Montreux Jazz Festival
Das Montreux Jazz Festival ist ein jährlich im Juli stattfindendes Musikfestival in Montreux (am Genfersee) im Kanton Waadt in der Schweiz. Das Festival ist eines der renommiertesten in Europa und eines der grössten der Welt. Seit 2013 wird das Festival von Mathieu Jaton geleitet.[1]
Geschichte
Das Festival wurde 1967 vom Kulturmanager Claude Nobs, dem Journalisten und Saxophonisten René Langel (1924–2021) und dem Pianisten Géo Voumard gegründet.[2] Unter der Leitung von Claude Nobs, des damaligen stellvertretenden Direktors des Fremdenverkehrsvereins von Montreux, entwickelte sich das Montreux Jazz Festival bald zu einem bekannten Musikfestival in Europa.[3] Nobs leitete das Festival bis zu seinem Tod 2013.
Jazzmusiker wie Les McCann, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin, Nina Simone, Count Basie, Charles Lloyd (dessen Quartett mit Keith Jarrett, Cecil McBee und Jack DeJohnette 1967 auf dem ersten Festival spielte), Art Blakey, Dexter Gordon, Oscar Peterson, Monty Alexander, Herbie Hancock, Lionel Hampton, Lester Bowie, Wynton Marsalis, Randy Brecker, Carmen McRae, Pat Metheny, Pasadena Roof Orchestra, Gil Evans (1974), Keith Jarrett u. a. pilgerten viele Sommer zu ihren teilweise einzigen Europaauftritten nach Montreux.
Zwar deutet der Name auf den programmatischen Schwerpunkt Jazz hin, aber auch Musiker aus dem Rock- und Popbereich traten auf, wie beispielsweise: Albert King, Audioslave, Carlos Santana, Deep Purple, Etta James, Frank Zappa, George Benson, Herbert Grönemeyer, James Brown, Jethro Tull, Joe Cocker, John Lee Hooker, Johnny Cash, Keziah Jones, Led Zeppelin, Leonard Cohen, Marianne Faithfull, Marvin Gaye, Mike Oldfield, Miss Kittin, Motörhead, Muse, Nina Corti, Ofra Haza, Paolo Conte, Peter Tosh, Phil Collins, Prince, Queens of the Stone Age, Radiohead, Ray Charles, Roberta Flack, Rory Gallagher, Simon & Garfunkel, Simply Red, Sonic Youth, Stevie Ray Vaughan, Talk Talk, The Busters, The Hacker, The Moody Blues, The New Power Generation, Toto und Van Morrison.
Norman Granz setzte in den 1970er-Jahren seine früheren Erfolge mit der Reihe Jazz at the Philharmonic mit der Organisation von Jazz at Montreux Konzerten im Jamsession-Stil fort, unter anderem mit Count Basie, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Milt Jackson, Roy Eldridge, Benny Carter, Mary Lou Williams, Ray Bryant und Ray Brown.
Mittlerweile kommen internationale Jazz-, Rock- und Popgrössen sowie regionale und lokale Musiker zum offiziellen Festivalprogramm oder zum umfangreichen Off-Festival auf die insgesamt 17 Bühnen, darunter das Auditorium Stravinski und die Miles Davis Hall.
Das erste Festival dauerte nur drei Tage. Es vergrösserte sich Jahr für Jahr, bis es 1977 seine Rekordlänge mit 23 Tagen erreichte. Inzwischen etablierte sich das Programm, das jährlich über 200’000 Besucher nach Montreux lockt, bei etwa 16 Tagen.
In Zeitraum 1980 bis 1991 gab es einen Austausch mit dem Detroit International Jazz Festival, damals Montreux Detroit Jazz Festival genannt.
2006 gestaltete der US-amerikanische Maler Burton Morris die offiziellen Festival-Plakate. Das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals am 30. Juni 2006 fand zu Ehren des türkischen Jazzproduzenten Nesuhi Ertegün und seines Bruders statt, des Gründers von Atlantic Records, Ahmet Ertegün.
Rezeption
Der Charme des von Kritikern gelegentlich als «Supermarkt» bezeichneten Programms liegt in der Fülle und Parallelität von Jazz, Pop, Rock, Weltmusik, insbesondere aus Brasilien. Die gegenüber der konservierten Musik grösseren Freiheitsgrade bei Liveauftritten in Montreux und die verbindende Kommunikationsfreude des Festivalleiters Claude Nobs verleiten auch Stars hin und wieder zu musikalischen Grenzgängen und stilübergreifenden Jamsessions. Einige sind auf Plattenaufnahmen dokumentiert wie beispielsweise auf Casino Lights – Live at Montreux (Warner, 1982) oder schrieben Musikgeschichte, wie der gemeinsam von Queen und David Bowie bei einer Jam-Session entstandene Song Under Pressure.
Kritik rief 2012 der Auftritt des aserbaidschanischen Erdölkonzerns SOCAR als einer der Hauptsponsoren hervor.[4]
In Montreux entstandene Aufnahmen (Auswahl)
Sämtliche Konzerte des Montreux Jazz Festivals werden in voller Länge aufgezeichnet. Daraus ist ein Ton- und Filmarchiv entstanden, das Aufnahmen von über 4000 Bands umfasst, die in den letzten 40 Jahren in Montreux aufgetreten sind. Diese Sammlung von Audio- und Videobändern wurde 2013 in das Weltdokumentenerbe aufgenommen.[5] Unter den veröffentlichten Aufnahmen sind:
- Bill Evans Trio, At the Montreux Jazz Festival, Verve (Montreux 1968)
- Clark Terry International Festival Band At the Montreux Jazz Festival, Polydor (Montreux 1969)
- Les McCann, Eddie Harris, Swiss Movement (Montreux 1969, mit ihrem Hit Compared to What), sowie Les McCann Live at Montreux 2004
- Monty Alexander Trio, Montreux Alexander – Live! (MPS/Verve, 1976)
- Oscar Peterson, The Oscar Peterson Big 6 at Montreux Pablo 1976 (vom 1975 Festival)
- ders., Montreux ’77 (mit Ray Brown, Niels-Henning Ørsted Pedersen)
- Elis Regina: Um Dia – Live at Montreux Jazz Festival (1979)
- Marvin Gaye, Live in Montreux 1980 (Veröffentlichung 2003)
- Chick Corea, Live in Montreux 1981 (mit Joe Henderson, Roy Haynes, Gary Peacock)
- Charles Lloyd, Montreux 1982 (mit Michel Petrucciani, Palle Danielsson, Sonship Theus)
- Mink DeVille, Live at Montreux 1982, DVD
- Miles Davis, Human Nature (Montreux 1985)
- Joe Cocker, Live at Montreux 1987, DVD
- João Gilberto, Live in Montreux 1988 (Grammy)
- Miles Davis, Quincy Jones At Montreux 1991, Warner (mit seinen alten Gil Evans-Erfolgen und dessen Orchester, zwei Monate vor dem Tod von Davis) (auch als Film, Warner Brothers 1993 und The complete Miles Davis at Montreux 1973–1991, Warner)
- Chick Corea, Gary Burton, Live at Montreux 1997, DVD, Edel Records
- die Reihe Norman Granz’ Jazz at Montreux, eine Reihe von acht DVDs bei Eagle Records/Edel Contraire (Oscar Peterson, Ella Fitzgerald, Count Basie u. a.)
- Willy DeVille, Live at Montreux 1994, DVD
- The Busters, Live in Montreux 1995
- Jamiroquai, Live at Montreux 2003, DVD, 2007
- Status Quo, Pictures – Live at Montreux, DVD/Blu-ray, 2009
- B. B. King, Live at Montreux 1993, DVD
- B. B. King, The Montreux Dream & B.B. King – Montreux Workshop, DVD, 1999
- Talk Talk, Live at Montreux 1986, DVD, 2008
- Gary Moore, Gary Moore & The Midnight Blues Band – Live at Montreux, DVD, 1990
- Gary Moore, The Definitive Montreux Collection: Live at Montreux (2 DVDs, Konzerte von 1990, 1995, 1997, 1999 und 2001)
- Rory Gallagher, The Definitive Montreux Collection: Live at Montreux (2 DVDs, Konzerte von 1975, 1977, 1979, 1985 und 1994)
- Phil Collins, Live at Montreux 2004, Blu-ray
- Deep Purple, Live in Montreux 2011, DVD
- Santana, Live in Montreux 2011, DVD
- Herbert Grönemeyer, Live in Montreux 2012, DVD
- Alanis Morissette, Live in Montreux 2012, Blu-ray
- ZZ Top, Live in Montreux 2013, Blu-ray
Weblinks
- Montreux Jazz Festival
- Claude Nobs Foundation
- Live at Montreux on YouTube
- Claude Nobs Revealed on CNN.com International
- Datenbank der Auftritte bei den Montreux Festivals (Webarchiv)
Einzelnachweise
- ↑ Mathieu Jaton übernimmt Nachfolge von Claude Nobs
- ↑ Die Welt des Festivals | Montreux Jazz Festival. Abgerufen am 25. September 2018.
- ↑ 50. Ausgabe des Montreux Jazz Festival: Musiker-Mekka, Musiker-Mythos in Neue Zürcher Zeitung vom 28. Juni 2016.
- ↑ Sponsor Socar trübt Bilanz des Montreux Jazz Festivals, TagesWoche vom 13. Juli 2012.
- ↑ Claude Nobs’ Vermächtnis als Unesco-Welterbe, Neue Zürcher Zeitung, 19. Juni 2013.