Jean-Louis Alibert

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Jean-Louis Alibert. 1768–1837
Hôpital Saint-Louis. 1830/2006
Klassifikation der Hautkrankheiten nach Alibert

Jean-Louis Marc Alibert (* 2. Mai 1768 in Villefranche-de-Rouergue (Aveyron); † 4. November 1837 in Paris) war ein französischer Arzt.

Leben und Wirken

Alibert studierte zunächst in seinem Geburtsort Literaturwissenschaften im Kolleg der Ordensgemeinschaft der Doktrinarier. Unter seinen Mitschülern und Freunden waren Pierre Laromiguière, später Philosophieprofessor in Paris und Abbé Sicard, später Pionier der Taubstummenbetreuung. Nach Abschluss des Grundstudiums trat er ein zweijähriges Noviziat in der Ordensgemeinschaft der Doktrinarier in Toulouse an. Als der Orden im August 1792 im Zuge der Revolution aufgelöst wurde, entschloss er sich, in Paris Medizin zu studieren. In dieser Zeit schloss er Freundschaft mit Pierre-Jean-Georges Cabanis und mit Pierre Roussel, die ihn in den Salon von Madame Helvétius einführten. Dieser Salon war zur Zeit der Terrorherrschaft (Juni 1793 – Juli 1794) geschlossen. Nach der Wiedereröffnung des Salons begegnete Alibert im „Kreis von Auteuil“ auch den Ärzten Philippe Pinel, René Desgenettes, Anthelme Richerand, Guillaume Dupuytren, Gaspard Laurent Bayle und Joseph Récamier.

Im Februar 1796 wurde Alibert zum Studium an der 1794 neu gegründeten Pariser École de santé zugelassen.[1] Hier hörte er medizinische Klinik bei Jean-Nicolas Corvisart, Psychiatrie bei Philippe Pinel sowie Anatomie und Chirurgie bei Pierre-Joseph Desault und bei Xavier Bichat. Im November 1799 verteidigte er erfolgreich seine Promotions-These mit dem Titel: „Dissertation sur les fièvres pernicieuses ou ataxiques intermittentes“ („Über bösartige oder unregelmäßig wechselnde Fieber“).

1815 wurde Alibert beratender Arzt, 1818 erster beratender Arzt des Königs. Im Dezember 1820 nahm die Medizinabteilung der Académie des sciences ihn auf. Im April 1821 wurde er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. Weitere Ämter waren: 1821 Professor der Botanik und 1823 Lehrstuhlinhaber für Therapie und Materia medica. Im Oktober 1827 wurde er geadelt.

Hautkrankheiten

1801 ernannte das Komitee der Pariser Spitäler, dem auch Cabanis angehörte, Alibert zum Arzt am Hôpital Saint-Louis. In dieser nordöstlich vom Pariser Zentrum gelegenen Klinik wurden vor allem chronische und ansteckende Krankheiten behandelt. Hier entschied sich Alibert, das Gebiet der Hautkrankheiten zu seinem Hauptarbeitsgebiet zu machen. Er konnte sich dabei auf Vorarbeiten von Jean Astruc und von Anne-Charles Lorry abstützen. Alibert gilt als Begründer der wissenschaftlichen Dermatologie in Frankreich. Bedeutend ist sein Versuch einer klassifikatorischen „Nosologie Naturelle“ der Hautkrankheiten.[2] Im Gegensatz zu seinem englischen Rivalen Robert Willan, welcher für sein System die pathologische Anatomie zur Basis genommen hatte, hielt Alibert sich vorzugsweise an die äußere Erscheinung. Wie er 1817 in einer Übersichtsarbeit die Krankheiten der inneren Organe nach Jussieus Methode eingeteilt hatte, so wendete er dieses System 1832 zur Klassifizierung der Hautkrankheiten an. Er teilte dieselben in Familien, Genera und Spezies.[3][4][5]

Materia Medica

Ein zweites großes Arbeitsgebiet fand er im Bereich der Materia medica. Seine Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale erschienen von 1803 bis 1826 in fünf überarbeiteten Auflagen. In diesem Werk fasste Alibert das zu seiner Zeit bekannte Wissen über die in der Praxis gebräuchlichen Heilmittel in klar strukturierten Monographien zusammen. Er referierte aus den drogenkundlichen Werken von Cullen, Hoffmann und Stahl, und er fügte eigene Beobachtungen aus der Praxis des Hôpital Saint-Louis an. Auch die neuen Erkenntnisse über die Chemie der pflanzlichen Drogen wurden berücksichtigt, so die neue Entdeckung eines Alkaloids (Narkotin) durch Charles Derosne.[6] Zu den blasenziehenden Mitteln („epispastiques“) zählte er neben der Kauterisation auch die Moxibustion.[7] In der 5. Auflage von 1826 behandelte er die durch Jules Cloquet im Hôpital Saint-Louis praktizierte Akupunktur.[8] Am Schluss der Monographien legte er jeweils seine Einschätzung des therapeutischen Nutzens der beschriebenen Droge bzw. des beschriebenen Verfahrens dar.

Ehrungen

Nach Alibert sind die Pflanzengattungen Alibertia A.Rich. ex DC. 1830 und Ibetralia Bremek. 1934 (Anagramm) aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) benannt.[9]

Werke (Auswahl)

Barrois, Paris 1810, Band I (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10470246_00005~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D), Band II (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10470248_00005~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  • Nosologie naturelle, ou les maladies du corps humain distribuées par familles.
Caille und Ravier, Paris 1817; biusante.parisdescartes.fr

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. Prévost. L’Ecole de santé de Paris (1794–1809). Paris 1901 parisdescartes.fr
  2. Wolfgang U. Eckart: Jean Louis Marc Baron Alibert. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer, Heidelberg, 2006, S. 7. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
  3. Nosologie naturelle ou les maladies du corps humain: distribuées par familles. Paris 1817
  4. Monographie des dermatoses ou précis théoretique et pratique des maladies de la peau. Paris 1832
  5. Ernst Julius Gurlt: Jean-Louis Alibert. In: Ernst Julius Gurlt, August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Band I. Urban & Schwarzenberg, Wien / Leipzig 1884, S. 102–103; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Nouveaux éléments de thérapeutique et de matière médicale. Suivis d’un nouvel essai sur l’art de formuler. Band II. 1. Auflage. Crapart, Paris 1804/1805, S. 475 ff. digitale-sammlungen.de
  7. 1. Auflage, Band II, S. 312 ff. digitale-sammlungen.de
  8. 5. Auflage 1826, Band II, S. 526–534; Textarchiv – Internet Archive
  9. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.