Saki (Schriftsteller)

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Saki (Hector Hugh Munro)

Saki (* 18. Dezember 1870 in Akjab, Birma als Hector Hugh Munro; † 14. November 1916 in Beaumont-Hamel, Frankreich) war ein britischer Schriftsteller und Satiriker. Sein Pseudonym Saki (‚Begleiter‘[1]) entlehnte er einem Rubāʿī („Vierzeiler“) des Omar Chayyām. Saki ist darin ein Mundschenk, der ein leeres, umgedrehtes Glas auf das Grab des Dichters stellen soll.[2]

Saki war ein Meister der Kurzgeschichte und wird oft mit O. Henry und Dorothy Parker verglichen. Mit seinen geistreich überzeichneten, oft auch makabren und grausamen Geschichten karikierte er die edwardianische „bessere“ Gesellschaft Englands vor dem Ersten Weltkrieg.

Leben

Hector Hugh Munro wurde in Akjab, Birma (dem jetzigen Myanmar), geboren, als dieses Land noch zum Britischen Empire gehörte. Sein Vater Charles Augustus Munro war Generalinspekteur der birmanischen Polizei; seine Mutter, Mary Frances geb. Mercer, wurde 1872 von einer wildgewordenen Kuh getötet. Seine Kindheit verbrachte H. H. Munro gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester bei seiner Großmutter und seinen Tanten in England; es war ein sehr strenger Haushalt. Später erst wurde er sich des Potenzials bewusst, das seine Beobachtungen in diesen Kindheitsjahren ihm für seine Erzählungen boten. Die harschen Erziehungsmethoden seiner Tanten spiegeln sich in vielen seiner Geschichten wider, so etwa in Sredni Vashtar, in der ein einsamer Junge heimlich ein Frettchen hält und anbetet.

H. H. Munro besuchte die Pencarwick-Schule in Exmouth und die Bedford Grammar School. 1893 trat er der birmanischen Polizei bei. Drei Jahre später musste er wegen schlechter Gesundheit seinen Abschied einreichen und kehrte nach England zurück. Er wurde Journalist und schrieb für die Westminster Gazette, den Daily Express, Bystander, Morning Post und Outlook.

1900 veröffentlichte Saki sein erstes Buch The Rise of the Russian Empire, eine historische Studie nach dem Vorbild von Edward Gibbons berühmtem Verfall und Untergang des Römischen Reiches. 1902 folgte Not So Stories, eine Sammlung von Kurzgeschichten.

Von 1902 bis 1908 war Munro Auslandskorrespondent der Morning Post auf dem Balkan, in Russland und in Paris, danach ließ er sich in London nieder. Viele seiner Geschichten aus dieser Zeit lassen Reginald oder Clovis auftreten, elegante und verweichlichte Dandys, die mit sadistischem Vergnügen ihren konventionellen und dünkelhaften Verwandten blamable sowie denkwürdige Streiche spielen (z. B. in "Die Unruhekur"). 1914 wurde sein Roman When William Came veröffentlicht, in dem er ein England schildert, das vom deutschen Kaiser Wilhelm II. erobert wurde. Das Buch macht sich einerseits über die Verhaltensweisen der preußischen Besatzer lustig (die das Viktoriadenkmal vor dem Buckingham-Palast in "Großmutter-Denkmal" umbenennen), wie auch über die "vorherzusehenden" peinlichen Anbiederungsversuche weiter Teile der britischen Oberschicht an die Sieger.

Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete Munro sich freiwillig zur Armee, da er gemäß den Vorschriften eigentlich zu alt für eine Einberufung war. Er schlug ein Offizierspatent aus und kämpfte als einfacher Soldat. Während eines nächtlichen Einsatzes bei Beaumont-Hamel in Frankreich wurde er von einem deutschen Scharfschützen erschossen. Seine – an einen Kameraden gerichteten – letzten Worte lauteten angeblich „Mach die verdammte Zigarette aus!“. Nach seinem Tode wurde ein Großteil seiner hinterlassenen Dokumente von seiner Schwester Ethel vernichtet; sie schrieb einen eigenen Bericht über ihre gemeinsame Kindheit.

Sakis Werke sind im Original gemeinfrei und zum Teil im Internet zu lesen. Viele seiner Werke wurden erst postum veröffentlicht. Um die deutschsprachige Veröffentlichung von Sakis Geschichten machte sich erst ab den 1960er Jahren der Zürcher Diogenes Verlag, später auch der Haffmans Verlag verdient.

Werke (engl. Ausgaben)

  • The Rise of the Russian Empire. 1900.
  • Not So Stories. 1902.
  • The Westminster Alice. 1902 (mit F. Carruthers Gould)
  • Reginald. 1904 englischer Text
  • Reginald in Russia. 1910 englischer Text
  • The Chronicles of Clovis. 1911 englischer Text, dt. Die Clovis-Chroniken. Haffmans, ISBN 3-251-20074-7
  • Mrs. Elmsley, London : Constable, 1911
  • The Unbearable Bassington. 1912 englischer Text, dt. Der unsägliche Bassington. Insel, ISBN 3-458-14317-3
  • Beasts and Super-Beasts 1914 englischer Text
  • The East Wing 1914 (Erzählung, in Lucas's Annual) englischer Text
  • When William Came. 1914 (Roman) dt. Als Wilhelm kam. Heyne, ISBN 3-453-05418-0
  • The Toys of Peace 1923 englischer Text
  • The Square Egg and Other Sketches. 1924.
  • The Watched Pot 1924 (Schauspiel, mit Cyril Maude)
  • The Works of Saki. 1926–1927 (8 Bände)
  • Collected Stories. 1930.
  • Novels and Plays. 1933.
  • The Miracle-Merchant. 1934 (in One-Act Plays for Stage and Study 8)
  • The Best of Saki. 1950 (Hrsg. G. Greene)
  • The Bodley Head Saki. 1963
  • Saki. 1981 (Hrsg. A.J. Langguth, mit 6 unveröffentlichten Kurzgeschichten)
  • The Complete Saki 1976
  • Short Stories 1976 (Hrsg. John Letts)
  • The Secret Sin of Septimus Brope, and Other Stories. 1995.
  • Sämtliche Erzählungen. 1998, übersetzt von Werner Schmitz und Claus Sprick, Haffmans Verlag ISBN 3-251-20279-0

Literatur

  • Thomas Bärthlein: Die Kurzgeschichten von Hector Hugh Munro (Saki). Erlangen-Nürnberg: Univ. Mag.-Arb. 1994.
  • Lorene Mae Birden: „Ones's bitterest friends“. Dynamique de caractère et humour chez Saki. Nice: Univ. Diss. 1996.
  • Ralph Gätke: Literarische Komik. Saki - Nabokov - Kafka. Oldenburg: Bis. 1998. (= Vorträge - Reden - Bericht / Bibliotheksgesellschaft Oldenburg; 24) ISBN 3-8142-0627-4
  • Brian Gibson: Reading Saki: The Fiction of H. H. Munro. Jefferson: McFarland & Co. 2014. ISBN 978-0-7864-7949-8
  • Charles H. Gillen: H. H. Munro (Saki). New York: Twayne. 1969. (= Twayne's English authors series; 102)
  • A. J. Langguth: Saki. A life of Hector Hugh Munro. London: Hamilton. 1981. ISBN 0-241-10678-8
  • George James Spears: The satire of Saki. A study of the satiric art of Hector H. Munro. New York: Exposition Pr. 1963.

Weblinks

Commons: Hector Hugh Munro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Hakim von Nischapur Omar Chajjám und seine Rubaijat. Nach alten und neuesten persischen Handschriftenfunden von Manuel Sommer, Guido Pressler Verlag, Wiesbaden 1974, S. 116 f.
  2. Thomas Bodmer: Nachwort zu Saki. Meistererzählungen, Diogenes Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-257-22594-6, S. 205