ibug
Die ibug (kurz für Industriebrachenumgestaltung) ist ein Festival für Urban Art, das seit 2006 jährlich in Sachsen stattfindet. Die Macher, ein Team aus zahlreichen ehrenamtlichen Organisatoren und Helfern, suchen sich dafür verfallene, oft zum Abbruch vorgesehene Industriebrachen, welche von internationalen Künstlern u. a. mittels Malerei, Graffiti, Illustrationen, Installationen und Multimediakunst umgestaltet werden. Dabei werden sowohl die Geschichte der Brache als auch ihre Architektur in die Werke einbezogen, ohne die Kreativität der Mitwirkenden einzuschränken. Das Ergebnis wird anschließend bei einem dreitägigen Festival-Wochenende dem internationalen Publikum präsentiert und mit einem Programm aus Musik, Film und Design untermalt.
Zuletzt fand das Festival vom 24. bis 26. August 2018 und vom 31. August bis 2. September 2018 in der Nadel- und Platinenfabrik des VEB Kombinat Textima in Chemnitz statt und zog rund 18.000 Besucher an.[1] Im August 2019 fand die Veranstaltung in Reichenbach im Vogtland statt. 2020 fand pandemiebedingt nur eine kleinere Veranstaltung im ehemaligen königlichen Krankenstift in Zwickau statt. 2021 gastierte die ibug in der ehemaligen Buntpapierfabrik in Flöha.
Geschichte
Die Anfänge der ibug finden sich 2006 in Meerane und gehen Hand in Hand mit der Suche des Künstlers Tasso nach neuen Entfaltungsmöglichkeiten. Für die erste Ausgabe des Festivals wählte er eine Industriebrache der ehemaligen IFA-Werke in Meerane, welche bereits zuvor genutzt wurde, um Graffiti-Künstlern aus der Region eine legale Möglichkeit zu bieten, ihre Werke anzufertigen. Insgesamt waren an dieser ersten Industriebrachenumgestaltung dreizehn Graffiti-Künstler beteiligt.[2] Bis 2011 fand die Veranstaltung in verschiedenen verlassenen Industriegebäuden Meeranes statt. Ab 2012 kamen weitere Städte in Westsachsen dazu, darunter Zwickau, Glauchau, Plauen und Crimmitschau. Mittlerweile hat sich die ibug zu einem weltweit bekannten und renommierten Festival für Urban Art entwickelt und lockt jedes Jahr tausende Besucher. Zum ersten Mal öffnete man 2016 in Limbach-Oberfrohna, anlässlich des „Tag der Sachsen“, auch für ein zweites Wochenende. 2017 und 2018 fand die ibug in Chemnitz statt.[3]
Nach Angaben der Macher waren bei der ibug 2016 rund 100 nationale und internationale Künstler vertreten. Die Veranstaltung zählte insgesamt mehr als 7000 Gäste.[4]
2010 wurde Hauptorganisator Thomas Dietze stellvertretend für das Projekt als einer von 90 Preisträgern des Wettbewerbs „PlusPunkt Kultur“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung ausgezeichnet.[5]
Der künstlerische Anspruch
Die auf der ibug vertretenen Künstler verbindet ein gemeinsamer Nenner: die Kunst der Straße und des öffentlichen Raums. Ihnen wird die Möglichkeit geboten ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und das Ergebnis anschließend einem internationalen Publikum zu präsentieren. Dabei werden sowohl die Geschichte als auch die Architektur in die eigenen Werke einbezogen. Ein weiterer bedeutender Faktor ist die Interaktion, zum einen mit der Umwelt, zum anderen untereinander. Das gemeinsame Erschaffen eines Gesamtkunstwerkes soll auch zu Verbindungen unter den einzelnen Kreativen führen. Dabei gibt es seitens der Macher keine Vorgaben politischer oder soziokultureller Gedanken, jedoch auch keine Einschränkungen in dieser Richtung. Das Vergängliche ist mit dem Hintergrund der verfallenen Brachen ein unabdingbarer Teil der Arbeit. Streetart ist temporär und so gehört es zum Konzept der ibug, dass die bespielten Areale auf kurz oder lang verschwinden werden.
Der soziale Anspruch
Der soziale Anspruch beginnt bei dem Team aus ehrenamtlichen Helfern, die – zum Teil neu, zum Teil seit Jahren dabei – jedes Jahr ihre Zeit, ihr Können und ihr Herz in das Festival investieren. Ihnen, als auch den eingeladenen internationalen Künstler dient die ibug als große Zusammenkunft nicht nur auf kreativer, sondern auch persönlicher Ebene. Die Vielfalt verschiedener Stile, Techniken und Arbeitsweisen bietet nicht nur eine einzigartige Möglichkeit zum Austausch, sondern auch eine Momentaufnahme der Szene. Die ibug ist kein in sich geschlossenes Event, sondern eine offene Veranstaltung die in der Region in der sie stattfindet Denkanstöße geben und neue Impulse setzen will. Altansässige schwelgen beim Betreten des Geländes in Erinnerungen und sehen die Orte ihrer Vergangenheit in neuem Licht. Die ibug zeigt die Möglichkeit der Kunst zur Belebung längst aufgegebener Orte. Sie dient der Bereicherung aller Mitwirkenden, der Künstler und der Region, nicht aber dem Profit.
Termine und Veranstaltungsorte
- 2006: 17. September 2006, IFA-Brache Merzenberg, Meerane[2]
- 2007: 1.–2. September 2007, IFA-Brache Rosental, Meerane[6]
- 2008: 16.–17. August 2008, IFA-Brache Forststraße, Meerane[7]
- 2009: 28.–30. August 2009, VEB Leuchtenbau, Meerane[8]
- 2010: 27.–29. August 2010, Textilwerke Palla, Meerane[9]
- 2011: 2.–4. September 2011, Textilwerke Palla, Meerane[10]
- 2012: 31. August bis 2. September 2012, Alter Schlachthof, Glauchau[11]
- 2013: 30. August bis 2. September 2013, Eisenwerk, Zwickau[12]
- 2014: 29.–31. August 2014, Lederwerk und Tuchfabrik Pfau, Crimmitschau[13]
- 2015: 28.–30. August 2015, Alte Kaffeerösterei, Plauen-Haselbrunn[14]
- 2016: 26.–28. August 2016, Ehemaliger VEB Buntfärberei, Limbach-Oberfrohna
- 2016: 2.–4. September 2016 nochmalige Öffnung zum „Tag der Sachsen“ zur Besichtigung für Kunstinteressierte
- 2017: 25.–27. August und 1.–3. September, VEB Spezialmaschinenfabrik, Chemnitz
- 2018: 24.–26. August und 31. August bis 2. September, Nadel- und Platinenfabrik des VEB Kombinat Textima, Chemnitz
- 2019: 23.–25. August und 30. August bis 1. September, Bahnbetriebswerk, Reichenbach im Vogtland
- 2020: 28.–30. August und 4.–6. September (Sonderedition), Ehemaliges königliches Krankenstift in Zwickau[15]
- 2021: 27.–29. August, 3.–5. September und 10.–12. September 2021, ehemalige Buntpapierfabrik in Flöha[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kunstfestival – Ibug lockt 18.000 Besucher. Artikel in der Freien Presse vom 3. September 2018, abgerufen am 27. Oktober 2018.
- ↑ a b Kunstwerk für die Abrissbirne. In: Freie Presse. 2006. (online, Pressemappe IBUG 2006, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ mdr.de: Chemnitz bekommt Graffiti-Festival | MDR.DE. (mdr.de [abgerufen am 21. April 2017]). Chemnitz bekommt Graffiti-Festival | MDR.DE (Memento des Originals vom 22. April 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Die ibug 2016 im Rückspiegel – IBUg. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 22. April 2017; abgerufen am 21. April 2017.
- ↑ Ergebnisse und Erfahrungen aus drei Jahren PlusPunkt KULTUR. Abschlusspublikation zum Projekt PlusPunkt Kultur. Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. 2011, (PDF, 5 MB)
- ↑ IBUg 2007 – Das Graffiti-Kunst- und Kulturereignis des Sommers. In: Amtliche Bekanntmachungen und Mitteilungen der Stadt Meerane. 13. Juli 2007. S. IX. (online, Pressemappe IBUg 2007, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Doris Gey: Maroder Architektur-Charme lockt Profi-Sprayer an. In: Freie Presse. 4. August 2008, S. 13. (online, Pressemappe IBUg 2008, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Farben bringen Meeraner Ruine zum „Leuchten“. In: Freie Presse. 21. August 2009, S. 13. (online, Pressemappe IBUg 2009, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Ute Pasler: Straßenkünstler laden zum letzten Helau ein. In: Freie Presse. 27. August 2010, S. 10. (online, Pressemappe IBUg 2010, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Nicole Jähn: Künstler sprühen Brache in Szene. In: Freie Presse. 26. August 2011. (online, Pressemappe IBUg 2011, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Stefan Stolp: Schlachthof sticht Palla aus. In: Freie Presse. 15. August 2012. (online, Pressemappe IBUg 2012, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Industriebrache wird Spielwiese. In: Sächsische Zeitung. 30. August 2013. (online, abgerufen am 23. November 2018)
- ↑ Kunst gucken, Geschichte erleben, entspannen. In: Freie Presse. 2. August 2014. (online, abgerufen am 9. August 2014)
- ↑ Mitteilung zur IBUg 2015 auf der Seite der Stadt Plauen. Abgerufen am 25. August 2015.
- ↑ Ibug 2020 eröffnet Ende August in Zwickau. Blick.de, abgerufen am 29. August 2021.
- ↑ ibug-Festival in Flöha. Freie Presse, abgerufen am 29. August 2021.