Afrikanische Teufelskralle

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Afrikanische Teufelskralle

Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sesamgewächse (Pedaliaceae)
Gattung: Harpagophytum
Art: Afrikanische Teufelskralle
Wissenschaftlicher Name
Harpagophytum procumbens
DC. ex Meisn.

Die Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), auch kurz Teufelskralle oder Trampelklette genannt, ist eine Pflanzenart in der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Sie gedeiht in den Savannen Namibias, Botswanas, Simbabwe und Südafrikas und ist als Heilpflanze bekannt.

Beschreibung und Ökologie

Illustration aus B. Delessert, A. P. de Candolle: Icones selectae plantarum. Band 5, 1846, Tafel 94
Hakenarmige Frucht
Getrocknete Früchte von Harpagophytum procumbens

Vegetative Merkmale

Harpagophytum procumbens wächst als ausdauernde, krautige Pflanze. Sie entwickelt 1,5–2 m lange, am Boden kriechende Stängel, die radial aus ihrer bis etwa einen Meter tiefen Pfahlwurzel (Hauptwurzel; mother) entspringen. Die sekundären, bräunlichen Wurzelknollen (Sekundärwurzeln; babies) sind bis 25 cm lang und bis 6 cm im Durchmesser und befinden sich bis zu einem Meter tief.[1]

Die meist gegenständig angeordneten, teils aufrechten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache, dunkelgrüne Blattspreite ist bei einer Länge von bis etwa 6,5 cm sowie einer Breite von 3–4 cm eiförmig und fiederlappig bis -teilig, manchmal auch grob gekerbt. Die Ränder sind ganz und wellig, teils hochgebogen, die Spreite ist teils eingefaltet bis rinnenförmig oder gerafft. Der Spreitengrund ist gestutzt bis stumpf, die Lappen sind abgerundet. Die Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren bedeckt, unterseits dichter.[2]

Generative Merkmale

Die Farbe der auffallenden, einzeln erscheinenden, kurz (einen Tag) aufblühenden,[3] großen, glockenförmigen, bis 6,5 cm langen und etwa 4 cm im Durchmesser messenden, kurz gestielten, zwittrigen und zygomorphen, fünflappigen Blüten reicht von hellrosa bis purpurrot oder rötlich, im Schlund sind sie weiß-gelblich und teils auch rötlich gestreift. Die lange Kronröhre ist bis etwa 1,3 cm breit und außen gelblich, rötlich. Der fünflappige, grüne Kelch ist bis etwa einen Zentimeter lang.[4]

Den Trivialnamen Teufelskralle verdankt diese Pflanzenart ihren verholzenden, anfänglich hellgrünen, dann purpurfarbenen, zuletzt beige-braunen, bis 15 cm großen Früchten mit mehreren (etwa 10–16), etwa 3–9 cm langen und 7–10 mm breiten,[5] leicht elastischen, hakenarmigen Auswüchsen. Durch die spitzigen Haken bleiben die Schließfrüchte an vorbeiziehenden Tieren hängen und stellen so die Ausbreitung der Pflanzenart über die Epichorie sicher. Sie werden später meist zertrampelt und setzen so die Samen frei (Trampelklette).

Die zweikammerige, holzige Kapselfrucht ist ellipsoid und 4,5–7 cm lang und 2–3 cm breit.[5] Es sind etwa 20–70[6] schwarzbraune, kantige, rau texturierte Samen in den zwei Kammern enthalten, sie sind jeweils vierreihig angeordnet.[7] Die Samen sind 6–8,5 mm lang und 3–5 mm breit. Die Tausendkornmasse beträgt etwa 12–14 g.[8][9]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.

Systematik

Die Erstbeschreibung dieser Art erfolgte 1822 unter dem Namen (Basionym) Uncaria procumbens durch Burchell. Der Gattungsname wurde später von De Candolle in Harpagophytum geändert, weil die Gattung Uncaria bereits unter den Rötegewächsen (Rubiaceae) existierte. Nach der Bearbeitung von Meissner 1840 wurde diese Art als Harpagophytum procumbens (Burch.) D.C. ex Meissn. gültig veröffentlicht.

Es werden zwei Unterarten unterschieden:[6]

  • Harpagophytum procumbens subsp. procumbens (Burch.) DC. ex Meissn., Namibia, Nord- und Zentral-Südafrika, südwestliches Botswana
  • Harpagophytum procumbens subsp. transvaalense Ihlenf. & H. Hartm., östliches Botswana, südöstliches Zimbabwe, nordöstliches Südafrika

Inhaltsstoffe

Die Hauptinhaltsstoffe sind Iridoid-Glycoside, darunter Harpagosid, Harpagid und Procumbid, ein Phytosteringemisch, Phenylpropanoide wie Acteosid, Triterpene, Flavonoide, ungesättigte Fettsäuren, Zimtsäure und Chlorogensäure.

Verwendung

Die Teufelskralle wird für medizinische Zwecke genutzt.[10] Insbesondere kann sie für eine unterstützende Therapie bei Arthrose und anderweitiger Mobilitätseinschränkung eingesetzt werden. Daneben ist die Afrikanische Teufelskralle durch die enthaltenen vielen Bitterstoffe appetit- und verdauungsanregend. Der Bitterwert liegt bei ca. 6.000, zum Vergleich: Enzian hat einen Wert von mindestens 10.000.[11][12]

Die 1978 gegründete Kommission E hat die bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungswerte zusammengetragen und überprüft. Beim Ergebnis wird zwischen gesicherter Wirkung (wissenschaftlicher Nachweisbarkeit) und aus volksmedizinischen Erfahrungen hergeleiteten Wirkungshinweisen unterschieden. Klinische Studien zeigten einen deutlichen Nutzen bei der Behandlung von Schmerzen durch Erkrankungen des Bewegungsapparates.[13]

Nach neueren Einschätzungen der Europäischen Arzneimittelagentur gibt es zwar keine durch klinische Studien gesicherte Wirksamkeit, die Wirksamkeit ist aber plausibel bei Gelenkschmerzen, Verdauungsstörungen und Appetitverlust.[14]

Das Komitee für pflanzliche Medizinprodukte der Europäischen Arzneimittelagentur erkennt die Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel an bei[15]

  • Linderung leichter Gelenkschmerzen
  • Linderung von leichten Verdauungsstörungen wie Völlegefühl und Blähungen und Appetitlosigkeit

Gemäß der Volksmedizin und Ärzte-Erfahrung hilft Afrikanische Teufelskralle bei

Hinweis: Nicht einnehmen bei Geschwüren im Magen-Darm-Trakt.

San-Mann beim Sammeln der wildwachsenden Teufelskralle in Namibia

Medizinisch verwendet werden die unterirdischen, bis zu 600 g schweren, weit verzweigten Speicherwurzeln (Sekundärwurzeln). Die Pflanze mit Hauptwurzel (Primärwurzel) bleibt erhalten und kann somit neue Seitentriebe ausbilden. Die Speicherwurzeln werden zerkleinert und getrocknet. Über die Inhaltsstoffe der oberirdischen Teile ist wenig bekannt. Mittlerweile wird Teufelskralle auch bei Tieren wie Pferden und Hunden eingesetzt.

Die wildwachsende Teufelskralle ist stark bedroht. Um den Bestand zu erhalten, ist ein schonender Umgang mit den Wildbeständen sowie die Kultur der Pflanze dringend nötig. Dafür wird dazu übergegangen, die Hauptwurzel in der Erde zu belassen und nur die weit verzweigten Nebenwurzeln zu ernten. Die Kultivierung außerhalb Afrikas scheint sehr schwierig zu sein.

Ähnlichkeiten der Trivialnamen

Trotz ähnlicher Trivialnamen besteht keine Verwandtschaft der Afrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) mit der Gattung Teufelskrallen (Phyteuma) innerhalb der Familie der Glockenblumengewächse. Auch die Gemsenhorngewächse (Martyniaceae), beispielsweise die Gattung Proboscidea oder Ibicella lutea, werden als Teufelskrallen bezeichnet.

Literatur

  • Dave Cole: Indigenous Plant Products in Namibia. Venture Publications, Windhoek 2014, ISBN 978-99916-852-6-7 (PDF)

Weblinks

Commons: Afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Max Wichtl (Hrsg.): Herbal drugs and phytopharmaceuticals. A handbook for practice on a scientific basis. 3. Auflage. Medpharm / CRC Press, Stuttgart / Boca Raton, FL 2004, ISBN 0-8493-1961-7, S. 271 (englisch).
  2. Yougasphree Naidoo et al.: Morphology, histochemistry, and ultrastructure of foliar mucilage-producing trichomes of Harpagophytum procumbens (Pedaliaceae). In: Turkish Journal of Botany. Band 38, 2014, S. 60–67, doi:10.3906/bot-1211-60 (englisch).
  3. N. Mncwangi et al.: Devil’s Claw–A review of the ethnobotany, phytochemistry and biological activity of Harpagophytum procumbens. In: Journal of Ethnopharmacology. Band 143, Nr. 3, 2012, S. 755–771, doi:10.1016/j.jep.2012.08.013 (englisch).
  4. William Harvey et al.: Flora capensis. Band 4, Teil 2. Cambridge Univ. Press 1904, ISBN 978-1-108-06810-9, S. 458 (englisch, biodiversitylibrary.org [abgerufen am 17. August 2017] Nachdruck).
  5. a b Mbaki Muzila et al.: Multivariate analysis of Harpagophytum DD. Ex Meisn (Pedaliaceae) based on fruit characters. In: International Journal of Biodiversity and Conservation. Band 3, Nr. 3, 2011, S. 101–109.
  6. a b Mbaki Muzila: Genetic, Morphological and Chemical Variation in the Genus Harpagophytum. Doctoral Thesis No. 2016:67, Faculty of Landscape Architecture, Horticulture and Crop Production Science, Alnarp, 2016, pub.epsilon.slu.se (PDF; 7,1 MB), abgerufen am 17. August 2017.
  7. Editorial Committee: The European Garden Flora. Band VI: Dicotyledons, Cambridge Univ. Press, 2000, 2004, ISBN 0-521-42097-0, S. 371.
  8. E. Mowa, E. Maass: The effect of sulphuric acid and effective micro-organisms on the seed germination of Harpagophytum procumbens (devil's claw). In: South African Journal of Botany. Band 83, 2012, S. 193–199, doi:10.1016/j.sajb.2012.05.006.
  9. Harpagophytum procumbens (Burch.) DC. ex Meisn. In: Plants of the World Online. Kew Science, abgerufen am 17. August 2017.
  10. Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie. 11. Auflage, Hippokrates, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-5345-0, S. 276–277.
  11. Volker Schulz, Rudolf Hänsel: Rationale Phytotherapie. 4. Auflage, Springer, 1999, ISBN 978-3-642-98033-6, S. 326.
  12. Rudolf Hänsel, Otto Sticher (Hrsg.): Pharmakognosie – Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-00962-4, S. 753 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Afrikanische Teufelskralle auf phytodoc.de.
  14. Harpagophyti radix. Europäische Arzneimittel-Agentur, abgerufen am 19. November 2018 (englisch).
  15. Teufelskrallenwurzel. Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, abgerufen am 19. November 2018.