Gornergletscher
Gornergletscher | ||
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Gornergletscher und Monte Rosa | ||
Lage | Kanton Wallis, Schweiz | |
Gebirge | Walliser Alpen | |
Typ | Talgletscher | |
Länge | 12,4 km (2013)[1] | |
Fläche | 41,24 km² (2015)[2] | |
Exposition | Nordwest | |
Höhenbereich | 4600 m ü. M. – 2140 m ü. M. (2007)[3] | |
Neigung | ⌀ 10° (18 %) [4] | |
Eisvolumen | 5,85 ± 1,53 km³ (2003)[5] | |
Koordinaten | 628140 / 90970 | |
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Entwässerung | Gornerbach, Furggbach, Gornera, Matter Vispa, Rhone |
Der Gornergletscher ist ein Talgletscher im Monte-Rosa-Massiv südöstlich von Zermatt, in den Walliser Alpen, nahe der südlichen Landesgrenze der Schweiz. Er war 2013 etwa 12,4 km lang und damit der drittlängste Gletscher der Alpen. Die Fläche des Systems des Gornergletschers wurde 2017 mit etwa 41 km² angegeben, dies ist nach dem Aletschgletscher die zweitgrösste zusammenhängende Gletscherfläche der Alpen.[2] Seit dem Sommer 2019 ist der eigentliche Gornergletscher nicht mehr mit dem Grenzgletscher verbunden, wodurch der Gornergletscher auf einen Schlag zu einem viel kleineren Gletscher wurde[6]
Unterhalb der Vereinigung des Gornergletschers mit dem zweiten Hauptarm, dem Grenzgletscher, reicht der Gletscher, flankiert vom Breithorn im Süden und dem Gornergrat im Norden, noch rund 5 km weiter nach Westen, wobei hier die Neigung nur noch sehr flach ist. Das Eis ist mit dem Geröll der zahlreichen Mittelmoränen bedeckt. Die Gletscherzunge befand sich im Jahr 2007 auf einer Höhe von 2140 m.[3] Hier tritt der Gornerbach aus, der in die Furggbach mündet. Letzterer mündet bei Furi in die Gornera, diese vereinigt sich in Zermatt mit weiteren Seitenbächen zur Matter Vispa, die durchs Mattertal zur Rhone fliesst.
Im Gegensatz zu den meisten Alpengletschern, bei denen es sich um temperierte Gletscher handelt, ist der Gornergletscher ein polythermaler Gletscher, er ist zudem der grösste dieser Art in den Alpen. Bei einem solchen Gletscher liegt die Temperatur teilweise unter dem Druckschmelzpunkt, dies trifft insbesondere für den Grenzgletscher zu.[7]
Seinen letzten Hochstand erreichte der Gletscher im Jahr 1859. In einer Zeitspanne von 60 Jahren war der Gletscher zuvor 600 Meter in Kulturland vorgedrungen und hatte dabei neben zahlreichen Almhütten auch einzelne Wohnhäuser zerstört.[8]
Auf dem Felskamm oberhalb des Zusammenflusses der beiden Hauptarme des Gletschers steht die Monte-Rosa-Hütte auf 2883 m ü. M. Sie ist vom Gornergrat her mittels Überquerung des Gornergletschers erreichbar und einer der Ausgangspunkte für die Besteigung der Gipfel des Monte Rosa.
Quellgletscher
Hauptgletscher des Gornersystems ist der Grenzgletscher, der seinen Ausgangspunkt auf der Signalkuppe (4554 m ü. M.) südlich der Dufourspitze nimmt. Insbesondere im Akkumulationsgebiet am Colle Gnifetti (4452 m) liegen die Temperaturen im Inneren des Gletschers mit −13 °C deutlich unter dem Druckschmelzpunkt, so dass sich der Gletscher in dieser Höhe wie ein kalter Gletscher verhält und durch Lufteinschlüsse die historischen Bedingungen der Erdatmosphäre konserviert werden.[9] Der Grenzgletscher fliesst nach Nordwesten dem Nordfuss des Liskamms entlang.
Nördlich der Dufourspitze am Weissgrat (bis 3700 m) befindet sich der Ursprung des eigentlichen Gornergletschers. Dieser fliesst mit einer ziemlich gleichmässigen Neigung von 18 % entlang des Stockhorn-Südfusses nach Westen. Nach rund 7 km vereinigt er sich mit dem längeren Grenzgletscher auf einer Höhe von 2550 m, behält aber seinen Namen bei. Zwischen diesen beiden Gletschern am Westhang der Dufourspitze erstreckt sich der 4 km lange Monte Rosa-Gletscher, der seitlich sowohl mit dem Grenz- als auch mit dem Gornergletscher verbunden ist. Der Gornergletscher ist in seinem oberen Teil über einen breiten eisbedeckten Kamm mit dem Findelgletscher verbunden.[10]
Als wichtige Seitengletscher sind die jeweils 3 bis 4 km langen, von Süden zufliessenden Zwillingsgletscher (Entstehung am Castor, 4228 m ü. M.), Schwärzegletscher (Entstehung am Pollux, 4092 m ü. M.), Breithorn- und Triftjigletscher (beide am Nordhang des Breithorns) sowie der Untere Theodulgletscher zu nennen.
Zehrgebiet
Am Zusammenfluss von Grenz- und Gornergletscher bildet sich im Frühling der Gornersee, ein Schmelzwassersee, der durch das Gletschereis gestaut wird. In der Zeit zwischen Juni und September kommt es innerhalb von wenigen Tagen zur Entleerung des Sees. Diese Entleerung verursacht Hochwasserspitzen im Gornerbach von bis zu 150 Kubikmetern pro Sekunde, weitere Begleiterscheinungen sind eine erhöhte Fliessgeschwindigkeit des Gletschers und eine Hebung des Gletschers von bis zu einem halben Meter.[11]
Durch die durch den Grenzgletscher geprägte polythermale Natur des Gornergletschers sind im unteren, flachen Zehrgebiet für alpine Eisströme besondere Erscheinungen zu beobachten. Bekannt ist der Gletscher insbesondere für die blauen Gletscherseen, die sich an der Oberfläche bilden. Zudem gibt es ein dauerhaftes Netzwerk aus tief eingeschnittenen Schmelzwasserströmen, das es in dieser Art nirgendwo sonst in den Alpen gibt. Auffällig ist auch die helle, weiße Farbe des Gletschereises. Diese Besonderheiten gibt es nur im Bereich des Gletschers, dessen Ursprung im Grenzgletscher liegt. Ursache hierfür ist Eis, dessen Temperatur dauerhaft unterhalb des Druckschmelzpunkts liegt.[7]
Bodengletscher
Als der Gornergletscher noch über die Engstelle zwischen Lichenbretter und den Felshängen von Riffelhorn und -berg herabreichte, wurde dieser untere Abschnitt Bodengletscher genannt.[12][13] Dieser Name ist vermutlich auf die damalige Alpsiedlung „Im Boden“ zurückzuführen.[8]
In kälteren Perioden war der Gornergletscher bis zu den Schweigmatten bei Furi vorgestossen, der letzte Höchststand wurde dabei 1859 erreicht. Diese schweifförmige, von zahlreichen Spalten durchsetzte Zunge war von Zermatt aus gut sichtbar. Zu dieser Zeit nährte auch der Breithorngletscher und die gemeinsame Zunge des Triftji- und des Unteren Theodulgletschers den Gornergletscher. Mittlerweile hat sich das Zungenende des Gornergletschers gut 2,65 km talaufwärts verlagert und der Bodengletscher existiert nicht mehr.[8]
Entwicklung
Jahr | 1850 | 1973 | 1999/2000 | 2013 |
Fläche (km²) | 66 | 59,7 | 55,5 | 41,24 (2015)[2] |
Länge (km) | 15,9 | 13,5 | 12,9 | 12,4 |
Galerie
Weblinks
- Umfangreiche Dokumentation auf Glaciers online
- Factsheet Gornergletscher. In: GLAMOS – Glacier Monitoring in Switzerland.
- Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich: Gornergletscher. In: Naturgefahren Gletscher. Archiv der ETH, 2018 (online, auch als PDF).
- Interaktive Vergleichsbilder vom Gornergletscher
- Gornergletscher auf der Plattform ETHorama
Einzelnachweise
- ↑ a b c Die grössten Gletscher. (xlsx) Bundesamt für Statistik, Raum und Umwelt, 12. Dezember 2014, abgerufen am 1. November 2020.
- ↑ a b c d Factsheet Gornergletscher. In: GLAMOS – Glacier Monitoring in Switzerland. Abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ a b Hanspeter Holzhauser: Dendrochronologische Auswertung fossiler Hölzer zur Rekonstruktion der nacheiszeitlichen Gletschergeschichte. In: Bulletin für angewandte Geologie. 13/2: 23–41, 2008 (online (Memento des Originals vom 2. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; PDF; 1,9 MB)
- ↑ Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich: Gornergletscher. In: Naturgefahren Gletscher. Archiv der ETH, 2018 (online, auch als PDF).
- ↑ Daniel Farinotti, Matthias Huss, Andreas Bauder, Martin Funk: An estimate of the glacier ice volume in the Swiss Alps. In: Global and Planetary Change. 68: 225–231, 2009 (online; PDF; 756 kB).
- ↑ Foto vom 21. Juli 2019
- ↑ a b Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW), ETH Zürich: The Polythermal Structure of Gornergletscher (Valais). In: High Altitude Research Stations Jungfraujoch and Gornergrat (HFSJG): Activity Report 2010. Seite 165ff (online; PDF; 406 kB)
- ↑ a b c Hanspeter Holzhauser: Der Vorstoss des Gornergletschers von 1791 bis zum Hochstand um 1859 im Spiegel historischer Bild- und Schriftquellen. In: Bulletin für angewandte Geologie. 13/2: 43–58, 2008 (online (Memento des Originals vom 2. Juli 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; PDF; 1,4 MB)
- ↑ Martin Lüthi, Martin Funk: Temperatures in glaciers and ice sheets. In: Physics of Glaciers I. Skript zur Vorlesung zum Herbstsemester 2012 (online; PDF; 806 kB)
- ↑ swisstopo.ch: Swisstopo-Geodatenviewer, Stand November 2012
- ↑ Valentin Gischig: Tiefenabhängigkeit der seismischen Geschwindigkeit auf dem Gornergletscher. 2005 (online; PDF; 2,0 MB)
- ↑ Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 374, Stichwort Gornergletscher (Scan der Lexikon-Seite).
- ↑ Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 1: Aa – Emmengruppe. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1902, S. 286, Stichwort Bodengletscher (Scan der Lexikon-Seite).