High Dynamic Range Video

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High Dynamic Range Video (HDR Video) bietet einen größeren Dynamik- und Farbumfang als Standard-Dynamic-Range-Video (SDR).[1]

Herkömmliches SDR nutzt eine Farbtiefe von 8 Bit, was einem Dynamikumfang von etwa 6 Blendenstufen entspricht (64:1).[1] HDR-Video nutzt eine Farbtiefe von 10 Bit und erreicht damit einen Dynamikumfang von bis zu 17,6 Blendenstufen (200.000:1, auf einem entsprechenden Ausgabegerät mit 2.000 cd/m²).[1]

Geschichte

Im Jahr 1990 wurden durch Kombination zweier Kameras mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen die ersten Echtzeit-HDR-Videoaufnahmen erstellt.[2]

Auf der CES Anfang 2015 wurden von verschiedenen Herstellern erstmals Displays mit HDR-Unterstützung präsentiert.[3] Seither bieten unter anderem Amazon Video (HDR10 und Dolby Vision), Apple TV (HDR10 und Dolby Vision), Disney+ (HDR10 und Dolby Vision) und Netflix (HDR10 und Dolby Vision) ausgewählte Inhalte als HDR-Video an. YouTube folgte im November 2016.[4]

Technologie

Derzeit (Stand 2020) konkurrieren zwei unterschiedliche Verfahren zur Übertragung von HDR-Videoinhalten gegeneinander, die beide auf dem 2015 eingeführten Format Ultra HD Blu-ray zertifiziert wurden. Zur Wiedergabe von HDR10 müssen Ultra-HD-Fernseher die Schnittstelle HDMI 2.0a oder DisplayPort 1.4 besitzen. Bei Dolby Vision reicht HDMI 1.4b.[5][6]

Die Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) hat alle Technologien für das dynamische HDR im Dokument ST 2094-1 Core: Dynamic Metadata for Color Volume Transform — Core Components zusammengeführt. Diese sind unter anderem Dolby Vision ST 2094-10, SL-HDR1 Philips ST 2094-20, Advanced HDR Technicolor ST 2094-30 und HDR10+ Samsung ST 2094-40. Dynamisches HDR bedeutet, dass die Metadaten dynamisch verwendet werden, um Bildinformationen wie zum Beispiel die Helligkeit für bestimmte Filmszenen oder sogar Bild für Bild festzulegen.

HDR10

Beim HDR10 Media Profile, kurz HDR10, handelt es sich um eine Erweiterung der Videopegel-Dynamik bei 10 Bit Farbtiefe im Farbraum Rec. 2020. Die Interpretation der Bildinformationen wird wie bei bisherigen 8-Bit-Bildinformationen vom Ausgabegerät übernommen. Je nach Displayeinstellung und -möglichkeit kann das angezeigte Ergebnis mitunter stark von anderen Ausgabegeräten abweichen. SMPTE ST-2084 Perceptual Quantizer (PQ) sendet die Farbkalibrierung des verwendeten Masterdisplays als statische Metadaten SMPTE ST-2086 an das Ausgabegerät.[7] Es ist ein offener Standard, der von einer Vielzahl von Herstellern unterstützt wird.[8][9]

HLG

Hybrid Log Gamma (HLG) ist ein HDR-Format, das aus dem gemeinsamen Forschungsprojekt zwischen der BBC und dem japanischen Sender NHK entwickelt wurde. HLG ist eine HDR-Lösung, die im Broadcast-Bereich Einsatz findet. Es kombiniert Videos mit Standarddynamikumfang und hohem Dynamikumfang in einem Feed, den HLG-kompatible Fernseher dekodieren und anzeigen können, während nichtkompatible Geräte ein Standard-Dynamik-Bild (SDR) zeigen.

HLG wurde 2019 zum Sistema Brasileiro de Televisão Digital (SBTVD) hinzugefügt.

HDR10+

HDR10+, auch bekannt unter der Bezeichnung HDR10 Plus, wurde im April 2017 vom südkoreanischen Unterhaltungselektronikkonzern Samsung und dem US-amerikanischen Abrufvideo-Dienstleister Amazon Video angekündigt.[10] Bei HDR10+ handelt es sich um eine dynamische HDR-Technologie,[11][12] die auf der von Dolby erfundenen PQ-Kurve ST-2084 basiert und bei der SMPTE unter der Bezeichnung ST 2094-40 festgelegt wurde.[13][14] HDR10+ ist ein offener Standard, der lizenzfrei ist und auch in Verbindung mit dem Standard High Efficiency Video Coding (HEVC) eingesetzt werden kann.[15][16] Die erste Veröffentlichung in diesem Format war Anfang 2019 der Film Bad Times at the El Royale.[17]

Im September 2017 wurde bekanntgegeben, dass die US-amerikanische Filmproduktionsgesellschaft 20th Century Fox und der japanische Elektronikkonzern Panasonic Corporation HDR10+ unterstützen wollen.[18] Anfang Januar 2018 wurde die Mitwirkung der US-amerikanischen Filmgesellschaft Warner Bros. Entertainment bei der Allianz angekündigt.[19]

Dolby Vision

Datei:Dolby.Vision.Logo.png
Dolby-Vision-Logo

Dolby Vision unterstützt das von ihnen entwickelte und standardisierte Verfahren SMPTE ST-2084 Perceptual Quantizer (PQ)[20] und bis zu 12 Bit[21] Farbinformationen. Praktisch können damit Helligkeitsinformationen mit Leuchtdichten von 10.000 cd/m² dargestellt werden. Heutzutage übliche Masterdisplays erreichen maximal meist nur 4.000 cd/m². Ein größerer Gamut-Bereich wird mittels ITU-R Rec. 2020 ermöglicht.[22] Es unterstützt ebenfalls SMPTE ST 2086 und SMPTE ST 2094-10.[23] Letzteres ist in der Lage, dynamische Metadaten an das Ausgabegerät zu übertragen. Diese können beispielsweise Farbkalibrierungen abhängig von der Szene enthalten, was eine originaltreuere Wiedergabe zur Folge hat. Diese dynamischen Metadaten werden in einem Enhancement Layer zusammengefasst, bei dem zwei Typen unterschieden werden: MEL (M steht für Minimal) und FEL (F steht für Full). Diese zwei Typen unterscheiden sich in der Menge an Bildinformationen und der daraus resultierenden Größe.[24]

Die maximale Auflösung bei Dolby Vision beträgt 7680 × 4320 Pixel (8K), die maximale Bildwiederholfrequenz 120 fps. Im Broadcast-Bereich kommt Dolby Vision zusammen mit HLG zum Einsatz. Die Dolby-Vision-Metadaten SMPTE ST 2094-10 werden in einem HLG-Signal mitgeliefert und sind zudem abwärtskompatibel zum Standard HDR der HLG-Spezifikation.[25] Technisch wird bei Dolby Vision jede Fernsehmodellserie vor der Massenproduktion anhand eines Vorserienmodelles von Facharbeitern von Dolby genau eingemessen und alle relevanten Daten werden in einem Chip auf dem Fernsehgerät gespeichert. Diese Daten werden für die Berechnungen des optimalen Bildes gebraucht, die mit patentierten Algorithmen berechnet werden.[26] Dolby-Vision-Geräte bis zum Modelljahr 2019 erhalten Unterstützung bis Algorithmus-Version 2.9 und ab Modelljahr 2020 ein Update auf Algorithmus-Version 4.0 (außer LG-Fernseher aus dem Modelljahr 2019).[27] Die Algorithmus-Version 4.0 bringt Verbesserungen bei der Feinabstimmung des Bildes mit, sodass es für den Coloristen noch mehr Möglichkeiten gibt, das Bild an die Wünsche des Regisseurs anzupassen.[28] Im Gegensatz zu HDR10+ ist Dolby Vision für die Gerätehersteller nicht lizenzfrei.[29]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c T. Borer, A. Cotton: A "Display Independent" High Dynamic Range Television System. (PDF) BBC, abgerufen am 1. November 2015.
  2. Device for increasing the dynamic range of a camera. (Memento vom 27. Dezember 2016 im Webarchiv archive.today)
  3. HDR UND DOLBY VISION – Die vorläufige Rückkehr der dicken Fernseher. 28. Januar 2015, abgerufen am 24. Oktober 2017.
  4. youtube.googleblog.com
  5. Grobi.TV: Dolby abwärtskompatibel bis zu HDMI 1.4b. Abgerufen am 10. Mai 2016.
  6. surround-sound.info: Mein Kommentar zum Dolby-Vision-Update für Denon- und Marantz-Receiver. Abgerufen am 2. Februar 2017.
  7. Rachel Cericola: What Makes a TV HDR-Compatible? The CEA Sets Guidelines. Big Picture Big Sound, 27. August 2015, abgerufen am 21. September 2015.
  8. Adrienne Maxwell: Dolby Vision vs. HDR10: What You Need to Know. hometheaterreview.com, 2. Mai 2016, abgerufen am 29. Juli 2016.
  9. David Katzmaier: Vizio upgrades TVs to work with both HDR formats (hands-on). CNET, 10. August 2016, abgerufen am 10. August 2016.
  10. Samsung and Amazon Video Deliver Next Generation HDR Video Experience with Updated Open Standard HDR10+, Samsung. 20. April 2017. Archiviert vom Original am 13. Juni 2017  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/news.samsung.com. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  11. Cho Mu-Hyun: Samsung, Amazon partner for HDR10 Plus, ZDNet. 20. April 2017. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  12. John Archer: Samsung And Amazon Just Made The TV World Even More Confusing, Forbes. 20. April 2017. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  13. SMPTE ST 2094 and Dynamic Metadata, Society of Motion Picture and Television Engineers. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  14. John Laposky: Samsung, Amazon Video Team To Deliver Updated Open Standard HDR10+, Twice. 20. April 2017. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  15. Pradeep Ramachandran: x265, MulticoreWare Inc vom 17. September 2017, abgerufen am 6. Februar 2018
  16. Ab Sommer Filme im dynamischen HDR10-Format bei Amazon, heise.de vom 3. Mai 2017, abgerufen am 6. Februar 2018
  17. https://heise.de/-4266258
  18. HDR10+ setzt auf der IFA 2017 neue Bildqualitätsmaßstäbe, Samsung. 22. September 2017. Abgerufen am 8. Januar 2018. 
  19. Offizielles HDR10+ Logo enthüllt – Warner springt auf den Zug auf!, 4kfilme.de vom 6. Januar 2018, abgerufen am 9. Januar 2018
  20. Grobi.TV: Dolby ST-2084 Standard. Abgerufen am 10. Mai 2016.
  21. Dolby Laboratories: Dolby Vision 12 Bit. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  22. Dolby Laboratories: Dolby Vision. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.
  23. SMPTE Standards Update: SMPTE ST 2094 and Dynamic Metadata. Abgerufen am 15. Februar 2017.
  24. Dolby Laboratories: Dolby Vision UHD Blu-ray Authoring Workflow Guide. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.
  25. Dolby Laboratories: Dolby Vision Profiles and Levels. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.
  26. Grobi.TV: TV Geräte werden Werkseitig Eingemessen. Abgerufen am 10. Mai 2016.
  27. Dolby Laboratories: Dolby Vision Update 4.0 July 2020. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.
  28. Dolby Laboratories: Dolby Vision Color Grading Best Practices Guide. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.
  29. Dolby Laboratories: Why content creators and producers should create Dolby Vision masters. (PDF) Abgerufen am 16. August 2020.