Dōjō

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Blick in ein Dōjō – Kendō, 2006

Dōjō (jap.

道場

; IPA [doːdʑoː]) bezeichnet einen Trainingsraum für verschiedene japanische Kampfkünste (Budō) wie z. B. Karate, Jūdō, Kendō, Ju-Jutsu, Iaidō oder Aikidō. Im übertragenen Sinne steht der Begriff auch für die Gemeinschaft der dort Übenden bzw. den Übungsleiter. Neben dieser traditionellen Bezeichnung, wird der Begriff zunehmend auch in anderen Bereichen wie der Zen Meditation (Zazen) und der Softwareentwicklung verwendet.

Der Begriff Dōjō

Meditations-Dōjō in Kyoto (Japan)

Der Platz unter dem Bodhi-Baum, wo der Buddha saß und die Erleuchtung erreichte, heißt im Sanskrit bodhimaṇḍa „Platz der Erleuchtung“. Dem entspricht chinesisch daochang, japanisch dōjō und koreanisch dojang. Seit dem Mittelalter wurden rituelle Räume des Buddhismus so bezeichnet, in denen zum Beispiel Ordinationen stattfanden.[1] Seit der Meiji-Zeit (spätes 19. Jahrhundert) gewann dōjō in Japan die Bedeutung eines Übungsplatzes für die Kampfkünste, gleich ob es sich dabei um ein Gelände unter freiem Himmel oder eine Trainingshalle handelt.[2] Früher hatte ein Kampfkunst-Dōjō hoch angebrachte Fenster (mushamado), die verhindern sollten, dass Angehörige anderer Schulen das Training beobachteten.[3]

Im heutigen Japan kann jede Einrichtung für körperliches Training, einschließlich des professionellen Ringens, als dōjō bezeichnet werden.[4] In der westlichen Welt wird der Begriff dōjō (wenn er sich auf körperliche Aktivitäten bezieht) ausschließlich für japanische Kampfsportarten verwendet.[5] Der alternative Begriff zendo ist spezifischer und wird häufiger verwendet. Europäische Sōtō-Zen-Gruppen, die der Association Zen Internationale (AZI; internationale Zen-Vereinigung) angeschlossen sind, ziehen es vor, dōjō statt zendo zu verwenden, um ihre Meditationshallen zu beschreiben, wie es ihr Gründungsmeister Taisen Deshimaru tat.[6]

Computerbezogen

Agiles Coaching dōjō: ein Raum, in dem ein funktionsübergreifendes Team bis zu drei Monate lang mit einem wendigen Trainer und technischen Fachleuten zusammenarbeitet, um wendige und technische Praktiken zu erlernen und zu üben.[7]

Coding dōjō: ein Raum und die dazugehörige Technik für Gruppen zum Üben von Computerprogrammierfähigkeiten[8]

Testing dōjō: ein Raum und eine Zeit, in der Tester gemeinsam an einer Testaufgabe arbeiten[9]

Dojo Toolkit: Java-script Bibliothek

Andere Namen für Trainingshallen

Kinder beim Karate-Training im Dojo der Jack-and-Jill-Schule in Bacolod City (Philippinen).

Andere Namen für Trainingshallen, die mit „dōjō“ gleichzusetzen sind, sind u. a:

       Akhara (indische Kampfkünste)

       Dojang (koreanische Kampfkünste)

       Gelanggang (Silat Melayu)

       Heya (Sumō)

       Kalari (Kalaripayat; indische Kampfkunst)

       Sasaran (Pencak Silat; indonesische Kampfkunst)

       Wuguan (Wushu; moderne sportliche Form der chinesischen Kampfkünsten)

       Võ Đường (Viet vo dao; vietnamesische Kampfsportarten)

Dōjō-Arten

Honbu Dōjō (

本部道場

) bezeichnet das Hauptquartier oder die zentrale Übungshalle einer Kampfkunst oder Kampfsportart. Im Zen-Buddhismus wird in einem Dōjō Zazen (Meditation) geübt. Ein solches Dōjō wird auch Zendō (

禅堂

) genannt.

Außerhalb Japans wird neben der eigentlichen Übungshalle bzw. Übungsraum mit „Dōjō“ oft auch der Verein oder Club bezeichnet.

Richtungsangaben

  • Vorn (Vorder-/Frontseite): Shōmen (
    正面
    ).[2] Obwohl stark buddhistisch geprägt, ist es in Japan seit den 1920er-Jahren in vielen Budō-Dōjō üblich, an der Stirnseite auch einen Kamidana (shintoistischer Hausaltar) aufzustellen, der als Kamiza bezeichnet wird.[10] Nach japanischer Tradition ist Kamiza im Osten.[11]
  • Links: Fukosen
  • Rechts: Shusen
  • Hauptlinie: Embusen, auch Enbusen (
    演武線
    )
  • Eingangsseite: Shimoza, traditionell die Westseite.[11]
  • Obere Seite: Jōseki (Ehrenplatz für den Lehrer, meistens am weitesten vom Eingang entfernt)[12]
  • Untere Seite: Shimoseki (Platz für die Schüler, gegenüber dem Jōseki)[13]

Verhaltensregeln

Auch wenn in der westlichen Welt ein Dōjō meistens eine normale Sporthalle ist, so gelten für die Sportler und Gäste bestimmte Verhaltensregeln (Reishiki):

  • Vor dem Betreten der eigentlichen Übungshalle sind die Schuhe auszuziehen, und man legt Schmuck, Armbanduhr, Kopfbedeckung, kurz alles Irdische ab.[11][14]
  • Betritt man das Dōjō, verbeugt man sich in Richtung Shōmen (Vorderseite).[15][16] Damit bezeigt man Respekt gegenüber dem Meister und den anderen Übenden und versichert, dass man sich im Dōjō regelkonform verhalten wird.[11]
  • Laute Geräusche oder Unterhaltungen sind unerwünscht, da die Übenden nicht gestört werden sollen.[11][17]

In vielen Dōjō erlaubt die Sitzordnung Rückschlüsse auf die Rangfolge der Personen: Die Ranghöchsten sitzen am weitesten von der Tür entfernt. Diese Tradition stammt aus der Herrschaftszeit der Samurai (Kriegerkaste) und ist noch heute in Großraumbüros japanischer Firmen anzutreffen.[18]

Bekannte Dōjō

Sōtō Zen Dojo der La Gendronniére in der Nähe von Blois (Frankreich)

Siehe auch

Literatur

  • Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts. Weatherhill, Boston / London 2006. ISBN 978-0-83480572-9.
  • John J. Donahue: Training Halls of the Japanese Martial Tradition. A Symbolic Analysis of budo dojo in New York. In: Anthropos 85/1 (1990), S. 55–63.

Weblinks

Commons: Dōjō – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Art. bodhimaṇḍa. In: Robert E. Buswell Jr., David S. Lopez: The Princeton Dictionary of Buddhism. Prinvceton University Press, Online-Version von 2017.
  2. a b Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 73.
  3. Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 75.
  4. Meaning of Dojo: What is DOJO? In: kendo-guide.com. Abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
  5. Entertainment and Sports. In: japan-guide.com. Japan-guide.com, abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
  6. Glossary. In: zen-azi.org. AZI, abgerufen am 12. September 2022 (englisch, französisch).
  7. Dan Bennett: Agile in approach: Using Dojo principles to find a better path. In: thomsonreuters.com. Thomson Reuters, abgerufen am 13. September 2022 (englisch).
  8. D. T. Sato; H. Corbucci; M. V Bravo,: Coding dojo: an environment for learning and sharing agile practices. AGILE Conference. Hrsg.: Los Alamitos, CA, US: IEEE Computer Society. 2008, S. 459–464 (englisch).
  9. Markus Gärtner: Methodologies; Testing Testing Dojos. In: shino.de. 16. April 2010, abgerufen am 12. September 2022 (englisch).
  10. Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 26.
  11. a b c d e Jinichi Tokeshi: Kendo. Elements, Rules, and Philosophy. University of Hawaii Press, Honolulu 2003, S. 74.
  12. Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 23–26.
  13. Dave Lowry: In the Dojo. A Guide to the Rituals and Etiquette of the Japanese Martial Arts, Boston / London 2006, S. 26f.
  14. David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 150.
  15. John J. Donahue: Training Halls of the Japanese Martial Tradition. A Symbolic Analysis of budo dojo in New York, 1990, S.
  16. David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 170.
  17. David Bender: Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnographische Fallstudie zur Rezeption japanischer būdō-Disziplinen in Deutschland. Waxmann, Münster 2012, S. 185.
  18. Gerd Reinhold: Familie und Beruf in Japan. Zur Identitätsbildung in einer asiatischen Industriegesellschaft. Duncker & Humblot, Berlin 1981, S. 110f.
  19. Der Tempel "La Gendronnière". In: meditation-zen.org. Temple Zen Ryumon Ji, abgerufen am 12. September 2022 (deutsch, französisch).