Herbert Post
Herbert Max Otto Post (* 13. Januar 1903 in Mannheim; † 9. Juli 1978 in Bayersoien) war ein deutscher Schriftkünstler, Typograf und Buchgestalter.
Leben
Er wuchs in einem musischen Elternhaus auf, das ihn in der Kindheit und in seiner künstlerischen Entwicklung wesentlich beeinflusst hat. Er wollte Maler und Grafiker werden. Um die Voraussetzung für die Aufnahme auf die Fachschule für Buch- und Kunstgewerbe Frankfurt voll zu erfüllen, erlernte er zunächst den Beruf eines Schriftsetzers. Er studierte bei Albert Windisch. Von 1921 bis 1924 besuchte er die Kunstgewerbeschule Offenbach am Main (heute: Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main) in der er Meisterschüler bei Rudolf Koch wurde und der ihn für den begabtesten Schüler seiner „Offenbacher Werkgemeinschaft“ hielt.
Paul Thiersch, der Leiter der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale), holte ihn 1926 an seine Lehranstalt, wo er 1930 die Schriftklasse und Buchdruckwerkstatt führte. Totalitären Systemen abhold, hatte er mit dem nationalsozialistischen und später mit dem kommunistischen Regime der DDR erhebliche Schwierigkeiten. Nachdem er 1950 in Halle zum Professor ernannt worden war, floh er kurz darauf in den Westen, um einer voraussichtlichen Verhaftung zuvorzukommen, und übernahm die bereits für 1949 geplante Leitung der Klassen für Buchdruck und Kunst an der Werkkunstschule Offenbach. Als Rudolf-Koch-Schüler war er hochwillkommen und sechs Jahre lang ein erfolgreicher und geschätzter Lehrer. 1956 erhielt er einen Ruf als Direktor an die Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker in München, die später in die Akademie für das graphische Gewerbe umbenannt wurde und heute in die Fachhochschule München eingegliedert ist.
Herbert Post war der letzte aus der Reihe großer Lehrer, wie Jan Tschichold, Paul Renner und Georg Trump, die an der Meisterschule wirkten. Nachdem diese in eine Höhere Technische Lehranstalt umgewandelt war, änderten sich die Lehrpläne. Die künstlerischen Fächer wurden zu Gunsten technischer Fächer, auch wegen der gewaltigen technischen Umwälzungen in der Druckindustrie, eingeschränkt. Eine Entwicklung, die Herbert Post, der Schriftkünstler, nicht mittragen wollte. So zog er sich 1967 ins Privatleben zurück und widmete sich wieder ganz seiner künstlerischen Arbeit. Er wandte sich auch verstärkt der Herbert Post Presse (1953 gegründet) zu, einer der Privatpressen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, wie die Grillenpresse von Richard von Sichowsky oder die Otto Rohse Presse.
Ein Höhepunkt in seinem Leben wurde seine neue Lehrtätigkeit an der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg, von Oskar Kokoschka ins Leben gerufen, wo er 1976 und 1977 Schriftkunst und Typografie unterrichtete. Eine erneute Berufung im Sommer 1978 konnte er nicht mehr wahrnehmen. Er starb kurz vorher an Herzschwäche an seinem Urlaubsort.
Herbert Post war seit 1947 in Lebens- und Künstlergemeinschaft mit seiner Schülerin und Assistentin Annette Büttner, spätere Annette Lachenmann (1927–2022), verbunden. Gemeinsam mit der Schriftkünstlerin, Malerin und freien Grafikerin wurde er Förderer des Komponisten Helmut Lachenmann, dessen erste Partituren in der Herbert Post Presse erschienen. Herbert Post und Annette Lachenmann sind gemeinsam in Unterschleißheim bei München begraben.
Schüler
Schriften von Herbert Post
- Post Versal (1932)
- Post Fraktur (1935)
- Post Versal halbfett (1937)
- Post Antiqua (1939)
- Post Antiqua mager (1940)
- Post Fraktur halbfett (1940)
- Post Versal mager (1941)
- Post Kursiv (1943)
- Post Mediäval (1944)
- Post Mediäval kursiv (1944)
- Post Mediäval halbfett (1944)
- Dynamik (1952)
- Marcato (1961)
Literatur
- Burg Giebichenstein: Die Hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart. Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Badisches Landesmuseum Karlsruhe 1992, ISBN 3-86105-076-0, korrekte ISBN 3-86105-076-5.
- Wilhelm Nauhaus: Die Burg Giebichenstein. Geschichte einer deutschen Kunstschule 1915–1933. Seemann, Leipzig 1981 (Neuauflage 1992), ISBN 3-363-00539-3.
- Katja Schneider: Burg Giebichenstein: Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915–1933. VCH, Weinheim 1992, ISBN 3-527-17725-6
- Katharina Heider: Vom Kunstgewerbe zum Industriedesign, Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) von 1945 bis 1958 . Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Weimar 2010, ISBN 978-3-89739-672-2.
- Angela Dolgner (Hrsg.): Herbert Post. Schrift – Typographie – Grafik. fliegenkopf verlag, Halle 1997, ISBN 3-930195-22-4.
- Antiquariat Thomas Hatry: Dokumentationsbibliothek Herbert Post. Bibliographie der in den Werkstätten Giebichenstein/Halle erschienenen Drucke aus den Jahren 1925–1951 und der Herbert-Post-Presse 1953–1973. Zum 100jährigen Jubiläum der Burg. Heidelberg 2015.
Quellen
- Klingspor-Museum, Offenbach
- Harald Süß: Aufsatz in der Zeitschrift „Die deutsche Schrift“, 1999.
- Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Information zur Ausstellung Retrospektive Herbert Post, 2003.
Personendaten | |
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NAME | Post, Herbert |
ALTERNATIVNAMEN | Post, Herbert Max Otto (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftkünstler, Typograf und Buchgestalter |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1903 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 9. Juli 1978 |
STERBEORT | Bayersoien |