Hans Louis Ferdinand von Loewenstein zu Loewenstein
Hans Louis Ferdinand von Loewenstein zu Loewenstein (* 9. Januar 1874 in Hannover; † 14. Februar 1959 in Zürich) war ein deutscher Bergbaumanager und Reichstagsabgeordneter in der Zeit des Nationalsozialismus.
Leben
Seine Eltern waren der preußische Major Otto von Loewenstein zu Loewenstein (1835–1909) und dessen Ehefrau Emma von Dehn-Rothfelser (1848–1926), eine Tochter des Landrats Otto von Dehn-Rotfelser.
Loewenstein besuchte in Gießen und Marburg das Realgymnasium. Anschließend studierte er Bergbau an der Philipps-Universität Marburg und an der Bergakademie Clausthal. 1894 wurde er Mitglied des Corps Teutonia Marburg.[1] Er bestand am 17. Juli 1897 das Referendar- sowie am 15. Oktober 1901 das Assessorexamen. Während dieser Zeit arbeitete er zunächst im Bergrevier West-Recklinghausen. 1902 ging er zur Verwaltung der Königlichen Steinkohlebergwerke in Dortmund. Ab dem 15. Oktober 1903 war er Mitglied der Geschäftsführung und 1906 Geschäftsführer des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund (gen. Bergbauverein). 1908 wurde er Geschäftsführer des Zechenverbandes Essen. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Hauptmann der Landwehr teil.
Von 1933 bis 1937 war er Geschäftsführer der Bezirksgruppe Ruhr der Fachgruppe Steinkohlebergbau. 1938 ging er in den Ruhestand. Er lebte in Essen und lange auf seinem Gut Wickershof bei Borken.
Loewenstein heiratete 1908 in Karlsruhe Freda von Arnim-Suckow (1882–1942), eine Tochter des Majors Theodor von Arnim-Suckow und der Kathrine Hall Winsloe. Das Paar hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Der älteste Sohn Hans-Werner starb 1942 an den Kriegsfolgen. Das Gut Wickershof erbte der zweite Sohn Friedrich-Wilhelm (1913),[2] Obervorsteher des Ritterschaftlichen Sifts Kaufungen und wie sein Vater Rechtsritter des Johanniterordens.
Politik
Loewenstein war Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. 1919 wurde er Mitglied der Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte, die insgeheim bedeutender Geldgeber für den rechtsgerichteten Hugenberg-Konzern war. 1931 nahm er an der Harzburger Front teil.[3] 1931 wurde er Mitglied der Gesellschaft zum Studium des Faschismus, die als ein Bindeglied zwischen konservativen Kreisen und der NSDAP fungierte. Er nahm am Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 teil, bei dem ein Wahlkampffonds von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP sowie der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot beschlossen wurde.
Bei der Reichstagswahl November 1933 wurde er in den Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus) gewählt. Dort schloss er sich als Hospitant der NSDAP-Fraktion an und verblieb bis zur Reichstagswahl 1938.
1940 ist Löwenstein mit seiner Frau Mitglied der Landesabteilung Kassel[4] der Deutschen Adelsgenossenschaft.
Weitere Ämter
Loewenstein war Mitglied zahlreicher Ausschüsse, Gremien und Vereine. Hierzu gehörten:
- Hauptausschuss des Reichsverbandes der Deutschen Industrie
- Großer Ausschuss der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
- Sachverständigenausschuss für Reichsbahnangelegenheiten im Ruhrkohlenbezirk
- Technisch-Wissenschaftliche Sachverständigenausschuss für Kohlenbergbau im Reichskohlenrat
- Ausschuss für sozialpolitische Fragen der Industrie- und Handelskammer Essen
- Internationale Vereinigung für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie
- Institut für Konjunkturforschung
- Verein Deutscher Ingenieure
- Schiffbautechnische Gesellschaft
- Verein deutscher Eisenhüttenleute
- Verein zur Bekämpfung der Volkskrankheiten im Ruhrgebiet
- Vereinigung für Familienwohl im Regierungsbezirk Düsseldorf
- Vorstandsrat des Deutschen Museums
Auszeichnungen
- 1909: Königlicher Kronen-Orden (Preußen) 4. Klasse
- 1909: Landwehrdienstauszeichnung 2. Klasse
- 1914: Eisernes Kreuz am weißen Bande
- 1818: Verdienstkreuz für Kriegshilfe
- 1918: Verwundetenabzeichen in schwarz
- 1923: Dr.-Ing. e. h. der Bergakademie Clausthal
- 1923: Ehrenbürger der Bergakademie Clausthal
- 1924: Ehrenritter des Johanniterordens
- 1939: Rechtsritter des Johanniterordens[5]
Literatur
- Loewenstein zu Loewenstein, Hans, Louis, Ferdinand, von. In: Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1147.
- Walter Serlo: Die Preußischen Bergassessoren. 4. Auflage. Verlag Glückauf, Essen 1933, S. 208. http://d-nb.info/576162108
- Friedrich Schunder: Die von Löwenstein – Geschichte einer hessischen Familie, Graphischer Grossbetrieb Lübecker Nachrichten, Lübeck, 1955, 2 Bände und Stammtafeln, Band 1 (Darstellung), Band 2 (Regesten und Urkunden 1160–1539), S. 266–271 (Band 1). http://d-nb.info/453162118
- Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Wer war was? Verlag Richard Bacht, Essen, 1985, ISBN 9783870340377
- Evelyn Kroker: Loewenstein, Hans von und zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 102 f. (Digitalisat).
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
Weblinks
- Hans Louis Ferdinand von Loewenstein zu Loewenstein in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Hans Louis Ferdinand von Loewenstein zu Loewenstein in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
Einzelnachweise
- ↑ Kösener Corpslisten 1960, 102/793
- ↑ Walter v. Hueck, Freiherr Klaus v. Andrian-Werburg, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1996. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2015. Band XXIV, Nr. 111. C. A. Starke, 1996, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 212–214 (d-nb.info [abgerufen am 24. September 2021]).
- ↑ Gerhard Schulz: Zwischen Demokratie und Diktatur. Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik. Walter de Gruyter, Berlin 1963-92, Band 3, S. 558.
- ↑ Anschriftenbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1940. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels. In: Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Mitgliedsverzeichnis mit Wohnort. Schlieffen-Verlag, Berlin 1940, S. 168 (d-nb.info [abgerufen am 24. September 2021]).
- ↑ Balley Brandenburg des Ritterlichen Orden St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Gesamtliste der Mitglieder des Johanniter-Ordens nach dem Stand vom September 1957. Eigenverlag, Berlin 1957, S. 70 (kit.edu [abgerufen am 24. September 2021]).
Personendaten | |
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NAME | Loewenstein zu Loewenstein, Hans Louis Ferdinand von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bergbau-Ingenieur, Industrie-Manager und Wirtschaftspolitiker (DNVP), MdR |
GEBURTSDATUM | 9. Januar 1874 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 14. Februar 1959 |
STERBEORT | Zürich |