Johann Beringer
Johannes Bartholomäus Adam Beringer, auch Johann Barthel Adam Beringer oder nur Barthel Adam Beringer (* um 1670 in Würzburg; † 11. April 1738 ebenda)[1] war ein deutscher Arzt, Professor der Medizin in Würzburg und Leibarzt des Fürstbischofs von Würzburg. Bekannt wurde Beringer vor allem durch einen Streich, den dem Sammler von Versteinerungen Studenten spielten.
Leben
Johann Beringer ist der Sohn eines J. L. Beringer, welcher am Würzburger Juliusspital als Arzt tätig war.[2] Sein Medizinstudium schloss er 1693 ab. Er war seit dem 14. Dezember 1694 zunächst außerordentlicher und von 1703 bis zu seinem Tode 1738 ordentlicher Medizinprofessor an der Universität Würzburg, wo er auch als Botaniker, Professor der Zootomie und Dekan tätig war. 1695 war er als Gartenvorstand mit der Neubildung des auf dem Gelände des Juliusspitals gelegenen Botanischen Gartens beauftragt worden.
Als Erster Arzt des Universitätskrankenhauses Juliusspital war er ab 1701 auch fürstbischöflicher Leibarzt.
Sein Leben und sein zu der Frühaufklärung zählendes Lebenswerk ist überschattet durch die von ihm durch Abbildungen veröffentlichten Würzburger Lügensteine in der Lithographia Wirceburgensis (Würzburg 1726, mit neuem Titelblatt 1767).
Beringer fand in einer Sandgrube der Gegend mehrere Versteinerungen, die ihn veranlassten 1726 ein Werk unter dem Titel: Lithographiae Wirceburgensis, ducentis lapidum figuratorum a potiori insectiformium prodigiosis imaginibus exornatae specime herauszugeben. Mit dem Fund war ihm jedoch von Studenten ein Streich gespielt worden, denn die Versteinerungen, die Beringer für echt hielt, waren von einem Steinmetz gefertigt und am Fundort vergraben worden. So war etwa auf einem der Steine in hebräischer Sprache das Wort „Esel“ zu lesen. Beringer räumte später seine Täuschung ein. Seither ist in Wissenschaftskreisen die Redensart: „Es ist ihm wie Beringern gegangen“ oder „Es ist schon manchem gegangen wie Beringer“ für die sprichwörtliche Bedeutung: „Er ist betrogen worden.“[3]
Der Fälschungsvorgang war vermutlich in eine Intrige der Jesuiten gegen den Würzburger Historiker Johann Georg von Eckhart eingebettet.[4]
Johannes Christoph Ludwig Beringer (1709–1746), Universitätsprofessor in Heidelberg und Leibarzt des Speyerer Fürstbischofs, war sein Neffe.
Publikationen
- Connubium Galenico-Hippocraticum, Sive Idaea Institutionum Medicinae Rationalium, Secundum Veterum & Recentiorum Sententias Compendiose Contractarum, In Qua Et Prima Rudimenta, & solidiora Fundamenta totius Medicinae distinctè & perspicuè ostenduntur. Bruggmayer, Regensburg; Hertz, Würzburg 1708. (Digitalisat)
- Dialipsis Hygiologico-Medica Inauguralis, Sive Tractatus de conservanda Corporis Humani viventis Sanitate, ad eandemque conservandam necessariis, & nonnecessariis Rebus. Hertz, Würzburg 1710. (Digitalisat)
- Lithographiae Wirceburgensis, ducentis lapidum figuratorum, a potiori insectiformium, prodigiosis imaginibus exornatae specimen primum, quod in dissertatione inaugurali physico-historica, cum annexis corollariis medicis, authoritate et consensu …. Fuggart, Würzburg 1726. (Digitalisat)
- Plantarum quarundam exoticarum perennium in horto medico Herbipolensi munificentissima Principali liberalitate anno r.s. MDCCXXI noviter erecto reperiundarum catalogus, pro anno MDCCXXII usitatoribus, iisdemque a potiori receptis inscriptionibus, …. Würzburg 1722. (Digitalisat)
- Rudimenta mineralurgiae. Engmann, Würzburg 1734. (Digitalisat)
- Gründlich- und richtigste Untersuchung deren Kißinger Heyl- und Gesundheits-Brunnen, welche aus gnädigster Verordnung des hochwürdigsten ... Herrn Friderich Karl, Bischoffen zu Bamberg und Wirtzburg ... vorgenommen. Kleyer, Würzburg 1738. (Digitalisat)
Literatur
- Wilhelm von Gümbel: Beringer, Joh. Bartholomäus Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 399.
- Petra Hubmann: Johannes Bartholomäus Adam Beringer (1670–1738) ein katholischer Naturforscher und Frühaufklärer als Beispiel für die Professionalisierung des akademischen philosophischen Mediziners im frühen 18. Jahrhundert. Dissertation, Darmstadt 2010[5]
- Henning Bärmig: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Medizinische Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1969, S. 31 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Henning Bärmig: Die Personalbibliographien der an der Medizinischen Fakultät der Alma Mater Julia zu Würzburg von 1582 bis 1803 lehrenden Professoren mit biographischen Angaben. Medizinische Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1969, S. 31
- ↑ Henning Bärmig, S. 31
- ↑ Beringer. In: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Band 5. Leipzig 1880, S. 318.
- ↑ Cornelius Steckner: Lügenstein und Weltarchäologie. Zum 300jährigen Gedächtnis der Approbation der Leibnizschen Protogaea. In: Irrtümer & Fälschungen der Archäologie. Herne 2018, ISBN 3961760306, S. 86–93.
- ↑ Inhaltsverzeichnis (Memento des Originals vom 14. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 74 kB)
Personendaten | |
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NAME | Beringer, Johann |
ALTERNATIVNAMEN | Beringer, Johannes Bartholomäus Adam (vollständiger Name); Beringer, Johann Barthel Adam (vollständiger Name); Beringer, Barthel Adam |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt, Professor der Medizin in Würzburg und Leibarzt des Fürstbischofs von Würzburg |
GEBURTSDATUM | um 1670 |
GEBURTSORT | Würzburg |
STERBEDATUM | 11. April 1738 |
STERBEORT | Würzburg |