Hitler, ein Film aus Deutschland

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Film
Originaltitel Hitler, ein Film aus Deutschland
Produktionsland Deutschland, Großbritannien, Frankreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1977
Länge 410[1] Minuten
Altersfreigabe FSK 16[1]
Stab
Regie Hans-Jürgen Syberberg
Drehbuch Hans-Jürgen Syberberg
Produktion Bernd Eichinger
Musik Gustav Mahler, Ludwig van Beethoven, Richard Wagner
Kamera Dietrich Lohmann
Schnitt Julia Brandstaedter
Besetzung

Hitler, ein Film aus Deutschland (englischer Titel: Our Hitler, a Film from Germany) ist ein Film des Regisseurs Hans-Jürgen Syberberg aus dem Jahre 1977. Aufgrund seiner ästhetisierenden Darstellung ist der Film unter Kritikern umstritten. Der Film wurde mit einem Etat von einer Million DM in zwanzig Tagen gedreht.[2]

Uraufführung

Die Filmpremiere fand am 5. November 1977 in London statt. Bei den Filmfestspielen von Cannes gab es eine Vorführung für die internationale Presse.[2] In Paris wurde er zuerst am 28. Juni 1978 vorgeführt. Nachdem es Bombendrohungen gegen das ursprünglich vorgesehene Studio des Ursulines gegeben hatte, wurde die Vorführung ins Kino La Pagode in der Rue du Babylone verlegt.[3] In Westdeutschland wurde der Film erstmals im Rahmen der Aschaffenburger Gespräche am 8. Juli 1978 vorgeführt. Am 4. Januar 1980 wurde er im ARD-Fernsehen gezeigt. Eine etwas geschnittene Fassung wurde am 13. Januar 1980 in New York City aufgeführt. In Brasilien wurde der Film am 28. September 2005 auf dem internationalen Filmfestival von Rio de Janeiro gezeigt.

Inhalt und Szenerie

Syberberg zitiert am Anfang und Ende des Filmes jeweils aus Heinrich Heines Gedicht Nachtgedanken aus dem 1844 erschienenen Zyklus Zeitgedichte. Der Film gliedert sich in die vier Abschnitte „Der Gral“, „Ein deutscher Traum“, „Das Ende eines Wintermärchens“ und „Wir, Kinder der Hölle“. Zu Beginn tritt Heinz Schubert als Zirkusdirektor auf, dann verkörpert er Hitler, der als Dämon aus dem Grab Richard Wagners aufsteigt, und später Heinrich Himmler, der sich massieren lässt. Es wird der Eindruck einer künstlichen Atelierlandschaft erweckt. Der Film spielt auf verschiedene Symbole der deutschen Kultur und Geschichte an mit Gemälden von Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich sowie Bildern von Winterlandschaften, Greta Garbo und der Reichskanzlei. Er verwendet ferner historisches Bild- und Tonmaterial aus der Zeit des Nationalsozialismus, etwa Aufnahmen von einer Rundfunkkonferenzschaltung zu Weihnachten während des Zweiten Weltkrieges. Häufig arbeitet Syberberg mit der gleichzeitigen Überlagerung von Geräuschen, Musik, Sprache, der Spielszene im Vordergrund und einer Filmprojektion im Bildhintergrund. Wiederkehrende Leitmotive sind Tonaufnahmen einer NS-Totenfeier für „die Gefallenen der Bewegung“ und die Schneekugel.[3][2]

Kritik

Während die deutsche Presse den Film zum großen Teil ablehnte, wurde er im westlichen Ausland von prominenten Publizisten in Schutz genommen. So lobte die Essayistin Susan Sontag den Film. Zu einem Wiederaufflammen der Debatte um Syberberg und sein Hitlerbild kam es 1990 anlässlich der Veröffentlichung seines Buches Vom Unglück und Glück der Kunst in Deutschland nach dem letzten Kriege, das ebenfalls als eine Apologie Hitlers kritisiert wurde.[4]

„Selten ist die Banalität des Bösen so genau dargestellt worden, [...] [a]ber schließlich bleibt Hitler doch ein unbekanntes Wesen, der grausame Gott einer Irrationalität, die Syberberg sich zu eigen macht. Für ihn ist Hitler schließlich auch »der größte Filmemacher aller Zeit«.“

Literatur

  • Hans-Jürgen Syberberg: Hitler, ein Film aus Deutschland, Reihe: Das neue Buch, 108. Rowohlt, Reinbek 1978, ISBN 3-499-25108-6
  • Susan Sontag: Syberbergs Hitler-Film. Hanser, München 1983 ISBN 3-446-13010-1
  • Hans-Joachim Hahn: Syberberg-Debatte, in: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland: Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945, Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 3-89942-773-4, S. 216f.
  • Hans-Christoph Blumenberg: Träume in Trümmern. In: Die Zeit, Nr. 28, 1978 (Bericht zur Pariser Premiere)
  • Wolfram Schütte: Der Erlöser ruft oder: Parzival sucht Bayreuth. (PDF; 5 Seiten; 93 kB) In: Frankfurter Rundschau, 16. Juni 1978
  • Michel Foucault: Les quatres cavaliers de l’Apocalypse et les vermisseaux quotidiens. Entretien avec Bernard Sobel, in: Cahiers du cinéma, n° 6, hors série. Février 1980, S. 95f.[6]
    • In Deutsch: Die vier apokalyptischen Reiter und das alltägliche Gewürm, in dsb., Schriften zur Medientheorie. Suhrkamp, Frankfurt 2012 ISBN 3518296361 S. 197 – 199[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Freigabebescheinigung für Hitler, ein Film aus Deutschland. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, April 2007 (PDF; Prüf­nummer: 109 429 DVD).
  2. a b c W. Schütte, Frankfurter Rundschau, 16. Juni 1978
  3. a b Hans-Christoph Blumenberg: Träume in Trümmern. In: Die Zeit, Nr. 28/1978.
  4. So von Hellmuth Karasek: Frühling für Hitler. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1990 (online).
  5. "Kinozeit: Aufsätze und Kritiken zum modernen Film 1976 – 1980", S. 142, erschienen im September 1980 im Fischer Taschenbuch Verlag GmbH
  6. Nur in diesem Sonderheft zu Syberberg, nicht in der monatlichen Ausgabe des Heftes (diese = Nr. 308)! Weitere Beiträge zum Film von Susan Sontag, Heiner Müller, Douglas Sirk, Francis Ford Coppola. Online siehe Weblinks
  7. Im Online-Handel elektronisch lesbar. Auch in der Gesamtausgabe seiner Schriften, Bd. 4, ebd. 2005 ISBN 3518584340