ǃKung

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ǃKung
beim Bau eines Pfeils im „lebendigen
Juǀ’hoansi
-Museum“ in Namibia

Die

ǃKung

[Khi 1] sind die nordwestliche Gruppe der indigenen San-Völker (früher „Buschleute“) im südlichen Afrika. Sie leben vor allem im nördlichen Kalahari-Becken Namibias. Einzelne Lokalgruppen sind auch in Botswana und Angola beheimatet.[1] Die Bezeichnung

ǃKung

ist die Eigenbezeichnung einer Untergruppe, die von Außenstehenden jedoch häufig als Oberbegriff genutzt wird. In der Literatur wird zudem die Bezeichnung der Untergruppe

Juǀ’hoansi

bisweilen auf alle

ǃKung

angewendet.

Die Ethnie wird in drei Dialektgruppen unterteilt, die nach zentralen Orten benannt werden:[2][3]

  • ǃKung-Ekoka
    (Eigenbezeichnungen:
    ǃKung
    ,
    ǃKu~
    ,
    ǃXu~
    ,
    ǃHu~
    , Qxu, Qxû,
    ǃXun
    ,
    ǃKhung
    )
    ; 2014 etwa 9.100 Personen
  • ǃKung-Gobabis
    (Eigenbezeichnungen:
    ǁAuǁEi
    ,
    ǁX’auǁ’E
    ,
    ǂKx’auǁ’Ei
    , Auen, Kaukau, Koko)
    ; 2014 etwa 7.700 Personen
  • ǃKung-Tsumkwe
    (Eigenbezeichnungen:
    Juǀ’hoansi
    ,
    Juǀ’hoan
    , Ju’oasi, Xû,
    ǃXun
    , Kung,
    ǃXo
    , Zhu’oasi, Dzu’oasi, Tshumkwe, Dobe Kung, Xaixai)
    ; 2014 etwa 45.200 Personen

Die

gehört zum Dialektkontinuum der Ju-Khoisansprachen.

ǃKung

, selten auch

ǃXun

, historisch wohl auch Akung, bezeichnet „Menschen“. Es besteht traditionell eine absolute Gleichberechtigung der Geschlechter.[4] Sie sind traditionell in Horden organisiert und lebten bis in die 1970er Jahre als Jäger und Sammler.[5]

Namibia

Heimat der

ǃKung

in Namibia, die hier vor allem als

Juǀ’hoansi

oder

Zuǀ’oãsi

bekannt sind,[6] ist vor allem das Gebiet

Nǂa-Jaqna

(Ziziphus mucronata) um das Omatako-Tal in der Region Otjozondjupa. Ihr Gebiet umfasst etwa 9120 Quadratkilometer und knapp 3900 Einwohner.[7] Sie sind durch die Traditionellen Verwaltung der

ǃKhung

staatlich anerkannt. Ihr steht der

ǁ’Aiha

, oder auch

ǂGaoxa

vor.[8] Seit 2015 hat Glony Arnold das Amt inne. Die

Juǀ’hoansi

sprechen

Juǀ’hoan (Sprache)

.

Die San-Völker gelten als ärmste Volksgruppe der Welt. Aus diesem Grund werden sie in Namibia durch ein beim Premierminister aufgehängtes Förderprogramm unterstützt.[9]

Vor allem durch die Filmreihe Die Götter müssen verrückt sein rund um den

ǃKung

wurde das Volk international bekannt.

Religion

Die

ǃKung

glauben an einen einzigen Gott mit dem Namen Khu oder auch Huwa. Er gilt als Schöpfer und Erhalter allen Lebens.[10] Er gilt als allwissend und auch Richter, der die Menschen unter anderem durch das Wetter bestraft.[11] Hierzu kommen der Glauben des Animismus und Animatismus. Der Glaube der

ǃKung

ist eng mit den Geistern der Toten und Ahnen verankert, die unsterblich im Himmel leben.[12] Dieser llgauwasi, vor dem Respekt und Angst herrscht, kann vom Himmel auf die Erde kommen und mit den Menschen kommunizieren.[12] Die

ǃKung

praktizieren Schamanismus, um mit dem Geistwesen zu kommunizieren. Die Geistheilung (

nǀum

) spielt eine dominierende Rolle in der Kultur der

ǃKung

. Jedem

ǃKung

steht es offen ein Heiler durch Training zu werden. Etwa der Hälfte der Männer und einem Drittel der Frauen wird nachgesagt heilen zu können.[4]

Anmerkungen

  1. Anmerkung: Dieser Artikel enthält Schriftzeichen aus dem Alphabet der im südlichen Afrika gesprochenen Khoisansprachen. Die Darstellung enthält Zeichen der Klicklautbuchstaben ǀ, ǁ, ǂ und ǃ. Nähere Informationen zur Aussprache langer oder nasaler Vokale oder bestimmter Klicklaute finden sich z. B. unter Khoekhoegowab.

Siehe auch

Literatur

  • Richard Katz: Boiling Energy, Community Healing among the Kalahari Kung. Harvard University Press, Cambridge 1982.
  • Richard Borshay Lee: Subsistence Ecology of ǃKung Bushmen. Berkeley 1965, Dissertation an der University of California.
  • Richard Borshay Lee: The ǃKung San: Men, Women and Work in a Foraging Society (1979), Cambridge and New York: Cambridge University Press. (Chapter 9 available here)
  • Richard Borshay Lee: Politics, sexual and non-sexual, in an egalitarian society. In: Politics and History in Band Societies Cambridge University Press, New York 1982, S. 37–59.
  • Richard Borshay Lee: Art, science, or politics? The crisis in hunter-gatherer studies. In: American Anthropologist 94, 1992, S. 31–54.
  • Richard Borshay Lee: The Dobe Juǀʼhoansi. Thomson Learning, Wadsworth 2003.
  • Lorna Marshall: The ǃKung of Nyae Nyae. Harvard University Press, Cambridge 1976.
  • Lorna Marshall: Nyae Nyae ǃKung Beliefs and Rites. Peabody Museum Monographs, Nr. 8, 1999.
  • Daniel Mischke: Die IKung-Buschleute: Ein Urvolk im heutigen Namibia. Pro Business, Berlin 2008, ISBN 978-3-96409-022-5.
  • Oskar Nadler: Das Leben der !Kung-Buschleute aus heutiger Sicht. OSERNA - africana - VERLAG, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-9806392-4-8.
  • Oskar Nadler: Die Pfeilgifte der !Kung-Buschleute. OSERNA - africana - VERLAG, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-9806392-5-5.
  • Gottlieb Polzer, Arnold Huber: Die letzten Steinzeitjäger: Begegnungen und Erlebnisse mit den letzten freien Kung-Buschleuten in Namibia. Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH, Grevesmühlen 2012, ISBN 978-3-937431-74-1.
  • Marjorie Shostak: Nisa The Life and Words of a ǃKung Woman., Harvard University Press, Boston 2006.
  • Elizabeth Marshall Thomas: The Old Way, A Story of the First Peopl.e New York 2006, Farrar Straus Giroux.

Einzelnachweise

  1. P. Draper: ǃKung Women: Contrasts in Sexual Egalitarianism in Foraging and Sedentary Contexts, in: Anthropology Faculty Publications, Ausgabe 45, 1975 [1]
  2. Hartmut Motz: Sprachen und Völker der Erde – Linguistisch-ethnographisches Lexikon. 1. Auflage, Band 2, Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2007, ISBN 978-3-86634-368-9. S. 130.
  3. Stichwort: Kung in: der Online-Ausgabe von Hartmut Motz: Sprachen und Völker der Erde mit aktuelleren Bevölkerungszahlen, abgerufen am 4. Juni 2020.
  4. a b Holly Peters-Golden: Culture sketches: case studies in anthropology, 6th. Auflage, The McGraw-Hill, Dubuque, Iowa 2012, ISBN 978-0-07-811702-2, OCLC 716069710.
  5. M. Konner: Timing and Management of Birth among the ǃKung: Biocultural Interaction in Reproductive Adaptation, in: Cultural Anthropology, Ausgabe 2, Nummer 1, 1987, S. 11–28
  6. Alan Barnard: Ju/’hoansi or !Kung, in: Bushmen Kalahari Hunter-Gatherers and their Descendants, Cambridge 2019, Cambridge University Press, S. 118–153.
  7. N#a-Jaqna Conservancy. NACSO. Abgerufen am 8. Mai 2020.
  8. Government Gazette 5818. Republic of Namibia, 1. September 2015.
  9. San Development Programme. Office of the Prime Minister. Abgerufen am 8. Mai 2020.
  10. John S. Mbiti: Concepts of God in Africa. The Camelot Press, London 1971, ISBN 978-0-281-02347-9, S. 332.
  11. Raffaelle Pettazzoni: The All-Knowing God. Methuen & Co., London 1954, ISBN 978-0-405-10559-3, S. 32.
  12. a b L. Marshall: ǃKung Bushman Religious Beliefs, in: Africa: Journal of the International African Institute, Ausgabe 32, Nr. 3, 1962, S. 221–252