Irina Maloson

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Irina Malozon (russisch Ирина Маложон) (* Datum und Ort unbekannt, wahrscheinlich Zukli, ru. Жукли; † Datum unbekannt, in der Region von Zukli im Kreis Kholmensk in der Oblast Tschernihiw) war eine ukrainische Partisanin, die als Widerstandskämpferin gegen die deutsche Wehrmacht und den Nationalsozialismus kämpfte.

Herkunft und Widerstand

Irina Malozon wuchs in dem Dorf Zukli auf, wo sie als Kind gemeinsam mit ihrer Mutter Oksana die satirischen Schriften ihres Großvaters verteilte, bevor dieser wegen kommunistischer Agitation verhaftet wurde.[1] Malozon wurde wie ihre Mutter vor ihr Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol.[1] Sie arbeitete mit bei dem Druck und der Verteilung von Manifesten, die zum Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht aufriefen. Malozon, die als Kurier bei den Geheimgruppen im Gebiet von Zukli tätig war, wurde von Soldaten der Wehrmacht festgenommen und erschossen. Kurz vor ihrem Tod schrieb sie an ihren Onkel einen Abschiedsbrief, der in dem Sammelband Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea – Letzte Briefe zum Tode Verurteilter aus dem europäischen Widerstand, veröffentlicht ist.[2]

Abschiedsbrief

Der Abschiedsbrief[3] von Irina Malozon:

„Lieber Onkel, Ich habe keine Angst vor dem Tod, es tut mir bloß leid, nur so kurz gelebt und wenig für mein Land getan zu haben . . . Onkel, jetzt habe ich mich ans Gefängnis gewöhnt, ich bin nicht allein, wir sind viele. Onkel, deswegen habe ich keine Angst vor dem Tod. Sag Mutter, sie soll nicht weinen. Ich hätte ohnehin nicht lange mit ihr gelebt. Ich hatte meinen Weg. Mutter soll das Geld[4] verstecken, sonst stehlen es die Deutschen. Leb wohl, Deine Nichte Irina[5]

Übersetzungen des Briefes in mehreren Sprachen finden sich in dem interaktiven italienischen Portal Canzoni contro la guerra[6].

Gedenkorte und Erinnerung

Gedenktafel in Como
  • Chorwerk: Der italienische Komponist Luigi Nono wählte aus dem Sammelband für den Text seines 1956 geschriebenen Chorwerkes Il canto sospeso zehn Abschiedsbriefe[7] – unter anderem auch den Brief von Irina Malozon.[8]
  • Inschrift: Der Brief ist in mehreren Sprachen zusammen mit 17 weiteren Abschiedsbriefen aus dem Sammelband auf einer der Tafeln der Gedenkstätte Monumento alla Resistenza Europea in Como zur Erinnerung an den europäischen Widerstand gegen das NS-Regime dokumentiert.[9]

Sonstiges

Um die Aufnahme dieser Seite zu Irina Maloson bei Wikipedia gab es intern eine längere umfangreiche Diskussion.[10]

Weblinks

Literatur

  • Piero Malvezzi, Giovanni Pirelli (Hrsg.): Lettere di condannati a morte della resistenza europea – Briefe von zum Tode Verurteilten aus dem europäischen Widerstand, mit einem Vorwort von Thomas Mann, Verlag Giulio Einaudi, Turin 1954 (Erstausgabe)
  • Jean Lartéguy: Les jeunes du monde devant la guerre: documents. Gallimard, Paris 1955, ISBN 978-2-07-023750-0, S. 195, 200
  • Audio-CD Luigi Nono ‚Il canto sospeso’, Berliner Philharmoniker, Dirigent: Claudio Abbado, Sprecher: Susanne Lothar und Bruno Ganz – Sony Classical 1993 (Dokumentation Beiheft)
  • DVD Luigi Nono Il canto sospeso Sonderedition EU 2013 für deutsche Schulen im Ausland – Patronat: Guido Westerwelle, Bundesminister des Auswärtigen © Fondazione L’Unione Europea Berlin ISBN 978-3-943933-00-0

Einzelnachweise

  1. a b Алексей Фёдорович Фёдоров: Подпольный обком действует. Изд-во политической литературы Украины, 1986, S. 84.
  2. Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea | Letzte Briefe zum Tode Verurteilter aus dem europäischen Widerstand, herausgegeben von Piero Malvezzi und Giovanni Pirelli, Vorwort von Thomas Mann – Steinberg-Verlag Zürich 1955, S. 547 (Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1962)
  3. Der Brief von Irina Maložon ist einer der fünf russischen Briefe, die in dem Sammelband Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea veröffentlicht wurden (vgl. dort S. 547). Die Herausgeber des Sammelbandes nennen als Quelle A. Fiodorow, in: Podpolnyi Obkom deistvujet (italienisch unter dem Titel: II comitato clandestino al lavoro, 1951). A. Fiodorow (Oleksiy Fedorov ) war ab September 1941 erster Sekretär der Oblast Tschernigow, in dessen späteren Veröffentlichungen die Botschaft von Irina Malozon erwähnt wird: (russische Version Buch 1–3 online@1@2Vorlage:Toter Link/militera.lib.ru (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. sowie in Buch 1, Kapitel 2, und zwar in der Schreibweise Маложен). Erwähnt wird aber nicht ein Brief, sondern es werden zwei Zettel (russisch записка, „Notiz“ oder „Nachricht“) mit dem hier dokumentierten Text genannt, die Irina Malozon mit zeitlichem Abstand an ihren Onkel geschrieben hat, und die aus dem Gefängnis geschmuggelt wurden.
  4. In der russischen Dokumentation heißt es: хлеб – ‚chleb‘, was meist Brot bedeutet, aber je nach Kontext auch „Korn/Getreide“; entsprechend wurde in dem Sammelband der italienischen Edition dieses Wort mit „…grano…“ übersetzt, was im Italienischen ebenfalls „Korn“ oder „Getreide“ heißt. In der Übersetzung der deutschen Ausgabe Lettere di condannati a morte della Resistenza Europea aus dem Jahr 1954 ist von „Geld“ die Rede, was wohl ein Übersetzungsfehler ist, der sich dann in den Übersetzungen in andere Sprachen fortsetzte (money, l’argent, novac)[1].
  5. Irina Malozon, Luigi Nono. Il canto sospeso
  6. Lettere
  7. Das Nonoprojekt, Bundeszentrale für Politische Bildung
  8. Basis des Textes der Komposition Nonos sind ferner die in dem Sammelband veröffentlichten Abschiedsbriefe von Anton Popov (Bulgarien), Andreas Likourinos (Griechenland), Eleftherios Kiossès (Griechenland), Konstantinos Sirbas (Griechenland), Chaim (Galizien) (Polen), Esther Srul (Polen), Ljubow Grigorjewna (UdSSR), Eusebio Giambone (Italien) und Elli Voigt (Deutschland).
  9. Como. In: gedenkorte-europa.eu. Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V.;
  10. Dokumentation der Diskussion bei Wikipedia, die vor allem wegen der Einschätzung der Relevanz sowie für die Funktion von Wikipedia als Internetmedium interessant und aufschlussreich ist