Wollmar
Wollmar Gemeinde Münchhausen (am Christenberg)
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Koordinaten: 50° 58′ 17″ N, 8° 40′ 45″ O | |
Höhe: | 251 (250–287) m ü. NHN |
Fläche: | 12,16 km²[1] |
Einwohner: | 750 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 62 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35117 |
Vorwahl: | 06457 |
Wollmar von Südwesten aus gesehen
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Wollmar ist ein Ortsteil der Gemeinde Münchhausen (am Christenberg) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Geographische Lage
Wollmar liegt an den Südausläufern des Rothaargebirges und des Ederberglands. Bei Wollmar liegen der Kainsberg mit 327 m ü. NN und der Christenberg mit 384 m ü. NN. Wollmar liegt an der Bundesstraße B236 Olfen (Kreis Coesfeld) – Münchhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) und ist der nördlichste Ort im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wollmar erfolgte unter dem Namen Wolemare in einer Urkunde des Klosters Fulda wird in die Zeit 750–779 datiert.[1] Von 1309 bis 1515 hatten die Herren von Hatzfeld einen Hof im Ort als Lehen. Die alte evangelische Kirche wurde im März 1827 abgebrochen, die neue 18 Monate später eingeweiht. 1877 wurde die alte Schule erbaut. Eine neue Schule folgte 1902. Durch Beschluss des Kreistages des Landkreises Marburg wurde die Schule in Wollmar am 1. Januar 1971 aufgelöst.
Zum 1. Juli 1974 wurden im Zuge der hessischen Gebietsreform die bis dahin selbständigen Gemeinden Münchhausen, Niederasphe, Simtshausen und Wollmar sowie der Ortsteil Oberasphe der Nachbarstadt Battenberg (Eder) im Landkreis Waldeck-Frankenberg kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Münchhausen zusammengeschlossen.[3][4] Der Verwaltungssitz wurde der Ortsteil Münchhausen. Für alle durch die Gebietsreform in die Großgemeinde eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Das neu erbaute Dorfgemeinschaftshaus wurde am 16. Juni 1976 eingeweiht.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wollmar lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Wetter
- ab 1567: Heiliges Römisches ReichLandgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wetter[7]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Wetter
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Wetter[8]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[9]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Wetter war als Gericht in erster Instanz für Wollmar zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[10]
Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Wetter 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Wetter. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[11] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Wetter. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[12]
Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) 1877 blieb das Amtsgericht bestehen. 1943 wurde das Amtsgericht Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg und 1946 wurde auch die Zweigstelle geschlossen. Der Bezirk des Amtsgerichts Wetter ging im Bezirk des Amtsgerichts Marburg auf.
In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wollmar 624 Einwohner. Darunter waren 9 (1,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 267 zwischen 18 und 49, 273 zwischen 50 und 156 und 105 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 240 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 48 Paare ohne Kinder und 108 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 30 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 162 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]
Einwohnerzahlen
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1502: | 31 Männer |
• 1577: | 62 Hausgesesse |
• 1630: | 44 Hausgesesse (10 zweispännige, 6 einspännige Ackerleute, 28 Einläuftige) |
• 1681: | 48 hausgesessene Mannschaften |
• 1747: | 70 Haushalte |
• 1838: | 481 Einwohner (Familien: 68 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 6 Beisassen) |
Wollmar: Einwohnerzahlen von 1788 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1788 | 400 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 581 | |||
1840 | 606 | |||
1846 | 616 | |||
1852 | 632 | |||
1858 | 603 | |||
1864 | 607 | |||
1871 | 549 | |||
1875 | 571 | |||
1885 | 608 | |||
1895 | 589 | |||
1905 | 616 | |||
1910 | 603 | |||
1925 | 581 | |||
1939 | 597 | |||
1946 | 791 | |||
1950 | 777 | |||
1956 | 670 | |||
1961 | 662 | |||
1967 | 649 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 624 | |||
2019 | 600 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1861: | alle Einwohner evangelisch-lutherisch |
• 1885: | 608 evangelische (= 100,00 %) |
• 1961: | 628 evangelische (= 94,86 %), 33 katholisch (= 4,98 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1788: | Erwerbpersonen: 16 Schmiede, ein Schneider, drei Müller, vier Schäfer. |
• 1838: | Familien: 83 Ackerbau, 6 Gewerbe, 4 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 292 Land- und Forstwirtschaft, 89 Produzierendes Gewerbe, 13 Handel und Verkehr, 17 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Regelmäßige Veranstaltungen
Alle sieben Jahre, zuletzt 2013, findet der Grenzgang Wollmar statt.[13]
Literatur
- Literatur über Wollmar nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Wollmar In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil Wollmar. In: Webauftritt. Gemeinde Münchhausen
- Wollmar, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Wollmar, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70 .
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 79 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Münchhausen, abgerufen im Juli 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 f. (Online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (Online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- ↑ Website des Grenzgangsvereins Wollmar