Josef Fürst (Gastwirt)

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Josef Fürst (* 16. März 1863 in Schliersee; † 12. Januar 1940 in Murnau am Staffelsee) war ein deutscher Buchdrucker, Zeitungsverleger und Gastwirt.

Leben

Beim Miesbacher Anzeiger absolvierte er eine Ausbildung zum Buchdrucker und nahm schon im Miesbacher Raum rege am Vereinsleben Teil und war bei Vereinsgründungen beteiligt. Um etwa 1886 siedelte mit einer Zwischenstation in Garmisch-Partenkirchen nach Murnau um. Dort wurde er Gemeinderatsmitglied, gründete den Staffelsee-Boten, der später Murnauer Tagblatt hieß und den er im Alter an seinen Sohn übergab. Außerdem nahm er auch dort viel am Vereinsleben der Gemeinde teil. Er war der Initiator der alten Turnhalle in Murnau,[1] in der er dann selbst bei Theateraufführungen mitspielte. Darüber hinaus war er Initiator des Strandbadbaus der Marktgemeinde.[1] Er hatte insgesamt mit seiner Frau Barbara vier Töchter (Barbara, Agnes, Josefine [genannt „Finni“], Aloisia [genannt „Luise“]) und drei Söhne. Die älteren beiden Söhne Josef und Karl starben im Ersten Weltkrieg.

Im Alter, ab 1920 bis 1928 ließ er in Murnau auf dem Dünaberg zunächst den großen Kaser, später den kleinen Kaser und als letzten Teil ein zusätzliches Gästehaus bauen.[2] Im großen Kaser war die Gaststube. Auf alten Ansichtskarten ist der kleine Kaser zuweilen als „Almhütte“ bezeichnet und das Gästehaus als „Landhaus“. Dieses Ensemble der drei Gebäude wurde Fürst-Alm genannt und war zumindest zum Teil entworfen von Emanuel von Seidl.[3] Die Fürst-Alm war lange Zeit ein beliebtes Lokal und hatte eine urig-originelle Ausstattung, unter anderem mit Bemalungen der Wände. Der Schriftsteller Ödön von Horváth besuchte während sein Murnauer Zeit öfter die Fürst-Alm und er verewigte diese und Josef Fürst in einem kurzen Text.[4] Außerdem sind von Horváth schriftliche Erwähnungen der Fürst-Alm aus seiner persönlichen Korrespondenz bekannt.[5]

Ehrungen

  • Nach ihm ist die Josef-Fürst-Straße in Murnau benannt.
  • Ehrenvorstand des Turnvereins Murnau, dessen erster Vorstand er 37 Jahre, von 1891 bis 1928 war.[6]
  • Ehrenvorsitzender des Gewerbevereins Murnau.

Literatur

  • Irene Dütsch: Die Fürst-Alm – Gaststätte mit „Murnaus schönster Aussicht“. Eine kulturgeschichtliche Spurensuche. In: Schönere Heimat. Herausgeber: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e. V., Nr. 2/2015, Jahrgang 104, S. 114–124; diese Ausgabe der Schöneren Heimat, mit Beiträgen aus der Murnauer Ortsgeschichte, erschien in Verbindung mit den 38. Bayerischen Heimattagen vom 12. bis 13. Juni 2015 in Murnau
  • C. Haupt: Fürst: Turnvater, Trachtler und Theaterer. In: Weilheimer Tagblatt. 3. Januar 1994, in der Rubrik: Murnauer Tagblatt
  • C. Haupt: Redakteur, Verleger und Drucker in einer Person. Vor 105 Jahren gab Josef Fürst ersten Staffelseeboten heraus. In: Weilheimer Tagblatt. 24. Dezember 1993, in der Rubrik: Murnauer Tagblatt
  • Ödön von Horváth: Die Fürst Alm in Murnau. In: Elisabeth Tworek (Hrsg.): Literarische Sommerfrische. Künstler und Schriftsteller im Alpenvorland. Allitera Verlag, 2. Auflage von 2011, ISBN 978-3-86906-150-4, S. 51–52; dieser Text ist ebenfalls zu finden in: Horváth: Sportmärchen, Gesammelte Werke II, in der Gesamtausgabe des literarischen Werks von Horváth vom Suhrkamp Verlag in 15 Bänden von 1988, ISBN 3-518-37561-X, S. 133–134.
  • Peter Blath: Der Staffelsee und seine Anrainergemeinden. Sutton Verlag, Erfurt 2006, ISBN 3-86680-039-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Elisabeth Tworek-Müller (Hrsg.): Horváth und Murnau 1924–1933. 1988, S. 102; dort ist außerdem ein Foto der Fürst-Alm mit einer kurzen Beschreibung von Josef Fürst und der Text von Horváth über die Fürst-Alm ist ebenfalls dort in Auszügen vorhanden
  2. Irene Dütsch: Die Fürst-Alm – Gaststätte mit „Murnaus schönster Aussicht“. Eine kulturgeschichtliche Spurensuche. In: Schönere Heimat. Nr. 2/2015, S. 114–117; dort ist eine genaue Baugeschichte der Gebäude enthalten
  3. Treffpunkt der Sommergäste und Künstler – Emanuel von Seidl entwarf Alm-Café für Verleger und Vereinsfunktionär Josef Fürst. In: Weilheimer Tagblatt. 28. Dezember 2005.
  4. Dieser Text hatte seine Erstveröffentlichung wahrscheinlich bei: Ödön von Horváth: Abseits der Alpenstraßen. In: Berliner Tagblatt. 1. März 1929.
  5. Irene Dütsch: Die Fürst-Alm – Gaststätte mit „Murnaus schönster Aussicht“. Eine kulturgeschichtliche Spurensuche. In: Schönere Heimat. Nr. 2/2015, S. 114 (an Lotte Fahr) und S. 122–123 (Postkarte an den Schauspieler Albert Hoerrmann in Berlin-Wilmersdorf; diese Ansichtskarte war bis dahin unbekannt)
  6. Die Chronik des TSV Murnau 1865 e. V. zum 150-jährigen Vereinsjubiläum, Herausgeber: TSV Murnau, 2015, S. 27; an dieser Stelle befindet sich eine chronologisches Verzeichnis der ersten Vorstände des TSV