ifo Institut für Wirtschaftsforschung
ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. | |
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ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. Logo des ifo Instituts | |
Kategorie: | Wirtschaftsforschungsinstitut |
Träger: | keiner (rechtlich selbstständiger eingetragener Verein) |
Mitgliedschaft: | Leibniz-Gemeinschaft |
Standort der Einrichtung: | München, Niederlassung in Dresden |
Art der Forschung: | Angewandte Forschung |
Fächer: | Wirtschaftswissenschaft |
Leitung: | Clemens Fuest[1] |
Mitarbeiter: | ca. 193 Mitarbeiter |
Homepage: | www.ifo.de |
Das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. (abgekürzt ifo) ist eine Münchner Forschungseinrichtung, die sich mit der Analyse der Wirtschaftspolitik beschäftigt und monatlich den ifo-Geschäftsklimaindex ermittelt.
Organisation
Der eingetragene Verein ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Dies bedeutet unter anderem, dass Zuwendungen an das Institut steuerlich abzugsfähig sind.[2]
Die Organe des Vereins sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, der Verwaltungsrat, das Kuratorium und der Wissenschaftliche Beirat. Der Vorstand vertritt den Verein nach außen. Der Vorsitzende des Vorstandes wird von der Satzung auch als Präsident bezeichnet. Der aktuelle Präsident ist Clemens Fuest.[3] Neben dem Präsidenten hat der Vorstand noch ein bis zwei weitere Mitglieder.[4] Der Verwaltungsrat übt gegenüber dem Vorstand die Aufsicht aus. Er besteht aus zwei Mitgliedern aus dem Kuratorium, zwei Mitgliedern aus der Ludwig-Maximilians-Universität München, einem Vertreter der Bundesregierung, einem Vertreter der Bayerischen Staatsregierung, dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats und weiteren Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Satzungsgemäße Aufgabe des Kuratoriums ist es, den Vorstand bei der Erfüllung der Aufgaben des Vereins zu unterstützen. Dem Kuratorium sollen laut Satzung „mindestens 20 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und Verwaltung“ angehören.
2010 hatte das Institut 193 Mitarbeiter,[5] etwa die Hälfte davon wissenschaftliche Mitarbeiter. Das Institut ist als An-Institut mit der Ludwig-Maximilians-Universität München assoziiert.
Finanzierung
Das ifo erhielt bis 2009 die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder als „Einrichtung, die überwiegend wissenschaftliche Infrastrukturaufgaben wahrnimmt“ (Serviceeinrichtung). Nach Vorlage des neuen Arbeitsprogramms und erneuter Prüfung durch die Evaluierungskommission beschloss die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) auf ihrer Sitzung am 2. November 2009, das ifo-Institut ab Januar 2010 wieder als „überwiegend forschende Einrichtung“ zu fördern. Die GWK folgte mit ihrer Entscheidung der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft vom 4. März 2009.[6]
Finanziert wird das ifo-Institut zurzeit zu etwa zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln (im Zuge der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern über die Leibniz-Gemeinschaft) und zu etwa einem Drittel aus den Erlösen für Drittmittelprojekte, die in der Regel ebenfalls von öffentlichen Auftraggebern stammen („wissenschaftliche Politikberatung“). Darüber hinaus unterstützt die sogenannte „Freundesgesellschaft“ das Institut finanziell. Die Freundesgesellschaft besteht laut Webseite des ifo-Instituts aus „Einzelpersonen, gewerbliche Unternehmen, Wirtschaftsverbände und Körperschaften des In- und Auslandes“.[7]
Die Niederlassung Dresden finanziert sich überwiegend aus Zuwendungen des Freistaats Sachsen sowie in geringerem Umfang durch Drittmittel.
Aufgaben und Tätigkeiten
Vereinszweck ist die empirische wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung sowie die Bereitstellung von Daten, Informationen und Forschungsergebnissen auf wirtschaftswissenschaftlichem und wirtschaftspolitischem Sektor. Die Ergebnisse der Arbeit werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sollen der Entscheidungsfindung in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung dienen.
Der Vereinszweck ist daher:
- Bereitstellung von Wirtschaftsdaten für die interessierte Öffentlichkeit. Hierzu organisiert das Institut auch Forschungsseminare und Vorträge eigener und anderer Wirtschaftswissenschaftler. Als prominenteste Wirtschaftsanalyse gilt der renommierte ifo Geschäftsklimaindex. Bei der Prognose der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland im Jahre 2014 lag das Ifo-Institut im nur unteren Drittel, was deren Qualität (Treffgenauigkeit) betrifft, nämlich auf Rang 34 von 48 Instituten, die eine Prognose abgegeben hatten.[8] Doch ist das Ifo bestrebt, wieder Anschluss an die führenden Institute zu finden. Mit der Datenbank DICE stellt das ifo darüber hinaus ländervergleichende, systematische Informationen zu Institutionen und Regeln zur Verfügung. Zusätzlich gibt das ifo-Institut mehrere wirtschaftswissenschaftliche Zeitschriften heraus.
- Erhebung dieser Daten (z. B. ifo Geschäftsklimaindex) durch Befragungen von Unternehmen.
- Beratung der die Wirtschaftspolitik beeinflussenden Organe in Deutschland, insbesondere Bundes- und Landesministerien
- Entwicklung von Modellen zur Simulation der Effekte von Eingriffen in die deutsche Wirtschaft.
- Wirtschaftswissenschaftliche Forschung: Die Forschung des Instituts war bis 1999 sehr auf seine Beraterfunktion zugeschnitten. Auf Empfehlung des Wissenschaftsrats wurde ab 1999 eine stärker universitäre Ausrichtung implementiert. Das ifo-Institut arbeitet als Forschungseinrichtung mit vielen deutschen Universitäten zusammen, insbesondere mit der Universität München, sowie mit zahlreichen Forschungsinstituten im In- und Ausland.
- Das Institut unterhält eine Niederlassung in Dresden, die insbesondere die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen und den übrigen neuen Ländern analysiert.
Geschichte
Name | Zeitraum |
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Karl Wagner | 1949–1955 |
Hans Langelütke | 1955–1965 |
Karl Maria Hettlage | 1965–1976 |
Karl Heinrich Oppenländer | 1976–1999 |
Hans-Werner Sinn | 1999–2016 |
Clemens Fuest | seit 2016 |
Das ifo-Institut wurde im Jahr 1949 als Informations- und Forschungsstelle (Ifo) für Wirtschaftsbeobachtung mit Mitteln des Bayerischen Innenministeriums gegründet.[9] Zur Gründergeneration gehörten Wilhelm Marquardt und Hans Langelütke, die beide im Planungsamt des nationalsozialistischen Vierjahresplanes für Wirtschaftsstatistik zuständig gewesen waren.[10]
Zur Analyse des Zusammenwachsens der beiden Teile Deutschlands wurde 1993 eine Zweigstelle in Dresden eröffnet. Unter der Präsidentschaft Hans-Werner Sinns wurde es zu einem sogenannten „An-Institut“ der Ludwig-Maximilians-Universität München, was auch durch die Namensergänzung „an der Universität München“ und die enge Kooperation mit dem ebenfalls von Sinn geleiteten CES deutlich wurde.
Aufgabenbereiche
- Makroökonomik und Befragungen
- Bildungsökonomik
- Außenwirtschaft
- Öffentliche Finanzen und politische Ökonomie
- Industrieökonomik und neue Technologien
- Internationaler Institutionenvergleich und Migrationsforschung
- Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik
- Energie, Klima und Ressourcen
- Niederlassung Dresden (Ostdeutschlandforschung)
- Forschungsgruppe Steuer- und Finanzpolitik
Kritik und Evaluierung
Die Arbeit des ifo-Instituts wird von Beauftragten der Leibniz-Gemeinschaft regelmäßig überprüft und bewertet. Von der Einschätzung dieser Evaluierungskommission hängt die Finanzierung des Instituts durch den Staat ab. 1998 bemängelten sie die Arbeit des Instituts und stuften es auf den Rang einer „forschungsbasierten Serviceeinrichtung“ ab.[11] Daraufhin wurden die Hälfte der Abteilungen geschlossen und 150 von 250 Stellen abgebaut sowie mit Hans-Werner Sinn ein neuer Präsident berufen, der die Neuaufstellung des Instituts leitete.[12]
2006 bezeichnete die Evaluierungskommission die CESifo GmbH, die gemeinsame Tochtergesellschaft von LMU und ifo, in ihrem Bericht als „großartige Institution für den Wissenstransfer und die internationale Zusammenarbeit“ („great institution for knowledge transfer and international cooperation“).[13] Gleichzeitig kritisierte sie allerdings erneut die Forschungsleistung des ifo-Instituts selbst. Sie bezweifelte, „ob alle politischen Ratschläge des Ifo-Instituts auf ausreichend rigoroser, empirischer Forschung basieren“. Auch die Qualität der Ökonometrie wurde kritisiert, die nach Meinung der Gutachter nicht dem internationalen Standard entspreche.[11] Insgesamt lobte die Leibniz-Gemeinschaft die Fortschritte des Instituts jedoch. Der neu an das ifo berufene Präsident, Hans-Werner Sinn, habe das Institut grundlegend reorganisiert und als Zentrum moderner, anwendungsorientierter, wirtschaftswissenschaftlicher Forschung und wissenschaftlicher Politikberatung profiliert. Das Ifo-Institut wurde zwar als „forschungsbasierte Serviceeinrichtung“ eingestuft, doch stellte der Senat dem Institut in Aussicht, zur Riege der Forschungseinrichtungen zurückzukehren, „wenn es ein kohärentes Arbeitsprogramm vorlege, das die Beiträge der einzelnen Abteilungen zur Mission des Instituts deutlich macht“.[14]
Die im Jahr 2012 eingeleitete Regelevaluierung des ifo-Instituts durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft wurde am 17. Juli 2013 abgeschlossen. Die Forschungsleistungen des Instituts seien „sehr gut, in Teilen sogar exzellent“, heißt es in der Stellungnahme der Leibniz-Gemeinschaft.[15] Die Leibniz-Gemeinschaft erkannte die Leistung des Vorstandes an und hob insbesondere die Arbeit des Präsidenten Hans-Werner Sinn hervor, dem es immer wieder gelungen sei, wichtige öffentliche Debatten zu den verschiedenartigsten Themen anzustoßen. Insgesamt wurde die positive Entwicklung der „Forschungs-, Dienstleistungs- und Beratungsarbeiten“ erneut betont.[16]
2013 zählte das ifo nach Meinung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zu den führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstituten. Es nehme eine „wichtige Brückenfunktion zwischen akademischer Forschung und Politikberatung“ wahr.[17][16] Die 2020 abgeschlossene Runde der Regelevaluierung bestätigte diese positive Entwicklung.[18]
Einzelne Studien wurden in der Öffentlichkeit kritisiert. So wurde dem Institut bezüglich einer Untersuchung zu Elektroautos im Jahr 2019 vorgeworfen, diese sei fehlerbehaftet und schlage „wieder in gleiche Kerbe“ wie die Studie des schwedischen Umweltforschungsinstituts IVL von 2017.[19] Im Jahr 2015 prognostizierten Forscher des Ifo-Instituts in Dresden, der in Deutschland neu eingeführte Mindestlohn koste bis zu 900.000 Arbeitsplätze.[20] Praktisch hatte dieser jedoch keine negative Auswirkungen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse.[21]
Veröffentlichungen
Buchreihen
- ifo Beiträge zur Wirtschaftsforschung
- ifo Forschungsberichte
- ifo Dresden Studien
- EEAG Report
- Ifo Economic Policy (Verlag Edward Elgar)
- CES Munich Lectures Series (Verlag MIT Press)
- CESifo Seminar Series (Verlag MIT Press)
- CESifo Book Series (Verlag MIT Press)
Zeitschriften
- CESifo Economic Studies (Verlag Oxford University Press)
- ifo Schnelldienst
- CESifo Forum
- ifo DICE Report
- ifo World Economic Survey
- ifo Konjunkturperspektiven
- ifo Dresden berichtet
Working Papers
- ifo Working Papers
- CESifo Working Papers
Daten
- Ausgewählte Daten zu seinen Studien stellt das ifo in seinem Forschungsdatenzentrum bereit. Ebenso bietet das FDZ Zugang zu externen Unternehmensdatenbanken.[22]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ https://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/CESifo-Group/ifo/ifo-Mitarbeiter/cvifo-fuest_c.html
- ↑ Webseite des Ifo-Instituts: Informationen zur Vereinsmitgliedschaft (abgerufen am 1. Juli 2013)
- ↑ https://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/CESifo-Group/ifo/ifo-Mitarbeiter/cvifo-fuest_c.html
- ↑ ifo Institut – aktuelle Satzung
- ↑ Jahresbericht 2011
- ↑ Leibniz-Gemeinschaft Referat Evaluierung (Hrsg.): "Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), Stellungnahme des Senats vom 4. März 2009, S. 2, als PDF-Datei aufzurufen auf der WGL-Seite Senatsstellungnahmen (PDF; 81 kB).
- ↑ Webseite des ifo-Instituts: Informationen zur Freundesgesellschaft (abgerufen am 1. Juli 2013)
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 19. Dezember 2014, S. 18.
- ↑ https://www.cesifo-group.de/de/ifoHome/CESifo-Group/ifo.html
- ↑ Götz Aly, Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1993, S. 54.
- ↑ a b Kritik: Qualitätsschwächen beim Ifo-Institut. Wirtschaftswoche, 6. Mai 2006, abgerufen am 1. Juli 2013.
- ↑ Der Heilsbringer. Süddeutsche, 19. Mai 2010, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Leibniz-Gemeinschaft Referat Evaluierung (Hrsg.): Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), Evaluation Report vom 14. Juni 2006, S. B2, als PDF-Datei aufzurufen auf der Webseite der Leibniz-Gesellschaft: Senatsstellungnahmen (PDF; 748 kB).
- ↑ Leibniz-Gemeinschaft Referat Evaluierung (Hrsg.): "Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (ifo), Evaluation Report vom 14. Juni 2006, S. 2, als PDF-Datei aufzurufen auf der Webseite der Leibniz-Gesellschaft: Senatsstellungnahmen (PDF; 748 kB).
- ↑ leibniz-gemeinschaft.de: Stellungnahme des Leibniz-Senats zum ifo Institut vom 17. Juli 2013, S. 3. (PDF; 1,3 MB)
- ↑ a b Einmischung erwünscht, WirtschaftsWoche (Printausgabe), Nr. 31, 29. Juli 2013, S. 34.
- ↑ leibniz-gemeinschaft.de: Stellungnahme des Leibniz-Senats zum ifo Institut vom 17. Juli 2013 (abgerufen am 18. Juli 2013, S. 2; PDF; 1,3 MB)
- ↑ leibniz-gemeinschaft.de: Stellungnahme des Leibniz-Senats zum ifo Institut vom 31. März 2020 (abgerufen am 7. Dezember 2021, S. 3; PDF; 1,3 MB)
- ↑ Ifo-Institut rechnet E-Autos schlecht – und macht dabei viele Fehler, in Focus vom 18. April 2019
- ↑ https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/oekonomie-forschung-fehler-1.4192926
- ↑ https://makronom.de/so-weit-klaffen-die-prognosen-zu-den-folgen-des-mindestlohns-und-die-realitaet-auseinander-20490
- ↑ LMU-ifo Economics & Business Data Center (EBDC). Abgerufen am 21. Dezember 2020.
Koordinaten: 48° 9′ 10,8″ N, 11° 36′ 18,6″ O