Dehydratation (Medizin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Hypohydratation)
Klassifikation nach ICD-10
E86 Volumenmangel
Dehydratation
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Dehydratation (zu altgriechisch ὕδωρ hydor, deutsch ‚Wasser‘; Synonyme Dehydratisierung, Exsikkose, Dehydration,[1] Dehydrierung,[2] Hypohydratation, Austrocknung;[3] Antonym Hyperhydratation) bezeichnet in der Medizin einen Flüssigkeitsverlust bzw. Volumenmangel der extrazellulären Flüssigkeit, zu der auch das Blutplasma zählt. Ursache ist eine Störung des Volumenhaushalts (Verlust von Natrium und Wasser) oder der Osmoregulation (isolierter Wasserverlust).

Ursachen

Flüssigkeit wird über den Magen-Darm-Trakt (Stuhlgang), die Lunge (Atemluft), die Nieren (den Urin), über die Haut (Transpiration) und aus den Milchdrüsen (Laktation) abgegeben. Erkrankungen (zum Beispiel der Nieren), Symptome wie Fieber und Erbrechen, starke körperliche Anstrengungen, Stillen oder Medikamente zur Entwässerung können zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust und damit zu einem Flüssigkeitsungleichgewicht führen, wenn die verlorene Flüssigkeitsmenge nicht entsprechend ersetzt wird. Eine übermäßige Abnahme der Körperflüssigkeit – entweder durch pathologisch verringerte Flüssigkeitsaufnahme, durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr (bei Nichtverfügbarkeit von Trinkwasser und anderen Getränken), bei krankhaft gesteigertem Flüssigkeitsverlust oder während der Laktation – führt zur Exsikkose.

Einteilung

Es werden drei Arten der Dehydratation unterschieden:[4]

  • Isotone Dehydratation: Bei dieser Dehydratation ändert sich der osmotische Druck des Extrazellularraums nicht, da der Verlust von Wasser und Salz-Ionen (Natrium+, Chlorid) im gleichen Verhältnis zueinander erfolgt. Vor allem bei unzureichender Wasser- und Natriumzufuhr, Blutverlusten und Entzündungen ist dies der Fall[5].
  • Hypertone Dehydratation: Sie entsteht beim Verlust von Wasser ohne entsprechenden Salzverlust. Dies kann bei Diabetes insipidus oder bei hohen Blutzuckerwerten im Rahmen eines Diabetes mellitus, aber auch Fieber mit viel Schwitzen und gleichzeitig ungenügendem Flüssigkeitsausgleich der Fall sein.
  • Hypotone Dehydratation: Wenn im Verhältnis zum Wasserverlust zu viel Salz ausgeschieden wird, entsteht eine hypotone Dehydratation. Sie ist eine Komplikation bei Verbrennungen oder ein Symptom der Nebennierenrindeninsuffizienz, kann aber auch beispielsweise bei starkem Schwitzen und Wasserausgleich durch salzarme Flüssigkeit (reines Wasser) auftreten, so dass in der Bilanz die Salzausscheidung höher als die Wasserausscheidung ist. Zum Ausgleich genügen in letzterem Fall Mineralwasser oder sogenannte Iso-Getränke, die isoton (im Vergleich zum Blutplasma) sind. Hypertone Flüssigkeiten zu trinken ist nicht nötig, da der Körper überschüssiges Wasser gegebenenfalls über die Nieren ausscheiden kann. Darüber hinaus kommt es im Rahmen von Erbrechen und Durchfällen zu hohen Elektrolytverlusten.

Symptome

Diagnostik

Die Diagnosestellung erfolgt anhand des klinischen Bildes, einer Untersuchung des Blutserums und des Urins (insbesondere auf den Natrium-Gehalt, Hämatokrit- und Kreatinin-Werte sowie die Serum- beziehungsweise Urinosmolalität).

Therapie

Wichtigste therapeutische Maßnahme einer jeden Rehydratation ist der Ersatz des verlorengegangenen Wassers. Dies erfolgt bei leichter Dehydratation entweder oral oder über eine Ernährungssonde mit Getränken, oder parenteral mit einer geeigneten Infusionslösung. Je nach Schweregrad müssen manchmal mehrere Liter Flüssigkeit infundiert werden. Die Infusionslösung unterscheidet sich je nach Art der Dehydratation: Bei einer isotonen Dehydratation kann eine einfache Ringer-Lösung gegeben werden. Bei einer hypotonen Dehydratation müssen manchmal auch Natrium-Ionen ersetzt werden, dieser Ausgleich muss aber sehr langsam erfolgen, um keine schweren zerebralen Nebenwirkungen zu provozieren. Die hypertone Dehydratation wird zum Beispiel durch Infusion fünfprozentiger Glukoselösung therapiert.[6]

Durch Dehydratation am Lebensende können belastende Symptome verursacht werden, aber die Therapie derselben kann ebenso von Nachteil sein. Daher wird in der Palliativmedizin ein systematischer Fragenkatalog abgearbeitet, um anhand der festgestellten Vor- und Nachteile für den individuellen Patienten zu einer für ihn angemessenen Entscheidung zu gelangen.[7]

Dehydratation bei Kindern

Vor allem bei Säuglingen und kleinen Kindern entsteht Dehydratation aufgrund einer Gastroenteritis mit Erbrechen und Durchfall bei gleichzeitiger Verweigerung von Nahrungsaufnahme. Bei Säuglingen spricht man bei einem Gewichtsverlust von 5 % von einer leichten Dehydratation, bei 10 % von einer deutlichen und bei 10–15 % von einer schweren Dehydratation. Ältere Kinder reagieren weniger sensibel auf den Flüssigkeitsverlust.[8]

Symptome beim Säugling

Dehydratationszeichen beim Säugling sind unter anderen graue Hautfarbe und schnelle Atmung; die Augäpfel und Fontanelle sind eingesunken.[9] Zudem können unter anderem Unruhe, aber auch Müdigkeit, und bei schwerer Dehydratation auch Apathie, Lethargie und Bewusstlosigkeit auftreten.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1.
  2. Sebastian Suerbaum et al., Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, 8., überarbeitete und erweiterte Aufl., Berlin/Heidelberg 2016, S. 514
  3. MSD Handbuch Gesundheit. 2007, ISBN 978-3-89905-394-4.
  4. Dehydratation. Arten. In: PflegeFakten. Urban & Fischer, München 2009, S. 148
  5. Eintrag zu Dehydration im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck, abgerufen am 25. November 2015.
  6. H. Neuenschwander, Ch. Chappuis: Flüssigkeitszufuhr am Lebensende. (PDF; 192 kB) In: Newsletter Palliativmedizin SGIM, März 2008; abgerufen am 30. Juni 2019
  7. Lentze et al.: Pädiatrie. Grundlagen und Praxis. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 2003.
  8. Dehydratation. Säugling: Symptome. In: PflegeFakten. Urban & Fischer, München 2009, S. 149.
  9. Jost Kaufmann, Michael Laschat, Frank Wappler: Präklinische Versorgung von Kindernotfällen. In: Anästhesiologie & Intensivmedizin. Band 61, 2020, S. 26–37, hier: S. 30.