Josef Hlaváček

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Josef Hlaváček (* 1864 in Louny; † 1944 ebenda) war ein böhmischer Harmonikabauer. Er und seine Firma hatten einen maßgeblichen Anteil an der Verbreitung von Harmonikas mit Helikon-Bässen (Heligonka).

Firmengeschichte

Josef Hlaváček erlernte das Handwerk des Harmonikabauers im heutigen Österreich, gemäß einen Gespräch mit Herrn Ladislav Titlbach, dem heutigen Geschäftsführer der Nachfolgefirma Harmonikas. Er gründete im Jahr 1885 in Louny eine Harmonikafirma.

Sein Bruder Jan Hlaváček († 1895) gründete im Jahr 1888 ebenfalls eine Firma, deren Betrieb dann von seiner Mutter Antonie Hlaváčková (* 1840 in Louny) vom frühen Tod ihres Sohnes Jan 1895 an bis 1900 weitergeführt wurde. Anschließend führte Jans Bruder Antonín Hlaváček (* 1869 in Louny) ab 1900 das Unternehmen weiter. Frantisek Zíma (* 1895 in Louny), der seit 1910 bei seinem Schwager Antonín Hlaváček in Louny und Prag arbeitete, machte sich im Jahr 1929 in Prag selbständig; seine Firma bestand bis 1959.

1922 erfolgte der Umzug der Firma Josef Hlaváček von Louny nach Prag mit der ganzen Werkstatt und 20 Beschäftigten. Nach dessen Tod im Jahr 1944 führten seine Söhne das Unternehmen in Prag bis zur Enteignung weiter.

Die Herstellung in Louny übernahm Jan Klasek, welcher mit seiner Firma von Wien nach Louny übersiedelt war, wo er die Werkstatt von Antonin Hlaváček übernahm. Als erster begann er auch Harmonikabälge herzustellen, welche er auch an andere Hersteller und Reparaturwerkstätten verkaufte. Nach seinem Tod übernahmen Jan Pospísil und Frantisek Hlaváček seine Firma. Jan Pospísil arbeitete als Harmonikabauer von 1880 bis 1930 in Louny. Frantisek Hlaváček war nicht verwandt mit den Hlavacek-Brüdern.

Am Standort Louny stellt die Fa. Harmonikas heute Stimmplatten her.

Weltgeltung

Hlaváček's Harmonikas waren Anfang des 20. Jahrhunderts in der ganzen Welt bekannt, sie wurden u. a. nach Russland, Nordamerika, Frankreich, Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien, Serbien, Slowenien, Kroatien, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Australien und auf den Kanarischen Inseln verkauft. Den Instrumenten lagen jeweils auch Harmonikaschulen bei.

1910 begann die Fa. Hlavacek mit der Fertigung chromatischer Akkordeons mit 3 Reihen und 36 Knöpfen, mit Bässen, in Dur und Moll. Das Unternehmen Hlavacek stellte damals jährlich 500–600 Stück Harmonikas her, dies ist ungefähr die Größenordnung, die heute die Fa. Rupert Novak in Klagenfurt besitzt.

Lehrmaterial

Im Jahr 1892 gab Josef Hlaváček eine Harmonikaschule für Autodidakten heraus (Cesko-slovanska skola pro samouky ku hre na dvouradovou 19-klapkovou harmoniku. Böhm.-slav. - boh. Laun, Venta 1892.) Um das Jahr 1910 gab Josef Hlaváček detailliertere Anleitungen für die Dreireiher-Typen der diatonischen Harmonikas heraus. Die Lehrhefte kamen in mehreren Ausgaben und richteten sich auch an völlige musikalische Anfänger, welche die Harmonika rein mit Tabulatur erlernten. Für die chromatischen Akkordeons gab er im Jahr 1914 ein umfangreiches Lehrbuch heraus, das auch einen umfangreichen theoretischen Teil enthält („Schulungsheft für das chromatische Akkordeon, besonders geeignet für Selbstlerner“).

Cyrill Hlaváček

Der Harmonikabauer Cyrill Hlaváček in Brünn war nicht mit den Hlavaceks aus Louny verwandt, er benutzte jedoch die Namensgleichheit zu unseriöser Werbung für seine Harmonikas. In der Werbung pries er sich als „Harmonikafabrikant und Lehrer“ an, im Jahr 1929 gab der Brünner Verleger J. Stozicky seine Harmonika-Lehrbücher heraus.