Gugelhammer

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Gugelhammer
Koordinaten: 49° 21′ 48″ N, 11° 10′ 50″ O
Höhe: 347 m ü. NHN
Einwohner: (2014)
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129
Gugelhammer heute
Mühlenwerk und Turm 1707
Steinbrücke über den Ludwig-Donau-Main-Kanal
Gauchsbach-Brückkanal

Gugelhammer (umgangssprachlich: Guhglhama[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Geographische Lage

Der Weiler liegt knapp östlich von Röthenbach bei Sankt Wolfgang und etwa zwölf Kilometer südöstlich von Nürnberg im Schwarzachtal, am Gauchsbach und am Ludwig-Donau-Main-Kanal, an einer mit Natursteinen gepflasterten Sackgasse, die nach Osten von der Feuchter Straße abzweigt.[2]

Geschichte

Urkundlich erstmals erwähnt wurde Gugelhammer als Bauernhof 1310. Sein Ursprung lag in einem alten reichslehnbaren Zeidelmuttergut des Nürnberger Reichswaldes, erster namentlich bekannter Besitzer war ein Heinrich Kreutzer. Wohl bereits zu dieser Zeit entstand am wasserreichen Gauchsbach die erste Hammermühle, die sich viele Generationen in häufig wechselndem bürgerlichem oder handwerksständischem Besitz befand. Sie verfügte über ein steinernes Haus, das um 1500 als kleiner, wohnturmartiger Herrensitz bezeugt ist, der für den Hammerherrn sowohl Repräsentativ- wie auch Schutzfunktionen erfüllte. Als Besitzer im 15. Jahrhundert wird die Nürnberger Bürgerfamilie Halbwachsen vermutet, 1463 wird ein Heinrich Meichsner als Besitzer überliefert, der aus einer 1396 aus der Steiermark nach Nürnberg eingewanderten Familie stammte. 1453 war Heinrich Meichsner Mitglied des Inneren Rats der Reichsstadt geworden. 1530 erwarb Heinrich Holzschuher die Hammermühle. Seither befindet sie sich bis heute im stets weitervererbten Besitz von Familien des Nürnberger Patriziats.[3]

1539 folgten durch Heirat die Fürer von Haimendorf.[4] Im Zweiten Markgrafenkrieg (1552–1554) wurde der Ort weitgehend zerstört. 1582 war zunächst nur die Industrieanlage wieder in Betrieb. Durch die Heirat der Felizitas Fürer ging der Gugelhammer bald danach an Hans Nützel d. Ä. Dieser ließ 1584 das Voithaus mit einem Obergeschoss, in dem herrschaftliche Räume eingerichtet werden sollten, errichten. Das alte Herrenhaus lag damals noch immer „in der Asche“ und wurde daher als „Burgstall“ bezeichnet. Ab 1607 erfolgte allmählich der Wiederaufbau von Wohnanlagen und Stallungen. Für 1622 ist die Existenz als Papiermühle überliefert. Die Mühle wurde dann im Dreißigjährigen Krieg zeitweise auch zum Rüstungsbetrieb, es wurden Munition und insbesondere Kanonenkugeln hergestellt. Seither heißt der Herrensitz Schloss Kugelhammer.

Nach dem Tod Hans Nützels 1620 kam die Papiermühle an seinen Schwiegersohn Hanns Albrecht Haller von Hallerstein (1569–1654). Durch die Heirat der Maria Helena Haller 1678 gelangte Johann Carl Schlüsselfelder von Kirchensittenbach in den Besitz, der 1704 neben dem Schloss ein Sägewerk anlegen ließ. Die Schlüsselfelder waren 1536 durch Aufnahme in das Tanzstatut in das Nürnberger Patriziat kooptiert worden und blieben bis zum Tod von Johann Carl 1709, als Letztem seiner Familie, im „Inneren Rat“ vertreten. Vor seinem Tod übertrug er das Hammergut sowie den städtischen Sitz seiner Familie, das bekannte Nassauer Haus, an die Schlüsselfeldersche Familienstiftung, eine Vorschickung nach traditionellem Nürnberger Erbrecht, die nach dem Tod seiner Witwe Maria Helena (1713) von Administratoren aus verwandten Familien verwaltet werden sollte. Diese Stiftung besteht bis heute; der jeweilige Administrator hat seinen Sitz im Nassauer Haus, ihm steht auch die Nutzung des Herrenhauses in Kugelhammer zu.[5] Seit 1709 standen der Stiftung 23 Verwalter aus den Familien Kreß von Kressenstein, Welser von Neunhof sowie (seit 1878) Volckamer von Kirchensittenbach vor. Nach dem Tod von Christoph von Volckamer am 31. Oktober 2021[6] ist seitdem Christoph Frhr. Kress von Kressenstein Administrator der Stiftung.[7][8]

Trotz mehrerer Brände, die aber das Herrenhaus unversehrt ließen, blieben der Eisenhammer, die Schmiede und das Sägewerk bis um 1845 in Betrieb, als der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals dem Gauchsbach die Wasserkraft entzog.

Am 1. Mai 1978 wurde Gugelhammer zusammen mit Röthenbach bei Sankt Wolfgang und Nerreth nach Wendelstein eingegliedert.[9]

Von 2005 bis 2010 wurde das Schloss Kugelhammer grundlegend saniert und 2010 für hervorragende denkmalpflegerische Leistungen prämiert.[10]

Beschreibung

Das Schloss liegt auf einem Sandsteinfelsen, der früher vom aufgestauten Gauchsbach umflossen wurde. Dieser dadurch gebildete Wassergraben liegt heute trocken. Die Gestalt der ursprünglichen Burg ist aus einer Darstellung auf einer Landkarte von 1530 bekannt. Demnach bestand sie aus einem ungefähr quadratischen Turm mit Fachwerkaufsatz und Satteldach. Auf der Rückseite war ein kleiner Anbau angefügt. Unmittelbar angrenzend ist das Hammergebäude mit drei Wasserrädern dargestellt.

Das heutige Schloss aus dem beginnenden 17. Jh. ist im Stil der Nürnberger Patriziersitze in Form eines Weiherhauses errichtet. Es besitzt die Form eines dreigeschossigen, quadratischen Gebäudes mit hohem Sockelgeschoss, Satteldach, gewellten Treppengiebeln und Zwerchhaus. Im Erdgeschoss befand sich eine große Halle, während die Wohnräume im ersten Obergeschoss eingerichtet waren. Das zweite Obergeschoss wurde vor allem vom repräsentativen Saal eingenommen. An der Südseite liegen kleine Wirtschaftsbauten des 18. Jahrhunderts.

Einwohnerentwicklung

  • 1987: 03
  • 2014: 04

Sonstiges

Bis 2009 hatte der Fränkische Ritterhaufen e. V. Schloss Kugelhammer als Vereinssitz, inzwischen ist er in eigene Clubräume umgezogen.[11] Es gibt keine regelmäßigen Besichtigungszeiten.

Veranstaltungen

Sporadisch finden in den Räumen von Schloss Kugelhammer Operettenabende, Wohltätigkeitsgalen, Treffen verschiedener Gremien oder Ähnliches statt.[12][13]

Verkehr

Die Autobahn A 73 verläuft etwa 500 m nördlich. Eine Gemeindeverbindungsstraße in unmittelbarer Nähe führt nach Feucht. Der öffentliche Personennahverkehr bedient Gugelhammer nicht.

Literatur

Weblinks

Commons: Gugelhammer (Wendelstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 23. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: gūglhàmɒ.
  2. Gugelhammer im BayernAtlas
  3. Kugelhammer auf Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  4. Geschichte des Schlüsselfelder’schen Schlosses Kugelhammer
  5. Kugelhammer auf Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
  6. Traueranzeige auf trauer.nordbayern.de
  7. Nordbayern.de, 29. April 2011
  8. Website J. C. von Schlüsselfelder'sche Familienstiftung
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 733.
  10. Pressebericht, Sanierung Kugelhammer von 2011
  11. Fränkischer Ritterhaufen e. V.
  12. Veranstaltungen Schloss Kugelhammer
  13. Pressebericht Merkel'sche Familienstiftung, September 2013, Seite 3