Johannes Schöner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Johann Schöner)
Johannes Schöner, Stich aus dem 17. Jahrhundert
Westliche Hemisphäre des Schöner-Globus (1515, Ausgabe von 1520)
Weimer Globus 1533

Johannes Schöner oder Johann Schöner, latinisiert auch Johannes Schonerus (* 16. Januar 1477 in Karlstadt am Main, Unterfranken; † 16. Januar 1547 in Nürnberg, Mittelfranken) war ein deutscher Mathematiker, Geograph, Kartograf, Astronom, Astrologe sowie Drucker und Herausgeber wissenschaftlicher Werke.

Leben

Algorithmus demonstratus, 1534

Ab 1494 studierte Schöner in Erfurt Mathematik, Theologie und Medizin, jedoch ohne einen Abschluss. Einer seiner Kommilitonen war Martin Luther. 1500 wurde er zum Priester geweiht und hatte Pfarrstellen im Raum Bamberg und Karlstadt inne. In Nürnberg lernte er die beobachtende Astronomie bei Bernhard Walther. 1523 wurde er wegen Vernachlässigung des Chordienstes sowie wegen Konkubinats in die fränkische Schweiz strafversetzt. Nach dem Bauernkrieg von 1525 begab er sich nach Nürnberg und konvertierte zum Protestantismus. Auf Empfehlung von Philipp Melanchthon wurde er 1526 Professor für Mathematik am Egidiengymnasium – eine Stelle, die er bis ein Jahr vor seinem Tod innehatte. 1528 publizierte Schöner ein medizinisches Werk.[1]

Schöners Waldseemüller-Karte in der Library of Congress (2007)

Schon in Bamberg hatte er sich eine Druckerei eingerichtet. Mit der Unterstützung durch Johann Seyler fertigte er Erd- und Himmelsgloben an. Als Schüler von Martin Waldseemüller erstellte er mit die ältesten Erdgloben überhaupt. Zudem besaß er diejenige Kopie von Waldseemüllers Weltkarte, die in der Library of Congress ausgestellt ist.

Auf seinen Globen von 1515, 1520 (restauriert 1725 durch den Mathematiker und Globusbauer Johann Philipp Andreae (1700–1762)) und 1533 erscheint ein Brasilia inferior, getrennt durch eine Wasserstraße von Südamerika, das heißt vor der offiziellen Entdeckung der Magellanstraße im November 1520. Laut einem Traktat, das Schöner zeitgleich veröffentlichte, geht dies auf einen Korrespondentenbericht des Augsburger Handelshauses der Welser zurück, der in der Newen Zeytung auß Presillg Land erschienen war.[2] Diese Darstellung führte unter anderem zu der umstrittenen Hypothese Gavin Menzies’ (2002), dass der chinesische Admiral Zheng He um 1420 die ganze Welt kartographiert habe.

Schöner bearbeitete und veröffentlichte die astronomischen Beobachtungen, die seine Lehrer Bernard Walther und Regiomontanus über 40 Jahre in Nürnberg durchgeführt hatten: Observationes XXX annorum a I. Regiomontano et B. Walthero Norimbergae habitae [4°, Norimb. 1544].

Nicolaus Copernicus verwandte die Merkurbeobachtungen, schrieb sie aber Schöner zu, der sie ihm vor der Publikation mitgeteilt hatte. Es gab 45 Beobachtungen, davon 14 mit Länge und Breite. In Copernicus’ Hauptwerk werden 3 Merkurbeobachtungen angeführt, jedoch nur die Längen. Sie weichen aber leicht von den 1544 veröffentlichten Werten ab.

1538 hielt sich Georg Joachim Rheticus bei ihm auf. Vermutlich überzeugte er ihn zusammen mit dem Drucker Johannes Petreius, Copernicus in Frauenburg aufzusuchen und dessen Arbeiten druckfertig zu machen. Rheticus widmete ihm 1540 die Narratio Prima, die Vorveröffentlichung des Kopernikanischen Werkes.

Bernhard Walther hatte den Nachlass von Regiomontanus erworben, aber niemandem Zugang gestattet. Schöner publizierte einige der Arbeiten Regiomontans, wie die Begründung der wissenschaftlichen Kometenkunde Problemata XVI de cometae (1472) magnitudine longitudineque ac de loco ejus vero, den Algorithmus demonstratus, eine (ablehnende) Schrift über die Achsendrehung der Erde, das Handbuch der Trigonometrie.

Schöners erste eigene Publikation erschien 1515 in Bamberg: Horari cylindri canones, eine Anweisung zum Zeichnen von Sonnenuhren auf einem Zylindermantel. Auch noch in Bamberg veröffentlichte er eine Abhandlung über den Computus Ecclesiasticus, in der er unter anderem auf die Notwendigkeit einer Kalenderreform hinwies. Seine nachgelassenen Arbeiten wurden 1561 von seinem Sohn Andreas Schöner (1528–1590)[3] herausgegeben.

Schöner veröffentlichte zahlreiche Kalender und Prognostica, die hohe Auflagen erzielten. In späteren Jahren wandte er sich verstärkt der Astrologie zu und verfasste eine Einführungsschrift Opusculum Astrologicum (1539) sowie eine umfangreiche Monographie De iudiciis nativitatum Libri Tres (1545).[4] In diesem Zusammenhang ist auch seine Herausgabe von Bernard Walthers Canones de judiciis aurae zu sehen, ein Versuch, die Meteorologie auf Gestirnseinwirkungen zurückzuführen.

Ein 1529 von Lucas Cranach dem Älteren geschaffenes Porträt, das sich in den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel befindet, war von 1964 bis 1992 auf dem Geldschein über 1000 Deutsche Mark abgebildet. Umstritten ist, ob es Johannes Schöner zeigt oder, gemäß einer späteren Aufschrift, den Theologen Johannes Scheyring.[5]

Ehrungen

Die IAU ehrte ihn durch die Benennung des Marskraters Schöner. Zudem trägt das Gymnasium in seinem Geburtsort Karlstadt seinen Namen.

Literatur

Weblinks

Commons: Johannes Schöner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Joachim Telle: Das Arzneibuch Johannes Schöners und seine mittelhochdeutschen Quellen. In: Centaurus 17, 1973, S. 119–141.
  2. Christian Jostmann: Magellan, München 2019, S. 78.
  3. Siegmund Günther: Schöner, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 294 f.
  4. Monika Maruska: Johannes Schöner. Wien 2008, S. 132 ff.
  5. Max J. Friedländer, Jakob Rosenberg: Die Gemälde von Lucas Cranach. Stuttgart 1979, S. 135, Nr. 331.