assoziationen und Symbolik

Grautöne wirken meist negativ – im Gegensatz zu den positiv besetzten bunten, fröhlichen, „strahlenden“ Farben. Generell gilt die Farbe Grau als alt, drohend, emotionslos, ermüdend, hoffnungslos, konservativ, kühl, langweilig, nichtssagend, phantasielos, schmutzig, spannungslos, traurig, trüb oder unbedeutend. Aber es kann auch ausgleichend, beruhigend, differenziert, harmonisierend, praktisch, professionell, neutral, vornehm, zurückhaltend oder zuverlässig wirken.

Assoziationen, die man mit Grau verbindet, sind Alter, Architektur, Aschenputtel (englisch Cinderella), Beton, Bürokratie, Design, Elefant, graue Haare, Maus, Metall, Nebel, Regenwetter, Sand, schlechtes Wetter, Silber, Stein oder Zement.[3]

Grau symbolisiert Armut, Depression, Einsamkeit, Eintönigkeit, Emotionslosigkeit, Schatten, Tod, Traurigkeit, Trübsinn wie auch Diskretion, Eleganz, Erneuerung, Sachlichkeit, Seriosität, Stabilität, Theorie, Weisheit und Würde.

Farbräume

Grau entsteht in der additiven und in der subtraktiven Farbmischung, wenn die Anteile der jeweiligen Grundfarben gleich sind, aber die Helligkeit weder maximal (Weiß) noch minimal (Schwarz) ist.

  • R = G = B (additive Farbmischung); siehe Graustufentabelle
  • C = M = Y (subtraktive Farbmischung)

Im HSV-Farbraum ist Grau ungesättigt und unbunt, dementsprechend wird die Sättigung null als Grauwert bezeichnet. Ein Wert für den Farbton ist somit nicht definiert, da einzig die Helligkeit über den Grauton entscheidet.

Farbkonstanz

In der Fotografie werden Grautöne oft auch als Halbtöne bezeichnet. Allerdings wird die Wahrnehmung des (Neutral-)Grau durch benachbarte Flächen beeinflusst.

Ein True-Color-Grafiksystem (24 Bit Farbtiefe) kann 256 reine Grautöne anzeigen. Der Gamut, also die technischen Einschränkungen des Wiedergabesystems, begrenzt diese Anzahl. Beispielsweise gibt ein handelsüblicher Monitor selbst bei guter Kalibrierung die Farbwerte unterhalb des RGB-Wertes {16, 16, 16} als maximales Schwarz (rechnerisch läge maximales Schwarz erst bei {0, 0, 0}) und alle Werte oberhalb von {235, 235, 235} als reines Weiß (rechnerisch erst bei {255, 255, 255}) wieder.[4] Da dunkles Grau subjektiv als Schwarz und helles Grau subjektiv als Weiß empfunden werden, würde man nur die dargestellten Grauwerte zwischen etwa 10–95 % als „grau“ bezeichnen. Diese Einschränkung gilt sinngemäß auch für die technische Möglichkeit anderer Wiedergabesysteme, etwa bei Kunstdrucken.

Grau in Redewendungen

  • Sprichwörtlich bezeichnet man etwa eine unscheinbare („farblose“), schüchterne, meist weibliche Person als graue Maus. Ähnlich beschreibt das „Untergehen in einer grauen Masse“ das Verschwinden der Individualität in einem nicht mehr zu differenzierenden, gleichförmigen Einerlei. Im Hintergrund steht hier die Erfahrung, dass ein „chaotisches Farbpixelgemisch“ aus der Entfernung betrachtet fast immer grau erscheint.
  • Ergrautes Haar steht für Dominanz durch Alter und Erfahrung, wie bei „graue Eminenz“ oder „grauer Wolf“. Die „graue Eminenz“ ist eine wichtige Person, die im Hintergrund agiert. Sie steht für Ruhe, Weisheit, Würde und Zurückhaltung.[5] Die Wendung „in Ehren ergraut“ drückt aus, dass man alten Menschen mit Ehrfurcht begegnen soll. Die Parteien Die Grauen – Graue Panther oder Die Grauen – Generationspartei sind Parteien, die die Interessen der Ergrauten vertreten. Aber „graue Haare bekommen“ bedeutet, dass etwas unabhängig vom Alter Nerven kostet. Die Redensart „Lass dir keine grauen Haare wachsen“ besagt, dass man sich keine Sorgen machen soll.[6]
  • „Die kleinen grauen Zellen anstrengen“ bedeutet intensiv nachzudenken. Grau steht hier für Nachdenklichkeit, Sachlichkeit und Wissenschaft. Die graue Substanz bezeichnet jene Teile von Gehirn und Rückenmark, die durch die Nervenzellen grau aussehen.
  • „Nachts sind alle Katzen grau“ bedeutet, dass im Dunkeln die Unterschiede verschwinden und man über bestimmte Mängel hinwegsehen kann.
  • In Wendungen wie „grauer Alltag“ oder „alles grau in grau sehen / malen“ wird eine eintönige, deprimierende, negative Grundstimmung oder Situation ausgedrückt.
  • In der "Grauzone" oder dem "Graubereich" befindet sich das Undefinierte, ein Bereich mit unklaren oder undefinierten Regeln. Entsprechend ist der "graue Markt" (engl. grey market) ist ein Markt, bei dem ein Handel auf unklaren, möglicherweise illegalen Wegen zustande kommt.
  • "Graue Literatur" ist die nicht über den Buchhandel verfügbare Literatur.
  • In Goethes Faust I sagt Mephisto zu dem faulen Studenten Wagner „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum.“[7] Das Dichterzitat besagt, dass ausschließlich theoretische Planung keinen Erfolg bringt.

Graue Kleidung

Armut, Bescheidenheit und Unauffälligkeit stehen bei der Wahl von Grau als Kleidungsfarbe im Vordergrund. Grau war die Kleidung der Waisenkinder und der Insassen von Armenhäusern. Nonnen und Mönche des Kapuziner- und Zisterzienserordens trugen graue Ordensgewänder, die ihr Gelübde betonten, in Armut, Demut, Gehorsam und Keuschheit zu leben.[8] Graue Schwestern ist eine andere Bezeichnung für die Kongregation der Schwestern von der hl. Elisabeth und bezieht sich auf deren graue Ordenskleidung. Feldgrau war die kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs eingeführte erste Tarnfarbe der Uniformen der deutschen Armee und löste in Deutschland die aus dem 19. Jahrhundert überkommenen bunten Uniformfarben des Militärs ab. Die Uniformen der deutschen Armee in Graugrün-Tönen gab es vom frühen 20. Jahrhundert bis 1945.

Andererseits wirken graue Anzüge oder Kostüme am Arbeitsplatz oder bei Festlichkeiten gepflegt, seriös und vornehm. Graue Kleidung erregt kein großes Aufsehen und signalisiert Eleganz und vornehme Zurückhaltung.

Geister

Nebelgestalten, wie Geister oder ruhelose Tote haben in vielen künstlerischen Darstellungen die Farbe Grau. Sie befinden sich in einem Zustand zwischen Leben (Weiß) und Tod (Schwarz). Der graue Nebel verhüllt die klaren Farben des Sonnentages und unterstützt eine mystische, „entrückte“ Sicht.

Zwischenton

Grau ist weder Weiß noch Schwarz und wird dadurch bei zusammengesetzten Wörtern im Sinne von Zwischenton und Zwischenwert benutzt.

  • In diesem Sinne steht Grau auch für Neutralität und Unparteilichkeit.
  • Der Grauimport liegt zwischen dem legalen Handel und dem (ungesetzlichen) Schmuggel.
  • Graubrot ist das Mischbrot aus „weißem“ Weizen- und „schwarzem“ Roggenmehl.
  • Das Morgengrauen ist der Übergang von der dunklen Nacht zum hellen Tag.

Unbunt

Eine andere Anwendung erhält der Zusatz Grau bei Begriffen und Dingen, die „kaum“ Farbiges benennen.

  • Bei Tieren kann der neutrale Farbton ebenfalls als Charakteristikum im Namen auftreten, wie das Grautier, der Esel oder der Graureiher. Viele Tiere nutzen Grau als Tarnfarbe als Schutz gegen Fressfeinde.
  • Grauware ist die graue und grobe Gebrauchskeramik des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Gegensatz zum feinen Porzellan und der hellen Fayence.
  • Grauguss ist Gusseisen, das an seiner grauen Bruchfläche zu erkennen ist.
  • Grauwacke ist ein Gestein aus paläozoischem Trümmer-Sediment von unterschiedlichem Grau.
  • Graukeil ist eine Darstellung von verschiedenen neutralen Graunuancen, die als Hilfsmittel in der optischen Reproduktion oder als Kalibrierungshilfsmittel in der Farbmessung genutzt wird.

Farbnamen

Paynesgrau[9]
Farbcode: #293C42

In der Alltagssprache wird oft zwischen drei Grautönen unterschieden: Hell-, Mittel- und Dunkelgrau. Wenig gesättigte Farben nahe dem Grau werden mit Zusätzen wie blass, hell, weißlich, fahl, matt oder dunkel, schwärzlich bezeichnet. Für verschiedene Grautöne mit unterschiedlichem Farbstich gibt es weithin bekannte, alltägliche Namen, die die Farben durch Vergleiche kennzeichnen.[10] Einige häufig benutzte Bezeichnungen sind:

Aschgrau[11]
Farbcode: #B2BEB5
  • Aschgrau, das sehr weißliche kalte Grau von Holzasche.
  • Betongrau, auch Zementgrau, eine deutlich gelbliche, mittelhelle Graunuance.
  • Feldgrau,
  • Taubengrau, ein blaustichiges mittleres Grau.
  • Giotto di Bondone: Hoffnung. Frauenfigur als Allegorie einer der sieben Tugenden.
    Mausgrau, ein visuell neutrales Mittelgrau, von der Empfindung her ist es die „Unfarbe Grau“ schlechthin.
  • Rauchgrau, dunklere, leicht blaustichige Nuancen.
  • Schiefergrau, benannt nach dem Farbton von Schiefer.
  • Silbergrau, impliziert in seinem Ton den changierenden Metallglanz von Silber.

Neutralgrau – kühles Grau – warmes Grau

Giorgio Morandi: Stillleben (Nature morte), 1955. Zwei ähnliche Stillleben in Grautönen.[12]

Neutralgrau ist ein Grau ohne jeglichen Farbstich. Im RGB-Farbraum bedeutet dies gleiche additive Anteile der Grundfarben Rot, Grün und Blau (r=g=b). Neutralgrau wird von den meisten Menschen als warme Farbe empfunden. Eine in der Farbwahrnehmung als neutral empfundene Nuance ist leicht bläulich. Kunstschaffende bezeichnen deutlich blaustichige Graunuancen als Kühlgrau, etwa die Künstlerfarbe Paynesgrau. Das ist die ideale Farbe, um lasierende Schatten darzustellen.

Verwendung in der Kunst

Bei monochromen Zeichnungen und Grafiken, in der Schwarz-Weiß-Fotografie und im Schwarz-Weiß-Film stehen Grautöne naturgemäß im Vordergrund. Aber insgesamt spielen Grautöne in der bildenden Kunst eine eher untergeordnete Rolle.[13]

In der Kunst heißt die Malerei in Grautönen Grisaille. Die frühesten Grisaillen sind Malereien von Giotto di Bondone in der Sockelzone der Arenakapelle in Padua. Sie wirken wie aus Stein gehauen. Dargestellt sind Frauen als Allegorien der Tugenden und Laster. Der italienische Maler Giorgio Morandi malte überwiegend graue Stillleben, die Ruhe ausstrahlen und zum Meditieren anregen. Die berühmteste Grisaille ist das Antikriegsbild Guernica von Pablo Picasso. Das Bild zeigt die Opfer des Massenmordes, und die Grautöne verdeutlichen die schreckliche Wirkung des Krieges.[14]

Heraldik

Grau ist keine heraldische Bezeichnung, auch wenn es in Darstellungen trotz fehlendem Glanz für Silber (heraldisch Weiß) oder Eisenfarbe genutzt wird. Grauwerk ist das Pelzwerk in der Heraldik.

Graustufentabelle

Angegeben ist der Wert für XY in der Hexadezimalnotation: XY => #XYXYXY.
Die Farben sind Monitor-RGB, nicht die Farben des RGB-Farbraumes, siehe auch Neutralgrau
FF FE FD FC FB FA F9 F8 F7 F6 F5 F4 F3 F2 F1 F0
EF EE ED EC EB EA E9 E8 E7 E6 E5 E4 E3 E2 E1 E0
DF DE DD DC DB DA D9 D8 D7 D6 D5 D4 D3 D2 D1 D0
CF CE CD CC CB CA C9 C8 C7 C6 C5 C4 C3 C2 C1 C0
BF BE BD BC BB BA B9 B8 B7 B6 B5 B4 B3 B2 B1 B0
AF AE AD AC AB AA A9 A8 A7 A6 A5 A4 A3 A2 A1 A0
9F 9E 9D 9C 9B 9A 99 98 97 96 95 94 93 92 91 90
8F 8E 8D 8C 8B 8A 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80
7F 7E 7D 7C 7B 7A 79 78 77 76 75 74 73 72 71 70
6F 6E 6D 6C 6B 6A 69 68 67 66 65 64 63 62 61 60
5F 5E 5D 5C 5B 5A 59 58 57 56 55 54 53 52 51 50
4F 4E 4D 4C 4B 4A 49 48 47 46 45 44 43 42 41 40
3F 3E 3D 3C 3B 3A 39 38 37 36 35 34 33 32 31 30
2F 2E 2D 2C 2B 2A 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20
1F 1E 1D 1C 1B 1A 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10
0F 0E 0D 0C 0B 0A 09 08 07 06 05 04 03 02 01 00

Literatur und Weblinks

Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. 269-291.

Commons: Grau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: grau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Grau – Zitate

Einzelnachweise

  1. Matthias Bleyl, Michael Fehr, Wita Noack: Hauptsache Grau. Form+Zweck Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-935053-75-4, S. 40.
  2. Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. 271 und 275.
  3. Norbert Welsch, Claus Chr. Liebmann: Farben. Natur, Technik, Kunst. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-56624-4, S. 106.
  4. Charles Poynton: Color FAQ (11. Mai 2006)
  5. Norbert Welsch, Claus Chr. Liebmann: Farben. Natur, Technik, Kunst. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-56624-4, S. 109.
  6. Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. 272.
  7. Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. 273.
  8. Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. 282 und 283.
  9. Farbmuster nach Farbton 783 Schmincke Paynesgrau (Memento vom 14. Februar 2008 im Internet Archive), H. Schmincke & Co. GmbH & Co. KG (11. Mai 2006)
  10. Deutscher Wortschatz. In: wortschatz.uni-leipzig.de. Universität Leipzig, Institut für Informatik, Abteilung Sprachverarbeitung, 2016, abgerufen am 25. Oktober 2016.
  11. Farbmuster nach druck-hilfe.de – Druckfarben (Memento des Originals vom 3. Dezember 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.druck-hilfe.de, abgerufen am 26. Mai 2011.
  12. Das linke Bild stammt aus dem Musée des Beaux-arts de Lyon (http://blablaarts.over-blog.com/2020/01/giorgio-morandi-nature-morte-1955.html), das rechte Bild aus dem Musée Granet (Aix-en-Provence) (https://www.flickr.com/photos/20782605@N08/39561715702/)
  13. Norbert Welsch, Claus Chr. Liebmann: Farben. Natur, Technik, Kunst. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-56624-4, S. 109.
  14. Eva Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken. Droemer Verlag, München 2000, ISBN 3-426-27174-5, S. vor 209 und S. 282.