Aleppo-Kiefer

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Aleppo-Kiefer

Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis)

Systematik
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
Unterfamilie: Pinoideae
Gattung: Kiefern (Pinus)
Art: Aleppo-Kiefer
Wissenschaftlicher Name
Pinus halepensis
Mill.

Die Aleppo-Kiefer[1] (Pinus halepensis) ist eine im Mittelmeergebiet weit verbreitete, zweinadelige Pflanzenart aus der Gattung Kiefern (Pinus). Der weitere deutsche Trivialname „See-Kiefer“ ist jedoch irreführend, weil auch die nahe verwandte Art Pinus pinaster so bezeichnet wird.

Beschreibung

Habitus

Die Aleppo-Kiefer ist eine Baumart, die meist Wuchshöhen von 10 bis 20 Metern erreicht, selten auch 25 Meter. Die Bestände bestehen meist aus krummstämmigen Bäumen, auf Optimalstandorten wachsen sie auch gerade. Die Kronenform ist je nach Alter und Herkunft verschieden. Junge Aleppo-Kiefern haben eine konische Krone, später wird sie breit und stockwerkartig. Pflanzen von den Hochlagen Euböas und Elanis sind auch im Alter schmalkronig und feinastig. Bäume dieser Herkunft erreichen Brusthöhendurchmesser von 70 bis 80 Zentimeter.

Nadeln

Zweig mit Zapfen

Die Nadeln stehen zu zweit an Kurztrieben, sind hellgrün und werden zwischen 7 und 15 Zentimeter lang. Ihre Dicke beträgt 0,4 bis 0,6 Millimeter, die Breite 0,6 bis 1,0 Millimeter, sie sind gerade bis leicht gedreht. Am Rand sitzen pro Zentimeter 40 bis 60 kleine Zähne. Die Nadeln verbleiben zwei Jahre am Baum. Im Nadelquerschnitt sind bei jungen Bäumen zwei randständige Harzkanäle zu erkennen, bei alten Bäumen 3 bis 8. Die 3 Nadelscheiden werden bis zu 6,2 Millimeter lang und überdauern bis zum Abwurf der Nadeln.

Blüten, Zapfen und Samen

Zapfen
Drei Tage alte Keimlinge
Pinus halepensis

Die Blüte erfolgt je nach Standort zwischen März und April. Erste weibliche Blütenzapfen werden zum Teil schon mit drei Jahren gebildet, männliche meist ein Jahr später. Die männlichen Blütenzapfen sind zu Beginn grün und zur Reife gelb. Weibliche Blütenzapfen sind am Beginn purpurrot, zur Blüte rot. Sie stehen am Beginn aufrecht an einem 1 Zentimeter langen Stiel, nach der Bestäubung biegen sie sich nach unten.

Die reifen Zapfen sind eiförmig und 4,3 bis 10 Zentimeter lang. An der breitesten Stelle ist der Durchmesser 2,5 bis 4,2 Zentimeter. Die Zapfen sind gerade oder höchstens leicht gekrümmt. Sie stehen zu zweit oder dritt in Gruppen, der Stiel ist kräftig und nach unten gebogen. Die Zapfenschuppen bilden eine glänzende, fast flache, rhombische und quergekielte Apophyse, die einen deutlichen Nabel (Umbo) ohne Dorn trägt. Die Reife erfolgt im zweiten Jahr nach der Bestäubung. Die Öffnung der Zapfen erfolgt dann im Verlauf von mehreren Jahren. Reife Zapfen sind braun, werden mit zunehmendem Alter häufig aschgrau bis dunkelgrau. Die Keimkraft der Samen bleibt 12 Jahre und länger hoch. Nach einem Waldbrand oder nach dem Fällen des Baumes öffnen sich die Zapfen rasch und ermöglichen so eine Verjüngung.

Die Samen sind hell- bis dunkelgrau gefleckt, 5,8 Millimeter lang und 1,5 bis 3,8 Millimeter dick. Sie haben einen 1,6 bis 3,2 Zentimeter langen Flügel. Die Tausendkornmasse beträgt je nach Herkunft 13 bis 22 Gramm. Die Keimrate von rund 90 % wird durch Feuer nicht erhöht, die Art ist kein echter Pyrophyt, besiedelt jedoch häufig Brandflächen.

Die Sämlinge haben 7 bis 8 Keimblätter von rund 2,5 cm Länge. Im ersten Jahr erreichen sie 30 Zentimeter Höhe und bilden in dieser Zeit ausschließlich Primärnadeln, die bläulich grün und rund 2,2 Zentimeter lang sind.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[2]

Wurzelsystem

Die Bäume bilden Pfahlwurzeln. Haupt- und kräftige Lateralwurzeln dringen auf tiefgründigen und wohldrainierten Böden in Tiefen von bis zu 3 Metern vor. Auf flachgründigen Standorten werden lange und starke Seitenwurzeln gebildet die den Baum so verankern. Häufige Ektomykorrhiza-Partner sind der Tonblasse Fälbling (Hebeloma crustuliniforme), der Edelreizker (Lactarius deliciosus), der Violette Rötelritterling (Lepista nuda), der Zitronenblättrige Täubling (Russula sardonia), der Kuhröhrling (Suillus bovinus), Pisolithus tinctorius, Thelephora terrestris und Tricholoma albobrunneum. Diese Mykorrhiza-Partnerschaften sichern das Überleben der Art an trockenen und nährstoffarmen Standorten entlang der Mittelmeerküste.

Borke

Borke

Die Borke zeigt herkunftsspezifische Unterschiede. In Osteuropa ist die Borke rissig, rau und dunkelbraun; in Nordafrika glatt und hellbraun bis weiß; in Marokko schuppig; und in Westeuropa glatt bis rissig. Junge Triebe haben zunächst eine braun-grüne, später eine aschgraue Rinde.

Holz

Das Holz ist reich an Harz und von mittlerer Qualität. Das rötlich-braune Kernholz wird von einem gelblich-weißen Splint umgeben. Im Querschnitt sind zahlreiche Harzkanäle erkennbar. Aufgrund des hohen Harzgehaltes lässt es sich nur mäßig gut bearbeiten.

Mechanische Eigenschaften Wert Einheit
Darrdichte (r0) 0,71 g/cm³
Rohdichte (r12) 0,75 g/cm³
Druckfestigkeit (axial) 55 N/mm²
Biegefestigkeit 119 N/mm²
Schwindung, Volumen 12,2 %

Verbreitung und Standort

Verbreitungsgebiet der Aleppo-Kiefer
Aleppo-Kiefer in Murcia (Spanien)
Aleppo-Kiefer in Segarra (Spanien)
Aleppo-Kiefer mit einem Nest des Pinien-Prozessionsspinners (Traumatocampa pityocampa)

Die Aleppo-Kiefer ist an das Mittelmeergebiet gebunden und bestockt rund 3 Millionen Hektar natürlicher Wälder. In Nordafrika wächst sie von Marokko bis Libyen im Sahara-Atlas in Höhenlagen bis 2.200 Meter. Im Norden kommt sie vom Osten Spaniens über Südfrankreich, Italien und der Adriaküste der Balkanhalbinsel bis zu den Ionischen Inseln vor. In Griechenland erreicht sie die Ostgrenze ihrer europäischen Verbreitung, am Peloponnes steigt sie bis 1.000 Meter, in Chalkidiki bis 650 m. Im östlichen Mittelmeergebiet kommt sie von Israel über Jordanien bis in die Türkei vor. Einige isolierte Populationen gibt es im Libanon, in Syrien und der Süd-Türkei inmitten des Areals der Kalabrischen Kiefer (Pinus brutia). Bestände auf Korsika, auf Rhodos und der Südost-Türkei werden als künstliche Anpflanzungen gedeutet. Sie fehlt in den meisten mitteleuropäischen Sammlungen, da sie nördlich der Alpen nur an wenigen vor strenger Kälte geschützten Orten überleben kann.

Das Klima im Areal reicht von semi-arid über mediterran bis subhumid und humid. Die Jahresniederschläge reichen von 300 bis 1.000 mm, die Extremtemperaturen reichen von +50 °C bis −18,6 °C. Die Art ist empfindlich gegen Spätfröste. Sie kommt hauptsächlich über Kalkgestein vor, gedeiht aber auch über Schiefer, Serpentin und Gneis. Das pH-Optimum liegt zwischen 6 und 7,5, die Grenzbereiche liegen bei pH 5 bzw. 8,6. Auf Salzböden wächst sie nicht, sie erträgt aber Meerwasser-Gischt.

Die Aleppo-Kiefer wächst meist in Mischbeständen mit verschiedenen Eichen-Arten, aber auch anderen Kiefern wie die Kalabrische Kiefer (Pinus brutia), der Schwarzkiefer (Pinus nigra), der See-Kiefer (Pinus pinaster), der Pinie (Pinus pinea) und anderen Nadelgehölzen wie der Griechischen Tanne (Abies cephalonica), der Spanischen Tanne (Abies pinsapo), der Atlas-Zeder (Cedrus atlantica), dem Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus) und dem Phönizischen Wacholder (Juniperus phoenicea). Vor allem in griechischen Wäldern kommt sie häufig zusammen mit dem Östlichen Erdbeerbaum (Arbutus andrachne), dem Westlichen Erdbeerbaum (Arbutus unedo), dem Behaarten Dornginster (Calicotome villosa), Carpinus duinensis, verschiedenen Zistrosen (Cistus), der Baumheide (Erica arborea), Erica verticillata, der Manna-Esche (Fraxinus ornus), dem Dornigen Ginster (Genista acanthoclada), dem Olivenbaum (Olea europaea), dem Mastixstrauch (Pistacia lentiscus), der Terpentin-Pistazie (Pistacia terebinthus), der Breitblättrigen Steinlinde (Phillyrea latifolia), der Dornigen Bibernelle (Poterium spinosum), der Kermes-Eiche (Quercus coccifera), der Steineiche (Quercus ilex), und der Flaumeiche (Quercus pubescens) vor. Der Unterwuchs kann unter günstigen Bedingungen so dicht werden, dass er die Naturverjüngung der Aleppo-Kiefer gefährdet.

Häufige Verwechslung

In den Medien (Fernsehen, Bildbände, Internet) wird häufig die Pinie (lat.: Pinus pinea, engl.: Stone Pine) mit der im Mittelmeerraum dominierenden Aleppo-Kiefer (lat.: Pinus halepensis, engl.: Aleppo Pine) verwechselt. Es ist eher eine seltene Ausnahme, dass wirklich eine Pinie zu sehen ist, wenn von einer Pinie geredet wird. Ursache ist fast immer die falsche Übersetzung aus der englischen Sprache (engl. pine wird mit „Pinie“ anstatt, wie es richtig wäre, mit „Kiefer“ übersetzt). Am Standort kann die Aleppo-Kiefer leicht mit der See-Kiefer (Pinus pinaster) verwechselt werden, lässt sich von dieser aber anhand der gestielten Zapfen unterscheiden.

Krankheiten und Schädlinge

Es werden drei Pilzarten genannt, die vor allem auf regionaler Ebene von Bedeutung sind. Der Gemeine Hallimasch (Armillaria mellea) verursacht vor allem auf der Insel Euböa große Schäden. Er dringt über die Wurzeln ein und führt zum Absterben der Bäume. Man findet diese Art vor allem in Mischbeständen mit Eichen, seltener in Reinbeständen. Das Ockergelbe Mehlbecherchen (Cenangium ferruginosum) infiziert die Nadeln und verursacht eine Gelbfärbung dieser. Er kann auf die Zweigrinde übergreifen und Nekrosen und Harzaustritt verursachen. Befällt diese Art den Stamm, sterben darüberliegende Kronenteile ab. Er bildet Apothecien auf der befallenen Rinde. Die Art kommt vor allem in jungen Beständen vor, wo er alle 1 bis 3 Jahre epidemisch auftreten kann. Der Kiefernfeuerschwamm (Phellinus pini) tritt vor allem in der Umgebung von Athen, Thessaloniki und Kassandra auf. Er besiedelt und zersetzt das Kernholz lebender Bäume und macht diese dadurch anfälliger für Windwurf. Die Nematodenart Bursaphelenchus sexdentata löst eine Welkekrankheit aus. Der Bäckerbock (Monochamus galloprovincialis) frisst die Nadeln und nagt junge Zweige an, die oft absterben. 1- bis 3-jährige Triebe werden vom Großen Waldgärtner (Tomicus piniperda) ausgehöhlt und brechen später ab. Larven des Borkenkäfers Orthotomicus erosus fressen Gänge in die Rinde der Wirtsbäume. Ein sehr häufig vorkommender Schädling ist der Pinien-Prozessionsspinner (Traumatocampa pityocampa), dessen Raupen die Nadeln von jungen Bäumen fressen und in Nestern überwintern.

Nutzung

Die Aleppo-Kiefer ist im Mittelmeerraum ein wichtiger Forstbaum und wird vielfältig genutzt. Das Holz hat eine mittlere Qualität und wird zu Bauholz, Spanplatten, Fässern und Möbeln verarbeitet. Weiterhin wird es als Gruben- und Brennholz verwendet. In manchen Bereichen Nordafrikas ist es eine wichtige Energiequelle. Aufgrund seiner Dauerhaftigkeit findet es auch im Schiffbau Verwendung.

Die Harzgewinnung spielte bis vor einigen Jahrzehnten eine große Rolle, hat heute jedoch keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Das Harz der Aleppo-Kiefer wird dem Retsina-Wein zugesetzt.

In Tunesien werden die Samen zur Herstellung einer Süßspeise verwendet, die zum Geburtstag des Propheten Mohammed hergestellt wird.

Systematik

Die Aleppo-Kiefer wird innerhalb der Gattung Pinus in die Untergattung Pinus, Sektion Pinus und Subsektion Pinaster gestellt. Aufgrund des großen Verbreitungsgebietes gibt es eine große innerartliche Variation. Die früher als Unterart der Aleppo-Kiefer geführte Kalabrische Kiefer (Pinus brutia) wird heute als eigenständige Art angesehen und ist das Schwestertaxon zur Aleppo-Kiefer.[3]

In der Region um Grado in Italien und auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki treten natürliche Hybride zwischen diesen beiden Arten auf. Bei künstlichen Kreuzungsversuchen stellte sich heraus, dass eine Kreuzung nur gelingt, wenn die Kalabrische Kiefer als Mutterbaum fungiert.

Literatur

  • Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 393–402.

Weblinks

Commons: Aleppo-Kiefer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aleppo-Kiefer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Deutscher Name nach Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 18. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5408-1, S. 638.
  2. Tropicos. [1]
  3. David S. Gernandt, Gretel Geada López, Sol Ortiz García, Aaron Liston: Phylogeny and classification of Pinus. Taxon, Band 54, 2005, S. 29–42 (pdf; 452 kB) (Memento vom 24. August 2007 im Internet Archive)