Ernst Chaim Wertheimer

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Ernst Chaim Wertheimer (* 24. August 1893 in Bühl (Baden); † 23. März 1978 Jerusalem) war ein deutsch-israelischer Physiologe und Diabetes-Forscher.

Leben

Ernst Wertheimer war ein Sohn des Leo Wertheimer (1869–1940), er hatte drei Geschwister, darunter den 1896 geborenen Kunsthändler Otto Wertheimer. Sein Vater und seine Schwestern wurden Opfer des Holocaust. Seine Mutter wurde aus dem Sammellager Drancy gerettet.

Nach dem Abitur in Bühl studierte er ab 1913 an der Universität Kiel und an der Universität Bonn Medizin. Er unterbrach das Studium als Freiwilliger im medizinischen Dienst im Ersten Weltkrieg. Er diente zunächst auf einem Verbandsplatz in Flandern, dann als Batteriearzt der Feldartillerie. Ausgezeichnet wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und der Badischen Verdienstmedaille. Nach Kriegsende beendete er seine Ausbildung an der Universität Heidelberg, wo er auch promovierte. 1920/21 war er Arzt am Waisenhaus der Stadt Berlin. Ab 1921 arbeitete er als Assistent an der physiologischen Abteilung der Universität Halle, wo er auch 1923 habilitierte[1] und als (nicht-beamteter) Oberassistent zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Zu seinen Schülerinnen zählte u. a. Sportmedizinerin Auguste Hoffmann.[2] Er publizierte vielfach zusammen mit Emil Abderhalden. 1933 wurde er als Jude aus dem Dienst entlassen, er hatte jedoch kein Publikationsverbot, so dass auch 1934 weitere wissenschaftliche Arbeiten in Deutschland erschienen. Er erhielt ein Stellenangebot aus Moskau (Leiter eines biochemischen Laboratoriums), einen Ruf auf den Lehrstuhl der Physiologie an der Sun-Yat-sen-Universität (Guangdong) sowie das Angebot für eine befristete Stelle in Israel. Er emigrierte 1934 mit seiner Frau nach Palästina, wo er Leiter des biochemischen Labors des Hadassah Krankenhauses in Jerusalem wurde.[3] Hier nahm er den hebräischen Vornamen Chaim an und wurde bald zum Professor für Pathophysiologie ernannt und hatte diese Stellung bis zu seinem Ruhestand 1963 inne.[4] Gleichzeitig leitete er die Pharmazeutische Abteilung.[5]

Wissenschaftliche Bedeutung

Mit seinen teilweise bahnbrechenden Forschungen über Diabetes und Metabolismus machte er sich international einen Namen[6] und erhielt 1956 den renommierten Israel Prize for Medical Research. Er war Mitglied der Israel Academy of Sciences and Humanities,[7] erhielt 1964 die Banting-Medaille der amerikanischen Diabetes Association sowie dem Bublick Prize der Hebräischen Universität Jerusalem; hier wurde er auch zum Ehrendoktor für Geisteswissenschaften ernannt.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Wertheimer: Über irreziproke Permeabilität. Pflüger's Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere 200(1923), 1, 354-365; Über die irreziproke Permeabilität tierischer Membranen für Gase. Pflüger's Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere 209(1925), 1, 493-498.
  2. Arnd Krüger: „Wenn die Olympiade vorbei, schlagen wir die Juden zu Brei“. Das Verhältnis der Juden zu den Olympischen Spielen von 1936. In: Menora 5. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994. Piper, München, 331 - 348.
  3. Vorlage:CPH/Wartung/Keine ID ermittelbar
  4. Acta Med Orient. 1953 Jul-Aug;12(7-8):185-186. PROFESSOR Ernst Wertheimer on the occasion of his 60th birthday, August 23rd 1953.
  5. Samuel S. Kottek: Frühzeitig in Palästina angekommen, in: Albrecht Scholz/Caris-Petra Heidel (Hrsg.): Emigrantenschicksale. Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Frankfurt/Main 2004.
  6. Nach S. Lenzen et al.: Alloxan derivates as a tool for the elucidation of the mechanism of the diabetogenic action of alloxan. In: Eleazar Shafrir (Hrsg.): Lessons from Animal Diabetes VI: 75th Anniversary of the Insulin Discovery. Boston: Birkhäuser, 1996, S. 118, gilt er als einer der drei wichtigsten Diabetes-Forscher weltweit.
  7. Deceased Members: Haim Ernst Wertheimer. Israelische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 23. Dezember 2020.
  8. Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.