Detlev Schönauer

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Detlev Schönauer mit einem Ausschnitt aus seinem Programm: Jaques' Bistro in Freiburg, Kulturbörse (2012)
Detlev Schönauer in Freiburg, Internationale Kulturbörse 2012
Detlev Schönauer (2010)

Detlev Schönauer (* 16. Oktober 1953 in Mainz) ist ein ehemaliger deutscher Kabarettist, der auch als Journalist und Autor tätig war. Bekannt wurde er vor allem in seiner Rolle als französischer Bistrowirt Jacques (im fiktiven Jacques' Bistro).

Werdegang

Karriere als Kabarettist

Schönauer studierte Physik und arbeitete nebenher u. a. als Pianist, Liedermacher und Kirchenmusiker. Nach dem Diplom blieb er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes. In dieser Zeit hatte er seine ersten Fernsehauftritte. Schließlich machte er seine Leidenschaft zum Beruf und wurde Profikabarettist.

Bekannt wurde er vor allem in seiner Rolle als französischer Bistrowirt Jacques (im fiktiven Jacques' Bistro) durch den SR. Der Name erklärt sich durch die direkte Nachbarschaft des Saarlandes zu Frankreich, die zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse auf das tägliche Leben und die Gewohnheiten der Saarländer bewirkt. Die Sendung wurde elf Jahre lang auf dem SR ausgestrahlt. Zeitweise war Jacques Bistro auch im Aktuellen Bericht zu sehen. Daneben stellte Schönauer als diese Figur auch regelmäßig die Zuschauerfrage im Verbrauchermagazin bonus (heute Wir im Saarland).[1]

Auftritte in Rundfunk und Fernsehen machten Schönauer im Saarland und darüber hinaus bekannt. Mit seinen Bühnenprogrammen gastierte er in ganz Deutschland und auch in den Nachbarländern. Seine Auftritte führten ihn sogar nach Griechenland, in die Türkei und zu den deutschen Truppen in den Kosovo (2002).

In der ARD kommentierte Schönauer in den Jahren 1998, 1999 und 2000 die Tour de France kabarettistisch. Seit 2003 hat er im SWR Fernsehen die Sendung Sonntag lacht – Spaß aus Mainz, in der er von Alice Hoffmann unterstützt wird.

Politische Ansichten und Kontroversen

Schönauer startete eigentlich als mehr oder weniger unpolitischer Kabarettist. 2018 wurde er überraschend Mitglied des politischen Netzwerks Aufstehen, das von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht gegründet wurde.[2] In diesem Zusammenhang hat Schönauer sich gegen die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel ausgesprochen[3] und musste dafür einiges an Kritik einstecken.[4]

Schönauer führte einen Prozess gegen einen Dudweiler Blogger, der sein Bühnenprogramm als „rassistisch“ bezeichnet hat.[5] Das Landgericht Saarbrücken wies am 25. Juli 2019 die Klage ab und sah die Äußerungen des Bloggers durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.[6]

Nach der Auseinandersetzung beschloss Schönauer aus Protest gegen das Urteil seine Bühnenkarriere bis zum März 2021 zu beenden. Er sah sich als Opfer einer angeblichen linken Meinungsherrschaft und behauptete, einem quasi berufsverbot zu unterliegen. Schließlich kündigte er an in ein, wie er es nannte, „Zigeunerdorf“ an den ungarischen Plattensee zu ziehen. Seine Abschiedstournee musste er auf Grund der fehlenden Auftrittsmöglichkeiten im Rahmen der COVID-19-Pandemie absagen. Auch aus finanziellen Gründen wanderte er bereits Ende 2020 mit seiner Frau nach Ungarn aus.[7][8] Dort schrieb er regelmäßig eine Kolumne für die Budapester Zeitung.[9][10]

Covid-19-Erkrankung und Koma

Während der COVID-19-Pandemie entwickelte sich Schönauer zu einem Kritiker der Corona-Maßnahmen und einem Impfgegner. Dies bekundete er unter anderem auf Facebook. Ende 2021 erkrankte Schönauer selbst an Covid-19. Im Dezember 2021 wurde er ins Krankenhaus Kanizsai Dorottya Klinik in Nagykanizsa eingeliefert und auf Grund eines schweren Verlaufs in ein künstliches Koma versetzt. Nach neun Wochen im Koma wurde er Anfang Februar 2022 aus dem künstlichen Koma erweckt und kämpft sich seitdem ins Leben zurück.[9][11]

Auszeichnungen

Detlev Schönauer wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Kabarettpreis „Goldene Resonanz“ (2000), dem Paulaner Solo+ (2001) und dem Publikumspreis des „Hasper Hammer“ (2002).

Veröffentlichungen

  • Jacques' Bistro. Saartirisches aus dem Alltag. Lehnert Verlag 1996.
  • Zoff am Zapphahn. Neues aus Jacques' Bistro. Jacques beobachtet die Saarländer. Lehnert Verlag 1997.
  • Detlev Schönauer: Das Beste aus seinen Kabarett-Programmen. Herausgegeben von Charly Lehnert. Lehnert 1998. ISBN 978-3926320698
  • Die unernste Geschichte des Saarlandes. WeymannBauerVerlag 1998. ISBN 9783929395334
  • Saarland. Von Kohle, Schwenker und Saarvoir-vivre – ein Heimatbuch. Conbook Verlag, Meerbusch 2012, 288 Seiten. ISBN 978-3-934918-94-8
  • Schaumküsse mit Migrationshintergrund. SaPriBooks 2015. ISBN 9783981718300

Diskografie

Alben
  • 1996: Oh la – Thekenphilosophisches aus Jacques' Bistro (Twilight Music)
  • 1999: Vollsperrung (Eigenproduktion)
  • 2000: Henkersmahlzeit – Polterabend in Jacques' Bistro (Leico-music)
  • 2005: Neues aus Jacques' Bistro (Whiterock)
  • 2011: Berio & Saint-Saëns: Opus Number Zoo & Karneval der Tiere nach Detlev Schönauer (Perc.Pro)
  • 2015: Humperdincks Hänsel und Gretel nach Schönauer (Perc.Pro)
  • unbekanntes Jahr: Kabarett In Jacques' Bistro – Das "Liederliche"Gästebuch (Saarländischer Rundfunk)
Singles
  • unbekanntes Jahr: Mir sinn Saarbrigger (Eigenverlag)

Weblinks

Commons: Detlev Schönauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise