Südsamische Sprache
Südsamisch (åarjelsaemien gïele) | ||
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Gesprochen in |
Norwegen, Schweden | |
Sprecher | ≈500 | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | als Minderheitensprache anerkannt in zwei Gemeinden in Norwegen sowie in Schweden | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-2 |
sma | |
ISO 639-3 |
sma |
Südsamisch ist die südwestlichste der samischen Sprachen. Es ist stark bedroht und wird hauptsächlich noch in den Kommunen Snåsa und Røyrvik in Norwegen gesprochen, daneben auch noch in Schweden. Von den etwa 2000 Südsamen sprechen nur noch ca. 500 fließend Südsamisch.
Schrift und Rechtschreibung
Das Südsamische hat seit 1978 eine offizielle Schriftsprache. Die Schreibung lehnt sich stark an das Schwedische und Norwegische an und verwendet das folgende lateinische Alphabet: A/a, B/b, D/d, E/e, F/f, G/g, H/h, I/i, (Ï/ï), J/j, K/k, L/l, M/m, N/n, O/o, P/p, R/r, S/s, T/t, U/u, V/v, Y/y, Æ/æ, Ø/ø, Å/å.
In Schweden werden statt Æ/æ, Ø/ø die dort üblichen Zeichen Ä/ä, Ö/ö gebraucht.
In Fremdwörtern sind auch C/c, Q/q, W/w, X/x, Z/z möglich.
Phonologie
Vokale
Vokalphoneme der Standardsprache (orthographische Entsprechungen in Klammern):
vorne | zentral | hinten | ||||
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Ungerundet | Gerundet | Ungerundet | Gerundet | Ungerundet | Gerundet | |
hoch | i (i) | y (y) | ɨ (ï/i)1 | ʉ (u) | u (o) | |
mittelhoch | e: (ee) | ø: (øø/öö)2 | o: (åå) | |||
mitteltief | ɛ (e), ɛ: (ee) | ɔ (å) | ||||
tief | æ (ä/æ)2, æ: (ae) | a (a) | ɑ: (aa) |
1Die Vokale i und ɨ werden normalerweise beide mit i geschrieben, Wörterbücher und andere sprachwissenschaftliche Publikationen verwenden aber ï für den letzteren Vokal.
2Die Buchstaben æ und ø werden in Norwegen verwendet, ä und ö in Schweden.
Die Vokale können zu zehn Diphthongen kombiniert werden:
vorne ungerundet | vorne gerundet | zentral ungerundet | zentral gerundet | hinten-vorne | hinten | |
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hoch-mittel | iɛ (ie) | yœ (yø/yö) | ɨɛ (ïe) | ʉɛ (ue) | uʌ (oe) | |
mittel-tief | eæ (ea) | ɵa (ua) | oæ (åe) | oɒ (åa) |
Konsonanten
Das Südsamische verfügt über 17–20 eigenständige Konsonantenphoneme (die orthographischen Entsprechungen in Klammern).
Labial | Dental | Alveolar | Postalveolar | Palatal | Velar | Glottal | |
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Plosive und Affrikaten | p (b,p) | t (d,t) | ts (ts) | tʃ (tj) | k (g,k) | ||
Aspirierte Plosive | pʰ (p) | tʰ (t) | kʰ (k) | ||||
Frikative | f (f) | s (s) | ʃ (sj) | h (h) | |||
Nasale | m (m) | n (n) | ɲ (nj) | ŋ (ng) | |||
Laterale | l (l) | ||||||
Vibranten | r (r) | ||||||
Approximanten | β-w (v) | j (j) |
Alle Konsonanten außer den aspirierten Plosiven kommen auch geminiert vor.
Die aspirierten Plosive kontrastieren nur im Anlaut (von Lehnwörtern) mit den einfachen Plosiven, vgl. taale /tʰa:lə/ 'Zahl' ~ daale /ta:lə/ 'Krone (Münze)' und können vielleicht auch als Folgen von p, t, k + h gedeutet werden. Die einfachen Plosive können besonders im südlichen Dialekt stimmhaft sein und werden daher z. B. im Anlaut und zwischen unbetonten Vokalen mit b, d, g geschrieben; sonst sind sie eher stimmlos und werden mit p, t, k geschrieben. Geminierte Plosive und Affrikaten gelten als halb stimmhaft und werden daher mit bp, dt, dts, dtj und gk geschrieben.
Die sogenannten präaspirierten Plosive und Affrikaten werden hier (wie in der Orthographie) als Folgen von /h/ + Plosiv/Affrikata aufgefasst, nicht als eigene Laute. Entsprechend werden stimmlose Nasale, l, r und Approximanten als Allophone neben h aufgefasst. Diese Frage ist allerdings nicht genügend untersucht.
Lautwechsel
Im Gegensatz zu den übrigen samischen Sprachen gibt es im Südsamischen keinen Stufenwechsel, die Konsonanten alternieren also nicht zwischen verschiedenen Wortformen.
Dafür ist im Südsamischen der Umlaut stark ausgebaut. Von jedem Basisvokal können bis zu 5 verschiedene Umlautvarianten gebildet werden:
+ e/i (< *ə) | + a/e (< *ā) | + oe/o (< *ō) | + e (<*u) | + ie/e (< *ē) | + e/i (<*i) | |
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i | ï | æ | æ | y | i | i |
a | a | a | a | o | e | i |
o | o | å | å | o | u | u |
ie | ïe | ea | ea | yø | ie | ee |
aa | aa | aa | aa | åå | ae | ee (ææ) |
åa | åa | åa | åa | åå | åe | øø |
oe | oe | ua | åa | åå | ue | øø |
Morphologie
Nomen
Das Südsamische hat acht Kasus und unterscheidet beim Nomen Singular und Plural. Die Flexion ist im Wesentlichen agglutinierend, doch die Kasusendungen sind im Plural nicht immer die gleichen wie im Singular. Als Pluralzeichen dient im Nominativ -h, sonst -i/j-, an das die Kasusendungen angefügt werden.
Anders als im Nordsamischen sind im Südsamischen Akkusativ und Genitiv sowie Lokativ und Ablativ noch unterschieden. Essiv und Komitativ Singular sind erst in jüngster Zeit zusammengefallen.
Es können vier Stammklassen unterschieden werden: ie-Stämme, e-Stämme, a-Stämme und oe-Stämme.
Übersicht der modernen Flexion von guelie 'Fisch':
Nominativ | Genitiv | Akkusativ | Illativ | Lokativ | Ablativ | Komitativ | Essiv | |
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Singular | guelie | guelien | gueliem | gualan | guelesne | gueleste | gueline | gueline |
Plural | guelieh | gueliej | guelide | guelide | gueline | guelijste | gueliejgujmie | – |
Früher fand im Komitativ Singular und im Plural außer dem Nominativ i noch Umlaut des Stammvokals zu öö statt: Gen. Pl. göölij usw.
Pronomen
Das Personalpronomen hat auch Dualformen. Die übrigen Pronomina flektieren wie das Nomen.
Verbum
Das südsamische Verbum hat besondere Dualformen für die Zweizahl.
Beim Verbum ist zwischen ungeradsilbigen und geradsilbigen Verben zu unterscheiden, bei den letzteren gibt es sechs verschiedene Stammklassen.
Übersicht über die Formen der ie-Stämme am Beispiel von båetedh 'kommen':
Präsens | Präteritum | Imperativ | |
---|---|---|---|
1. Sg. | båatam | böötim | |
2. Sg. | båatah | böötih | båetieh |
3. Sg. | båata | bööti | |
1. Du. | båetien | böötimen | |
2. Du. | båeteden | böötiden | båeteden |
3. Du. | båetiejægan | böötigan | |
1. Pl. | båetebe | böötimh | |
2. Pl. | båetede | böötidh | båetede |
1. Pl. | båetieh | böötin | |
Partizip | båetije | båateme | |
Verneinungsform | båetieh | Gerundium | båetieminie |
Infinitiv | båetedh | Verbalsubstantiv | båeteme |
Syntax
Im Unterschied zum Nordsamischen hat das Südsamische die Grundstruktur SOV. Nur die Kopula ('sein') und Hilfsverben erscheinen an zweiter Stelle.
Außerdem kann die Kopula in der dritten Person Indikativ Präsens auch fehlen.
Für 'haben' wird neben dem Verbum utnedh auch eine Konstruktion mit Kopula und Genitiv des Besitzers verwendet: Laaran bienje 'Laara hat einen Hund' (wörtlich 'Laaras ist ein Hund').
Literatur
- Knut Bergsland: Røroslappisk grammatikk. 1946.
- Knut Bergsland: Sydsamisk grammatikk. 1982.
- Knut Bergsland, Lajla Mattson Magga: Åarjelsaemien-daaroen baakoegærja. 1993.
- Gustav Hasselbrink: Südsamisches Wörterbuch I–III. 1981, 1983, 1985.
- Per-Martin Israelsson, Sakka Nejne: Svensk-sydsamisk, sydsamisk-svensk: ordbok och ortnamn / Daaroen-åarjelsaemien, åarjelsaemien-daaroen: baakoegärja jih sijjienommh. 2008.
- Eliel Lagercrantz: Sprachlehre des Südlappischen nach der Mundart von Wefsen. 1923.
- Eliel Lagercrantz: Wörterbuch des Südlappischen nach der Mundart von Wefsen. 1926.
- Ole Henrik Magga, Lajla Mattsson: Sørsamisk grammatikk. Davvi Girji 2012.
Weblinks
- Südsamische Grammatik
- Südsamischer Morpho-Analysator
- Samien Sijte – Südsamisches Museum und Kulturzentrum
- Forschung und Unterricht über Südsamisch – Universitetet i Tromsø
- Südsamisch in der Glottopedia