Schloss Lühburg
Das Schloss Lühburg in Lühburg ist ein im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts gestaltetes Herrenhaus, das sich schon im Mittelalter im Besitz des Adelsgeschlechtes Bassewitz befand. Seine Dreiflügelanlage im Stil des Barock gilt als älteste ihrer Art in Mecklenburg.[1]
Geschichte
Das Gut Lühburg und mit ihm die Güter Dalwitz und Prebberede standen bereits zu Anfang des 14. Jahrhunderts im Besitz des Adelsgeschlechtes Bassewitz. Mehr als drei Jahrhunderte später wurde Lühburg während des Dreißigjährigen Krieges nahezu vollkommen vernichtet.[1]
Um 1725 bis 1730 ließ Ludolph Friedrich von Bassewitz auf dem Grundstück das bis heute erhaltene Schloss errichten. Dabei entstanden ein Haupthaus mit zwei Stockwerken und einem höheren, giebelgekrönten Mitteltrakt und seitlich angrenzend zwei eingeschossige Kavalierhäuser. Von der Entstehungsgeschichte des Hauses hat sich zudem die im Treppenhaus installierte historische Steintafel mit Inschrift erhalten.[1]
1782[2] oder 1783 verkaufte der Landrat Joachim Ludolph von Bassewitz seine gesamten um Lühburg gelegenen Güter. Käufer von Lühburg mit Basse und Repnitz[3] im Amt Gnoien wurde der Jägermeister David Splittgerber,[2] der auch Gottesgabe erwarb. Nur wenige Jahre später ging der gesamte Besitz 1788 an Friedrich Carl Graf von Schlieben über.[3] Dem „Viro illvstrissimo generosissimo Carolo comiti de Schlieben / maecenati svo gratiosissimo“ widmete der angehende Arzt Karl Wächter seine 1793 an der Universität Rostock in lateinischer Sprache vorgelegte Dissertation Sistens Observationvm Medicinalivm Satvram,[4] bevor Wächter kurzzeitig in Lühburg praktizierte.[5]
1811 wurde Lühburg gemeinsam mit Basse und Gottesgabe Eigentum der Gräfin von Hardenberg,[2] Gattin des Staatsministers Graf von Fürstenheim,[2] also die Caroline Adelheid Christine Julie Eleonore von Hardenberg (1784–nach 1809), älteste Tochter des August Wilhelm Karl von Hardenberg.[6]
Ab 1818 verzeichnete der Mecklenburgische Staatskalender Johann Christian Wächter als Eigentümer des Lühburger Gutes. Ab 1840 wird dort der Landdrost Christian Friedrich Anton von Drenckhahn als Besitzer genannt, ab 1844 Baron Schimmelpenning von der Oye und ab 1849 Carl Friedrich Amand Strömer.[7]
Erst 1858 gelangte Lühburg durch Kauf von Heinrich Ludwig Graf von Bassewitz-Dallwitz (1831–1911) wieder in den Besitz des Adelsgeschlechtes Bassewitz.[3]
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie Bassewitz aus Lühburg vertrieben. Die Gebäude wurden anschließend von Flüchtlingen bewohnt. In dieser Zeit verschwand die zum großen Teil kultur- und kunsthistorisch wertvolle Einrichtung des Anwesens und wurde gar zum Heizen verwendet.[3]
Während der Zeit der DDR brannte 1966 das Dachgeschoss des Hauses, das anschließend jedoch wieder aufgebaut wurde. Bis 1992 beherbergte das Haus eine Schule, diente als Ortszentrum, war Gemeindebüro und Kulturraum, hielt eine Bibliothek vor und fungierte als Gaststätte. Auch ein Genossenschaftsladen der „Konsum“-Kette sowie ein Kindergarten fanden zeitweilig ihr Unterkommen auf Gut Lühburg.[3]
1992 kaufte der „Prof. Dr. Ing. Heinz Steffen“ das Schloss Lühburg von der Gemeinde. Anschließend wurde das Haus umfangreich restauriert und saniert, wobei das Gebäude wieder weitgehend sein ursprüngliches Aussehen erhielt. Im Inneren wurden etwa zeitgleich Ferienwohnungen und ein Festsaal eingerichtet.[3]
Im Jahr 2010 erwarb Dorothee Calsow, geborene Gräfin von Bassewitz, das vormalige Haus ihrer Urgroßeltern als Wohnsitz für sich und ihre Familie. Teile des Gebäudes werden seitdem als Ferienwohnungen und für Veranstaltungen vermietet.[3]
Siehe auch
Weblinks
- Webseite schloss-luehburg.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c o. V.: Historie zum Gut auf der Seite schloss-luehburg.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 9. Mai 2020
- ↑ a b c d Archiv für Landeskunde in den Großherzogthümern Mecklenburg, Jahrgang 18, Schwerin, im Verlag der Hofbuchdruckerei A. W. Sandmeyer, 1868, S. 292, 309; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ a b c d e f g Angelika Halama: Rittergüter in Mecklenburg-Schwerin. Kulturgeographischer Wandel vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart ( = Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg, Band 98) zugleich Dissertation 2004 an der Universität Hamburg unter dem Titel Die Rittergüter im nordostwärtigen Mecklenburg-Schwerin im Wandel vom 19. zum 21. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Raumes Tessin-Gnoien, Stuttgart: Steiner, 2006, ISBN 9783515087803 und ISBN 351508780X, S. 45; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Widmung nach dem Titelblatt der Dissertation
- ↑ Gustav Willgeroth: Lühburg bei Tessin, in ders.: Die Mecklenburgischen Aerzte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Gesammelt und herausgegeben von Dr. med. A. Blanck 1874, fortgesetzt von OMed.-R. Dr. Axel Wilhelmi bis 1901. Durch genealogische Mitteilungen ergänzt und bis zur Gegenwart fortgeführt von Gustav Willgerodt, Verlag der Landesgeschäftsstelle des Meckl. Aerztevereinsbundes, Schwerin 1929, S. 139; Digitalisat über die Universitätsbibliothek Rostock
- ↑ Johann Wolf: Geschichte des Geschlechts von Hardenberg, Band 2, Göttingen: gedruckt bei J. C. Baier, 1823, S. 269; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ Friedrich Schlie (Bearb.): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Bd. 1: Die Amtsgerichtsbezirke Rostock, Ribnitz, Sülze-Marlow, Tessin, Laage, Gnoien, Dargun, Neukalen, Schwerin: Druck und Verlag der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei, in Kommission bei K. F. Köhler in Leipzig, 1896, S. 494; Vorschau über Google-Bücher
Koordinaten: 53° 58′ 49,2″ N, 12° 35′ 48,2″ O