Johannes Böhm (Humanist)

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Titelblatt der Mores, Lyon 1541

Johannes Böhm, auch Boehm, Boemus, Bohemus, Bohemus Aubanus (* um 1485 in Aub; † 9. Juni 1534 in Rothenburg ob der Tauber[1]), war ein deutscher Humanist.

Leben und Werk

Als Priesterbruder an der Deutschordenskommende Ulm schrieb Böhm von 1517 bis 1520 sein völkerkundliches Hauptwerk Omnium gentium mores, leges et ritus, das ihn als einen der ersten humanistischen Ethnographen ausweist (Erstdruck: Augsburg 1520 – VD 16: B 6316). Das Werk, das in drei Büchern die Völker Afrikas, Asiens und Europas und auch die deutschen Stämme beschreibt, war überaus erfolgreich, es erlebte viele weitere Auflagen und Übersetzungen. Die Abschnitte über Deutschland wurden vor allem von Sebastian Franck in seinem Weltbuch und von Sebastian Münster in seiner Kosmographie verwertet.

Als einer der ersten Gelehrten beschäftigte sich Böhm mit den frühmittelalterlichen deutschen Volksrechten („Leges“), aus denen er Auszüge im Abschnitt über die Bayern mitteilte.

1515 hatte Böhm bereits einen lateinischen Gedichtband Liber heroicus veröffentlicht, der auch ein Lobgedicht auf die Stadt Ulm enthält. Ein Gedicht steuerte der Tübinger Humanist Heinrich Bebel bei.

Böhm war mit dem Ulmer Humanisten und Arzt Wolfgang Rychard sowie dem Altertumsforscher Andreas Althamer befreundet, wie aus deren Briefwechsel hervorgeht.

1522 wechselte er an die Deutschordenskommende Kapfenburg. Zuletzt ist er in Rothenburg ob der Tauber belegt, wo er am 9. Juni 1534 starb.

Namensgleichheit

In der ADB wird Böhm mit einem gleichnamigen Ulmer Hebraisten verwechselt.[2]

Werke

Briefe an Althamer gab Ballenstedt 1740 heraus (Nachweis des Digitalisats im Artikel Andreas Althamer).

Literatur

  • Erich L. Schmidt: Deutsche Volkskunde im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Berlin 1904.
  • Erich L. Schmidt: Johannes Böhm aus Aub. Die Entstehung der deutschen Volkskunde aus dem Humanismus. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Jg. 12. C.H. Beck, München 1939, S. 94–111 (online – Aufsatz von Erich L. Schmidt, ergänzend zu seiner Veröffentlichung von 1904, teilweise mit NS-Ideologie versetzt).
  • Max Huber: Boemus, Joannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 403 (Digitalisat).
  • Helmut Binder: Descriptio Sueviae. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. Band 45, 1986, S. 179–196.
  • Ulrich Gaier u. a. (Hrsg.): Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1000–1800. OEW, Ulm 2003, ISBN 3-937184-00-7, Band 1: S. 402, Band 2: S. 54f.
  • Hartmut Kugler, in: Verfasserlexikon: Deutscher Humanismus (beste Zusammenfassung der verstreuten Forschung, aber selbst nicht vollständig)

Einzelnachweise

  1. Erich L. Schmidt: Wann starb Johannes Böhm?. In: Ulm und Oberschwaben 35 (1958), S. 169–173.
  2. Carl Ruland: Boemus, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 30. Siehe den Irrtum noch 1971 in einer Monographie in Google Book Search