Liste der Stolpersteine im Pongau

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Stolpersteine in St. Johann im Pongau

Die Liste der Stolpersteine im Pongau enthält Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projekts von Gunter Demnig im Bezirk St. Johann im Pongau verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz des Opfers.

Die erste Verlegung in diesem Bezirk erfolgte am 3. Juli 2014 in der Stadt St. Johann im Pongau.

Liste der Stolpersteine

Bischofshofen

In Bischofshofen wurden vor dem Rathaus drei Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
Stolperstein für Johanna Brüggler (Bischofshofen).jpg IN BISCHOFSHOFEN WOHNTE
JOHANNA BRÜGGLER
JG. 1903
DEPORTIERT 1941
SCHLOSS HARTHEIM
ERMORDET 1941
Vor dem Rathaus
Johanna Brüggler wurde am 21. Oktober 1903 in Bischofshofen geboren. Ihr Vater war Kondukteur. Ihr letzter bekannter Aufenthalt war in der Landesheilanstalt Salzburg. Sie wurde am 16. April 1941 nach Schloss Hartheim deportiert und in der dortigen Tötungsanstalt ermordet.[1]
Stolperstein für Josef Machreich (Bischofshofen).jpg IN BISCHOFSHOFEN WOHNTE
JOSEF MACHREICH
JG. 1882
POLITISCH VERFOLGT
VON GESTAPO
VERHAFTET 2.9.1944
KZ FLOSSENBÜRG
TOT 2.11.1944
Vor dem Rathaus
Josef Machreich wurde am 22. November 1882 in Bruck an der Großglocknerstraße geboren. Er war Gastwirt und politisch verfolgt, weil er die Ziele und Methoden der Nationalsozialisten ablehnte. Er wurde am 2. September 1944 von der Gestapo verhaftet, in das Konzentrationslager Flossenbürg deportiert und dort am 2. November 1944 vom NS-Regime ermordet. Sein Leichnam wurde im dortigen Krematorium verbrannt, die Asche im Umfeld des Krematoriums verstreut. Es gibt keine Grabstelle.[1][2]

Thomas Schmid, einer seiner Nachkommen, war bei der Verlegung anwesend.[3]

Stolperstein für Josef Maroschek (Bischofshofen).jpg IN BISCHOFSHOFEN WOHNTE
JOSEF MAROSCHEK
JG. 1915
DESERTIERT 1943
BEI FAHNDUNG
ERSCHOSSSEN 1.8.1944
MÜHLBACHERHÖHE
Vor dem Rathaus
Josef Maroschek wurde am 3. August 1915 in Schladming geboren. Er lebte in Bischofshofen und wurde während des 2. Weltkriegs zur Wehrmacht eingezogen. Er desertierte, lebte danach im Verborgenen, wurde am 1. August 1944 im Zuge einer Fahndung aufgespürt und standrechtlich erschossen.[1]

St. Johann im Pongau

In St. Johann im Pongau wurden bisher elf Stolpersteine an sechs Adressen verlegt.

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
Stolperstein für Alois Buder.JPG
HIER WOHNTE
ALOIS BUDER
JG. 1908
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 11.7.1944
MAUTHAUSEN
ERMORDET 28.10.1944

Liechtensteinklammstraße 3
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Alois Buder wurde am 22. April 1908 in Lassing geboren. Die Eltern waren Karl und Theresia Buder, von Beruf Bauern. Sie hatten zehn Kinder. 1930 übersiedelte er nach St. Johann im Pongau, wo er als Produktenhändler und Frächter arbeitete und 1935 Theresia Steinlechner heiratete. Das Paar hatte einen Sohn, Walter. Nachdem der Widerstandskämpfer Karl Rupitsch aus dem Gefängnis St. Johann befreit worden war, gewährte ihm Buder einige Tage Unterschlupf in seinem Haus und brachte ihn im November 1943 mit einem Lastwagen nach Taxenbach. Er wurde gemeinsam mit seiner Frau verhaftet, von der Gestapo in Salzburg verhört, am 12. August 1944 ins KZ Mauthausen deportiert und am 28. Oktober 1944 gemeinsam mit seinen Kameraden Alois Wind, August Egger und Karl Rupitsch hingerichtet. Seine Häftlingsnummer war 82.819. Seine Frau, die in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert wurde, verlor dort am 28. Februar 1945 ihr Leben. Einzig Sohn Walter überlebte, aufgezogen von seiner Großmutter in St. Johann im Pongau.
Stolperstein für Theresia Buder.JPG
HIER WOHNTE
THERESIA BUDER
JG. 1910
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 11.7.1944
RAVENSBRÜCK
ERMORDET FEB. 1945

Liechtensteinklammstraße 3
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Theresia Buder, geb. Steinlechner, wurde am 25. November 1910 in St. Johann im Pongau als Tochter von Mathias und Theresia Steinlechner geboren. Ihr Vater stammte aus dem Pinzgau, war Schmiedmeister und verstarb bereits vor ihrer Geburt im Juni 1910. Ihre Mutter, eine geb. Grameister, stammt aus Flachau. Nach der Heirat mit dem Frächter Alois Buder am 23. September 1935 wohnte das Paar in St. Johann, Markt 191. Die Eheleute hatten einen Sohn, Walter, und wurden beide nach dem Sturm von Goldegg von den Nationalsozialisten verhaftet. Theresia Buder blieb bis 13. August 1944 im Polizeigefängnis Salzburg inhaftiert und wurde anschließend über Leipzig ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Ihr Ehemann wurde am 28. Oktober 1944 vom NS-Regime in Mauthausen ermordet, sie selbst am 28. Februar 1945 in Ravensbrück. Der gemeinsame Sohn, nunmehr Vollwaise, wuchs bei seiner Großmutter in St. Johann im Pongau auf.[4]
Stolperstein für Franz Furtner 2 (St. Johann im Pongau).jpg
IN ST. JOHANN WOHNTE
FRANZ FURTNER
JG. 1888
DEPORTIERT 25.6.1938
DACHAU
ERMORDET 19.12.1938

Hauptstraße 35
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Franz Furtner wurde am 21. Juli 1888 im Haus Pfeifergasse 6 in Salzburg-Stadt geboren. Seine Eltern waren Erembert und Anna Furtner, beide katholisch. Er wurde Weber und übersiedelte nach St. Johann im Pongau. Er war unverheiratet. Die Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau nimmt an, dass er in der Weberei Höttl arbeitete, dem einzigen Webereibetrieb am Ort. Er verlor seine Arbeit und wurde obdachlos. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland wurden Nichtsesshafte sofort inhaftiert. Furten wurde verhaftet und mit einem Transport burgenländischer Roma in das KZ Dachau deportiert. Dort langte er am 25. Juni 1938 ein, wurde in der NS-Haftkategorie „Arbeitszwang Reich“ (AZR) registriert und bekam die Häftlingsnummer 17514. Er starb am 19. Dezember 1938 um 17.00 Uhr. Als Todesursache wurde im Akt vermerkt: „akuter Herztod“.[5]
Stolperstein für Auguste Holzer.JPG
HIER WOHNTE
AUGUSTE HOLZER
GEB. ADLER
JG. 1872
DEPORTIERT 24.6.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 24.9.1943

Südtirolersiedlung 22
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Auguste Holzer, geb. Adler (geboren am 3. Juli 1872), war die Tochter eines jüdischen Kaufmannes aus Kirnberg an der Mank. Sie heiratete den Buchdrucker Rudolf Holzer aus Sankt Johann im Pongau, der ebenfalls Jude war. Am 26. August 1902 wurde die gemeinsame Tochter Auguste Johanna geboren, am 11. Dezember 1903 die zweite Tochter Ernestine. Die ältere Tochter heiratete den Gemeindesekretär Vinzenz Auer, der Auguste Holzer im höheren Alter in den ehelichen Haushalt aufnahm. Vinzenz Auer wurde wegen seiner Ehe mit einer Jüdin vom NS-Regime zwangspensioniert, musste wieder eingestellt werden und wurde schließlich in ein Nebenlager des KZ Buchenwald deportiert. Über sein weiteres Schicksal und über das seiner Frau ist nichts bekannt. Auguste Holzer, bereits alt und gelähmt, wurde über Salzburg nach Wien verbracht und von dort am 24. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 24. September 1943 ums Leben gebracht wurde. Ihre jüngste Tochter Ernestine hatte einen Mann namens Muik geheiratet, der sich aus Karrieregründen von ihr scheiden ließ. Sie wurde am 7. Jänner 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und am 23. Jänner 1943 ins KZ Auschwitz, wo sie ermordet wurde.[6]
Stolperstein für Gertraud Oberreiter 2 (St. Johann im Pongau).jpg
IN ST. JOHANN WOHNTE
GERTRAUD
OBERREITER
JG. 1924
DEPORTIERT 23.5.1941
SCHLOSS HARTHEIM
ERMORDET 1941

Hauptstraße 35
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Gertraud Margarethe Oberreiter wurde am 11. Juni 1924 in St. Johann im Pongau geboren. Ihre Eltern lebten in Reinbach. Aus unbekannten Gründen galt sie zum Zeitpunkt ihres Schuleintritts als „geistig beeinträchtigt“. Sie wurde am 3. November 1930 in der Caritasanstalt St. Anton, damals eine „Anstalt für schwachsinnige Kinder“, heute Bruck an der Großglocknerstraße, untergebracht, kam aber schon am 23. November zurück zu ihren Eltern. 1938 wurde sie in der Pflegeanstalt im Kloster Mariathal bei Kramsach in Tirol untergebracht. Diese Pflegeanstalt wurde auf Veranlassung der NS-Behörde errichtet, nachdem die von den Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul geführte Volksschule für verwaiste Mädchen unter Zwang geschlossen worden war. In Marienthal wurden gezielt jene Menschen „konzentriert“, die nach nationalsozialistischer Doktrin als »lebensunwert« galten und deren Vernichtung bereits geplant war. Gertraud Oberreiter wurde noch im selben Jahr in die Tötungsanstalt Hartheim gebracht und dort vom NS-Regime ermordet.[7][8]
Stolperstein für Charlotte Schneider 2.JPG
HIER WOHNTE
CHARLOTTE
SCHNEIDER
JG. 1876
DEPORTIERT 23.10.1941
ŁODZ
1942 CHELMNO
ERMORDET 9.9.1942

Wagrainerstraße 6
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Charlotte Schneider, geb. Willheim, wurde am 30. August 1876 in Groß-Meseritsch geboren. Sie heiratete den Schneider Karl Schneider, zog mit ihm nach St. Johann im Pongau und gebar zwei Kinder, Friedrich (geb. am 5. Februar 1905) und Else (geboren am 25. April 1908). Obwohl ihr Mann aufgrund seiner sozialen Ader hohes Ansehen in der Stadt genoss, wurde sein Kaufhaus bereits 1932 Ziel antisemitischer Beschuldigungen seitens der örtlichen NSDAP. 1938 wurde Charlotte Schneider gemeinsam mit ihrem Mann nach Wien vertrieben. Die letzte Wohnadresse des Ehepaares war Wien 9, Grünentorgasse 10, am 23. Oktober 1941 wurden beide ins Ghetto Łódź deportiert, wo Karl Schneider am 28. Juni 1942 ermordet wurde. Charlotte Schneider wurde wenig später, am 9. September 1942, im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Sowohl ihre Tochter Else, als auch deren Ehemann Felix Preis und deren gemeinsamen Kinder Peter und Eva wurden 1944 vom NS-Regime im Ghetto Theresienstadt bzw. im KZ Auschwitz ermordet. Einzig der Sohn Friedrich, ein Mediziner, konnte rechtzeitig 1939 nach England emigrieren und überleben. Er musste 1949 die Todeserklärung für Mutter und Vater, Schwester und Schwager, Nichte und Neffe beantragen.[9]
Stolperstein für Karl Schneider.JPG
HIER WOHNTE
KARL SCHNEIDER
JG. 1876
DEPORTIERT 23.10.1941
ŁODZ
ERMORDET 28.6.1942

Wagrainerstraße 6
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Karl Schneider wurde am 10. November 1876 in Gratzen geboren. Er war von Beruf Schneider, heiratete Charlotte Willheim, zog mit ihr nach St. Johann, kaufte das sogenannte Judenreithaus gleich neben dem ehem. Elisabethinum und begründete das Kaufhaus Schneider. Das Paar hatte zwei Kinder, Friedrich (geb. am 5. Februar 1905) und Else (geboren am 25. April 1908). Der „Schneider Jud“, wie er in St. Johann genannt wurde, galt als Arme-Leut-Schneider, weil er Bedürftigen Preisnachlässe gewährte. Dennoch protestierte bereits im Jahr 1932 ein NSDAP-Gemeinderat gegen Bestellungen von Wäscheartikeln im Kaufhaus Schneider durch die Gemeinde. Kurz nach der Annexion Österreichs stellte die örtliche NSDAP vor Schneiders Geschäft Wachen auf um jene Menschen ausfindig machen zu können, die trotz der antisemitischen Hetze weiterhin dort einkauften. Noch im Jahr 1938 wurde die Familie von St. Johann nach Wien vertrieben und all ihr Eigentum „arisiert“. Die letzte Wohnadresse des Ehepaares war Wien 9, Grünentorgasse 10, am 23. Oktober 1941 wurden beide ins Ghetto Łódź deportiert, wo Karl Schneider am 28. Juni 1942 ermordet wurde. Seine Frau wurde wenig später im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Seine Tochter Else, die 1933 in Salzburg Felix Preis geheiratet und mit ihm zwei Kinder hatte, Peter und Eva, wurde am 20. August 1942 mitsamt ihrer Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort wurde ihr Ehemann am 29. Februar 1944 ums Leben gebracht. Sie selbst wurde mit ihren beiden kleinen Kindern am 16. Mai 1944 im KZ Auschwitz ermordet.

Der einzige Über­lebende der Familie war Sohn Friedrich, der Medizin studiert hatte, als Arzt im Pongau tätig war und 1939 nach England emigrieren konnte. Im Jahr 1949 beantragte er die Todes­er­klä­run­gen für seine Eltern, seine Schwester und seinen Schwager, seine Nichte und seinen Neffen. Er verstarb 1983 in Bromsgrove, Worcestershire.[10]

Stolperstein für Hansi Thaler 3.JPG
HIER WOHNTE
HANSI THALER
JG. 1937
HEILANSTALT
AM SPIEGELGRUND
ERMORDET 9.9.1942

Hauptstraße 4
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Johann Thaler wurde am 12. Juni 1937 geboren und am 9. September 1942 in der Wiener Anstalt Am Spiegelgrund ermordet. Die Eltern waren Johann und Katharina Thaler, die Familie lebte in der Hauptstraße Nr. 4 in St. Johann im Pongau. Eine Erkrankung an Gehirnhaut- und Rippenfellentzündung, die er sich mit anderthalb Jahren zuzog, überlebte er. Jedoch litt er anschließend an Gleichgewichtsstörungen und hatte sein Gehör verloren. Daher war auch seine Entwicklung beeinträchtigt und er wurde vermehrt pflegebedürftig. Nach einem Antrag auf Anstaltspflege durch das Gaufürsorgeamt (durch die Aktion T4 waren Reichsstatthalter und Gaufürsorgeämter zur Meldung aufgefordert) wurde er am 25. August 1942 nach Wien in die Heilpädagogische Anstalt am Spiegelgrund gebracht. Die Erstuntersuchung erfolgte durch Heinrich Gross „Körperlich für sein Alter annähernd normal entwickelter Knabe in verhältnismäßig gutem Ernährungszustand […] Kind hört nichts […] während der Untersuchung ist das Kind sehr raunzig, es lässt sich kein Kontakt mit ihm herstellen […] nimmt keinerlei Anteil an den Vorgängen in seiner Umgebung“. Am 7. September verschlechterte sich der Gesundheitszustand rasant, es wurde ihm weder Nahrung noch Flüssigkeit verabreicht, er erhielt das Mittel Luminal gespritzt, wodurch die Lungenfunktion herabgesetzt wurde. Am 9. September 1942 starb er. Als Todesursache wurde „Taubstummheit, Schwachsinn und Lungenentzündung“ angegeben. Die Eltern erhielten die Leiche ihres Kindes in einem Sarg zugeschickt, Hansi Thaler wurde auf dem Friedhof in St. Johann am Pongau beigesetzt. Zur medizinischen Forschung (auch nach 1945) wurde Hansi Thaler das Gehirn entfernt, im April 2002 wurde es zusammen mit 788 weiteren Gehirnen in einem Wiener Ehrengrab beigesetzt.[11][12][13]
Stolperstein für Johann Trausner.JPG
HIER WOHNTE
JOHANN TRAUSNER
JG. 1908
ZEUGE JEHOVAS
VERHAFTET 9.9.1939
SACHSENHAUSEN
ERMORDET 24.10.1941
NEUENGAMME

Liechtensteinklammstraße 3
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Johann Trausner wurde am 26. Dezember 1908 in Vorchdorf geboren. Er war Zementwarenerzeuger und heiratete am 4. März 1939 in Rauris Rosalia Ahornegger. Die Trauung erfolgte durch Pfarrer Josef Lackner. Erst in seiner Hochzeitsnacht gestand er seiner Frau, dass er Zeuge Jehovas war. Das Paar lebte am Vormarkt 110 (heute: Liechtensteinklammstr. 3). Bereits am 9. September 1939, fünf Monate nach der Hochzeit, wurde Trausner von der Gendarmerie St. Johann verhaftet, weil er sich weigerte, den Hitlergruß zu leisten und in die SA einzutreten. Es erfolgte die Überstellung ins Polizeigefängnis Salzburg, danach wurde Trausner ohne Gerichtsverfahren ins KZ Sachsenhausen eingewiesen. Weitere Verfahren gegen ihn ergaben, dass er den Zeugen Jehovas angehörte. Er wurde ins KZ Neuengamme (nahe Hamburg) deportiert und weigerte sich strikt gegen Befolgung aller Befehle, die er aus Glaubensgründen nicht ausüben konnte. Unter anderem weigerte er sich, vorschriftsmäßig SS-Angehörige durch Abnehmen der Mütze zu grüßen. Nach Berichten von Mithäftlingen soll er sich auch schriftlich gegen Schikanen, denen die Zeugen Jehovas ausgesetzt waren, bei der Lagerleitung beschwert haben. Daraufhin kam er in den Arrestbunker. Trausner wurde am 24. Oktober 1941 in Neuengamme ermordet. In der Sterbeurkunde heißt es: „8-facher Brustdurchschuss (Auf Befehl des Führers und Reichskanzlers erschossen)“.[14]
Stolperstein für Anton Wimmer 2 (St. Johann im Pongau).jpg
IN ST. JOHANN WOHNTE
ANTON WIMMER
JG. 1901
DEPORTIERT 21.5.1941
SCHLOSS HARTHEIM
ERMORDET 1941

Hauptstraße 35
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Anton Wimmer wurde am 16. Juli 1901 in Saalfelden geboren, als unehelicher Sohn des Bauern Johann Eckinger und der Landarbeiterin Barbara Wimmer. Seine Eltern dürften später geheiratet haben, er behielt jedoch den Mädchennamen seiner Mutter. Er besuchte die Volksschule in Saalfelden und wurde Hilfs- und Landarbeiter, unter anderem auf dem Gut Oberlehen in St. Johann Ginau. Am 15. April 1941 reiste er in die Stadt Salzburg und begehrte Aufnahme in der Landesheilanstalt für Geistes- und Gemütskranke. Seine Widerstandskraft hatte in den letzten Jahren abgenommen, er fühlte sich sehr geschwächt und erhoffte Hilfe. Im Aufnahmebefund sind weiters vermerkt eine Konzentrationsschwäche und ein Schmerz- und Bewegungsproblem an der linken Schulter. Die Ärzte diagnostizierten eine Schizophrenie, er wurde erbbiologisch erfasst und gemeldet. Die damals übliche Therapie bei Schizophrenie, Cardiazol, löste künstlich epileptische Anfälle aus. Sie führte bei Anton Wimmer nicht nur zu keinem Erfolg, sondern verwirrte ihn zunehmend, weshalb das Präparat abgesetzt wurde. Förderungen oder weitere Therapien gab es nicht. Am 21. Mai 1941 wurde er mit dem vierten und letzten Transport mit einem Omnibus von Salzburg nach Schloss Hartheim transferiert, eine Tötungsanstalt des NS-Regimes. Dort wurde er – wie weitere 262 Opfer aus der Salzburger Klinik – in einer Gaskammer ermordet.[15]
Stolperstein für Kaspar Wind.JPG
HIER WOHNTE
KASPAR WIND
JG. 1902
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 11.7.1944
MAUTHAUSEN
ERMORDET 28.10.1944

Pöllnstraße 2
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Kaspar Wind (geboren am 11. September 1902 in Forstau) war gelernter Maschinenschlosser, arbeitete als Betonwarenerzeuger in St. Johann im Pongau und war engagierter Gegner des Nationalsozialismus. Dies war auch öffentlich bekannt, denn bereits 1932 stellte er ein Mitglied des Trachtenvereins zur Rede, weil er ein NS-Abzeichen trug. Nach der Annexion Österreichs an das sogenannte Dritte Reich trafen sich in seinem Haus (Markt Pongau Nr. 67) regelmäßig Oppositionelle, um sogenannte Feindsender zu hören. Im Februar 1942 wurde er gemeinsam mit Josef Höller, Alfred Schützer, Franz Pirz (alle aus St. Johann im Pongau) und mit der Bischofshofnerin Hedwig Schmidpeter verhaftet. Das NS-Regime warf ihnen vor, „die Widerstandskraft des Deutschen Volkes zu gefährden“ und die gehörten Nachrichten noch vorsätzlich verbreitet zu haben. Weiters wurde Kaspar Wind zur Last gelegt, dass er mit Karl Rupitsch bekannt gewesen und von diesem mit Fleisch versorgt worden sei, welches ohne Meldung an die Behörden geschlachtet worden war. Rupitsch war im November 1941 wegen Schwarzschlachtungen ins Gerichtsgefängnis Markt Pongau eingeliefert worden. Daraufhin organisierte Wind – gemeinsam mit dem Gendarmeriebeamten Wilhelm Anderle, dem Frächter Alois Buder und der Gefängnisverwalterin Anna Wimpissinger – seine Flucht nach Taxenbach. Kaspar Wind wurde am 12. August 1944 ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert, seine Häftlingsnummer war 82.838. Gemeinsam mit seinen Kameraden Karl Rupitsch, Alois Buder und August Egger wurde er am 28. Oktober 1944 auf Befehl des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, hingerichtet.[16]

Verlegedaten

Stolperstein für Hansi Thaler

Die Stolpersteine in St. Johann im Pongau wurden von Gunter Demnig persönlich an folgenden Tagen verlegt:

  • 3. Juli 2014: Hauptstraße 4, Wagrainerstraße 6
  • 15. Juli 2015: Liechtensteinklammstraße 3, Pöllnstraße 2, Südtirolersiedlung 22
  • 20. September 2019: Hauptstraße 35

Die Stolpersteine in Bischofshofen wurden am 4. November 2021 verlegt.[17]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Stolpersteine in St. Johann im Pongau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Stolpersteine Salzburg: Verzeichnis nationalsozialistischer Terroropfer im Bundesland Salzburg, abgerufen am 28. Dezember 2021
  2. MemArc: Josef Machreich (22-11-1882 Bruck an der Großglocknerstraße), abgerufen am 28. Dezember 2021
  3. Salzburger Nachrichten: Drei Stolpersteine für Bischofshofen, 11. November 2021
  4. Die Goldegger Wehrmachtsdeserteure: Theresia Buder, geb. Steinlechner, abgerufen am 27. August 2015; Taufbuch der Pfarre St. Johann im Pongau, Bd. XV fol. 154/104.
  5. Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau: Franz Furtner, abgerufen am 15. Dezember 2019
  6. Stadtbuch St. Johann im Pongau, eine Publikation der Stadt St. Johann, hg. von Gerhard Moser, St. Johann im Pongau 2005, 308 und Opferdatenbank des DÖW
  7. Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau: Gertraud Oberreiter, Text von Christina Nöbauer, abgerufen am 15. Dezember 2019
  8. Siehe auch Christina Nöbauer: Opfer der Zeit, Über das Schicksal ehemaliger BewohnerInnen der Caritas-Anstalt St. Anton in der Zeit des Nationalsozialismus, StudienVerlag 2016
  9. Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau: Biografien, abgerufen am 27. August 2015
  10. Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau: Biografien, abgerufen am 27. August 2015
  11. Biographie von Hansi Thaler auf der Website der Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau. Abgerufen am 27. August 2015.
  12. Waltraud Häupl: Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund. Böhlau-Verlag, 2006, ISBN 978-3205774730
  13. Waltraud Häupl: Der organisierte Massenmord an Kindern und Jugendlichen in der Ostmark 1940–1945. Böhlau-Verlag, 2008, ISBN 978-3205777298
  14. Lila Winkel: Trausner Johann, abgerufen am 27. August 2015
  15. Geschichtswerkstatt St. Johann im Pongau: Anton Wimmer, abgerufen am 16. Dezember 2019
  16. Die Goldegger Wehrmachtsdeserteure: Kaspar Wind, abgerufen am 27. August 2015
  17. meinbezirk.at: Drei Stolpersteine erinnern an Opfer der Nazi-Gräueltaten, abgerufen am 17. November 2021