Großer Preis von Bahrain

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Grosser Preis von Bahrain)
Großer Preis von Bahrain
Flag of Bahrain.svg Bahrain International Circuit
Streckenprofil
Streckendaten
Hauptsponsor: Gulf Air (seit 2004)
im Rennkalender: 2004–2010, seit 2012
Streckenlänge: 5,412 km
Rennlänge: 308,238 km in 57 Runden
Rekorde
Rundenrekord: 1:30,252
(2004, Michael Schumacher, Ferrari)
Rundenrekord Qualifikation: 1:27,264
(2020, Lewis Hamilton, Mercedes)
Die meisten Siege: Lewis Hamilton (5)
Die meisten Poles: Lewis Hamilton/Sebastian Vettel (je 3)
Webseite

Der Große Preis von Bahrain ist ein Formel-1-Rennen, das erstmals 2004 auf dem Bahrain International Circuit in as-Sachir, Bahrain, ausgetragen wurde. Wie alle neueren Strecken (Malaysia, China und Türkei) wurde auch die Strecke in Sakhir rund 30 km von den Toren Manamas entfernt vom Deutschen Architekten Hermann Tilke gebaut. Das Besondere an Bahrain ist, dass das Rennen in der Wüste stattfindet. Große Probleme bereitet den Autos deshalb neben der zum Teil drückenden Hitze auch kleine Sand- und Staubpartikel in Getriebe, Motor und Kühleinlässen, oder auch an den Bremsbelägen, was zum Defekt dieser Bauteile führen kann.

Streckenführung 2010

Ein trockenes Rennen ist so gut wie sicher, denn Regen fällt in Bahrain nur an 3 bis 5 Tagen im Jahr. Dennoch nieselte es zeitweise während des Rennwochenendes 2004.

2005 und Anfang 2006 nutzten einige Teams die Strecke in Bahrain als Teststrecke. 2005 zunächst nur Ferrari, 2006 dann auch die Scuderia Toro Rosso sowie Honda. Die enormen Kosten rechtfertigte Ferrari damit, dass es in Spanien und Italien, wo normalerweise getestet wird, im Winter kalt und nass ist.

Bisherige Formel-1-Rennen auf dem Circuit

Siegerehrung beim GP von Bahrain 2007

2004 machte der Sand vor allem McLaren-Mercedes Probleme. Beiden Fahrern, dem Finnen Kimi Räikkönen und dem Schotten David Coulthard, platzten die Motoren (was im Laufe der Saison aber häufiger passierte). Spektakulär sah vor allem der Ausfall von Räikkönen aus, denn an seinem Fahrzeug entzündete sich sogar ein Feuer. Wie die gesamte Saison 2004 dominierte Ferrari mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello auch den Bahrain GP 2004 und fuhren in eben jener Reihenfolge zu einem Doppelsieg. Abgeschlagen Dritter wurde der BAR-Honda-Pilot Jenson Button. Da man sich an das islamische Alkoholgesetz hielt, verzichtete man bei der Siegerehrung auf eine Champagner-Dusche. Stattdessen nahm man Rosenwasser. Die spektakulärste Szene des Rennens lieferten Ralf Schumacher im BMW-Williams und Takuma Satō im BAR-Honda. Beide kollidierten in der Kurve nach der Start- und Zielgeraden, wodurch Schumacher ausgehebelt wurde. Beide konnten jedoch weiterfahren und kamen auch in die Punkteränge.

2005 war das Rennen ebenfalls sehr aufregend. Der verletzte McLaren-Mercedes-Fahrer Juan Pablo Montoya wurde durch Test- und Ersatzfahrer Pedro de la Rosa ersetzt. Er lieferte ein packendes Rennen und sah gegen Teamkollege Kimi Räikkönen, der 2005 Vizemeister wurde, überraschend stark aus. Im Qualifying gewann er das Duell gegen Räikkönen. Im Rennen hatte er einige spannende Kämpfe, in denen er mehrfach von der Strecke abkam und sich drehte. Am Ende drehte er die schnellste Rennrunde und kam als 5. ins Ziel. Teamkollege Räikkönen kam auf Rang 3. Der Sieg ging aber an den späteren Weltmeister Fernando Alonso auf Renault, der zu Beginn des Rennens vom damaligen Weltmeister Michael Schumacher (auf Ferrari) arg bedrängt wurde. Er schied jedoch später mit einem Hydraulikdefekt aus. Einen harten Kampf lieferten sich noch David Coulthard im Red Bull-Cosworth und Jacques Villeneuve im Sauber-Petronas am Ende des Rennens um Rang 8 und damit um den letzten WM-Punkt. Dabei verursachte Coulthard eine Kollision, die für Villeneuve das Rennende bedeutete; er erhielt jedoch von Coulthard die Hälfte des Geldes, das er für Rang 8 bekommen hatte.

2006 fand der Bahrain GP erstmals als WM-Auftakt statt. 2007 übernahm diese Rolle, wie von 1996 bis 2005, wieder der australische GP in Melbourne. Erst 2010 kehrte der Auftakt-Grand-Prix wieder nach Bahrain zurück.

Am 21. Februar 2011 wurde das Auftaktrennen wegen politischer Unruhen abgesagt.[1] Am 3. Juni 2011 wurde von der FIA bekanntgegeben, dass das Rennen am 30. Oktober 2011 nachgeholt wird. Am 10. Juni 2011 gab der Vorsitzende des Bahrain International Circuit, Zayed Rasched al-Zayani, bekannt, dass der Bahrain-Grand-Prix für 2011 endgültig abgesagt wird.[2]

In der Saison 2012 wurde das Rennen termingerecht am 22. April ausgetragen, was für heftige Kritik bei Oppositionellen und Menschenrechtsorganisationen führte. Die angekündigten politischen Reformen bezeichnete Amnesty International als „oberflächlich und halbherzig“. Laut einer Analyse der Menschenrechtsorganisation gebe es zahlreiche Berichte über Folter und den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt durch die Polizei.[3] Bei einem Ausfall des Rennens hätte Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone auf ca. 30 Mio. Euro Antrittsgeld verzichten müssen.[4] Die Regierung von Bahrain, die Streckenbetreiber und nationalen Medien wiederum bezichtigten die Menschenrechtsorganisationen und die internationale Presse der Panikmache.[5] Demonstranten riefen vor dem Rennen zu „drei Tagen des Zorns“ auf.[6] Laut al-Wifaq, der größten schiitisch-islamistischen Oppositionsgruppe, kam es am Formel-1-Wochenende in dem schiitischen Dorf Shakhura nahe der Hauptstadt Manama zu einem Todesopfer und zahlreichen Verletzten.[7]

Sonstiges

In Bahrain muss, genau wie in Abu Dhabi, der Sieger auf die obligatorische Sektdusche verzichten, weil aus Rücksicht auf die islamischen Gastgeber auf das Trinken und Verspritzen von Alkohol verzichtet wird. Stattdessen wird Rosenwasser verwendet.

Der Grand Prix findet seit 2014 in der Nacht statt, sodass unter Flutlicht gefahren wird.[8]

Amnesty International kritisiert, dass hinter dem Rennen Menschenrechtsverletzungen stehen und fordert von der Regierung Bahrains, dass Gesetze zur Kriminalisierung der freien Meinungsäußerung zurückgenommen werden.[9]

Der Große Preis von Bahrain 2020 wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben.[10] Nach der Neugestaltung des F1-Kalenders fand das Rennen schließlich gegen Ende der Saison statt. Direkt danach wurde dort ein zweiter Event als Großer Preis von Sachir ausgetragen. Allerdings befuhr man dabei eine andere Variante der Strecke, den deutlich kürzeren Outer Circuit.[11]

Ergebnisse

Auflage Jahr Strecke Sieger Zweiter Dritter Pole-Position Schnellste Runde
1 2004 as-Sachir Deutschland Michael Schumacher (Ferrari) Brasilien Rubens Barrichello (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Jenson Button (BAR-Honda) Deutschland Michael Schumacher (Ferrari) Deutschland Michael Schumacher (Ferrari)
2 2005 as-Sachir Spanien Fernando Alonso (Renault) Italien Jarno Trulli (Toyota) Finnland Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) Spanien Fernando Alonso (Renault) Spanien Pedro de la Rosa (McLaren-Mercedes)
3 2006 as-Sachir Spanien Fernando Alonso (Renault) Deutschland Michael Schumacher (Ferrari) Finnland Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) Deutschland Michael Schumacher (Ferrari) Deutschland Nico Rosberg (Williams-Cosworth)
4 2007 as-Sachir Brasilien Felipe Massa (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) Finnland Kimi Räikkönen (Ferrari) Brasilien Felipe Massa (Ferrari) Brasilien Felipe Massa (Ferrari)
5 2008 as-Sachir Brasilien Felipe Massa (Ferrari) Finnland Kimi Räikkönen (Ferrari) Polen Robert Kubica (BMW Sauber) Polen Robert Kubica (BMW Sauber) Finnland Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes)
6 2009 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Jenson Button (Brawn-Mercedes) Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault) Italien Jarno Trulli (Toyota) Italien Jarno Trulli (Toyota) Italien Jarno Trulli (Toyota)
7 2010 as-Sachir Spanien Fernando Alonso (Ferrari) Brasilien Felipe Massa (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault) Spanien Fernando Alonso (Ferrari)
- 2011 as-Sachir wegen politischer Unruhen abgesagt
8 2012 as-Sachir Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault) Finnland Kimi Räikkönen (Lotus-Renault) Frankreich Romain Grosjean (Lotus-Renault) Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault) Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault)
9 2013 as-Sachir Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault) Finnland Kimi Räikkönen (Lotus-Renault) Frankreich Romain Grosjean (Lotus-Renault) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes) Deutschland Sebastian Vettel (Red Bull-Renault)
10 2014 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes) Mexiko Sergio Pérez (Force India-Mercedes) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes)
11 2015 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Finnland Kimi Räikkönen (Ferrari) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Finnland Kimi Räikkönen (Ferrari)
12 2016 as-Sachir Deutschland Nico Rosberg (Mercedes) Finnland Kimi Räikkönen (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Deutschland Nico Rosberg (Mercedes)
13 2017 as-Sachir Deutschland Sebastian Vettel (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes)
14 2018 as-Sachir Deutschland Sebastian Vettel (Ferrari) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Deutschland Sebastian Vettel (Ferrari) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes)
15 2019 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes) Monaco Charles Leclerc (Ferrari) Monaco Charles Leclerc (Ferrari) Monaco Charles Leclerc (Ferrari)
16 2020 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Niederlande Max Verstappen (Red Bull-Honda) Thailand Alexander Albon (Red Bull-Honda) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Niederlande Max Verstappen (Red Bull-Honda)
17 2021 as-Sachir Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Niederlande Max Verstappen (Red Bull-Honda) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes) Niederlande Max Verstappen (Red Bull-Honda) Finnland Valtteri Bottas (Mercedes)
18 2022 as-Sachir Monaco Charles Leclerc (Ferrari) Spanien Carlos Sainz jr. (Ferrari) Vereinigtes Konigreich Lewis Hamilton (Mercedes) Monaco Charles Leclerc (Ferrari) Monaco Charles Leclerc (Ferrari)

Weblinks

Commons: Großer Preis von Bahrain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. n-tv NACHRICHTEN: Auftakt in Bahrain fällt aus. Abgerufen am 20. März 2022.
  2. "Bahrain gibt auf: 2011 kein Grand Prix! (Motorsport-Total.com am 10. Juni 2011)
  3. Gehlen, Martin: Schwere Straßenschlachten vor dem „Großen Preis von Bahrain“ bei Die Presse, 19. April 2012 (abgerufen am 21. April 2012).
  4. GP Bahrain : Geschäft geht vor Sicherheit. In: Auto Bild Motorsport, 20. April 2012, Nr. 16, S. 4.
  5. Eine Frage des Timings ist auch eine Frage der Zeit. In: Der Standard, 20. April 2012, S. 27.
  6. «Tage des Zorns»: Neue Krawalle vor Formel-1-Rennen. Schweizer Fernsehen, 21. April 2012, archiviert vom Original am 26. April 2012; abgerufen am 6. April 2019.
  7. Reiners, Andreas: Proteste fordern Todesopfer - Schweigen im Fahrerlager bei abendblatt.de, 21. April 2012 (abgerufen am 22. April 2012).
  8. Flutlichtpremiere in Bahrain: Unterschied wie Tag und Nacht? - Formel1.de-F1-News. In: Formel1.de. (formel1.de [abgerufen am 21. Februar 2017]).
  9. Bahrain's grim human rights violations are behind the glamour of the Grand Prix. In: Amnesty International. 27. März 2019, abgerufen am 2. April 2019 (englisch).
  10. Offiziell: Start der Formel-1-Saison 2020 frühestens im Juni in Baku! Abgerufen am 20. März 2022.
  11. Formel-1-Kalender 2020 - alle F1-Termine. Abgerufen am 18. Oktober 2020.

Koordinaten: 26° 1′ 53,5″ N, 50° 30′ 47,9″ O